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rog
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Sonntag 27. März 2016, 17:10 |
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Moderator |
Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10 Beiträge: 1683
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Hoi Dieter, alter Musketier Schön, dich wieder im Forum lesen zu dürfen, deine Berichte, die immer von hochmotiviertem, ehrlichem Enthousiasmus zeugen... Und ich mache auch wieder mit den Eggheads mit! Bald melde ich mich zurück. LG Patrick
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Mittwoch 6. April 2016, 08:31 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Liebe Freunde, jetzt ist doch wieder einige Zeit vergangen, und längst wollte ich mich gemeldet haben. Aber diese Zeit war gut und wichtig, vielleicht die wichtigste meines Lebens, denn es war eine Zeit der Einsicht. Gereift weder durch Meditation oder besondere Gespräche, noch überhaupt durch einen willentlichen Akt der Auseinandersetzung, Klärung und Veränderung. Die Einsicht kam vielmehr einfach so angeflogen, und doch ist sie ganz offenbar das Ergebnis einer jahrelangen Entwicklung, das sich nun so plötzlich Bahn bricht. Was meine hier schon öfter geäußerte Ansicht unterstreicht, dass der freie Wille ein Trugschluss ist. Vielmehr ist unser Handeln immer ein Ergebnis einiger bewusster, aber noch entscheidend mehr unterbewusster Erfahrungsprozesse. Was ist geschehen? Die Gier ist weg. Einfach weg, von heute auf morgen. Ich trinke ein Bier, zwei, maximal drei. Dann habe ich keine Lust mehr; der bisher, und das seit Jahrzehnten, nach 2-3 Bier verlässlich einsetzende, unwiderstehliche Drang nach mehr ist wie weggeblasen. Stattdessen tritt ein Gefühl der Sättigung ein und eine tiefe Unlust, weiterzutrinken. So konnte ich mit dem Alkohol Frieden schließen. Ja, ich freue mich auf 1-3 Bier am Abend, und gleichzeitig freue ich mich dabei auch schon aufs Wiederaufhören. Das klappt Abend für Abend, und es erscheint mir wie ein Wunder. Natürlich gibt es auch für vermeintliche Wunder bestimmte Gründe. Werner hat wiederholt auf Psychohygiene und Resilienz verwiesen. Beides Qualitäten, die über Jahre in mir gewachsen sind. Dann spielt vielleicht auch mein Alter von 48 Jahren eine Rolle. Offenbar "will" mein 48-jähriger Körper und Geist sich vom Alkohol einfach nicht mehr so stressen lassen. Ein langjähriger Prozess, der sich im Stillen entwickelt hat - und eben kein reiner, erklärter, kopfgesteuerter Wille. Letzterer allein führte immer wieder zum Scheitern jeglicher Abstinenz- oder auch deutlicher Reduzierungsversuche. Ein weiterer Grund ist vermutlich meine derzeit stabile familiäre und berufliche Situation, schließlich auch eine gewisse finanzielle Entspannung. All dies und zusätzlich ein Haufen negativer Erfahrungen mit Alkohol haben offenbar dazu geführt, dass sich die alte Gier verabschiedet hat. Baclofen nicht zu vergessen als die Substanz, die sich über die Jahre als Helfer gegen die Sucht manifestiert hat. Mittlerweile hat sie sich in ihrer Wirkung verinnerlicht und eine weitgehende innere Ruhe begünstigt. Mein Unterbewusstsein hat von Baclofen gelernt. Daher nehme ich es auch nur noch als Notfalldosis in Momenten innerer Unruhe, zur Zeit etwa 4-5 mal wöchentlich 12,5 oder 25 g als Einzeldosis. Alkohol war immer der Feind. Kürzlich habe ich einen Leserbrief in der Badischen Zeitung gelesen, darin beschreibt eine Frau, wie sie sich ihren inneren Schweinehund zum Freund gemacht hat, der sie nunmehr ermuntert, Sport zu machen, sich gesund zu ernähren usw. Ich hab das gedanklich ein bisschen adaptiert auf den Alkohol. Ich nehme ihn jetzt an als Partner. Mein größter Feind, der übermächtige, schrumpft auf Normalmaß und gibt mir die Hand. Ich weiß, dass ein solcher Friedensschluss kein Vorbild sein kann für viele hier, vor allem für die, die komplett abstinent leben, weil es das Beste für sie ist, und für die jeder Rückfall einen schädlichen Prozess erneut in Gang setzt. Und doch stehe ich hier und kann nicht anders, als von der Wahrheit zu berichten. Meiner eigenen, individuellen Wahrheit. Vielleicht gibt es ja noch andere, biologisch-medizinische Gründe dafür? jivaro, praxx? Erfahrene Nutzer, Neulinge? Werner, moonriver? Federico? Patrick, wie schön, von dir zu lesen! Ich freue mich auf eure Meinung. Und bitte, ich schreibe das hier alles nicht von leichter Hand. Und ich bleibe wachsam, das vor allem: wachsam und achtsam. Das wünsche ich allen hier, geht euren Weg mit offenen Augen, jeder den seinen. Herzlich grüßt Dieter 
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Mittwoch 6. April 2016, 09:47 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Aus dem Zusammenhang gerissen und dennoch wertvoll sind diese Kurzzitate seit dem 2. März 2016
@Dieter: Null Bier in der Nacht machen den Morgen zur Pracht
@Werner: Wir brauchen keine Angst zu haben ohne unseren Stoff. Im Gegenteil! Stoff, ich lach dich aus!
@Trudie: Und wenn wir "draußen" fertig sind, beginnen wir innen .......
@Moonriver: Bleibe dran, Dieter, wenn einmal der neue Anfang (diesen hat man jederzeit auf dem Lebens-Konto zu gut) über eine gewisse Zeit geschafft ist, dann zeigt sich wieder der bekannte Silberstreif am Horizont.
@Dieter: Vielleicht widmen wir unserem Problem einfach zu viel Aufmerksamkeit.
@sobriety: und uns tut es gut, Deine positiven Rückmeldungen zu lesen.
@Patrick: Und ich mache auch wieder mit den Eggheads mit!
@Dieter: Und bitte, ich schreibe das hier alles nicht von leichter Hand. Und ich bleibe wachsam, das vor allem: wachsam und achtsam. Das wünsche ich allen hier, geht euren Weg mit offenen Augen, jeder den seinen.
Lieber Dieter,
seit dem 2. März hat sich viel getan. „Recovery ist möglich !“ Danke für all die Beiträge, die zeigen: Wege verlaufen niemals gerade, die meisten führen auf wundersame Weise und ganz individuell zum Ziel – wenn Abstinenz nicht mehr das einzig erreichbare Ziel sein muss.
LG Federico
PS „Dieters Durst“ ist mit 54.815 Zugriffen und 921 Antworten unangefochten auf Platz 1. Kein anderer Thread erreicht diese Zahlen. Woran das wohl liegt?
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Mittwoch 6. April 2016, 17:36 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Lieber Dieter Deinen Beitrag möchte ich gerne hier kommentieren. Herzliche Gratulation! Ich verspüre beim Lesen Deiner Zeilen einen "inneren Frühling". Draussen bei uns im Garten blüht es nun und die Natur erwacht zu neuem Leben. Dasselbe empfinde ich bei Deinem Bericht... erschliesst er mir doch den Zugang zu meinem eigentlichen Wunsch in Sachen Baclofen-Therapie! Du hast mich damit bestärkt, den "Silberstreifen am Horizont" aus einem neuen Winkel zu betrachten (Danke @Federico für das Zitat...). Nähmlich die Sichtweise, dass es möglich ist, Baclofen nach längerer Therapiezeit nur noch bei Bedarf zu nehmen. Dein erreichtes Ziel schwebt mir auch schon seit einiger Zeit vor, jedoch ist es für mich offenbar nur unter einigen "Umwegen" erreichbar. So erlebe ich das Ausschleichen oder zumindest die Verringerung der täglichen Dosis nicht als einfach. Ein Ausschleichen nach 5 Jahren ununterbrochener Einnahme (langer Erhaltungswert 75mg/d) ist, so zumindest für mich, nicht so einfach, scheint mir jedoch nötig, damit das Ziel erreicht werden kann. Die 3 Wochen Ausschleichzeit gemäss Packungsbeilage funktionieren jedenfalls bei mir nicht. Es äussern sich sonst physische wie psychische Erscheinungen, welche recht unangenehm sein können. Abgesehen davon besteht auch die Gefahr, dass sich ein gewisser Frust in der Seele ausbreiten kann, welcher dem Ganzen auch nicht förderlich ist... So arbeite ich nun seit Monaten daran und habe es bis auf 31.25mg/d geschafft. In Sachen Craving verspüre ich deswegen (noch?) keine Zunahme. Meine aktuelle Strategie: Zeit lassen... und auch zu wissen, dass eine Umkehr jederzeit möglich ist. Generell hinterfrage ich nun mein anfängliches Bestreben nach absoluter Abstinenz. Von Natur aus ein unverbesserlicher Perfektionist zu sein, ist auch nicht in allen Lebenslagen förderlich! Habe ich mir da ein zu hohes Ziel gesteckt? Dies vielleicht auch, da es von meinem Umfeld "gefordert" wurde und ich dadurch unter Druck, ähnlich eines "Zugzwanges" geraten bin? Gerne möchte ich hier auf die Worte von @Federico hinweisen: Federico hat geschrieben: Wege verlaufen niemals gerade, die meisten führen auf wundersame Weise und ganz individuell zum Ziel – wenn Abstinenz nicht mehr das einzig erreichbare Ziel sein muss. Somit befinde ich mich nun seit Monaten auf einem neuen Weg, wo ich mich jedoch noch zurechtfinden und orientieren muss. Anstatt mich zu grämen, wäre dies auf lange Sicht die erreichbarere Lösung... gewissermassen bliebe mir damit der Blick zu dem über mir hängenden Damoklesschwert bei Nichterfüllung der totalen (totalitären?) Abstinenz erspart. Familyman hat geschrieben: Ich hab das gedanklich ein bisschen adaptiert auf den Alkohol. Ich nehme ihn jetzt an als Partner. Mein größter Feind, der übermächtige, schrumpft auf Normalmaß und gibt mir die Hand. Selbst eine psychotherapeutische Behandlung hat mir wieder einmal gezeigt: Niemand kann einem die Arbeit abnehmen, höchstens Wege aufzeigen, die bisher vom Nebel verschlungen waren! Lieber Dieter, Dein heutiger Beitrag hat etwas in mir wieder erweckt; es heisst offen zu sein, nach Innen zu hören, den "wahren" moonriver mit seinen eigenen Ansichten wieder herauszuschälen aus all den Vorurteilen und verfestigten Meinungen der Alkoholkrankheit gegenüber. Fast hätte ich vergessen... Weiterhin viel Erfolg und grossen Dank, dies wünscht Dir LG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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rog
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Donnerstag 7. April 2016, 18:47 |
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Moderator |
Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10 Beiträge: 1683
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Hi Dieter Wunderbare Geschichte! Diese Gelassenheit und das Selbstvertrauen tun dir gut. Die neuen Einsichten ebnen den Weg zu einem stabilen Geradeaus, ohne verlockende, ins Nirvana führende Abzweige. Eine Offenbarung, das Resultat deiner unaufhörlicher Arbeit, deines Wunsches, mit dir und dem Alkohol eine harmonische Beziehung zu haben. Ich freue mich riesig für dich. Deine Geschichte hat soviel Ähnlichkeiten mit meiner, und ist jedoch so unterschiedlich. Aber ich schöpfe Mut daraus, und Hoffnung! Und deine Geschichte macht bestimmt allen Mut, die deinem Thread folgen. Und die wunderbare Betreuung! Federico, moonriver, Werner, und viele, viele andere, die beigetragen haben und noch immer unterstützen (was für ein Rekordthread! Fast 1000 Beiträge...wow). Dieter hat geschrieben: Ja, ich freue mich auf 1-3 Bier am Abend, und gleichzeitig freue ich mich dabei auch schon aufs Wiederaufhören. Das klappt Abend für Abend, und es erscheint mir wie ein Wunder. Geniesse und umarme jeden solchen Tag, es ist die neue Definition deiner neuen 'next-generation' Eggheads. Möge es viele solche geben, mein lieber Musketier. GLG Patrick
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Sonntag 11. Dezember 2016, 00:29 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Liebe Freunde hier im Forum, bekannte und unbekannte, heute schreibe ich kurz und knapp von den Wahrheiten, die sich seit meinem letzten Eintrag am 6. April zugetragen haben. Die entscheidende Wahrheit ist, dass sich meine Aussagen und meine Einschätzung als null und nichtig erwiesen haben. Es gibt keinen Waffenstillstand mit Alkohol, es gibt keine Überwindung der Gier mit Rückkehr zu einem "normalen" Trinkverhalten, es gibt kein gemeinsames Aufpassen von Todfeind Alkohol und mir, um Maß und Mitte zu finden. Es ist alles ein Trugschluss, und so fest ich an jenem 6. April von meinen Zeilen überzeugt war, so schnell musste ich erkennen, dass ich mit hohem Tempo auf eine Betonmauer zusteuerte. Spätestens im Mai war es wieder vorbei mit der vermeintlichen Kontrolle, und König Suff übernahm ohne jegliche Rücksicht erneut das Kommando. Wie schon, wenn auch mit gelegentlichen, kleinen Unterbrechungen, seit 30 Jahren. Ich war absolut machtlos, ausgeliefert, und trank nahezu jeden Abend. Und nicht etwa maßvoll, sondern schnell wieder die alten Mengen, die mich ebenso schnell zurückwarfen in die alte Verzweiflung, Selbstvorwürfe, Dauerverkatertheit und das wie ferngesteuerte Handeln (Trinken) und Ausgeliefertsein. Im Juni war ich bei einer Beratungsstelle, wollte das Gehörte nicht wahrhaben - totale Abstinenz sei der einzige Ausweg - und trank weiter. Stattdessen führte ich wieder Strichlisten über meine Trinkmengen, um dadurch eine Reduzierung herbeizuführen, vergeblich. Ich trank jede Woche 30-40 Flaschen Bier und fühlte mich zum Heulen elend. Ich setzte mir eine Frist bis Ende Juli und trank im August einfach weiter. Dann kam der 1. September, und alles änderte sich über Nacht. Seit dem 2. September habe ich keinen Tropfen mehr getrunken. Somit ist heute mein 100. abstinenter Tag. Und diesmal ist es wahr: Es gibt kein Zurück mehr. Mein neues, befreites, selbstbestimmtes Leben werde ich nicht mehr hergeben. Ich bin frei. Klar, das klingt sehr pathetisch, aber die Wahrheit klingt manchmal so: Ich bin frei! Alain Carrs Buch "Endlich ohne Alkohol" war es, das mir beim zweiten Lesen die Augen geöffnet hat, und plötzlich war der Ausstieg ganz einfach. Alkohol ist Ruin, und nichts anderes. Ich möchte euch allen hier Mut machen, es mit dem Weg in die Freiheit, sofern ihr noch in der Tretmühle der psychischen Abhängigkeit hängt, erneut zu versuchen. Dafür sei euch besagte Lektüre sehr ans Herz gelegt. Carr schreibt einfach, klar und absolut einleuchtend. Er enttarnt den Alkohol als hochgradiges Gift, als miesen Betrüger, als Highway to Hell. Man hat uns reingelegt. Das Nervengitft Alkohol bietet keine Vorteile. Keinen einzigen. Und wir brauchen uns vor einem Leben ohne Alkohol nicht zu fürchten, im Gegenteil. Was wir entdecken und gewinnen, ist die Freiheit, die Rückgewinnung der eigenen, selbstbestimmten Gestaltung unseres Lebens. Für heute genug... Herzlich grüßt Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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laggard
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Sonntag 11. Dezember 2016, 09:53 |
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Registriert: Mittwoch 11. November 2015, 20:32 Beiträge: 149
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Hallo Dieter, das liest sich richtig gut -du hast deinen Weg gefunden . Alain Care hat mich übrigens auch vor 10 Jahren (stolz)zum Nichtraucher gemacht. Alleine schon die Sichtweise zu verändern ,bringt viel Ich erinnere mich noch , das ich in der ersten Zeit ohne Glimmstengel gedacht habe "Die dürfen /ich nicht"-nach Lektüre gedacht habe "Die müssen/ich nicht " Werde es auch lesen-danke für den Tip Und weiterhin viel Erfolg
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Juli
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Sonntag 11. Dezember 2016, 10:32 |
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Moderator |
Registriert: Montag 10. September 2012, 02:35 Beiträge: 1386
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Wow Dieter, danke für diesen mitreißenden Beitrag. Da steckt Musik drin, das macht Mut. Ich nehme das auch als ernste Warnung: keine Experimente zu machen. Gerne würde ich mal dieses oder jenes Glas, aber ich habe bislang zu viel Respekt, denke mir immer: das Glas ist in 10 Minuten leer, was ist der Preis, das half bislang. Wenn ich deinen Beitrag so lese ist das ein gesunder Respekt. Ich lass mal weiter schön die Finger davon. Deinen Beitrag lege ich in meinen Survival-Koffer, sollte ich auf die grandiose Idee kommen, doch mal nur ein Gläschen und ich mich der Gedanke länger bedrängt, sich nicht weg schieben lässt mit der "Was-Dann-Übung-willst-du-wieder dahin", werde ich ihn lesen. Ich betrachte das mal als eine Art Sicherheitsgurt. Es ist so wichtig, dass wir uns hier austauschen und einander teilhaben lassen. Daher noch mal Danke, dass du uns geschrieben hast. Es gibt etliche Wege raus aus dem Teufelskreis und das ist gut so.
_________________ VG
Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Sonntag 11. Dezember 2016, 12:24 |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Lieber Dieter Es freut mich wirklich, wieder von Dir zu hören  und dann noch so positive Nachrichten! Offenbar ist der Weg in die Abstinenz die sicherste Möglichkeit, den "Schalter" definitiv umzulegen. Ich glaube auch, dass wir alle diesen Schalter in uns tragen. Ihn zu entdecken kann ein langer und harter Weg sein... Du bist ihn mit Erfolg gegangen! Ich bin überzeugt davon, dass die Bac-Therapie uns den Weg dorthin aufzeigen und ebnen kann, hat doch dieses Medikament nebst dem Unterdrücken des physischen Cravings noch andere wirksame und positive Seiten, welche therapiebegleitend auftreten. Nimmst Du noch regelässig Baclofen nur "on demand" oder überhaupt nicht mehr? Das sogenannte "kontrollierte" Trinken fordert eine eiserne Disziplin. Das kleinste Ungemach im Leben kann es in Frage stellen und manchmal erwachen nach dem ersten Glas wieder die alten Muster... nach Jahrzehnten der "Konditionierung" unseres Hirns mit der Droge Alkohol sind diese Verhaltensmuster tief im Unbewussten eingebrannt und warten nur auf die Gelegenheit wieder zuschlagen zu können... Mit Bac lassen sie sich zügeln und, was meine persönliche Hoffnung darstellt, auch im Zaum halten. Wie lange die Einnahmedauer sein sollte, ist immer noch die Frage. Herzliche Gratulation zu Deinem Weg und Respekt!  GLG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Sonntag 11. Dezember 2016, 18:18 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Liebe Freunde,
danke für eure Nachrichten und allen, die hier mitlesen. Meine beiden letzten Einträge hier, der vom 6. April und der gestrige, beide ziemlich lang, stellen zwei Quintessenzen dieses langen Durstfadens dar. Eine irreführende und falsche, die schlimmstenfalls Mitlesende in eine gefährliche Versuchung geführt hat, und eine heilsame und richtige, die sich für mich als einzig rettender Weg erweist. Es gibt kein richtiges Leben im falschen, es gibt keine Kontrolle einer wilden Bestie, man muss sie ohne jeglichen Kompromiss abschütteln, oder sie übernimmt das Kommando mit allen rücksichtslosen Konsequenzen.
Lieber moonriver, Baclofen betrachte ich nach wie vor als wichtigen Unterstützer auf dem Weg aus der Sucht. Die ersten Wochen dieser bisher 100 Tage habe ich meist 25-50 mg genommen, normalerweise jeweils 25 mg auf einmal. Mittlerweile nehme ich mir noch ca. ein- bis zweimal wöchentlich diese 25 mg; immer dann, wenn im Laufe des Nachmittags oder frühen Abends leichte Unruhe aufkommt, was aber nur selten der Fall ist.
Alkohol ist der Untergang, und auf dem Weg dorthin enormer Stress. Für Körper und Seele gleichermaßen. Diesem Stess entgeht der "kontrollierte Trinker" nicht; er muss im Gegenteil einen enormen Aufwand betreiben und wird doch scheitern. Der Todfeind im eigenen Bett und hoffen, dass er nicht über die Stränge schlägt - es funktioniert nicht.
Hallo Juli, danke! Der lange Durstfaden beschreibt einen langen Weg; er war wohl auch nötig und hat seinen Sinn. Es gibt hier vieles Richtige zu lesen und manches, was sich als Irrweg erwiesen hat. Der schlimmste Irrweg war die Zeit von meinem vorletzten Eintrag bis zum 2. September. Ich habe an diesem Tag das Buch auf dem Ergometer begonnen erneut zu lesen, es nach einigen Seiten verärgert in die Ecke geworfen und gebrüllt: "Der Typ hat keine Ahnung, der weiß nicht das Geringste von dem, was ich durchmache!" Beim Weiterlesen dämmerte mir nach und nach, dass ich mich getäuscht habe.
Hallo laggard, genau! Die müssen, ich nicht! Leben ohne Alkohol ist, wenn man Carr einmal verinnerlicht, kein schmerzvoller Verzicht in einem nur noch halbschönen Leben, sondern wie eine Neugeburt und der Auftakt ins wahre, freie Leben.
Herzliche Grüße Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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