Freitag 2. Juli 2010, 23:46
Hallo Willo und Invorio,
die Frage nach dem "Ritual" - kann ich bejahen. Habe mich drei Tage lang ziemlich depressiv oder am Rande eines Burn out gefühlt. Einziger Ausweg: Alkohol, wie immer früher. Das erste Glas war wie "zu Hause ankommen". Hat wunderbar geschmeckt, mich abgeschottet von allem und mich in meine gewohnte Welt zurückgeführt. Eine bewußte Entscheidung war es nicht direkt, ich fand keine andere Möglichkeit und fühlte mich wie geprügelt. Habe mir sehr große Vorwürfe gemacht, dass ich nicht adäquat reagiert habe. Bin dann einfach losgezogen und habe mir Alk besorgt. Auch heute noch muss ich mehr für meine Abstinenz kämpfen als vor dem Rückfall.
Soziales Umfeld: Du hast recht Invorio, vieles verändert sich. Alte Beziehungen stelle ich in Frage, neue sind noch nicht in Sicht. Vor Allem sind glaube ich, meine Reaktionen anders. Habe nächste Woche einen Termin bei einer Suchttherapeutin. Ich glaube eine therapeutisch geleitete Gruppe täte gut. Mal sehen ob sie mir einen Vorschlag hat.
LG Libelle
Samstag 3. Juli 2010, 09:40
Liebe Libelle,
ich drück Dir die Daumen, dass der Kerl an Deinem Arbeitsplatz wirkungsvoll in seine Schranken verwiesen wird. Ist ja nicht zum Aushalten, sowas.
So schlimm wie bei Dir ist es bei mir nicht, aber ich stelle auch fest, dass der Umgang im sozialen Umfeld sich zum Teil schwieriger gestaltet. Vor allem, weil es andere Leute verunsichert, wenn es jemandem aus ihrer Mitte offensichtlich besser geht ...
Donnerstag 8. Juli 2010, 23:57
Hallo Leute, in zehn Minuten beginnt mein 50igster Tag Baclofen. Fühle mich wieder stabiler - Gott seis gelobt. Meine griesgrämige Stimmung die nun wirklich zwei bis drei Wochen anhielt verändert sich auch wieder zum Besseren - so langsam.
Ich habe nun damit begonnen mich selbst und mein Umfeld genauer zu beobachten und muss wirklich ganz schön staunen manchmal, was mir vorher (in meiner Naß-Phase) so entgangen ist. Staunen muss ich auch über einige meiner Beziehungen, die sich teilweise sehr verändern. Sehr positiv empfinde ich, dass ich momentan etwas auf Distanz gehe in meinem Job und mich dabei viel wohler und freier fühle als früher. Ich hatte viel zu viel Tiefgang, lies mich viel zu tief in manche Beziehungen ein, wollte unbedingt von möglichst vielen geliebt werden, bis hin zur Selbstzerfleischung.
Natürlich bin ich nicht perfekt und es ist jetzt nicht alles gut, aber es verändert sich etwas und ich glaube wirklich zu einem Besseren und Gesünderen, vor allem im zwischenmenschlichen Bereich. Gefühle von mir werden sichtbar, war ich vorher wohl wie ein Zombi für meine Außenwelt. Ich versuche auch Dinge zu akzeptieren, die nicht oder schwer zu ändern sind und vor allem habe ich kapiert - "es muss mich nicht jeder mögen" und vor Allem, dieser Zustand belastet mich heute relativ wenig.
Oft genieße ich es, einfach klar zu sein, ganz normal zu sein und immer mehr den Durchblick zu haben. Kein zentnerschwerer Klotz voller Probleme mehr am Bein. Ich bin dankbar.
Ich wünsche mir noch etwas mehr Selbstwert für mich selbst, damit ich von nun an auch besser für mich einstehen und kämpfen kann - habe es nie so richtig gelernt.
Kann mir jemand Tips geben, wie Selbstwert aufgebaut werden kann?
Alles Liebe eure Libelle
Freitag 9. Juli 2010, 18:37
Hallo Libelle,
hört sich gut an, was du zu berichten hast. Leider ist es sehr allgemein gehalten, so dass ich nicht genau erkennen kann, um welche Situationen es dir geht.
LG
aufbruch
Dienstag 13. Juli 2010, 23:42
Hallo aufbruch, zum Thema Selbstwert ein Beispiel: Ein Vorgesetzter von mir kommt in mein Büro ohne Anzuklopfen und schreit mich spontan an, weil er erfahren hat, dass ich mich weigere eine Tätigkeit auszuüben die nicht in mein Tätigkeitsfeld gehört. Ich weigerte mich deshalb weil ich befürchtete, dass ich diese Tätigkeit dann für immer übernehmen muss - wie es einfach schon oft geschehen ist.
Ich versuche mich zu wehren gegen ihn, aber erfolglos. Dieser Mensch lässt mich keinen Satz ausreden und macht mich platt wie eine Maus.
Das Schlimme daran, ich lasse es geschehen. Jeder andere hätte den Raum verlassen oder hätte sich anders zur Wehr gesetzt. Ich lasse mich niederwalzen und fertig machen. Das mache ich mir sehr zum Vorwurf, weil es einfach kein Einzelfall ist. Danach bin ich tagelang in einer depressiven Stimmung.
Genauso traue ich mich oft nicht Dinge anzusprechen, die wichtig wären, mir fehlt einfach der Mut.
Vielleicht verstehst du es nun besser LG Libelle
Dienstag 13. Juli 2010, 23:48
Ich glaube, ich muss meine Baclofen-Dosis erhöhen. Irgendwie zeigt sich in letzter Zeit keine Wirkung mehr, ich schaffe es kaum mehr keinen Alkhohol zu trinken - ist ja auch schon schiefgegangen. Ich fühle mich auch ziemlich ausgepowert und ausgelaugt. Das ist immer so vor den Ferien (ich arbeite in einer Schule). Meistens was diese Zeit meine Hauptkonsumzeit bzgl. Alkohol. Täglich ein bis zwei Flaschen Wein. Kann es kaum noch abwarten bis endlich Ferien sind.
Momentan nehme ich 35 - 40 mg. Ich erhöhe nun mal für drei Tage um 5mg und dann nochmal um weitere 5mg - dass ich bei 50mg.
Was meint ihr dazu?
Mittwoch 14. Juli 2010, 00:06
Hallo Libelle,
Baclofen hat einen individuell stark unterschiedlichen optimalen Wirkbereich; daher gibt es auch keine allgemein gültige sinnvolle Angabe in mg/tag oder mg/kg/tag.
Wenn Du unterhalb des optimalen Wirkbereiches bist, treten noch craving, Depression und Angst auf; bist Du oberhalb des optimalen Wirkbereichs werden die Nebenwirkungen unangenehm.
Daher erreicht Du die optimale Wirkung von Baclofen, Deine optimale individuelle Dosierung, wenn Du soweit hochdosierst bis die Nebenwirkungen unangenehm werden bzw. die Obergrenze der maximal zulässigen Dosierung von 75 mg pro Tag erreicht ist.
LG invorio
Mittwoch 14. Juli 2010, 12:50
... wobei die 75 mg nicht eine art "schallmauer" darstellen.
die höchstdosis von 75mg für die ambulante behandlung in der packungsbeilage bezieht sich auf die indikation "zentral ausgelöste muskelspasmen" bei krankheiten wie MS.
allerdings sollte bei dosen über 75mg pro tag schon ein arzt beteiligt sein, wenn es irgendwie möglich ist (kontrollen von kreatinin und transaminasen etc)
@Libelle: du siehst deutlich, dass baclofen allein deine probleme nicht lösen kann. versuche auf jeden fall, eine psychotherapie zu machen
lg
praxx
Mittwoch 14. Juli 2010, 15:27
@Libelle,
wie praxx, sehe ich auch deutlich die PT. Mit der Dosis nach oben gehen ist eine Möglichkeit. Die Chance mittels PT alle Möglichkeiten zu nutzen ist gerade mit Baclofen optimal. Lass sie Dir nicht entgehen.
LG Federico
Zuletzt geändert von
Federico am Montag 19. Juli 2010, 10:16, insgesamt 1-mal geändert.
Mittwoch 14. Juli 2010, 17:07
Danke für die Antworten. Bin gerade dabei, eine ambulante Reha zu beantragen - aber es dauert wahrscheinlich eine Zeitlang bis ein Platz frei wird. Ich sehe es auf jedenfall genauso, dass PT unbedingt notwendig ist und hoffe, dass ich schnell unterkomme - wird mir dann sicher auch guttun. Bis dahin muss ich mich irgendwie durchschlagen - habe heute um 5mg erhöht bin dann bei 45mg. Ich hoffe, dass ich durchhalten kann, fühle mich schon ziemlich depremiert zur Zeit. LG Libelle
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