Samstag 9. September 2017, 11:17
Liebe Juli,
du sprichst mir aus der Seele. Ich bin auch nicht glücklich mit dem Reise-Hintertürchen und ich habe auch Angst davor. Wie vermeidet man Vorfälle, wenn man unterwegs ist und auswärts übernachtet? Du hast Recht, das ist schon lange Zeit mein Thema, und alle Achtung by the way, dass du den Durstfaden großteils durchgelesen hast. So langsam hat er ja wirklich Romanumfänge und ich sollte mal einen neuen starten.
Aber vorher muss ich das Hintertürchen schließen. Immerhin bin ich seit dem letzten beschriebenen Dilemma (noch) nicht wieder hindurchgegangen. Es gibt für mich nur ein Ziel: dauerhafte Freiheit statt ständige Gefahren, selbstbestimmte Un-Abhängigkeit statt schleichender Ruin.
Also, wie vermeidet man einen Reise-Rückfall?
1. Fester Vorsatz: ICH-WERDE-NICHTS-TRINKEN!
2. Ausreichend Baclofen an Bord, Dosierung im Zweifel erhöhen.
3. Anreise (bei mir in aller Regel mit der Bahn): Keinen Alk mitnehmen, nichts unterwegs kaufen, nichts im Bordbistro trinken.
4. Schon bei Reisebeginn erst mal runterkommen, nicht gleich ans Smartphone oder Laptop, nicht gleich (weiter-)arbeiten. Stattdessen Kurzmeditationen (oder wer das Wort Meditation nicht mag: Momente der Ruhe und Selbstbesinnung ermöglichen). Entspannung, vielleicht ein kleines Schläfchen...
5. Nach Ankunft: Einchecken und jetzt nicht im Hotelzimmer versauern, wenn dort Gefahr lauert. Mir hat oft Joggen geholfen, habe immer Laufsachen dabei. Dabei kann man auch die Stadt erkunden. Das geht natürlich auch gemütlicher und in Zivilklamotten. Jedoch muss klar sein, dass dabei Alk keine Option ist (was beim Joggen glücklicherweise eh nicht der Fall ist = Laufen statt Saufen).
6. Immer dann, wenn der innere Schweinehund anklopft: Nicht verdrängen, sondern auseinandersetzen! Wie wäre es, jetzt zu trinken? Wie würde es weitergehen, heute, morgen? Wie würde ich mich fühlen? Wäre ich glücklicher als im jetzigen, nüchternen Zustand? Ist der Trinkwunsch ein Fluchtwunsch? Und wenn ja, wovor?
7. Bis zum Schlafengehen ggf. Buchlektüre. Bindet eher und hält mehr von Gefahren ab als die Glotze. Und/oder Kontakt mit Vertrauten. Anruf, WhatsApp...
8. Nächster Morgen: Großartig, alkfreies Aufwachen im Hotelbett! Abgleich mit Erfahrungen des verkaterten Aufwachens (was ja oft mitten in der Nacht geschieht, Brummschädel, fürchterlicher Geschmack im Mund, Fernseher und alle Licher an): Ersteres ist IMMER die bessere Erfahrung, der Tag kann kommen!
9. Sollten eine oder mehrere weitere Auswärtsübernachtungen bevorstehen: weiter fokussiert bleiben, den inneren Schweinehund zur Rede stellen, wann immer er sich meldet.
10. Rückfahrt: Jetzt nichts mehr anbrennen lassen!
11. Ankunft zuhause: Geschafft! Hab ich was vermisst? Im Gegenteil! Eine Mutmacher-Erfahrung für die nächste Reise!
Vielleicht mag ja der/die eine oder andere ergänzen oder anderweitig eigene Gedanken einbringen.
Liebe Juli, danke für den Vorschlag, das so aufzuschreiben!
Herzlich grüßt von unterwegs (aber ohne Übernachtung...)
Dieter