Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel
BeitragVerfasst: Mittwoch 14. Mai 2014, 17:17 
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@Nordlicht,

die Veränderungen während eines Aufenthalts im „betreuten Nichttrinken“ sind
relativ. Die meisten landen dort nicht ganz aus freiem Entschluss, sie werden von ihrem
Umfeld dazu gedrängt oder vom Arbeitgeber dazu verdonnert. Natürlich gibt es auch
die, denen klar geworden ist, dass sie dringend eine Trinkpause benötigen.
Alle miteinander haben eines gemeinsam, sie stellen eine Minderheit von ca. 10%, die
auf diese Art Kontakt zum Suchthilfesystem aufgenommen haben.

Aber die anderen 90% trinken beileibe nicht bis zum St. Nimmerleinstag weiter, einige
geben ihren ungeliebten und krankmachenden Job auf, andere wechseln den Partner und
wieder andere beschließen ganz unspektakulär, dass es jetzt einfach mal genug war.
Neuerdings soll es sogar Menschen geben, die zum Arzt gehen und nach einem ganz
bestimmten Medikament fragen ...

Die meisten aus der letztgenannten Gruppe haben den Spruch „einmal Alki, immer Alki“ nie
gehört, weil sie nie in einer klinischen Entgiftung waren. Ihnen hat nie ein „Suchtspezialist“
zum Abschied in der Klinik gesagt, „sie dürfen nie wieder ein Mon Cherie essen“. Niemand
hat sie mit den segensreichen Besuchen einer sektenähnlichen Selbsthilfegruppe konfrontiert.
Sie haben all' diese düsteren Prophezeiungen nie gehört und infolgedessen nicht verinnerlicht.

Sie alle haben deshalb gute Chancen, mit oder ohne Baclofen, nach einer längeren Abstinenzphase,
kontrolliertes Trinken nach Körkel oder nach eigenem Ermessen erfolgreich zu praktizieren.
Es hat auch wenig mit dem Schweregrad des Alkoholismus aber viel mit dem
sozialen Umfeld und einer ungebrochenen Persönlichkeit zu tun.

Wer sich selbst niemals aufgegeben hat, hat in der Regel genügend Ressourcen zur Verfügung,
um den gefürchteten Kontrollverlust zu vermeiden. Mit Baclofen fällt die Modulation
der aus dem Gleichgewicht geratenen Neurotransmitter leichter, bis hin zur Aufrechterhaltung
einer zufriedenen Abstinenz ist alles möglich. Vor einigen Jahren wurde auf einem Sucht-
kongress die These aufgestellt, dass anhand von bestimmten Biomarkern nach einjähriger
Abstinenz keine Unterscheidung zwischen Trinkern und Nichtrinkern nachweisbar ist.
Im Kern ist das genau diese Aussage:
Karl Mann hat geschrieben:
„Wenn nun über ein halbes oder ein ganzes Jahr lang wenig getrunken wird“,
so Mann, „kann sich das Ungleichgewicht zwischen den Neurotransmittern wieder normalisieren.
Und das würde bedeuten – aber das ist eine reine Vermutung, die erst durch Langzeitstudien
bewiesen werden muss –, dass man dieses Medikament nicht sein Leben lang nehmen muss“.

Für mich kämen evidenzbasierte Langzeitstudien zu spät. Im Unterschied zu Karl Mann
verfüge ich über genügend Selbsterfahrung um diese Vermutung schon heute bestätigen
zu können. Wobei ich natürlich 1 Jahr Abstinenz für zielführender halten würde.
Auch würde ich aus vielen Gründen Baclofen anstatt Nalmefen den Vorzug geben.

LG Federico

_________________
„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel
BeitragVerfasst: Mittwoch 14. Mai 2014, 18:11 
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Registriert: Donnerstag 19. Dezember 2013, 14:30
Beiträge: 54
Federico hat geschrieben:
Im Kern ist das genau diese Aussage:
"Karl Mann hat geschrieben:
„Wenn nun über ein halbes oder ein ganzes Jahr lang wenig getrunken wird“,
so Mann, „kann sich das Ungleichgewicht zwischen den Neurotransmittern wieder normalisieren.
Und das würde bedeuten – aber das ist eine reine Vermutung, die erst durch Langzeitstudien
bewiesen werden muss –, dass man dieses Medikament nicht sein Leben lang nehmen muss“."

Für mich kämen evidenzbasierte Langzeitstudien zu spät. Im Unterschied zu Karl Mann
verfüge ich über genügend Selbsterfahrung um diese Vermutung schon heute bestätigen
zu können.

Das heißt Du hast Deine Neurotransmitter in Ordnung gebracht und Baclofen abgesetzt? Wenn das funktioniert, gibt das eine völlig neue Verhandlungsbasis für die Behandlung!!!

Nordlicht hat geschrieben:
Nee, wirklich, das ist so geil: ich bewerbe ein Medikament, mit u.a. dem Claim, dass es eigentlich keines Medikamentes benötigt....

ablach :ymtongue: :YMAPPLAUSE:

Ich kann nicht mehr....Nordlicht

die 40% Placebo-Effekt gelten dann für Baclofen auch. ;)


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 Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel
BeitragVerfasst: Mittwoch 14. Mai 2014, 19:25 
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anniebae hat geschrieben:
Wenn das funktioniert,
gibt das eine völlig neue Verhandlungsbasis für die Behandlung!!!

Mit wem müsste auf der neuen Basis verhandelt werden?

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 Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel
BeitragVerfasst: Mittwoch 14. Mai 2014, 20:32 
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anniebae hat geschrieben:
die 40% Placebo-Effekt gelten dann für Baclofen auch. ;)
Nur, dass für Baclofen niemand Werbung macht, ausser die Betroffenen selbst. Und gegen 40 % Placebo-Effekt bei Baclofen hätte ich auch überhaupt nichts einzuwenden.

Ich vermute übrigens, der Placebo-Effekt könnte auch für Therapeuten und Suchtberater gelten... ;)

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Was ist eigentlich alt? Was ist jung? Jung, wo die Zukunft vorwaltet. Alt, wo die Vergangenheit die Übermacht hat. (Novalis , dt. Dichter)


Zuletzt geändert von Nordlicht am Mittwoch 14. Mai 2014, 21:15, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel
BeitragVerfasst: Mittwoch 14. Mai 2014, 21:09 
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Nordlicht hat geschrieben:
Ich vermute übrigens, der Placebo-Effekt könnte auch für Therapeuten und Suchtberater gelten... ;)
Wenn sie gut sind.

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 Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel
BeitragVerfasst: Mittwoch 14. Mai 2014, 22:55 
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anniebae hat geschrieben:
die 40% Placebo-Effekt gelten dann für Baclofen auch. ;)


Sobald die Ergebnisse der zwei großen Studien, ALPADIR und BACLOVILLE
mit je 320 Probanden vorliegen, werden wir es genau wissen.

Die Ergebnisse der Nalmefen-Trials sind eine sehr bescheidene Messlatte.
Tiefer kann man sie kaum noch legen. :D

LG Federico

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Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel
BeitragVerfasst: Donnerstag 15. Mai 2014, 14:39 
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Das beste Placebo ist imho, nicht als "süchtig" kategorisiert worden zu sein bzw. sich der "Lebenslänglichkeit" nicht ausgesetzt zu haben. Dann wird möglich, was sich hier niederschlägt:

Warum Alkoholselbstheiler keine Behandlung in Anspruch nehmen
http://www.atf-schweiz.ch/forschung/doc ... NRUMPF.pdf

Man tut sich zwar noch schwer damit, aber das Bild SUCHT gerät langsam in Schieflage.

Merke: "Remission" ist kein Wunschtraum, sondern für viele längst Realität.

lg
Lisa

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Der Andersdenkende ist kein Idiot, er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert. Paul Watzlawick

Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird. Heinz von Foerster


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 Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel
BeitragVerfasst: Donnerstag 15. Mai 2014, 14:58 
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Registriert: Montag 22. März 2010, 14:32
Beiträge: 485
Wohnort: Oberhausen
Danke für den Link, Lisa!
Da ist ja auch in Deutschland viel mehr Bewegung in der Suchtforschung als an der Oberfläche wahrgenommen wird. Dass die deutsche Suchtmedizin in aller Heimlichkeit "Recovery Research" betreibt, mach Mut und Hoffnung. Man muss keine Türen mehr einrennen, wenn rundherum die Mauern bröckeln!

LG

Praxx


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 Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel
BeitragVerfasst: Donnerstag 15. Mai 2014, 16:13 
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Registriert: Mittwoch 6. April 2011, 23:04
Beiträge: 236
praxx hat geschrieben:
Danke für den Link, Lisa!
Da schließe ich mich gerne an! :daumen:
Zitat:
Menschen lassen sich in der Regel besser von jenen Gründen überzeugen, die sie selbst entdeckt haben, als von solchen, die anderen in den Sinn gekommen sind.- Blais Pascal
Das würde ich ja sowas von unterschreiben....vor allem bei Themen, die einem wichtig sind.
Zitat:
Selbstheilung ist bei Alkoholabhängigkeit häufig und ein stabile Phänomen.
Ich kenne alleine in meiner Familie 2 Fälle, in denen das nach Jahren deutlich erhöhten Alkoholkonsums geklappt hat. Aber erzähl das mal bei den AAs. "Dann waren sie noch keine Alkoholiker", "Bei uns klappt das NICHT!" etc....
Zitat:
Sie treten insbesonder im späteren Lebensalter auf
Passt zu meiner - nicht repräsentativen - Beobachtung. Und passt auch gerade zu mir, als Mann mittleren Alters - schöne Bestätigung! Motiviert!
Zitat:
Ein kognitiver Bewertungsprozess und soziale Unterstützung spielen eine wichtige Rolle
Klar, man sollte schon wissen was man tut und warum man es tut. Soziale Unterstützung ist ein wesentlicher Punkt. Nochmal - aus eigener Erfahrung: Es ist sehr viel Wert, wenn man alleine nur einen Arzt hat, mit dem man das Thema, auch wenn es mal nicht ganz so rund läuft, vernünftig und mit KLARER SPRACHE besprechen kann. Ohne Angst vor einem Abbruch oder einer Verurteilung zu haben.
Zitat:
Interventionen müssen weiterentwickelt werden
Wer übernimmt den Job?
Zitat:
HIlfen über das Internet stellen eine geeignete Lösung dar.
Ja klar, wäre ich sonst noch hier?
Zitat:
Zu den Hauptgründen, keine Behandlung aufzusuchen sind die eigene Selbstwirksamkeitserwartung
Die hat mich allerdings gute 15 Jahre lang an der Nase rumgeführt.
Aber: Ich hatte auch nicht wirklich Unterstützung. Dafür den (fast panischen) Gedanken "Du bist Alkoholiker" mit allen dazu vorhandenen negativen Glaubenssätzen. Kennt das wer? (Ok, ist eine rhetorische Frage...zugegeben)

Tja, d´accord, soweit. Aber ich gebe zu: ich gehe das ganze lieber mit Hilfe von Baclofen an. Zumindest für einen gewissen Zeitraum. Das ist die einzige Einschränkung, die ich hier mache. Alles das schließt nämlich (so wie ich das jetzt im Moment überblicke) die biologische Komponente weitestgehend aus, die sich wahrscheinlich über die Jahre entwickelt hat. Die erachte ich aber schon als bedeutend.

Hach, was könnte sich hieraus für eine spannende Diskussion ergeben....

Aber bitte nicht alle auf einmal! :)

LG Nordlicht

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Zuletzt geändert von Nordlicht am Donnerstag 15. Mai 2014, 16:17, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel
BeitragVerfasst: Donnerstag 15. Mai 2014, 16:17 
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
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lisa64 hat geschrieben:
Das beste Placebo ist imho, nicht als "süchtig" kategorisiert worden zu sein bzw. sich der "Lebenslänglichkeit" nicht ausgesetzt zu haben.

@Lisa,

das ist für diejenigen, die ihr „Etikett“ bereits haben (Stigma), wenig tröstlich.
Die Empfehlung an alle „Etikettenträger“ ist, glaubt an Euren gesunden Menschenverstand!
Glaubt an Euch! Denn:

Blaise Pascal hat geschrieben:
Menschen lassen sich in der Regel besser von jenen Gründen überzeugen,
die sie selbst entdeckt haben, als von solchen, die anderen in den Sinn gekommen sind.
Blaise Pascal


LG Federico
(Kreuzritter)

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