Baclofen (>100 mg pro Tag)
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Freitag 14. Januar 2011, 14:20

Achso: Ich war bei Beginn schon kurze Zeit trocken und habe während der gesamten Baclofen-Einnahmedauer nur einmal Alkohol konsumiert. Insgesamt war ich noch nie so lange ohne Alk.

Freitag 14. Januar 2011, 15:01

@ Martin,
wie kommst Du auf die Vorstellung, dass Deine Erhaltungsdosierung unter der jetzigen Dosierung liegt? Es gibt kein Indiz, dass cue reactivity reversibel wäre. Ganz im Gegenteil. Baclofen müsste die synaptische Plastizität verändern, damit der Vorgang der Runterdosierung möglich wäre. Oder ganz simpel: Du hast einfach zu hoch dosiert und kommst mit einer geringeren Dosis genau so zurecht.
LG invorio

Freitag 14. Januar 2011, 15:25

invorio hat geschrieben:wie kommst Du auf die Vorstellung, dass Deine Erhaltungsdosierung unter der jetzigen Dosierung liegt?

Das zeigen die Erfahrungen derer bei denen die "Switch-Dosis" deutlich höher lag als die letztliche Erhaltungsdosis. Falls die "Switch-Theorie" funktioniert, gibt es auf diesem Planeten keinen Menschen der beantworten könnte, wie das im Gehirn genau abläuft. Wenn man sie nicht glauben möchte, sondern generell niedrigere Dosierungen für erstrebenswert erachtet, soll man eben diesen Weg gehen. Glaubenskriege gibt's so oder so schon mehr als genug...

Freitag 14. Januar 2011, 15:45

@ Martin

Ich glaube, da hast Du mich falsch verstanden: mir geht es keinesfalls um einen Glaubenskrieg, sondern um Erkenntnisgewinn. Für mich ist die Frage Hochdosierung oder Niedrigdosierung von Baclofen irrelevant geworden, da die Baclofendosierung lediglich einen Teil der Problemlösung bei Alkoholabhängigkeit darstellt. Daher sind die ganzen Dosierungsstudien mit 30 mg, 60 mg, 90 mg oder nochmehr mg allenfalls nett.
Also noch mal meine ernstgemeinte Frage von vorhin, warum Du glaubst, dass die Erhaltungsdosierung unterhalb Deiner jetzigen Dosierung liegt. Einen "switch"- was immer das ist- hattest Du ja scheinbar nicht, sondern Du hast solange hochdosiert bis das Craving weg war.

Lg invorio

Freitag 14. Januar 2011, 17:06

Danke Martin, das war wichtig. Damit bestätigst Du den Königsweg, bei dem die Höhe der Dosierung übrigens keine Rolle spielt. Nach meiner bisherigen Erfahrung baut sich nach länger beibehaltener Hochdosierung, der Wunsch nach einer niedrigeren Dosierung von selbst auf. Eine „Standardvorgehensweise“ wird es diesbezüglich nicht geben, Baclofen ist in der Dosierung, nach allem was wir bisher wissen, extrem individuell wirksam. Es dürfte jedenfalls nicht viele Medikamente mit einem Dosierungsspektrum von 10mg/d bis 500/mg/d geben.

LG Federico

Freitag 14. Januar 2011, 17:21

invorio hat geschrieben:Einen "switch"- was immer das ist- hattest Du ja scheinbar nicht, sondern Du hast solange hochdosiert bis das Craving weg war.

Für mich ist das der "Switch". :smt002 Niedrigere Dosierungen wie z.B. 225mg / Tag haben mir nichts gebracht. Ich musste erst einen gewissen Schwellenwert überschreiten um die Craving-reduzierende und letztlich Craving-unterdrückende Wirkung von Baclofen zu spüren. In anderen Foren beschreiben User ähnliche Erlebnisse und auch sie konnten die Erhaltungsdosis deutlich niedriger ansetzen als die "Switch"-Dosis. Ob das bei mir auch der Fall ist, kann ich dir erst in ein paar Monaten sagen.

invorio hat geschrieben:Für mich ist die Frage Hochdosierung oder Niedrigdosierung von Baclofen irrelevant geworden, da die Baclofendosierung lediglich einen Teil der Problemlösung bei Alkoholabhängigkeit darstellt. Daher sind die ganzen Dosierungsstudien mit 30 mg, 60 mg, 90 mg oder nochmehr mg allenfalls nett.

Die Anti-Craving-Wirkung von Baclofen ist ziemlich stark dosisabhängig und vor allem mit 30mg wird sein Potential sehr oft nicht ausgereizt. Darum halte ich Studien mit höheren Dosierungen für sehr wichtig.

Bei primären Alkoholikern ohne psychiatrische Komorbidität ist das Ausschalten des Craving der elementare Schritt. Sekundäre Alkoholiker werden vergleichsweise oft zusätzlich noch Therapie und / oder andere Psychopharmaka benötigen.

Radikal ausgedrückt: Alkoholabhängig gemachte Ratten benötigen eine bestimmte Dosis Baclofen um signifikant weniger und letztlich gar keinen Alkohol zu trinken. Mit ihrem "Willen", ihrer "Persönlichkeit" or whatever hat das nicht das Geringste zu tun. Und wenn Ratten auch keine Menschen sind (und schon gar nicht die besseren :smt002) so sind die neurobiologischen Ähnlichkeiten doch frappant.

Freitag 14. Januar 2011, 17:54

@Martin,
Bei primären Alkoholikern ohne psychiatrische Komorbidität

Bist Du sicher, dass es diesen Typus tatsächlich gibt?
Bei Ratten würde ich eine psychiatrische Komorbidität generell ausschließen. Der Unterschied zum Menschen dürfte somit klar sein.

LG Federico

Freitag 14. Januar 2011, 17:57

das finde ich allerdings auch :smt002

Freitag 14. Januar 2011, 18:05

Federico hat geschrieben:Bist Du sicher, dass es diesen Typus tatsächlich gibt?

Absolut sicher. :smt002

Freitag 14. Januar 2011, 18:13

@ Martin
Bei primären Alkoholikern ohne psychiatrische Komorbidität ist das Ausschalten des Craving der elementare Schritt.

Ganz klar: Ausschalten von Craving ist wichtig, vor allem bei primären Alkoholikern. Dann haben wir aber immer noch die Psychotherapie, viel mehr eine ganze Reihe von Psychotherapien, die auf die Kognitionen und/oder die Emotionen zielen. Nur wenn Du die gescheit einsetzt, kannst Du Baclofen wieder ausschleichen.
Lg invorio
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