Frodo01 hat geschrieben:
Allein die Gefahr, davon etwas auf’s Spiel zu setzen, wenn ich mich zu meiner Abhängigkeit bekenne, hätte mich auch weiterhin davon abgehalten, irgendeine Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich weiß, dass das von den Profis im Allgemeinen nicht verstanden wird, daher nochmal in aller Deutlichkeit: ich wäre lieber am Alkohol verreckt, als mich in eine klassische Therapie zu begeben.
Die Behandlung mit Baclofen konnte völlig unspektakulär zu Hause stattfinden, es gab keine Entwürdigung, niemand hat mir Willensschwäche, nasses Denken oder sonstwas vorgeworfen. Ich musste mich nicht mit meiner Sozialphobie vor einen Kreis Leute stellen und sagen „Ich bin Willo. Ich bin Alkoholiker. Ich bin machtlos!“ Ich konnte völlig unauffällig an mir arbeiten, außer meiner Hausärztin und meiner Frau weiß bis heute niemand irgendetwas davon.
Und ich war nie „machtlos“.
@all
danke Willo für diese beiden Absätze in deinem Bericht:
Zwar habe ich schon eine LZT hinter mir und war 14 Jahre trocken bis ich wieder rückfällig wurde und mir meine Psychologin eine erneute "klassische" Therapie aufdrängen wollte. Ich weiß aber, dass es nicht an der LZT gelegen hat, dass ich solange abstinent war, und dass ich gerade aufgrund dieser Erfahrungen in der Therapie NIE mehr eine solche machen werde. Meine Erinnerungen an diese Zeit sind durchwegs negativ. Der Therapeut war mit unserer Gruppe total überfordert und ging jedes mal durchgeschwitzt aus der Therapiestunde, die "fitten" Patienten wurden zum Küchen- und Putzdienst herangezogen, der "Anstaltsleiter", - sein Name war Klos den habe ich bis heute nicht vergessen - hat sich nachts heimlich aus der Küche bedient usw. Unsere Gruppe hat sich sozusagen ein halbes Jahr selbst therapiert (eine Art Selbsthilfegruppe in der Langzeittherapie). Mich hat eigentlich nur die Angst vor einer erneuten Therapie abstinent erhalten, bis ich nach 14 Jahren wieder rückfällig wurde. Nun nehme ich seit 3 Jahren Baclofen, hatte in dieser Zeit niemals wieder einen Absturz, trotz gelegentlicher "Vorfälle" die meistens nur 1-2 Tage anhielten. Ich habe nie zuvor eine solche zufriedene Abstinenz erlebt, die ich ALLEIN der Einnahme von Baclofen zu verdanken habe.
Das sind meine Erfahrungen aus einem halben Jahr klassicher Langzeittherapie.
LG
Elfie
PS: Frodo hat nicht selbst geschrieben, sondern hat Willo zitiert!