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Survivor
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Betreff des Beitrags: Re: Hallo miteinander Verfasst: Dienstag 26. Juni 2012, 19:57 |
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Registriert: Mittwoch 18. April 2012, 21:15 Beiträge: 55
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Inzwischen bin ich bei 75 mg täglich. Heute morgen, direkt vor meinem zweiten Termin bei Herrn Haasen, habe ich doch deutliche Nebenwirkungen verspürt. Zunächst bin ich nur schwer aus den Federn gekommen und war deutlich bedüselt, fast den ganzen Tag über. Inzwischen hat sich das gelegt. Dann hatte ich nach der Einnahme der Morgentablette einen ziemlich trockenen Mund -- darüber hatte ich hier im Forum schon gelesen. Außerdem hatte ich heute den ganzen Tag über ziemliche Gummibeine.
Aber das war alles in allem noch sehr gut zu ertragen -- kein Vergleich mit einem Vollrausch oder dem Horror danach. Ich habe heute sehr konzentriert und erfolgreich gearbeitet, also, ich will nicht klagen.
Mein Doc hat mir empfohlen, jetzt erst einmal ein paar Tage bei 75 mg zu bleiben und dann die 100 anzupeilen.
Ich bin ehrlich gesagt schon fast froh, jetzt einmal deutliche Nebenwirkungen zu spüren, denn das gibt mir die Hoffnung, daß sich demnächst auch die gewünschte Hauptwirkung einstellen könnte. Ich hielt mich schon für ein exotisches Exemplar, bei dem Baclofen wie Milchpulver anschlägt, also überhaupt nicht.
Noch etwas war intereressant: Herr Haasen meinte zu mir, die Unterschiede zwischen Lioresal oder Baclofen von AL bzw. Ratiopharm seien nicht existent. Der Wirkstoff sei haargenau derselbe, das werde strengstens kontrolliert. Seine Patienten seien mit Baclofen AL sehr zufrieden.
In ganz seltenen Fällen könne es Unverträglichkeiten zum Trägermittel oder zur Beschichtung geben, aber das sei äußerst unwahrscheinlich. Soweit ich weiß, bestehen Tabletten meistenteils eh nur aus harmlosen Substanzen wie Zucker.
Es lohnt sich wohl also eher nicht, für das teurere Lioresal unnötig tief in die Tasche zu greifen.
So weit mein Bericht für heute. Es geht mir gut. Ich bin voller Hoffnung, daß doch noch irgendwann alles gut wird.
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Survivor
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Betreff des Beitrags: Re: Hallo miteinander Verfasst: Freitag 20. Juli 2012, 07:34 |
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Registriert: Mittwoch 18. April 2012, 21:15 Beiträge: 55
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Liebe Gemeinde, vielleicht ist es mal Zeit für einen neuen Statusbericht. Er fällt leider nicht so positiv aus, wie ich es gerne hätte. Die Rückfälle wurden mit Baclofen zwar kürzer, aber auch häufiger. Da habe ich mich gefragt, wie ehrlich ich in diesem Forum eigentlich sein soll. Aber es soll ja Schluß sein mit dem Lügen: hier sind wir unter uns. Ungefähr die letzten drei Wochen lang war ich bei jeweils 75 mg täglich, und die Nebenwirkungen sind nicht von Pappe: Schwindel, Kreislaufstörungen, Bewußtseinstrübungen, Schlafstörungen, ein metallischer Geschmack im Mund, Planlosigkeit. Bei mir wirkt das Baclofen in irgendeiner Form psychoaktiv, wobei es mir schwerfällt, die Veränderung zu beschreiben. Ich habe leider keine Lebenspartnerin, die mir einen Spiegel vorhalten könnte. Es ist weder eine Veränderung zum Depressiven noch zum Euphorischen, ich fühle mich nur einfach -- etwas verschoben. Erhöhte Traumaktivität wäre noch zu nennen, wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich einfach soviel träume wie immer, mein Schlaf aber oberflächlicher ist und ich mich hinterher einfach besser erinnern kann. Von Alpträumen, wie ich sie unter Alkoholabbau kenne, kann ich nicht berichten, eher von ganz absurden, eigentlich witzigen, manchmal auch erotischen Träumen, die ich fast mal aufschreiben sollte. Dagegen sähen Kafka und Murakami wie Anfänger aus.  Spaß muß auchmal sein ... Tatsache ist leider, daß ich die letzten beiden Rückfälle ohne Baclofen wohl nicht gehabt hätte. Ich fühlte mich merkwürdig und unwohl, habe dann, um wieder "normal" zu werden, zwei, drei Bier getrunken, durfte die volle Wechselwirkung von Alkohol und Baclofen "genießen", war verzweifelt, trank schließlich noch mehr, um irgendwie diesem Strudel zu entkommen. Ich kann nur davon abraten, Alkohol und Baclofen zu mischen, das kann gewaltig nach hinten losgehen. Das alles klingt jetzt vielleicht dramatischer, als es wirklich ist. Die Nebenwirkungen von Baclofen ohne Alkohol sind für mich erträglich, jeder Rausch und anschließender Hangover mit entsprechendem Weltschmerz ist bedeutend schlimmer. Ein Spaziergang ist diese Therapie für mich aber nicht. Inzwischen haben die Nebenwirkungen nachgelassen, und ich habe den Mut gefaßt, langsam weiter hochzudosieren. Es kann offenbar ganz schön schwierig sein, die richtige Dosis zu finden, ich frage mich: Soll ich runter oder hoch mit der täglichen Menge? Nun, niedriger dosiert war ich schon, ohne merkliche Veränderung, ich denke, ich wage jetzt mal die 100 mg und bleibe dann für einige Wochen dabei. Voraussetzung muß aber sein, wirklich, wirklich nichts zu trinken, um dem Baclofen eine Chance zu geben. Wie schrieb hier mal jemand: "Baclofen schlägt dir natürlich nicht das Glas aus der Hand." Eigeninitiative und der echte Willen, sein Leben zu ändern, müssen wohl schon vorhanden sein. Grüße S.
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Hallo miteinander Verfasst: Freitag 20. Juli 2012, 08:37 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Hallo Survivor
Ich möchte Dir nur kurz kommunizieren, dass ich Deinen Beitrag als äusserst wertvoll empfinde und Respekt vor Deiner grossen Offenheit zeige! Ich bin momentan "kurz angebunden", werde aber sicher heute Abend noch im Detail meine Gedanken dazu äussern. Vielleicht vorerst nur dies: Ich spüre Deinen Wunsch und die Bereitschaft etwas gegen diese Abhängigkeit zu unternehmen. Du hast auch Einblick in verschiedene Mechanismen der Wirkung von Bac erlebt. Meines Erachtens ist der "Way Out" immer noch für Dich offen.
Ich melde mich wieder LG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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Survivor
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Betreff des Beitrags: Re: Hallo miteinander Verfasst: Freitag 20. Juli 2012, 08:55 |
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Registriert: Mittwoch 18. April 2012, 21:15 Beiträge: 55
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moonriver hat geschrieben: Meines Erachtens ist der "Way Out" immer noch für Dich offen. Dann nur ganz kurz vorab schonmal dies: Natürlich ist er das, diesen Glauben habe ich nie verloren. Ich weiß, daß ich es schaffen kann, und glaube auch, daß ich es schaffen werde, vielleicht schon jetzt, dieses Jahr ... Ich hab mit Alk schon so viel Mist erlebt -- das reicht für drei Leben. Ich trinke ja nicht aus Leichtsinn oder Jux und Dollerei, weil's mir so gut gefällt und immer noch irgendeinem Rock-'n'-Roll-Traum hinterherlaufe, der für mich lange schon zum Alptraum geworden ist, sondern weil ich krank bin. Ein Schlüsselerlebnis war für mich, als ich einmal Zuflucht in einer Entgiftungsstation suchte und des Nachts ein neuer Insasse mit dem Hubschrauber eingeflogen werden mußte. Der Gute war schon tot, mußte wiederbelebt werden, und am nächsten Morgen saß er mit zerzauselten Haaren wie Nick Nolte im Raucherraum und sagte, vermutlich noch immer restalkoholisiert: "Lieber besoffen und lustig als nüchtern und doof." Ob der wohl noch lebt? So wollte ich nie werden. Nein, ich rede mir schon lange nichts mehr schön. Ich will noch was vom Leben haben und will's noch einmal wissen.
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Hallo miteinander Verfasst: Freitag 20. Juli 2012, 11:09 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@Survivor, Zitat: Voraussetzung muß aber sein, wirklich, wirklich nichts zu trinken, um dem Baclofen eine Chance zu geben. Eine sehr gute Idee. Gib Dir eine Chance mit Hilfe von Baclofen. LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Survivor
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Betreff des Beitrags: Re: Hallo miteinander Verfasst: Freitag 20. Juli 2012, 11:22 |
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Registriert: Mittwoch 18. April 2012, 21:15 Beiträge: 55
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Ich geb mein Bestes, Federico, auch wenn's vielleicht nicht so aussieht ...
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Hallo miteinander Verfasst: Freitag 20. Juli 2012, 19:06 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Hallo Survivor
Federico hat die Essenz Deiner Aussagen bereits hervorgehoben. Und Du hast es ja bereits erlebt: Den Kampf der Giganten. Baclofen versus Alkohol. Bei Deiner Dosis kann dies unter Umständen in einen gefährlichen Bereich gehen. Es hat sich immer wieder gezeigt: Bac mit Alk funktioniert nicht. Einen eventuellen Gedanken, mal doch ein Glas zu trinken und zu spüren, wie es sich anfühlt, musst Du noch weit nach vorne schieben. Wie ich aus Deinem Thread lese, bist Du ja in besten Händen in Behandlung. Eine "Eigentherapie" kann ich dir noch empfehlen: Schreibe ein Tagebuch über Dein inneres Erleben, auch über die Träume. Man vergisst sie so schnell. Allein schon das Schreiben kann eine positive Wirkung nach sich ziehen. Sogar wenn Du es nie mehr lesen wirst... Vertraue Dich auch Deinem Arzt an. Eine Steigerung der Dosis ist für Dich momentan nur sinnvoll, wenn Du wirklich jeden Alkoholkonsum lassen kannst. Ich weiss, dass ich die Wirkung von Bac sehr hoch lobe. Es war jedoch auch für mich nicht so einfach, wie es sich vielleicht anhört. Die Abhängigkeit sass tief, bis zum täglichen Vodka zum Frühstück..., den ich mit allem anderen als mit Freude oder Vergnügen trank! Der morgendliche Blick in den Spiegel wollte ich mir am liebsten ersparen. Manchmal musste ich während der Therapie auch kämpfen, nach etwa 6 Monaten hatte ich auch ein Tief und Frust. Heute weiss ich, dass es sich gelohnt hat. Bac soll ja auch nicht zu einer Ideologie werden, davon hat die Menschheit schon genug.
Wenn ich Deinen Bericht lese, dann hast Du Dir die wichtigsten Fragen bereits selbst beantwortet.
Ich wünsche Dir Mut, denn die nötige Kraft dazu spricht aus Deinen Zeilen. LG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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Survivor
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Betreff des Beitrags: Re: Hallo miteinander Verfasst: Sonntag 29. Juli 2012, 10:19 |
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Registriert: Mittwoch 18. April 2012, 21:15 Beiträge: 55
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Ich bin nicht perfekt, der Absprung vom Alk ist schwer, aber jetzt muß ich Baclofen doch mal loben: Es lohnt sich, das Zeug auch während eines Rückfalls weiterhin zu nehmen, auch wenn die Wechselwirkungen noch so fies sind: Baclofen hat es tatsächlich geschafft, meine Rückfälle auf einen, maximal zwei Tage zu begrenzen, sodaß ich ziemlich fix mit dem Saufen aufhören konnte. Ohne Baclofen wäre das nicht möglich gewesen. So langsam glaube ich an dieses Medikament.
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Hallo miteinander Verfasst: Sonntag 29. Juli 2012, 11:55 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Zitat: Eigeninitiative und der echte Willen, sein Leben zu ändern, müssen wohl schon vorhanden sein. @Survivor, offenbar glaubst Du nicht nur an die Wirkung von Baclofen – Du beginnst an Dich selbst zu glauben. Du bist auf dem richtigen Weg! LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Survivor
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Betreff des Beitrags: Re: Hallo miteinander Verfasst: Montag 6. August 2012, 09:20 |
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Registriert: Mittwoch 18. April 2012, 21:15 Beiträge: 55
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Schon wieder Rückfall. Gespräch am Freitag mit Herrn Haasen war auch nicht so toll. Ich hab einfach die Wahrheit erzählt, was hätte ich auch sonst tun sollen? Ich hab doch nichts davon, meine Mitmenschen zu belügen, damit belüge ich mich auch selbst.
Herr Haasen hat zwischen den Zeilen angedeutet, Baclofen könne nicht das Richtige für mich sein. Die Nebenwirkungen machen mich fertig. Herr Haasen meinte zu mir, von allen Patienten sei ich derjenige mit den meisten Nebenwirkungen, abgesehen von einem anderen, dem es wohl noch wesentlich schlechter als mir erging.
Heute kann ich schon wieder nicht zur Arbeit. Also Anruf, mal wieder Gang nach Canossa. Ich will das alles nicht mehr. Ich überlege ernsthaft, Baclofen abzusetzen. Aber ich habe Angst vor dem, was dann kommt. Es geht wirklich um meinen verdammten nackten Arsch.
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