Dienstag 6. Juni 2017, 20:36
Liebe Manuela
Wie Juli so schön beschrieben hat, ist eine Therapie wohl unumgänglich,
um deine Verlustängste in den Griff zu bekommen. Mensch, das beschäftigt dich
jetzt sosehr in einem Mass, dass es keineswegs gesund ist...
Aber der Teufelskreis liegt auch woanders:
Du magst dich nicht, weil du zuviel wiegst.
Und du wiegst zuviel wegen dem Alkohol.
Ich schreiben diesen Beitrag vor allem wegen Folgendem:
Kornblume hat geschrieben:Gestern und vorgestern war ich walken im Park. Naja, so berauschend war es nicht... aber ich bin gelaufen... Ich meine, dass man diesen damaligen Kick mit keiner anderen Freizeittätigkeit kompensieren kann! Das Belohnungssystem ist stärkere "Dröhnungen" gewohnt...
Ich kenne das Problem nur allzu gut: ich bin auch ein Rauschtrinker (gewesen).
Und das Belohnungssystem ist tatsächlich stärkere Dröhnungen gewohnt als
"spazieren im Park"...
An sich nichts Falsches damit, aber meiner Meinung nach braucht es viel mehr.
Für einen Spaziergang musst du keine wirkliche Mühe machen, du kommst nicht
wirklich aus dir raus.
Auf Englisch wird mit a 'walk in the park' sogar etwas sehr Einfaches gemeint. Ja!
Liebe Manuela, ich schreibe selten Wörter mit Grossbuchstaben, aber ich mach's jetzt,
weil ich dir sehr gerne helfen möchte,
wirklich vorwärts zu kommen.
NEIN, DU MUSST AUS DEINER GEMÜTLICHEN KOMFORTZONE RAUS!
Und komplett neue Sachen machen, was deine Unternehmenslust anregt.
Andere Aktivitäten, die dein Leben pulsieren lassen...
Denn deine jetzigen Aktivitäten waren UNGENÜGEND um vom Alkohol wegzubleiben.
Glaub mir......:
Jáhrelang hat es gedauert, bis ich es kapiert habe,
und es gibt Millionen von anderen Rauschtrinkern, die es noch nicht geschnallt
haben. Und es vielleicht nie werden. Nämlich: Die Heilung besteht aus einer
KOMBINATION von Therapiemethoden. Spektakuläre Fälle von
körperlich Schwerstsüchtigen, denen auf Anhieb mit Baclofen
(und Baclofen alleine) geholfen wird, dürfen wir bei den Binge-Trinkern
keineswegs erwarten.
1. Baclofen. Für einen Rauschtrinker spielt Baclofen hier leider eine geringe,
aber trotzdem nicht zu unterschätzende Rolle. Meine Erfahrung ist,
dass Baclofen die Impulsivität der Instant-Befriedigung, der Kick-Suche ABBREMST.
Baclofen erlaubt es uns, dass unsere Vernunft (der Cortex praefrontalis) die
Impulsivität abschwächt, und wir das ganze Projekt der Alkoholtrinkerei überdenken
können. Dazu braucht es nicht viel mehr als ein paar Sekunden. Diese paar
Sekunden, die den Unterschied machen zwischen Trinken und Nicht Trinken sind
absolut Gold wert. Und damit die paar Sekunden nicht zugunsten der Verlockungen
gehen, gibt's hier eine Liste von Massnahmen, die mir schon mindestens Hunderte
von Male davon abgehalten haben, das Instant-Rauschverlangen zu befriedigen:
1. Nie aufgeben.
2. Geduld
3. Meditation: Versuch dich so viel wie möglich zu Konzentrieren auf die Folgen
DEINES Konsums, auch wenn das Craving, die Verlockungen dich im Moment nicht
plagen. Es ist schwierig, vor allem am Anfang, aber mir persönlich hilft es sehr,
wenn ich die Dummheiten, die Sinnwidrigkeiten, die Beleidigungen, die tagelangen
körperlichen Beschwerden, den Ärger, die Vorwürfe usw usw rechtzeitig in meine
Gedankenwelt hole.
4. Lesen, lesen, lesen: je mehr du dich vertraut machst mit den MÖGLICHEN
schädlichen Folgen des Konsums, den 200 verschiedenen Krankheiten, dem
frühzeitigen Sterben, Hirnschäden, Krebs, usw.., desto stärker werden diese
Assoziationen einen Enfluss auf dein Verhalten ausüben.
Eine bekanntlich grosse Hilfe war z.B. für Dieter und mich selber das Buch von
Allen Carr. Hol's dir: wenn's nichts bringt, schadet's auch nicht.
5. Aus der Komfortzone heisst: etwas machen, was dich WIRKLICH müde macht,
zufrieden stellt, einen Ersatz-Kick besorgt. Dazu könnte (Achtung: ich schreibe
extra die Konjunktiv-Form!) gehören:
- Joggen, bis du ins Schwitzen gerätst. Es ist einfach, und jeder kann es. Oder
Fahrrad fahren. Jeder hat ein Velo. Oder Mopped fahren. Frag Nadine mal,
wie sehr Moppedfahren in der Wüste Spass machen kann.
- Etwas mit einem grösseren 'Kick'-Wert: Delta-Fliegen, Tauchen
(nix für micht, aber viele zieht das an!)
- Beim Anstehen an einer Attraktion in Europapark habe ich eine Gruppe
Jugendliche kennengelernt, deren Hobby daraus bestand, möglichst viele
Achterbahn-Attraktionen diverser Vergnügungsparks weltweit zu machen.
- Etwas Kreatives? Malen, ein Musikinstrument spielen, Krimis lesen, Töpferei,
Schmuck machen, ein Netflix Abonnement nehmen und dir einen Haufen Filme
anschauen.
- Leute helfen, in einen Verein gehen, usw.. usw..
Die Liste kann selbstverständlich nach Belieben ergänzt werden: Gerne möchte ich
mit diesem Beitrag alle Leser ermutigen, hier in Manuela's Faden
eure Ersatz-Kick-Hobbys aufzulisten.
Machen wir zusammen Manuela Mut!!!
LG
Patrick
PS Früher habe ich mich oft ausgetauscht mit Bennter, auch Rauschtrinker. Ich möchte gerne
einen seiner Beiträge hier teilen.