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Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche

Dienstag 26. November 2013, 15:15

@Federico

Ich erinnere mich, Du hast mir Jack London mal empfohlen. Der kommt jetzt auf meine Liste. Lesetipps habe ich immer gern. Aber das weisst Du.
Kampf, kämpfen, ringen und Verwandte sind die falschen Wörter und deuten auf meine bipolaren, extremen Charakterzüge von 'alles' oder 'nichts'. Ein Kampf ist entweder gewonnen oder verloren, dazwischen gibt's nicht viel.
Die Nuance bei mir selber fehlt.

Es geht eher um den Prozess mit Geduld: Wandlung, Mutation, Verwandlung, Neugestaltung, Neubeginn, Metamorphose, Renovierung, sogar Restauration. You name it. Was denkst Du?

LG

Patrick

Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche

Dienstag 26. November 2013, 17:11

@Patrick,

ganz genau. Schon alleine sich mit etwas abzufinden, ist schwer genug und geht nicht
von heute auf morgen. Wenn Du das geschafft hast, wird alles andere leichter.
Kampf gegen einen imaginären Feind, heißt ja auch ständig auf der Hut, immer angespannt
sein zu müssen. Du kannst es an vielen Beispielen anderer erkennen, es ging nie von jetzt
auf gleich, es war bei allen ein langer Weg. Metamorphose ist für mich nach wie vor die beste
Beschreibung.

„König Alkohol“ würde ich nicht empfehlen, es ist düster und sehr destruktiv mit einem
Ende, das dem tatsächlichen Ende von Jack London sehr nahe kommt. Wie gesagt, das ist
über 100 Jahre her, den Begriff Alkoholiker oder Abhängiger kannte man zu der Zeit nicht.
Und wie man heute weiß, hätte ihn die Prohibition die kurz nach seinem Tod eingeführt
wurde auch nicht gerettet. So hat er denn am Ende seinen Feind zum König erklärt.
Zu seinem König.

LG Federico

Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche

Dienstag 26. November 2013, 22:25

@Federico
Federico hat geschrieben:Wenn Du das geschafft hast, wird alles andere leichter.
Kampf gegen einen imaginären Feind, heißt ja auch ständig auf der Hut, immer angespannt
sein zu müssen.
Ich wollte diese paar Sätze bloß mal zitieren, einfach weil sie mir gefallen.


Federico hat geschrieben:So hat er denn am Ende seinen Feind zum König erklärt.
Zu seinem König.
Ein Ende, das keiner sich wünscht. Das Buch quillt wohl über vor Tragik.


LG & gute Nacht gewünscht

Patrick

Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche

Dienstag 26. November 2013, 23:21

@Patrick,

komme gerade von unserem seit 2 Jahren stattfindenden „Stammtisch“ zurück und lese.

Und konstatiere: 2 Stunden real life ist besser als 24 Std. im Forum. Mehr Stoff zum Nachdenken, Reflektieren, Bestimmen der derzeitigen Position.

Fazit heute: Baclofen hat unser Leben verändert, wie genau wissen wir nicht genau.
Aber wir wissen sehr genau wie es verlaufen wäre „Ohne“. Reales Lernen ist durch nichts
zu ersetzen. Jack London war gestern, wir leben im Heute.

LG Federico

Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche

Mittwoch 27. November 2013, 20:09

@Federico

Wenn ich's gut verstehe, gibt es bei Deinem Stammtisch auch Leute, die Baclofen nehmen? Das ist ja der beste Austausch, den man haben kann.
Federico hat geschrieben:2 Stunden real life ist besser als 24 Std. im Forum
Das kann ich nur zustimmen, denn die Zeitverzögerung, Berichte zu schreiben, zu lesen, zu beantworten ist, schätze ich mal, ca 100 mal langsamer. In der Zeit, wo wir einen einzigen Bericht schreiben, wurde sicher schon 3-4 Din A4 Seiten lang philosophiert, diskutiert, gelacht, argumentiert, animiert, gefllüstert usw.. Dazu kommt noch der Blickkontakt, Stimmtimbre, Haltung...
Vielleicht könnte man sogar sagen "besser als eine Woche im Forum". :D

Andererseits darf man das Forum nicht unterschätzen, dasjenige was geschrieben wird, behält man vielleicht länger bei, die Dialoge sind immer wieder aufrufbar, Informationsaustauschmöglichkeiten sind grösser: Bilder, Videos, Links, und vor allem, es gibt einen Austausch mit viel mehr Leuten....
Ein interessanter Vergleich!

LG

Patrick

Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche

Mittwoch 27. November 2013, 21:39

Hatte heute Besuch von Werner,

Es war, wie F. sagt - ganz anders als virtuell. Es hat mich echt gefreut und meinen Tag bereichert. Danke Werner (und Deiner Angetrauten)..

LG Volker

Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche

Donnerstag 28. November 2013, 10:28

Ich möchte nicht einfach hier "abtauchen", ohne eine Erklärung dazu gemacht zu haben.
Das Forum ist dafür zu wertvoll, da steckt zu viel Herzblut und Arbeit von vielen Menschen drin!
Seit einigen Wochen nehme ich kein Bac mehr. Ich habe es nicht vertragen und ich glaube, dass ich zu den Menschen gehöre, bei denen es nicht wirkt. Das ist aber durchaus nicht aussergewöhnlich, denn mir ist KEIN Medikament bekannt, dass bei jedem Menschen wirkt!
Mir geht es gut.Habe einige Wochen Urlaub gemacht. Trotz des reichhaltigen Getränkeaufkommens dort, hat mich kein Trinkwunsch überrannt.Vielleicht durch die lange Zeit mit der Suchttherapie, die mich manche Lebensumstände anders betrachten lies.Und sogar ich habe es geschafft, meine Gedanken und mein Verhalten zu verändern. Das tat/tut gut.Der Wunsch nach einem Rausch wird geringer. Die meiste Zeit fühle ich mich wohl mit mir. Meine Hand werde ich für mich wohl nie ins Feuer legen können.Schade einerseits, doch ähnlich wie bei den früheren Panikattacken hält es mich wachsam.
Befremdet war ich vor einigen Wochen hier darüber, dass auf die Länge der Beiträge Einfluss genommen werden sollte.Bislang war ich immer der Meinung, dass es auf den Inhalt ankommt.So lange dieser nicht abwertend und beleidigend ist, dem Thema zuträglich,kann ich an langen oder kurzen Beiträgen nichts schädliches entdecken.
Ich wünsche Euch, dass ihr den Grad der Freiheit wieder erlangt, der für Euch lebenswert und gangbar ist.Da sind die Ziele ja so verschieden wie die Menschen.

Bennter

Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche

Donnerstag 28. November 2013, 11:45

Hallo @bennter,

am 16. Oktober hast Du geschrieben:
Viele Wege führen nach Rom. Auch für Agnostiker ;-)

Kurz danach musst Du dann abgebogen sein. ;)
Es freut mich sehr, dass Du zwar einen anderen Weg gewählt hast,
aber das Ziel dabei nicht aus den Augen verloren hast, im Gegenteil.

Vielleicht führt Dich dein Weg irgendwann wieder in's Forum.
Sei es auch nur um zu erklären, wie und warum Du Baclofen
so unerwartet nicht mehr vertragen hast.
Du weißt schon, nur die Wahrheit bringt uns weiter ...

Alles gute und Danke für's Teilen.

LG Federico

Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche

Donnerstag 28. November 2013, 12:22

Lieber Bennter

Schön, hast Du Dich gemeldet. Ich hatte mich Sorgen gemacht, daher meine Email. Es hat mich gefreut Dich kennenzulernen, mit Dir einen wunderbaren Austausch hier im Forum erlebt zu haben.

Es ist doch fantastisch, was Du erreicht hast. Mann, macht mir das Hoffnung!

Sehr schade würde ich es finden, wenn Du Dich komplett aus dem Forum verabschieden würdest.
Aber so ist das Leben. Ich selber möchte hier bleiben und diskutieren, lernen, philosophieren, polarisieren, nerven, meckern, entertainen, austauschen, helfen usw. solange der von mir gewünschte Erfolg ausbleibt.
Aber wenn man geheilt ist, ist das Forum halt für die Meisten nicht mehr wo wichtig wie einst.

Bleib so wie Du bist, denn Du bist eine besondere, bestechende Person. Deine Beiträge hier waren beeindruckend, entwaffnend
einfühlsam. Einfach blendend. Man wird Dich hier vermissen. :(

Ganz liebe Grüsse

Patrick :-h

Re: Quartaltrinker und Rauschwünsche

Donnerstag 28. November 2013, 20:54

Salut Patrick

ich bin auf ein älteres Posting von dir gestossen, das mich sehr berührt:

viewtopic.php?p=22624#p22624

- und mir bleibt die Luft weg, so vertraut fühlt sich deine Beschreibung für mich an, wie der Prozess abläuft, wie sich das Denken sekundenschnell mit Bildern anreichert, die ausschliesslich positiv besetzt sind und so zwingend werden.

Patrick, das sind MEINE inneren Bilder, ein halbes Leben bin ich genau diesen Emotionen aus früheren Zeiten hinterher gerannt. Heute, mit fast 50, habe ich den Vorteil, dass die Jugend definitiv vorbei ist (was ich viel zu lange nicht realisierte) und dass eine betrunkene Frau in meinem Alter schlicht... naja... Mit 20, 30 Jahren war das noch anders, seien wir ehrlich. Oder anders gesagt: es wäre einfach lächerlich, so aufzutreten. Deshalb geschieht Trinken bei mir auch nur noch versteckt in den eigenen vier Wänden.

Und doch bleibt in uns immer ein Teil jedes Lebensalters lebendig. Ich trage immer noch Wesenszüge in mir, die mich fühlen lassen wie ein Kind, wie eine Jugendliche, wie eine junge Frau. Die Sehnsüchte von damals leben weiter in uns, wenn wir nichts tun, um sie zu erfüllen bzw. uns nicht bewusst werden, dass sie nicht mehr zu unserem gereiften Leben passen.

Irgendwie so...
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