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Re: Dieters Durst

Samstag 11. März 2017, 10:54

Familyman hat geschrieben:Erst nüchtern haben wir überhaupt die Chance, Probleme zu lösen.
Hi Dieter
Sehr richtig. Und es geht noch weiter, nach dem Exzess gibt's den Kater. Unmöglich in dieser Zeit Lösungen zu finden.
Danach dauert es noch eine Zeitlang, den Verlockungen zu widerstehen. Und dann bekommen wir die Einsicht. Allmählich wächst das Selbstvertrauen, die Energie und Zuversicht wachsen, man kann wieder Pläne schmieden, die einen vorwärts treiben, die nicht immer wieder von Alkoholexzessen ins Wasser fallen oder auf die lange Bank geschoben werden.

Unsere Abkehr gegen das Toxikum, unsere selbst erschaffene Allergie gegen Alkohol verursacht eine willkommene 'chronische' Abstinenz, die uns zurück ins richtige Leben führt, wir können uns endlich weiter entfalten. Der Körper und die Psyche erholen sich. Das Verhältnis zu Mensch und Natur wird besser, es ist eine umgekehrte Teufelsspirale, eine die uns vorwärts bringt, statt uns ins alte, verdorbene Dasein zurückzuführen.

LG

Patrick

Re: Dieters Durst

Dienstag 14. März 2017, 09:00

Heute mal was von Heinrich Heine:

Doktrin

Schlage die Trommel und fürchte dich nicht,
Und küsse die Marketenderin!
Das ist die ganze Wissenschaft,
Das ist der Bücher tiefster Sinn.

Trommle die Leute aus dem Schlaf,
Trommle Reveille mit Jugendkraft,
Marschiere trommelnd immer voran,
Das ist die ganze Wissenschaft.

Das ist die Hegelsche Philosophie,
Das ist der Bücher tiefster Sinn!
Ich hab sie begriffen, weil ich gescheit,
Und weil ich ein guter Tambour bin.

Re: Dieters Durst

Dienstag 14. März 2017, 09:13

... manchmal wäre ich auch gern ein Tambour, ein Trommler, aber gerade heute Nacht träumte ich wieder einen "nassen" Traum, der sich erschreckend real anfühlte. Es ging um eine Familieneinladung, bei der ich mich verleiten ließ, ein Glas Wein zu trinken. Sofort war mir klar, dass das ein Kardinalfehler war, der alle erlangte Stabilität zunichte machen würde. In der nächsten Einblendung, einige Wochen später, schaute ich auf einen kleinen Kalender mit allen jüngeren Alkoholeinträgen, und natürlich waren schon wieder einige Tage mit erheblichen Mengen verzeichnet :-?

Am schlimmsten war meine Stimmung, zu wissen, dass alle Abstinenz beim Teufel und die alte Spirale wieder in Gang gesetzt ist. Im Traum dachte ich an dieses Forum und traute mich weder die Unwahrheit noch überhaupt irgendwas zu schreiben, dabei hatte Patrick hier im Durstfaden (im Traum) schon nachgefragt, was los sei und wann ich mich wieder melden würde. Es war eine Stimmung verhängnisvollen Gefangenseins, und auch einige Trinkmomente waren direkt Teil des Traums, mit der Erkenntnis, selbst beim Trinken keinerlei Erleichterung oder Vergessen zu erlangen, sondern nur noch mehr und schlimmere Schuldgefühle :-\

Jedenfalls war ich froh aufzuwachen und festzustellen: Nein, es gab keinen Vorfall, Rückfall, was auch immer. Und es wird auch keinen geben :-bd

Dann lieber trommeln :D

Herzlich grüßt
Dieter

Re: Dieters Durst

Dienstag 14. März 2017, 10:19

Alleine den Traum zu lesen löst bei mir Beklemmung aus. Wie gut, dass es nur ein Albtraum war!
Die Erleichterung beim Aufwachen: grenzenlos.
Wie weise aber auch die Hinweise auf Patrick, also auf den Weg raus!
Ich lehne mich mal traumdeuterisch aus dem Fenster: dein Unterbewusstsein baut vor. Stärkt das Fundament der Abstinenz!

Re: Dieters Durst

Dienstag 14. März 2017, 15:17

Familyman hat geschrieben: Im Traum dachte ich an dieses Forum und traute mich weder die Unwahrheit noch überhaupt irgendwas zu schreiben


:-? Sich nicht trauen, im Forum überhaupt noch etwas zu schreiben, kenne ich nur allzu gut - leider bei mir kein Alptraum...

Re: Dieters Durst

Dienstag 14. März 2017, 15:25

Was für ein Alptraum!

Aber heisst es nicht immer das Gehirn arbeitet nachts das Erlebte auf?
Vielleicht war es ja so eine Art Vergangenheitsbewältigung?
Aufarbeiten und dann damit Abschließen...

Ich hoffe Du hast zukünftig schönere Träume, Sieger in Deiner Alterklasse und der nächst jüngeren beim nächsten Halbmarathon zum Beispiel...

LG
Nadine

Re: Dieters Durst

Dienstag 14. März 2017, 20:50

Hi Dieter alter Kumpel

Ich muss sagen, die Ähnlichkeiten unserer Erlebnisse und unserer Geschichte sind schon verblüffend. Wir kennen uns seit bald vier Jahren und immer wieder erkenne ich mich selber in deinen Beiträgen zurück.
Denn die gleichen Träume erlebe ich auch.
Ausser, dass ich bis jetzt noch nicht in diesem Sinne vom Forum geträumt habe. Aber vielleicht kommt das noch. Mit meinen 150 absturzfreien Tagen hinke ich dir einige Wochen hinterher.
Familyman hat geschrieben:Nein, es gab keinen Vorfall, Rückfall, was auch immer. Und es wird auch keinen geben
Herrlich, die unglaubliche Selbstverständlichkeit, die ich hier lese. Dàs macht mir hier am meisten Mut. Denn die leichten, latenten Befürchtungen vor einem Absturz, die ich nach wie vor habe, sind bei dir nirgends zu spüren.
Dein Selbstvertrauen wirkt ansteckend für viele.
Ja: so einfach kann es sein. Keine (Gruppen-)Therapie, Entgiftungen, usw... haben den Erfolg geliefert.
Nur die reine Einsicht hat es gemacht.
Die Einsicht in die Wahrheit, die zur Freiheit führt.

LG :-h

Patrick

Re: Dieters Durst

Mittwoch 15. März 2017, 00:10

Hi Dieter,
auch ich kenne diese Träume schon als Anfänger mit Bac.
Ich habe keine Ahnung was ich geträumt habe, wache aber auf mit dem Gedanken, das es mir schlecht geht, weil ich gesoffen habe.
Gesoffen, nicht Getrunken !
Erstens habe ich nicht gesoffen und zweitens geht es mir dann gerade trotzdem so als wenn.
Ich muẞ dann erstmal nachdenken, was war...... und dann fällt mir ein, ah okay, das hast du nur geträumt und wieso geht's dir jetzt so schlecht ? Wie als wenn ich gesoffen hätte ?
Da kommen wieder die Gedanken, hast du noch irgendwo Alk rumstehen ? Wenn nicht, muẞt du morgen früh erst mal los.....

Da scheint ja wohl irgendwas im Hirn noch nicht richtig umgepolt zu sein ?
Wenn man so träumt, das es einem tatsächlich so schlecht geht ?

Denke dann noch drüber nach und versuche den Traum klar zu kriegen, gelingt mir aber nicht. Bin dann heil froh das ich nicht gesoffen habe und es nur ein Traum war, kann dann irgendwann auch weiter schlafen.
Aber is schon Hammer was das Gehirn einem Nachts noch für Streiche spielt.
Gruss Bine

Re: Dieters Durst

Mittwoch 15. März 2017, 11:00

Ich finde den oder solche Träume ehrlich gesagt nicht dramatisch, sondern so hart sie sind hilfreich. Ich sehe sie auch in doppelter Funktion. Als Verarbeitung aber auch als Hinweis zur Achtsamkeit. Es sind doch gerade diese kleinen Fallen, wie eine Familienfeier und nur das eine Glas, die uns oft scheitern lassen. Den Traum angenommen, die Erleichterung, dass es nur ein Traum war genossen, dieses Hochgefühl, die Erleichterung die dann einsetzt auskosten. So st das Ganze ein Fundament auf dem Weg zu bleiben, kein böser Streich sondern eine doppelte Hilfestellung zur Verarbeitung und Entwicklung von Strategien.

Re: Dieters Durst

Mittwoch 15. März 2017, 23:45

Hallo zusammen,

danke für all eure Anteilnahme und Kommentare.

Liebe Juli, ich sehe diese Träume auch eher als nützliche Hilfe, als Weckruf und auch Mahnung, zu keiner Zeit leichtsinnig zu werden oder den Ernst der Lage zu unterschätzen. Jeden Tag muss man den Gegner ernst nehmen, um ihn wirklich zu beherrschen. Und beherrschen geht bei diesem Gegner nur, wenn man gar nicht erst mit ihm in den Ring steigt. Genau das sagen auch diese Träume: Lass die Finger davon! Alles Elend, alles Leid würde wiedererweckt werden und wie der Geist aus der Flasche steigen. Also: Korken drauflassen!

Liebe Nadine, genau, Aufarbeitung, Vergangenheitsbewältigung, all das steckt in diesen Träumen, so wird es wohl sein. Schauerlich ist halt das reale Erleben dieser Träume. Eine Warnung, immer wachsam zu bleiben. Und eine Erlösung, daraus aufzuwachen.

Lieber Patrick, meine Selbstgewissheit ist sicher und fest, gerade deshalb freue ich mich so über deine Unterstützung. Meine Überzeugung steht, es gibt nichts zu verlieren. Und deine Überzeugung scheint mir mittlerweile genauso fest zu sein. Wenn wir uns weiter so bestärken, können wir nur gewinnen.

Liebe Bine, dann sind solche Träume bei dir vielleicht auch eine Mahnung, sicherlich aber auch eine Ermutigung und Unterstützung darin, den Weg ohne Alkohol als den richtigen anzunehmen.

Liebe Fallada, sich hier nicht zu schreiben zu trauen, klar, kenne ich auch, war ja manchmal monatelang so. Aus Scham und Verzweiflung. Aber genau das will der Alkohol ja: uns von allem isolieren, was uns helfen kann und uns guttut. Wir sollten alles daran setzen, genau das nicht zuzulassen.

Herzlich grüßt
Dieter
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