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 Betreff des Beitrags: Sanfter Entzug: Weniger unangenehme Nebenwirkungen
BeitragVerfasst: Montag 10. Mai 2010, 08:37 
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aus dem Alkoholfreiblog
8.4.2010 von Oliver.

Beim Cutdown-Drinking wird die Trinkmenge schrittweise reduziert. Bei vielen Menschen funktioniert dieser „andere Weg“ wunderbar.Cutdown-Drinking ist eine neue Therapie für Trinker. Der Alkohol wird nicht, wie bei herkömmlichen Therapien üblich, abrupt von heute auf morgen abgesetzt, sondern langsam, schrittweise. „Es geht zunächst um eine stufenweise Reduktion der Trinkmengen“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Henriette Walter, Sucht- und Hypnose-Expertin sowie Psychiaterin am AKH Wien.Bei vielen Menschen, so die Fachfrau, die sich seit Jahren mit Alkoholentzug beschäftigt, funktioniere dieser „andere Weg“ wunderbar. „Oft viel besser, als wenn sie von heute auf morgen gar nichts mehr trinken dürfen.“

Vor die Wahl gestellt, entscheiden sich 80 Prozent der Betroffenen für das Cutdown-Drinking. nur 20 Prozent ziehen den radikalen Entzug vor. Einer ihrer Patienten habe täglich bis zu 18 Flaschen Bier getrunken. Nach einer sechsmonatigen Behandlung sei er nun bei einer täglichen Flasche angelangt. „Wenn keine Sucht vorliegt, könnte man bei dieser Menge bleiben“, sagt Walter. Besteht allerdings ein Suchtpotenzial, wird die Dosis unweigerlich wieder sukzessive erhöht werden. „In solchen Fällen ist unbedingt absolute Abstinenz anzustreben.“

Einer der großen Vorteile des langsamen Alkoholentzuges, den Walter seit rund einem Jahr an der Wiener Universitätsklinik für Psychiatrie Betroffenen anbietet, ist das weitgehende Fehlen von Entzugserscheinungen. „Denn die Trinkmenge wird ja bereits vor dem eigentlichen Entzug verringert, damit ist dieser auch mit deutlich weniger unangenehmen Nebenwirkungen behaftet.“Wird der Alkohol aber mit einem Schlag von heute auf morgen abgesetzt, kommt es im Schnitt für fünf Tage zu Unruhe, Zittern, übergroßer Nervosität, Ängstlichkeit und Schlafstörungen. In Extremfällen können auch Halluzinationen, paranoide Störungen, Übererregbarkeit des Gehirns, epileptische Anfälle oder stärkste Unruhe die Folgen sein. All das kann die sanftere Entzugsmethode lindern oder sogar ganz verhindern. Vorbedingung für solch ein Vorgehen sei ein Klima, in dem sich der Patient geborgen fühlen kann, und bei dem therapeutische Hilfe (und nicht Bestrafung bei Nichterfüllung der Vereinbarung) das oberste Credo ist.

Vier Typen von AlkoholkrankenVerbessert das die Erfolgsquote? „Nein, die ist bei beiden Methoden in etwa gleich. Das Geniale am Cutdown ist, dass die Patienten weniger unter Zwang stehen. Ich persönlich finde diese Methode humaner.“ Expertin Prof. Dr. Henriette WalterVon Walters bisher 30 Patienten, 15 Frauen und 15 Männer, haben es rund sechs nicht geschafft, darunter nur eine einzige Frau. Liegt Frauen das Cutdown-Drinking also mehr als Männern? „Das kann man so nicht sagen. Frauen brauchen in der Regel länger, bis sie sich zu einer Entzugstherapie entscheiden, aber, wenn sie sich einmal durchgerungen haben, sind sie entschlossener.“ Die Cutdown-Drinking-Behandlung setzt sich aus medikamentöser Therapie, Gesprächen, dem Führen eines Trinktagebuches und Psychotherapie zusammen. „Ich biete zweimal die Woche eine spezielle Hypnosegruppe an.“Am Beginn jedweder Therapie steht jedoch die Eingangsuntersuchung, deren Ausgang die individuelle Behandlung bestimmt.

„Es gibt nach Univ.-Prof. Dr. Otto Lesch vier Typen von Alkoholabhängigen, und die sind sowohl medikamentös als auch psychotherapeutisch anders zu behandeln.“

Beim Typ I hat sich oft aus einem gesellschaftlichen ein Gewohnheitstrinken entwickelt. Walter: „Typ I verstoffwechselt den Alkohol obendrein schlechter. Der sollte wirklich totale Abstinenz erreichen, sonst wird er das Problem nie lösen können.“

Typ II ist eher jener, der Bier oder Wein zur Angst- und Konfliktlösung einsetzt. „Da besteht häufig keine ausgeprägte Sucht. Wenn solche Patienten eine Psychotherapie absolvieren und so ihr Angstproblem lösen, benötigen sie Alkohol nicht mehr. Und wenn sie dann hie und da wieder ein Glas trinken, hat das keinen negativen Einfluss.“

Typ III greift zum Glas, um psychiatrische Störungen, wie Stimmungsschwankungen oder Schlafprobleme, zu „behandeln“. Lebensstiländerung und Antidepressiva sowie Psycho- und Hypnosetherapie können dabei sehr hilfreich sein. Bei Erfolg verliert auch hier der Alkohol als vermeintliche „Selbstmedikation“ seinen Stellenwert.Da scheiden sich die Geister.

Beim Typ IV gehen psychische, körperliche oder soziale Schäden dem Alkoholkonsum voraus. „Der war vielleicht als Kind Bettnässer oder ist geschlagen oder gar missbraucht worden“, schildert Walter. Bei Typ IV sei vollkommene Abstinenz sehr schwer zu erreichen. „Der wird, nach abstinenten Phasen, häufig wieder rückfällig.“ Ein „normaler“ Umgang mit Alkohol sei hier nur schwer zu erzielen.Wobei sich bei der Frage, was ein „normaler Umgang“ ist, auch die wissenschaftlichen Geister scheiden. Während die eine Expertengruppe zum täglichen Achterl als Herz- und Gefäßschutz rät, spricht die andere bei täglichem moderaten Alkoholkonsum schon von Suchtgefährdung.


AUF EINEN BLICK

■Cutdown-Drinking, eine Therapie für Alkoholabhängige, wurde von dem finnischen Forscher Univ.-Prof. Dr. David Sinclair entwickelt: Vor dem eigentlichen Entzug wird die Trinkmenge sukzessive reduziert und so eine Distanz zum Alkohol erreicht. In Wien wird diese Therapievariante am AKH angeboten.

■Vorteile: Da die Trinkmenge bereits vor dem Entzug verringert wird, können Entzugssymptome und unangenehme Nebenwirkungen weitgehend vermieden werden. Darüber hinaus steht der Betroffene weniger unter Zwang, Experten sprechen von einer  humaneren Methode“. (”Die Presse”, Print-Ausgabe, 01.09.2009)

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Paradigmenwechsel
BeitragVerfasst: Montag 10. Mai 2010, 09:20 
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Neue Behandlungsformen
In der Behandlung beschreitet man heute andere Wege als noch vor wenigen Jahren, als nur ein abstinenter Ex-Alkoholiker als guter Ex-Alkoholiker galt. Heute ist das nicht mehr so, sagt Univ. Prof. Dr. Henriette Walter von der Wiener Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie: Vor einigen Jahren ist die Zeit des Cutdown-Drinking angebrochen, bei dem die Alkoholmenge quasi Schluck für Schluck gegen oder auf Null reduziert wird. Wer für diese Art der Therapie in Frage kommt, entscheiden Patient und Therapeut in einer ersten Sitzung. Hier wird auch das Ziel festgelegt und der Weg dorthin. Das Wiener Modell ist erfolgreich: 60 Prozent der Patienten waren nach sechs Monaten noch abstinent, sagt Walter – einen Heilsanspruch erhebe sie jedoch nicht, endgültige „Heilung“ darf man keinesfalls erwarten. Laut Walter wird diese Therapieform bislang allein an der Wiener Uniklinik angeboten.

Abgekommen von der vollkommenen Abstinenz als alleiniges Ziel sind auch Michael Musalek und sein Team der Suchtklinik in Kalksburg.

Seit rund einem Jahr bieten sie neben der herkömmlichen die sogenannte Orpheus-Therapie an, die ihren Namen einem Protagonisten der griechischen Mythologie verdankt: dem Sänger Orpheus, der dem Gesang der heimtückischen Sirenen allein deshalb entging, weil er – als er sich den Schönen näherte – seine Leier zog und derart betörend trällerte, dass er die Sirenen übertönte. Orpheus machte einfach die bessere Musik. Darum geht es auch im Orpheusprogramm des Anton Proksch Instituts in Kalksburg: Alkoholabstinenz ist zwar wichtig, nicht aber dermaßen wichtig wie ein freudvolles Leben, das am Ende der Therapie stehen soll. Erreicht wird das durch ein modulares System aus Bewegung, Philosophie, Musik, Kino, Kreativität. Es geht darum, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren, und darum, möglichst viele Dinge auf der Prioritätenliste nach vorne zu bringen, sodass das Suchtmittel ganz von selbst nach hinten rutscht.

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