Baclofen Forum vs Alkoholismus

Informationen zu Baclofen bei Angststörungen, substanzinduzierten Störungen und Depressionen. Informationen und offenes Diskussionsforum zu Selincro (Nalmefen) sowie alle progressiven Therapieoptionen im Kontext mit Alkoholismus
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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)
BeitragVerfasst: Sonntag 6. April 2014, 10:50 
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@Nordlicht

Herzliche Gratulation zu diesen 4 Wochen der Neuausrichtung, dem Ordnen können, dem "tief Luft holen"...
Nordlicht hat geschrieben:
Und es wird losgehen. Zumindest diese Sache ist bei mir - bis jetzt - immer ganz eindeutig gewesen.
Bleibe einfach bei der bisherigen Kontinuität mit Bac und dem Arbeiten an Dir selbst. Und glaube daran, dass Du in ein paar Monaten im oben zitierten Satz anstelle von "eindeutig" dann das Wort "gewesen" in Fettschrift markierst!

Weiterhin so guten Erfolg!

LG
moonriver

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„Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“
(Antoine de Saint-Exupéry)


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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)
BeitragVerfasst: Sonntag 6. April 2014, 10:56 
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@Patrick

Ich danke Dir. Und das Thema Urge-Surfing liegt schon seit Wochen bei mir als PDF auf dem Desktop, dem werde ich mich als nächstes widmen, kurz reingeschaut habe ich schon, aber kurz reinschauen reicht halt nicht...dem Thema widme ich mich mit etwas mehr Zeit.

@Federico

Was Antabus anbelangt, kenne ich es einfach schon zu gut. Einmal vor über 10 Jahren hat es mir nach nur kurzer Einnahmezeit 1 Jahr wirklich zufriedene Abstinenz beschert, bei einem Versuch vor 4 Jahren ist es in die Hose gegangen. Ich weiß mittlerweile, dass man es umgehen kann. Macht keinen Spaß und ist auch nicht gesund, aber das weiß ich mittlerweile. Und damit weiß ich dann auch, dass Antabus kein Placebo ist, sondern tatsächlich wirkt. Also wirklich: Oberste Vorsicht mit dem Zeug.

Ich hätte sogar noch was da, kurz vorm Verfallsdatum - aber, ich würde es sowieso rechtzeitig absetzen, wenn sich das Craving seinen Weg bahnt.

Selincro .... wird sich zeigen, aber da wäre ein Test-Rausch natürlich mit inbegriffen. Kenne mich doch :-?

Dann lieber Skype! Das kann bei einem gutem Gespräch noch tagelang nachwirken. Das durfte ich erleben.

Danke Dir Federico!

Und auch Dir @moonriver!!

LG und jetzt wirklich: Aus-Zeit :-h
Nordlicht

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Was ist eigentlich alt? Was ist jung? Jung, wo die Zukunft vorwaltet. Alt, wo die Vergangenheit die Übermacht hat. (Novalis , dt. Dichter)


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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)
BeitragVerfasst: Mittwoch 9. April 2014, 22:37 
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Beiträge: 417
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hy Nordlicht !

wie @moonriver schon schreibt : "eindeutig" dann das Wort "gewesen" ...
und noch viel wichtiger :
LG und jetzt wirklich: Aus-Zeit :-h
Nordlicht


mal auf einen anderen Zug springen ... :daumen:

Gruß, Ralf. Bunter Hund ...


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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)
BeitragVerfasst: Montag 21. April 2014, 13:31 
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Beiträge: 236
Tag 55 (So) – 69 (So) - Dosis: 25 25 -25 - im Abstand von 6 Stunden - Gesamt: 75 mg

Allgemeine Stimmungslage: positiv – motiviert – ausgeglichen - zukunftsorientiert (das war das Wort, das mir neulich gefehlt hat)

Nebenwirkungen: Die z.T. deutlich erhöhte Grundruhe schlägt hin und wieder in Trägheit oder Müdigkeit um.

Craving: Cannabis – Ja; Alkohol – eigentlich nicht
Konsum: beides an insgesamt 5 Tagen, nacheinander, wenig, kurz nach Abschluss meines „Komplett-Abstinent“- Monats. Gründe: emotionale Verwicklung einerseits und vor allem ganz massiver Belohnungwunsch andererseits – allerdings alles ohne auch nur im Ansatz wirklich exzessiv zu werden. (Was mich selbst wundert...)

Am 24.02.14 schrieb ich...
Zitat:
Von jetzt an dürfte in ca. 4-5 Wochen meine nächste "Übermut- Phase" eintreten. Bis dahin dürfte Ruhe sein, nutze die Zeit, um mich bis dahin vorsichtig hoch zu dosieren, anvisiert ist ein Bereich zwischen 30-50 mg.
Lag ich also nicht ganz so verkehrt, denn das kam wohl auch noch dazu, aber ich konnte das schlimmste auf jeden Fall abfedern und mit einem immensen Erkenntnisgewinn aus der Sache rauskommen. Fast perfekt! ;)

Weitere Therapiemaßnahmen der letzten 2 Wochen:
-Teilnahme am Forum (überwiegend passiv: Lesen)
-Progressive Muskelentspannung oder Wortklangmeditation
-Ausdauersport, Stretching, Gewichtstraining
-Lesen (themenbezogen o. motivierend)
- Lust auf Abstinenz, Bachmann, El-Akhras
- Die Kraft der positiven Gefühle, P. Schmidt
- Urge Surfing, S. Gmerek, Online PDF
-Arztbesuch
-Tagebuch privat

(Hört sich vielleicht nach viel an, aber alles ganz in Ruhe und so wie es gerade passte)
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Meine "rauschfreie" Auszeit war also länger als gedacht und so ganz rauschfrei war sie auch nicht.

Insgesamt haben mir die Tage mit abgespeckten "Therapieprogramm" sehr gut getan, der „Vorfall“ (ich tue mich schwer es so zu nennen) ist bereits analysiert und für angenommen befunden. Ich bin mit mir im Reinen und werde in Zukunft verstärkt auf die Punkte achten, die dazu geführt haben.

Vor allem aber hat Baclofen mich vor dem schlimmsten bewahrt. Es ist nicht wirklich viel passiert.

Das Gespräch mit meinem Arzt letzte Woche war ein sehr angenehmes. Keine kritische Bemerkungen wegen des „Vorfalls“ - ohne es herunterzuspielen, eher eine Bestätigung, dass das zum Verlauf eines suchtfreien Lebens mitunter dazugehört und man daraus für das nächste Mal lernen sollte. Es geht ganz normal weiter im Programm.

(Ich muss nicht erwähnen, dass mir das gut gefallen hat, oder?)

Meine neuen Therapiemaßnahmen für die nächste Zeit schauen wie folgt aus:

Gemeinschaftsport (gibt in Hamburg die Möglichkeit ein riesiges Sportangebot für kleines Geld wahrzunehmen, habe mich gerade angemeldet) , mind. 1x Woche

Wortklangmeditation (ähnlich TM, allerdings ohne esoterischen Hintergrund. Eine der einfachsten Entspannungstechniken - und - für mich - sehr wirksam.)

In zwei Wochen ein weiteres Kurzgespräch mit meiner Psychotherapeutin.

Übrigens habe ich den Komplett-Umstieg auf E-Zigarette seit über einer Woche wieder vollbracht. Hatte ich das schon erwähnt?
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Frohe Ostern Euch alle!

LG Nordlicht

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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)
BeitragVerfasst: Montag 21. April 2014, 13:47 
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Hallo Allerseits,

meine Auszeit war entspannend, erkenntnisreich und auch ein ganz klein wenig rauschhaft, wie bereits erwähnt.

Werde mich später nochmal dazu äußern, weil es ein sehr interessanter Verlauf war. Habe es schon mit meinem Arzt besprochen und meine Motivation ist weiterhin auf einem sehr hohen Level.

Ja, das ist auch ein Unterschied zur herkömmlichen Therapie, das End-Ergebnis kann mitunter länger auf sich warten lassen, muss aber auf keinen Fall abrupt enden und damit - bei vorhandener Motivation -, die Chance auf einen nachhaltigen Erfolg ebenso beenden.

Und was ist überhaupt ein Rückfall....Vorfall....?

Ich habe die Dauer meiner Selbsthilfe auf jeden Fall auf mind. 1 Jahr angesetzt, mit festem Abstinenzvorsatz. Allerdings mit Abstinenz als Hilfe, als Mittel zum Zweck nicht zum Selbstzweck.

Ich nehme damit auch Abstand davon, mir irgendwelche Abstinenzziele zu setzen. Weder der Gedanke an lebenslange Abstinenz, noch der Gedanke an kurz- oder mittelfristige Abstinenz ALS ZIEL tun mir wirklich gut.

Ich setze mir andere Ziele, für die Abstinenz eine Grundlage oder unausgesprochene Voraussetzung ist. Damit fahre ich besser. Ein Abstinenzziel nicht erreicht zu haben, verursacht seelischen Schmerz (und evtl. auch körperlichen) und es zu erreichen weckt in mir schlichtweg einen Drang nach Belohnung. Wie zum x-ten Male gerade wieder erlebt.

Außerdem ist das Abstinenzziel an SICH für mich nicht mit soviel positiver Energie verbunden, wie mögliche andere Ziele, für dessen Erreichung ich aber abstinent bleiben sollte oder muss. Schon gar nicht das Ziel lebenslanger Abstinenz.

Es ergeben sich damit für mich viel weitreichendere Möglichkeiten mich zu motivieren, bis hin zu einer Vision von einem besseren Leben - inspired by lisa, oder einer Vision einer besseren oder der besten Version meiner selbst.

Das motiviert mich mehr. Darauf kann ich mich viel besser ausrichten und somit zu meiner Mitte finden. Das sind die Wünsche und Ziele, die ich mir langfristig setzen werde. Dabei rede ich jetzt gar nicht vom moderaten Trinken. Das ist nicht mein persönliches Ziel, bezgl. Alkohol habe ich mein Soll schon erfüllt, selbst wenn ich 120 Jahre alt würde, ich rede von meiner Realität, die sich für mich aus dem ergibt, was ich bisher alles als nicht funktionierend erlebt habe und dem, woran ich glaube arbeiten zu können.

Zitat Lisa64:
Zitat:
Mit Hilfe von Baclofen haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Das Craving ist weg.
Nämlich die Anzahl und Heftigkeit und Dauer möglicher, hoffentlich sehr weniger Vorfälle , reduzieren, abdämpfen und verkürzen zu können. So dies überhaupt notwendig ist, denn wahrscheinlich hilft mir Baclofen dabei, all dies auch tatsächlich langfristig zu vermeiden.

(Das wird die Zeit zeigen. Und da ich die Behandlungskosten ja nun selbst trage, wird mir da wohl hoffentlich auch keiner reinreden wollen...)

Oder anders gesagt: Solange sich niemand sicher ist, mich heilen zu können (oder die Krankheit zumindest zum Stillstand bringen kann) und mir auch nachhaltig begründet warum genau so, nehme ich mein ureigenes menschliches Recht an und entscheide selbst. (Was sowieso jeder Suchtkranke jederzeit tut...oder "es" in ihm).

Ich weiß am ehesten, was ich zu verlieren habe...

So, und das war nun mein Oster-Statement!

Lieben Gruß Nordlicht

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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)
BeitragVerfasst: Montag 21. April 2014, 17:51 
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Die Vision vom besseren Leben und der bestmöglichen Nordlicht-Version: hier spürst du eine starke, tragende Motivation pro Vorteile des Nichtkonsums. Das Begleitinstrument der Wahl ist dabei das "Neue Denken" und damit wagst du dich im Oster-Statement aus der Deckung.

Federico schrieb in http://www.alkohol-und-baclofen-forum.de/viewtopic.php?p=29998#p29998:
Zitat:
Die tausendfach dokumentierte, gestiegene Lebensqualität rückte endlich an die Stelle, an die sie längst gehört hätte – ganz nach oben auf Rang Nr. 1: „Shifting the Paradigm“.
Wahlfreiheit ist das Wesentliche, Freiheit des Denkens und die Hoheit über meine Entscheidung.

Zitat:
Zitat:
Mit Hilfe von Baclofen haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Das Craving ist weg.

Nämlich die Anzahl und Heftigkeit und Dauer möglicher, hoffentlich sehr weniger Vorfälle , reduzieren, abdämpfen und verkürzen zu können. So dies überhaupt notwendig ist, denn wahrscheinlich hilft mir Baclofen dabei, all dies auch tatsächlich langfristig zu vermeiden.
Das wird die Zeit zeigen.

Erstaunlich, Nordlicht: Es kommt gleich Besorgnis auf...
Ach, warte doch noch etwas, lass dir die Abstinenz guttun, deinen Neurotransmitterhaushalt noch etwas regulieren, sei achtsam auf Löcher in der Strasse, bist du dir sicher?...

Von wegen neues Denken, Lisa! Ich nehme mich selbst an der Nase und öffne mich wieder: Du verfügst über ein hohes Bewusstsein, das in Daueranwendung ist. Also gilt meine Sorge mir selbst, die (noch) ohne Erfahrung mit Rück-Vor-Zu-Einfällen unter Baclofen ist? Dann: Gut zu hören, dass kein Schaden entstand und nichts an der nachhaltigen Motivation sich änderte.

lg
Lisa

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Der Andersdenkende ist kein Idiot, er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert. Paul Watzlawick

Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird. Heinz von Foerster


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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)
BeitragVerfasst: Dienstag 22. April 2014, 09:44 
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Hallo Lisa,
lisa64 hat geschrieben:
Erstaunlich, Nordlicht: Es kommt gleich Besorgnis auf...
Ach, warte doch noch etwas, lass dir die Abstinenz guttun, deinen Neurotransmitterhaushalt noch etwas regulieren, sei achtsam auf Löcher in der Strasse, bist du dir sicher?...

Wie gesagt, neues "Denken" und "neues" Medikament (Baclofen) und die Sehnsucht nach einem klaren Kopf stehen mir da zur Seite.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ich nun alle zwei, drei Wochen mit einem Vorfall aufwarte, der mir ach-wie-neue-Erkenntnisse gebracht hat, schätze ich zurzeit ziemlich gering ein.

(Sollte das doch vorkommen, darf man mir virtuell gerne mit spitzen Finger auf die Schulter tippen und fragen, ob ich noch alle beisammen habe.)

Zitat aus "Achtsamkeitsbasierte Ansätze in der Psychotherapie von Abhängigkeitsstörungen" / Urge Surfing - Mit großen Dank an rog für den Link:

Zitat:
Daher sei es wichtig, nicht die Krankheit (in diesem Fall die Abhängigkeitsstörung bzw. Rückfälle) bekämpfen zu wollen, sondern ihre Botschaft zu verstehen. Die überwiegende Mehrheit der Problemtrinker, die in der Therapie „trocken“ werden, erleidet früher oder später einen Rückfall. Laut Röhr (2008) gelinge es den Betroffenen oftmals nicht, eine zufriedene Abstinenz zu erreichen. Sie fänden keinen Sinn in ihrem Leben, außer der Aufgabe, den angerichteten Schaden mit aller Macht wieder gutzumachen. Die Suchtkrankheit zwinge zu einer gründlichen Bilanzierung des bisherigen Lebens. Abstinenz allein ergebe keinen Sinn, es ginge vielmehr darum, wie das abstinente Leben gestaltet werden soll:
Wofür will ich leben? Wofür lohnt es sich zu leben? Wenn man sich diese Fragen
ernsthaft stellt, dann werden nicht selten merkwürdige Dinge offensichtlich: Ein
Leben für einen Fußballverein, für eine Automarke, für Konsum, für Reisen, für
Kleidung usw. – reicht das? (Röhr, 2008, S. 50)

Und das ist der Sinn des Ganzen. Warum sollte ich für diese Art zu leben, die ich gerade Lebe, trocken werden? Also muss (bei mir) eine große Änderung her (bei anderen reichen vielleicht kleinere Änderungen). Am Besten in kleinen, überschaubaren Schritten, aber mit der Option auf "mehr". Bezüglich dieser Änderung hat der Spruch "Sie sind einfach noch nicht so weit" vielleicht tatsächlich Bedeutung, denn ich frage mich schon, ob ich zu jeder Zeit in der Vergangenheit tatsächlich für dieses andere, hoffentlich bessere Leben, bereit gewesen wäre.

Lieber das vertraute Unglück als das unbekannte Glück. Danach habe ich wohl selbst lange gelebt. :-s

Die Basis dafür ist ein Medikament, das nachhaltig das Craving hemmt (nicht nur Basis, sondern bei mir wohl auch Voraussetzung - nichts von dem, was ich gelernt hatte, konnte ich bis Baclofen langfristig einsetzen, es ging einfach nicht! Früher oder später....Wir kennen es alle, oder?

Jetzt geht es. Alles deutet darauf hin. Und man liest ja immer wieder, dass Baclofen bei vielen hier die Initialzündung darstellt, von der aus es dann endlich losgehen kann...

LG Nordlicht

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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)
BeitragVerfasst: Dienstag 22. April 2014, 10:01 
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Hallo Nordlicht

Mit dem folgenden Satz hast Du etwas in meinem Inneren in Resonanz gebracht:
Nordlicht hat geschrieben:
Solange sich niemand sicher ist, mich heilen zu können (oder die Krankheit zumindest zum Stillstand bringen kann) und mir auch nachhaltig begründet warum genau so, nehme ich mein ureigenes menschliches Recht an und entscheide selbst.
Es geht um eine Grundsatzfrage, gewissermassen um eine "Ur"-Frage, welche mich auch noch nach 61 Jahren "Betriebsdauer" immer wieder beschäftigt: Die Inkongruenz des "menschseins". Auf der einen Seite definiere ich das "Ich", meine Persönlichkeit, die Seele als wie ein Wesen, eben ein Lebe-Wesen, welches seinen momentanen Platz im Hier und Jetzt im unendlichen Universum auf diesem Planeten Erde gefunden hat. Auf einer Reise, die meines Erachtens wesentlich länger dauert, als diese paar Jahre hier in biologischer Erscheinungs-Form auf einem dafür geeigneten Himmelskörper im unendlichen All... vielfach fühle ich mich einfach als "Gast" in der hiesigen Hemisphäre. Ich lebe mein Leben als ein Wesen, dessen Ursprung und Bestimmung irgendwo als "Programm" vorhanden ist... um zu der Inkongruenz zurückzukehren: Meine wahre Persönlichkeit, oder wie man dies auch nennen möchte, ist gefangen von den derzeitigen biochemischen Abläufen in meinem Körper. Auf der einen Seite ist der Albatross, der seine Flügel weit aufspannen möchte um in ungeahnte Höhen vorzustossen, auf der anderen Seite ist die Gravitation, welche mich in die physikalische Welt mit ihren Naturgesetzen daran hindert... oder anders gesagt: Die wahre Seele ist an einen Körper, an Naturgesetze gebunden und damit an die ganze Biochemie des Denkens, Empfindens und Seins... genau dies ist für mich wie ein Gefangensein. Vermutlich seit Beginn der Menschwerdung wurde immer wieder versucht, diese Einschränkung zu durchbrechen. Mit "Drogen" irgendwelcher Art. Der Versuch, diese Quadratur des Kreises zu erreichen. Die Übereinstimmung vom biologischen und dem universellen Daseins einer Persönlichkeit, einer Seele, eines Wesens geschaffen aus Sternenstaub...
Das Problem: wir greifen in die Biochemie des Denkens ein und programmieren mit der Zeit die Rezeptoren um, so dass ein "normales" Funktionieren ohne diese Hilfe fast nicht mehr möglich ist.

Vielleicht liege ich hier total quer in meiner Ansicht. Für mich hat sie Gültigkeit. Zu oft hat das Schicksal sich gemeldet und mich auf diese Schiene zurückgebracht. Ich weiss heute, dass mein "Ich" hier nun seine momentane Erscheinungsform gefunden hat, mit einem Bündel Aufgaben im Tornister. Dass jedoch das Ganze nur ein Menschenleben dauert, davon bin ich schon lange NICHT mehr überzeugt...

Nordlicht, ich weiss nicht, ob diese Worte für Dich eine Hilfe dastellen. Ich möchte einfach meinem Verständnis für Deine momentane Situation Ausdruck verleihen. Es ist Dein Weg, Dein Leben. Dahinter stecken Deine Erfahrungen und Deine prägende Lebens-Geschichte.

Zu Bac-Therapie kann ich Dir einfach meine 3-jährigen Erfahrungen kommunizieren.
- Der Erfolg liegt in der Kontinuität
- Keine schnellen Dosisänderungen
- Alkohol hebt die Wirkung teilweise auf
- Eine Dosisänderung entfaltet erst mit einem Delay von einigen Tagen ihre Wirkung (dieser Satz gehört m.E. in grossen, dicken Lettern geschrieben...)
- und vielleicht als Quintessenz: Hat meine Seele den nötigen Raum, sich in der momentanen Erscheinungsform zu verwirklichen? Wenn Nein, was sollte ich ändern...? Diesen Mut zu Veränderung hat mir nun seit 3 Jahren Baclofen geschenkt...

Dir alles Gute
LG moonriver

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(Antoine de Saint-Exupéry)


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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)
BeitragVerfasst: Dienstag 22. April 2014, 11:18 
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Nordlicht hat geschrieben:
Lieber das vertraute Unglück als das unbekannte Glück. Danach habe ich wohl selbst lange gelebt. :-s

@Nordlicht,

es sind immer die ersten, kleinen Schritte, mit denen man einen neuen Weg beginnt.

Wofür will ich leben? Wofür lohnt es sich zu leben?
Es geht für den Anfang auch eine Nummer kleiner, in allen Städten findet man
Anlaufstellen wie diese: Tatendrang München
Beratungs- u. Vermittlungsstelle für ehrenamtliche Tätigkeit.

Glück wird ja meist mit Geld in Verbindung gebracht, eher selten mit Erfüllung.
Auch das kann eine gute Möglichkeit sein, eigene Erfahrungen gewinnbringend
für andere einzusetzen.

Falls sich jemand für Experienced - Involvement) interessiert,
hier kann man einsteigen: Ex-In Deutschland

LG Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)
BeitragVerfasst: Dienstag 22. April 2014, 20:30 
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Registriert: Mittwoch 6. April 2011, 23:04
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@ Federico
Federico hat geschrieben:
Wofür will ich leben? Wofür lohnt es sich zu leben?
Ehrenamt ist ehrenwert und Experiened-Involved eine super-Sache :daumen:
Bei mir geht es zur Zeit eher um das "große Ganze", Ehrenamt wäre nur ein Teil davon, aber mit Sicherheit ein sinnvoller. Experienced-Involved für Suchtkranke, denn nur damit könnte ich dienen, ist - wenn ich denn dann weiter bin - überlegenswert. Danke.

@moonriver
moonriver hat geschrieben:
Ich weiss heute, dass mein "Ich" hier nun seine momentane Erscheinungsform gefunden hat, mit einem Bündel Aufgaben im Tornister. Dass jedoch das Ganze nur ein Menschenleben dauert, davon bin ich schon lange NICHT mehr überzeugt...
Da bin ich grundsätzlich ganz offen, denn niemand weiß da wirklich genaueres - und wenn es welche gäbe, die genaueres wüssten, dann würden wir ihnen nicht glauben. Aber in diesem Leben habe ich nur dieses Leben und das macht die Sache für dieses Leben etwas kompliziert.

moonriver hat geschrieben:
Die wahre Seele ist an einen Körper, an Naturgesetze gebunden und damit an die ganze Biochemie des Denkens, Empfindens und Seins... genau dies ist für mich wie ein Gefangensein. Vermutlich seit Beginn der Menschwerdung wurde immer wieder versucht, diese Einschränkung zu durchbrechen. Mit "Drogen" irgendwelcher Art. Der Versuch, diese Quadratur des Kreises zu erreichen. Die Übereinstimmung vom biologischen und dem universellen Daseins einer Persönlichkeit, einer Seele, eines Wesens geschaffen aus Sternenstaub...
Das erinnert mich an Hoimar v.Dittfurth "Innenansichten eines Artgenossen" - Das letzte Buch von ihm.
Zitat:
Zu den elementarsten der Grundlagen psychischer Abläufe gehört der Umstand, daß wir aus Materie bestehen. Daß eine im Verlauf einer für uns unausdenkbar langen Entwicklungszeit entstandene materielle Struktur von einer uns ebenfalls unausdenkbaren Komplexität die Voraussetzung darstellt für unsere konkrete Existenz. Nicht nur für unsere leibliche, physische, sondern auf für unsere geistige Existenz. Sowenig wir ohne unseren Leib leben könnten, sowenig wären wir ohne unser Gehirn imstande zu denken.
Das alles sind Trivialitäten. Aber auch sie müssen hier bedacht werden, weil schon die unmittelbaren Folgen dieser beiläufig als selbstverständlich akzeptierten Sachverhalte von fast allen Menschen ignoriert werden: Es ist nicht möglich, ein materielles System via biologische Evolution bis auf die Ebene der Denkfähigkeiten zu hieven, ohne daß sich in dem ermöglichten Denken bestimmte Eigenheiten der seine Voraussetzung bildenden materiellen Strukturen wiederspiegeln.
Er schreibt weiter...
Zitat:
Gegen diesen Aufbau der realen Welt verstößt nun nach Hartmann ein Denken, das sich anheischig macht, das Wesen der Realität aus einer einzigen dieser Ebenen ableiten zu wollen. Wer mit den Kategorien der untersten Ebene allein die Wirklichkeit zu erklären versucht, denkt "materialistisch", wer mit der organisch-biologischen Schicht als einziger Erklärungsgrundlage auskommen zu können glaubt, beschränkt sich auf eine "biologistische" Sicht, und wer sich allein auf die oberste, geistige Seinsebene bezieht, reduziert seinen Ansatz einseitig auf eine "idealistische" Position. Die jeweiligen Ismen sind folglich das Resultat einer ideologischen Blickverengung, bei der die Erklärungsgrundlage verkürzt wird auf eine einzige, aus dem Kontext der Realität willkürlich herausgegriffene Seinsebene. Wer die Einbeziehung biologischer Rahmenbedingungen in die Diskussion über menschliches Verhalten oder psychische Abläufe als "biologistisch" ablehnen zu können glaubt, bedient sich daher einer Terminologie, die er nicht verstanden hat. Denn eine solche Betrachtugnsweise ist weit davon entfernt, die Erklärung nur aus den Gesetzen einer einzigen ontologischen Ebene ableiten zu wollen. Sie versucht ganz im Gegenteil, das Zusammenspiel der verschiedenen Ebenen zuzurechnenden Kategorien in den Blick zu bekommen.
Eigentlich schweifen wir ja ab....aber ich sehe da auch eine deutliche Parallele zu unserer Suchterkrankung. Bisher wurde größtenteils versucht, die Sucht von einem idealistischen Blickwinkel aus zu betrachten (12-Schritte), der biologische Aspekt ist erst in der letzten Zeit beim Alkoholismus in die Öffentlichkeit gelangt und dieser zustäzliche Aspekt - innerhalb der Behandlung -macht dann erst das große Ganze. Übrigens hat das ganze schon mal funktioniert: vor ca. 10-15 Jahren mit dem Methadon-Programm bei Heroinsucht. Und auch da gab es natürlich Gegner und "Moralisten", die das ganze auf der idealistischen Ebene behalten wollten. Würde gerne mal heute mit einem der Verfechter der "harten Gangart" sprechen wollen, wie er das denn heute sieht und ob er mal abgeschätzt hat, für wie viele Menschen seine rigide Haltung den sicheren Tod bedeutet hätte.
moonriver hat geschrieben:
Nordlicht, ich weiss nicht, ob diese Worte für Dich eine Hilfe dastellen. Ich möchte einfach meinem Verständnis für Deine momentane Situation Ausdruck verleihen. Es ist Dein Weg, Dein Leben. Dahinter stecken Deine Erfahrungen und Deine prägende Lebens-Geschichte.
Lieber moonriver, Deine Worte haben schon oft eine Hilfe - nicht nur für mich, sondern mit Sicherheit auch für viele andere dargestellt und ich danke Dir für Dein Verständnis und Dein Einfühlungsvermögen. Ich bin aber nicht unglücklich, ich bin lediglich unzufrieden.

Mein Mantra dazu: "Ich akzeptiere die Unzufriedenheit als treibende Kraft!" (Ausprobieren! Es wirkt!)

Dies ist nicht meine erste Lebenskrise, meine Art zu trinken hat mich mindestens schon zweimal in ähnliche Situationen gebracht, in denen ich absolut nicht wusste, wie es weitergehen soll. Und es ging weiter - und es ging gut weiter. Besser als zuvor. Vielleicht zu gut. Früher ging es um das "Haben" heute eher um das "Sein". Nicht in letzter Konsequenz, aber ansatzweise. Ich hoffe, damit fahre ich besser. Auf jeden Fall geht es mir zur Zeit besser damit. Und wenn ich eines gelernt habe: Alles Gute trägt auch Schlechtes in sich und alles Schlechte auch Gutes.

Daran glaube ich. Das ist mein Trost gewesen, in den ganz schlimmen Zeiten.

LG Nordlicht

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