Fallada's Weg

Liebe Fallada

Immerhin ist es ja inzwischen "nur" noch Verlangen, und kein Craving mehr. Noch bis vor 6 Wochen gab es immer wieder Situationen, wo ich wie ferngesteuert zum nächsten Supermarkt gehen mußte, Wein kaufen mußte, und auf dem Heimweg habe ich schon den ersten Schluck genommen (vorausgesetzt, ich war nicht mit dem Auto unterwegs). Das ist heute nicht mehr der Fall. Ich habe Zeit, mich dafür zu entscheiden, nein zu sagen

Ich finde, du beschreibst das sehr gut: "wie ferngesteuert." Die Fernsteuerung ist jetzt weggefallen und es bleibt das Verlangen. Die Verlockungen oder das Gefühl, dass du etwas vermisst. Das kann man gezielt bekämpfen.

Und so werden aus Tagen Wochen, aus Wochen Monate, aus Monaten...wie es weiter geht, werde ich nach einem Jahr Abstinenz entscheiden.

Wenn ich gut rechne, bist du jetzt schon 40 Tage abstinent. Dein nächstes Ziel hast du schon in einer Woche erreicht, super! Ich finde es wirklich gut, dass du mit "kleinen" Zielen arbeitest. Es hilft sehr, sein grosses Ziel in kleinere Teile zu zerbröckeln, sonst ist man überfordert. Jedes Mal, wenn du so eine kleine Hürde gemeistert hast, bist du extra motiviert für die Nächste. Und bevor du es merkst, hast du ein ganz grosses Ziel vollbracht.

Mir geht's genau so. Je mehr Ziele erreicht wurden, fällt's einem leichter, die Routine beizubehalten. Die grosse Gefahr liegt in der Alertheit, Wachsamkeit. Aber nach einer gewissen Zeit ist man darin geübt, man hat Erfahrung in "jetzt nicht"-sagen. Wenn das Verlangen kommt, weiss man viel bewusster, dass es nur temporär ist. Man ist bewusst, dass das Verlangen meist an bestimmten Situationen kommt, diese Situationen kann man ausgrenzen, analysieren und sich dagegen wappnen.

Mach weiter so, liebe Fallada. Und lies bitte ab und zu mal Dieters Signatur...

LG

Patrick

Außerdem wird es mit zunehmender Dauer der Abstinenz auch immer besser.

Tage wie gestern habe ich in den letzten fünf Jahren eher selten erlebt. Jetzt werden sie wieder mehr, und ich will dies auf gar keinen Fall aufgeben. Allein das ist schon eine große Motivation, nicht zu trinken.

Ja! Was das für ein glücklicher, erfüllter, geerdeter (im mehrfachen Sinne des Wortes) Tag war, war aus jeder deiner Zeilen zu lesen. Die waren richtig ansteckend! Für diese Tage lohnt es sich einfach nüchtern zu sein, umso mehr als wir sie nur nüchtern so intensiv und bereichernd erleben können! Und ja, es wird leichter, je öfter wir eine "jetzt-nicht-Challenge" gegen den Alkohol gewinnen konnten.

Einen wunderschönen 1. Mai liebe Fallada.

Genauso, liebe Fallada, hatte ich das bei mir jetzt auch wieder empfunden: wie ferngesteuert !!!
Auf einmal blicke ich dann zurück und es kommt mir vor, als sei der Vorfall wie aus einem "anderen Leben", das konnte doch nicht sein, ich stand doch "eben" noch so positiv und erfreut in meinem abstinenten Leben. Es ist schwierig, dies in Worte zu fassen, aber vielleicht verstehst du, was ich ausdrücken will. Es macht mich dann so traurig und ob ich will oder nicht, fühle ich mich dann als Versager. Die Depression lebt dann erst recht wieder auf.
Deine Etappenzielsetzung finde ich gut. Klasse, dass du schon wieder soweit gekommen bist !!!!
Liebe Grüße und einen schönen 1. Mai wünscht dir und allen anderen hier
Trudi

Liebe Trudi,

ja, ich kann Dich sehr gut verstehen. Genauso ging es mir bei jedem Vor/Rückfall.

Auf einmal blicke ich dann zurück und es kommt mir vor, als sei der Vorfall wie aus einem "anderen Leben"

Das ist nicht wie, das ist aus einem anderen Leben - unserem Alkoholikerleben, und das holt uns halt hin und wieder mal ein. Diesbezüglich werde ich nicht müde, DonQ zu zitieren:

Ein solcher Rückschlag ist für Dich sicher enttäuschend, das kann ein Jeder verstehen. Solche Rückfälle respektive Vorfälle sind jedoch Bestandteil der Krankheit (Alkoholabhängigkeit), und Du solltest das deshalb nicht als persönliches Versagen ansehen.

Es so zu sagen, finde ich ungeheuer beruhigend. Sollte ich einen Rück/Vorfall haben, wird mir dieser Satz helfen, und ich hoffe, er hilft jetzt auch Dir!

Liebe Juli,

Was das für ein glücklicher, erfüllter, geerdeter (im mehrfachen Sinne des Wortes) Tag war, war aus jeder deiner Zeilen zu lesen. Die waren richtig ansteckend!

Und ich hoffe, ich stecke viele damit an.
Du findest immer so wunderbare Worte, Juli, Danke Dir dafür!

Lieber Patrick,

Je mehr Ziele erreicht wurden, fällt's einem leichter, die Routine beizubehalten. Die grosse Gefahr liegt in der Alertheit, Wachsamkeit. Aber nach einer gewissen Zeit ist man darin geübt, man hat Erfahrung in "jetzt nicht"-sagen. Wenn das Verlangen kommt, weiss man viel bewusster, dass es nur temporär ist.

Genau dieses lerne ich wohl gerade - zum allerersten Mal (Auch ein blindes Huhn...)

Und Du hast richtig gezählt, mit gestern sind es 40 Tage Abstinenz.

Ich wünsche Euch allen ebenfalls eine schöne Begrüßung des Wonnemonats Mai!
Fallada

Liebe Fallada,

na klar erinnere ich mich an unsere Smiley-Sammlungen . Sie stehen für mich nach wie vor für eine warmherzige Begrüßung durch unser freundliches Spiegelbild.

Jeder nüchterne Tag ist ein Gewinn, jeder nüchterne Tag ist ein Sieg über die Sinnlosigkeit und ein Geschenk an uns selbst und an das Leben. Ich wünsche dir ganz, ganz viele nüchterne Tage und Siege über die falschen Einflüsterer.

Herzlich grüßt
Dieter

Hallo, liebe Forumsfreunde,

Zunächst möchte ich über die vergangene Woche berichten:
Am Montag war ich nach der Umverteilung (5 mg abends weg, 5 mg Mittags dazu wegen doch z.T. starkem Verlangen in der Woche zuvor am Nachmittag) so müde, daß ich mich gegen 15 Uhr hinlegen mußte, den sicherheitshalber gestellten Wecker überhörte und bis 17 Uhr fest schlief. Da das an einem normalen Arbeitstag gar nicht geht, entschloss ich mich die Verteilung wie zuvor vorzunehmen (12,5-12,5-17,5-17,5-15-30=105 mg um 6,9,12,15,18 und 21 Uhr).
Da diese Woche bis auf Freitag weniger stressig war als die vorangegangene Woche, lief das insgesamt auch wirklich gut.
Am Dienstag und Mittwoch hatte ich gar kein Verlangen.
Als ich am Donnerstag in meiner Arbeit die 15 Uhr Dosis nehmen wollte, mußte ich mit Erschrecken feststellen, daß ich die kleine Tasche mit den Tabletten incl. Notfalldosis mittags zu Hause vergessen hatte. Nun, ich blieb ruhig. Leider konnte ich nicht vor 17 Uhr weg von meiner Arbeit. Dennoch hatte ich kein Verlangen. Als ich auf dem Nachhauseweg beim Aldi vorbeifuhr, dachte ich nur: "Früher wärst Du hier jetzt reingegangen und hättest 2 Miniweine Rosé gekauft." Das war alles, kein Verlangen.
Am Freitag war es zunächst gut, bis am frühen Abend mein Exmann anrief. Na, das Gespräch lief wieder mal ausgesprochen triggernd für mich, da ich mich sehr über ihn ärgerte. Aber irgendwie war da eine innere Beschützerin in mir, die mir sagte, daß das doch klar sei nach so einem Gespräch, daß ich durchaus auch Verlangen haben dürfe, ich solle nur keinen Alkohol trinken. Ich trank noch eine große Orangensaftschorle, sehr schnell, O-Saftschorle mag ich besonders gern, danach war der Spuk vorbei. Nicht einmal die Notfalltablette, die ich schon im Blick hatte, war notwendig.
Gestern schließlich hatte ich meine Morgentablette vergessen, stellte dies erst bei der 9 Uhr Dosis fest. Da ich aufgrund der sehr guten Woche ohnehin mit dem Gedanken spielte, zu reduzieren, ließ ich sie erstmal weg und gab die halbe 25er in mein Notfallpillendöschen. Naja, nachmittags bekam ich richtig Lust auf ein Glas Wein, das schöne Wetter und so weiter. Glücklicherweise verschafft mir Baclofen ja mittlerweile die Möglichkeit, nachzudenken, mich zu entscheiden, und so nahm ich die vom Morgen übrig gebliebenen 12,5 mg sofort und nach einer Stunde war's dann auch wieder weg. Wirklich gequält habe ich mich auch nicht.
Aber eines ist jetzt klar: Reduktion der Tagesgesamtdosis ist derzeit nicht möglich.

Jeder nüchterne Tag ist ein Gewinn, jeder nüchterne Tag ist ein Sieg über die Sinnlosigkeit und ein Geschenk an uns selbst und an das Leben. Ich wünsche dir ganz, ganz viele nüchterne Tage und Siege über die falschen Einflüsterer.

Vielen Dank, lieber Dieter, bisher gehen Deine guten Wünsche für mich in Erfüllung, denn:

Heute darf ich mit Freude mitteilen: ich habe mein 1. Etappenziel erreicht!
Mit dem gestrigen Tage war ich 46 Tage nüchtern, 46 , 46 Tage auf dem Weg in ein freies, unabhängiges, selbstbestimmtes und wahrhaftiges Leben.

Ich wünsche allen einen schönen Sonntag
LG Fallada

Liebe Fallada

Vielen Dank für die Beschreibung deiner erfolgreichen Woche. Dein vor ein paar Wochen gesetztes Ziel hast du erreicht, sehr gut! Und jetzt geht's weiter zum nächsten Ziel: nur noch 39 Tage und dann ist es (85 Eggheads) erreicht, wow sag ich, das sind dann fast 3 Monate!
Remember: viele kleine Ziele führen zum grossen Erfolg.

Naja, nachmittags bekam ich richtig Lust auf ein Glas Wein, das schöne Wetter und so weiter.

Schönes Wetter kann gefährlich sein. Als die ersten schönen Tage im Frühling kamen, war's immer ein Kampf. Dann habe ich meine Notfallpläne eingesetzt: ein spannendes Buch aus meinem Notfall-Regal genommen oder eine extra Baclofendosis, oder sogar Ausdauertraining bis ich erschöpft war und die Alkoholflüsterer taubstumm wurden.

LG, mach so weiter!

Patrick

Heute darf ich mit Freude mitteilen: ich habe mein 1. Etappenziel erreicht!

Herzlichen Glückwunsch!

Super die Kurven gekriegt. Ansonsten: der Alkohol darf schon mal anklopfen, aber wir sind die Verhandlungsführer und Entscheider. Wunderbar: alles im grünen Bereich!

Hallo,

und vielen Dank, ihr zwei.

Und jetzt geht's weiter zum nächsten Ziel: nur noch 39 Tage und dann ist es (85 Eggheads)

Ja, genau. Mir ist zwar noch eine weitere Zeit eingefallen, von der ich sicher weiß, wie lange ich abstinent war, und das war vom 26.12.16 bis 27.2.17, also 62 Tage (ich habe ja die Etappenziele nach den nüchternen Zeiten der letzten Jahre festgelegt). Aber 62 Tage passen irgendwie nicht. 46 - 85 - 163 - 365 Tage, da verdopppelt sich die Zeit fast von Mal zu Mal, ist irgendwie runder. Also ja: nächstes Etappenziel: 85 Tage.

Als die ersten schönen Tage im Frühling kamen, war's immer ein Kampf. Dann habe ich meine Notfallpläne eingesetzt: ein spannendes Buch aus meinem Notfall-Regal genommen oder eine extra Baclofendosis, oder sogar Ausdauertraining bis ich erschöpft war und die Alkoholflüsterer taubstumm wurden.

Ausdauertraining ist auch so mein Ding. Ich lese zwar gerne und viel und furchtbar gerne spannende Krimis, aber wenn das Verlangen da ist, kann ich mich nicht auf ein Buch konzentrieren, so spannend es auch sein mag. Fernsehen ist da dann besser.
Gestern überfiel mich das Verlangen bei einem langen Spaziergang mit meinem Hund (wir zwei alleine im wunderschönen Frühlingswald). Da kam der Gedanke: jetzt ein Glas schönen kalten Weißwein im Garten unter Bäumen, das wär schön. Glücklicherweise hatte ich ja mein Pillendöschen dabei. Nachdem ich die Baclofentablette genommen hatte, sind wir noch eine Stunde weiter gegangen und ich vermied, in die Nähe eines Biergartens zu kommen...Dank Bac habe ich ja jetzt die Möglichkeit, mich zu entscheiden!

Nun zum Abschluß ein Bild vom schönen Frühlingswald:

Da hat man doch das Gefühl, zwischen den Farnen verstecken sich Elfen und Feen tanzen in den Bäumen, oder?

LG Fallada

Guten Abend, ihr Lieben,

Hier mein Bericht für diese Woche:
Am Montag hatte ich nachmittags Verlangen, wunderte mich warum. Nach einigem Überlegen fand ich heraus: mittags hatte ich einen Fertigtomatensoße aus dem Kühlregal gegessen, nach einem Blick auf die Packung sah ich im Nachhinein, dass diese Rotwein enthielt. Ich habe schon vor ein paar Wochen an einem Sonntag Ähnliches erlebt, nachdem ich Hirschbraten in Rotweinsoße gegessen hatte. Rotwein im Essen scheint mich also zu triggern, auch wenn der Alkohol ja wohl verkocht ist. Das ist insofern interessant, als dass alkoholfreies Bier, alkoholfreier Sekt, u. a. mich nicht triggert.
Im weiteren Verlauf der Woche hatte ich kein einziges Mal mehr Verlangen, obwohl ich in einigen psychisch sehr angespannten Situationen war.

Da ich so viel vergesse bzw. so sehr unkonzentriert bin, habe ich dann doch entschlossen, Baclofen umzuverteilen, so daß ich abends die Hauptdosis nehme. Damit habe ich am Mittwoch begonnen, am Samstag war ich bei dieser Verteilung:
6:00 h 5 mg
9:00 h 10 mg
12:00 h 12,5 mg
15:00 h 17,5 mg
18:00 h 15 mg
21:00 h 45 mg
Damit war ich gestern und heute frei von Verlangen. Gestern trotz Einladung, bei der Sekt und Wein in Strömen flossen, hat mich nicht gejuckt. Und meine - authentische - Erklärung, ich hätte es ein wenig übertrieben in letzter Zeit und wolle jetzt ein Jahr keinen Alkohol zu mir nehmen, wurde bis auf eine Ausnahme gut akzeptiert ("So ein Quatsch","Meinst du wirklich, daß du das schaffst?" Ich mag ihn eh nicht, so daß ich ihm ohnehin aus dem Weg gegangen bin).
Heute morgen hatte ich trotzdem einen Hänger, war zwar körperlich fit, aber seelisch sehr traurig (na ratet mal wer die Ausnahme ist) und hatte eine kurze Sinnkrise. Aber auch da war kein Gedanke an Alkohol/Wein da. Es ist noch gar nicht so lange her, da wäre ich bei dieser Verfassung sobald die Geschäfte am Bahnhof aufgemacht haben dorthin gefahren und hätte wahrscheinlich mittags schon den ersten 3/4 Liter Rosé intus gehabt.

Kein Verlangen, nicht einmal ein bischen.

Ob ihr es glaubt oder nicht, gerade kommen mir beim Schreiben Freudentränen...
Und in mir keimt ein kleines Pflänzchen, ähnlich wie das unermüdliche Röschen in meinem Garten, eine Hoffnung, daß es nun endlich vorbei ist, daß das Grauen der letzten 9 Jahre vorbei ist...

Ich wünsche Euch einen wunderschönen Sonntag Abend und eine gute Nacht
Fallada