Baclofen in Tageszeitungen, Magazine, Rundfunk, Fernsehen, Onlinemedien
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Re: Die Tageszeitung DIE WELT berichtet über Baclofen

Mittwoch 22. April 2015, 14:18

„Besser“ kann man über Baclofen nicht schreiben, lest selbst in FocusOnline
Nach diesem Artikel würde mich nicht wundern, wenn ein Ansturm auf die Wunderpillen
erfolgen würde. @Annie, was meinst Du, wer spielt jetzt Bschor in die Hände?

LG Federico

Re: Die Tageszeitung DIE WELT berichtet über Baclofen

Mittwoch 22. April 2015, 17:40

In der Printausgabe von DIE WELT ist heute der Artikel mit leicht verändertem Inhalt
erschienen. Leider wollte man auf „Wunderpille“ dann doch nicht verzichten, aber so geht das
dann schon: Wunderpille gegen Alkoholsucht?

Es erinnert mich an meine erste Signatur „Es ist kein Wunder, aber es fühlt sich so an“.
Im Laufe der Zeit habe ich meine Signatur ein paarmal geändert. Wenn ich jetzt so darüber
nachdenke, denke ich natürlich automatisch an Olivier Ameisen. Er war es, der sich vehement
gegen die Bezeichnung Wunderpille gewandt hat. Es schadet deshalb sicher nicht, wieder
einmal Danke zu sagen.

LG Federico

Re: Die Tageszeitung DIE WELT berichtet über Baclofen

Mittwoch 22. April 2015, 20:34

Warum denken die meisten wie Bschor?
Weil die längst widerlegten Hpothesen eines Hochstaplers namens Elvin Morton Jellinek sich unmerklich in den Kanon der allgemeinen Bildung geschlichen und über Jahrzehnte ungeprüft selbst die Suchtmedizin infiltriert haben...
Einbahnstraße in den Absturz, irreversibler Kontrollverlust, unheilbare Krankheit... jeder glaubt, zu WISSEN daß das so ist... das sind die dicken Bretter, die gebohrt werden müssen.
Moderne Suchtmedizin erfordert heute erst mal, ALLES zu vergessen, was als sicheres Wissen galt, und mal zu tun, was Wissenschaft so tut: Prüfen, nochmal prüfen und dann konsequent handeln.

LG

Praxx

@Federico: Viel besser, dein neuer Avatar

Re: Die Tageszeitung DIE WELT berichtet über Baclofen

Mittwoch 22. April 2015, 22:29

praxx hat geschrieben:ALLES zu vergessen, was als sicheres Wissen galt, und mal zu tun,
was Wissenschaft so tut: Prüfen, nochmal prüfen und dann konsequent handeln.

Schau Dir mal an was Wissenschaft so tut. Allen voran Wissenschaftler die Mitglieder
der ISBRA und/oder der ESBRA sind. Mit schöner Regelmäßigkeit wird bei den Kongressen
der Jellinek Memorial Award verliehen.

Auf der HP liest man eine unglaubliche Lobeshymne auf „Dr. E. M. Jellinek“, hier ein
Auszug: Jedes Programm im Bereich des Alkoholismus in der Welt ist heute sehr tief
durch die wissenschaftlichen Beiträge von Dr. Jellinek beeinflusst worden.

Der Mann hat Geschichte gemacht, sein Geist lebt bis heute weiter.

LG Federico
Lade Dir mal die Mitgliederliste der ISBRA runter ... da geht Dir ein Licht auf.

Re: Die Tageszeitung DIE WELT berichtet über Baclofen

Donnerstag 23. April 2015, 18:51

Naja, da muss man eher schauen, wer auf der Liste fehlt: Bischof, Körkel, Schneider, Hansen, Mutschler... wieso ist eigentlich Bschor nicht dabei? Der ist doch sonst Hans Dampf in allen Gassen?
Und unser lieber Freund Philippe Jaury gehört auch zum Verein!

LG

Praxx

Re: Die Tageszeitung DIE WELT berichtet über Baclofen

Donnerstag 23. April 2015, 23:37

Na ja, es geht schließlich um Biomedizinische Alkoholismusforschung.
Tom Bschor als störrischer Medikamentenverweigerer ist da fehl am Platz,
harmoniert auch nicht mit den Platin- und Goldsponsoren dieser Welt.

LG Federico

Re: Die Tageszeitung DIE WELT berichtet über Baclofen

Freitag 24. April 2015, 15:57

Fakten, Fakten, Fakten:

Der Focus ist mittlerweile unlesbar geworden und auf meiner Ignorliste gelandet.
Erst war ich noch am Überlegen ob und wie ich einen Kommentar zu diesem Beitrag
in Focus Online schreibe, habe aber dann entschieden, ich lass' es einfach.

Was bringt ein Kommentar zu einem Artikel, der schon in der Überschrift schreiende
Inkompetenz beweist. Die Leser (so es welche gibt) sitzen hilflos vor einer Melange aus
drei Medikamenten (Nalmefen, Naltrexon, Baclofen). Erhellend ist da zu lesen:

„Baclofen kann nach unseren Ergebnissen bestimmten Patienten helfen, abstinent zu bleiben“,
erklärt der Studienleiter. Es besitze vermutlich einen anderen Wirkmechanismus als
beispielsweise Naltrexon.“


Im nächsten Absatz wird eindeutig Nalmefen mit Baclon verwechselt:

„Die Ergebnisse der Studie sind nicht sensationell neu“, sagt Johannes Lindenmeyer,
Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Sucht und Suchtforschung (DGSS).
„Doch Baclofen erleichtert offenbar unter bestimmten Umständen die Alkoholabstinenz.“
So könnte es ein Mittel sein, um die ambulante Behandlung von Alkoholabhängigen zu
unterstützen oder die Wartezeit zwischen Entzug und Weiterbehandlung zu überbrücken.


Dann betet Johannes Lindenmayer seinen Tom Bschor rauf und runter und wird
möglicherweise unfreiwillig komisch:

Generell gilt für Medikamente in der Suchtbehandlung: „Suchtpatienten sind stoffgläubig“,
erklärt Lindenmeyer. Deswegen sei ein Ziel der Therapie, dass sie im Leben ohne Krücke
zurechtkämen.


Zwischendurch erklärt die Schreiberin wie Baclofen funktioniert. So erfahre ich, dass
auch das Rückenmark GABA-B Rezeptoren besitzt und dass im Wirkstoff Baclofen noch
ein anderer Wirkstoff drin sein muss:

Der Wirkstoff in Baclofen hat eine ähnliche Struktur wie ein Neurotransmitter des zentralen
Nervensystems und dockt an die GABA-B-Rezeptoren im Rückenmark und Gehirn an.


Und wieder wird vermutlich oder möglicherweise Baclofen mit Nalmefen verwechselt:

„Möglicherweise beeinflusst Baclofen über GABA-B-Rezeptoren das sogenannte
Belohnungssystem“, erläutert Christian Müller. Dieses System spielt vermutlich eine
wesentliche Rolle bei der Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit.
Der Stoff verhindert vermutlich die Ausschüttung von Dopamin nach dem Alkoholtrinken.
Auf diese Art und Weise soll das suchthafte Verlangen, das Craving, ausgeschaltet werden.


Das ging dann richtig in die Hose, ich hab' mich fast bepisst vor Lachen:

Wirksamkeit Nalmefen: Um durchschnittlich 60 Prozent reduzierten Patienten in einer
Studie ihren Alkoholkonsum. Vorher hatten sie mehr als 60 Gramm Alkohol, entspricht
etwa drei Halben Bier, pro Tag getrunken. Mit der Pille etwa eine Flasche Wein weniger.


Der Rest ist wieder Lindenmayer und Christian Müller die nochmals die Wichtigkeit einer
Psychotherapie betonen. Und dass es anders als in der Überschrift in Aussicht gestellt,
doch keine Wunderpillen gibt. Jedenfalls noch nicht:

„Eine Wunderpille gegen die Sucht gibt es noch nicht.“

Dementsprechend sind auch die bisherigen Kommentare ausgefallen.
Ganze 4, in Worten vier Leser haben sich geäussert. ich hoffe, es werden nicht mehr,
das würde alles noch schlimmer machen. Der alte Werbejingle des Focus fällt mir
grade ein, wer kennt den noch?

Fakten, Fakten, Fakten – und immer an die Leser denken ! Lang ist's her ...

Nix für unguat
Federico

Re: Die Tageszeitung DIE WELT berichtet über Baclofen

Freitag 24. April 2015, 23:30

unglaublich ... Focus übertrifft BILD

Bild

Re: Die Tageszeitung DIE WELT berichtet über Baclofen

Samstag 25. April 2015, 08:31

Möglicherweise beeinflusst Baclofen über GABA-B-Rezeptoren das sogenannte
Belohnungssystem“, erläutert Christian Müller. Dieses System spielt vermutlich eine
wesentliche Rolle bei der Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit.
Der Stoff verhindert vermutlich die Ausschüttung von Dopamin nach dem Alkoholtrinken.
Auf diese Art und Weise soll das suchthafte Verlangen, das Craving, ausgeschaltet werden.
Stimmt schon. Neurobiologie ist komplex. Das Belohnungssystem ist sicher wichtig, der Wirkmechanismus ist aber deutlich komplizierter: präfrontaler Cortex, vor allem der mediale, AMYGDALA (sehr wichtig), Hippokampus und anteriores Cingulum spielen kräftig mit und die Interaktionen der Schaltkreise ist immens wichtig. Für mich sehr schwer fassbar.

LG jivaro

Re: Die Tageszeitung DIE WELT berichtet über Baclofen

Samstag 25. April 2015, 09:59

CA Müller hat geschrieben:Präklinische Studien legen nahe, dass Baclofen die dopaminerge Neurotransmission
im Belohnungssystem modulieren kann. Der genaue Wirkmechanismus von Baclofen
zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit ist aktuell jedoch nicht geklärt.
Quelle: Suchttherapie 2013; 14 - S_45_4
Genau genommen bewegt sich das Wissen über die Wirkweise von Baclofen immer noch
im Bereich der Hypothese, die anxiolytische Wirkung wird in dieser nicht berücksichtigt.
Dies obwohl Studien gezeigt haben, dass Baclofen im Entzug angstlösend wirkt.

Bei Nalmefene ist die Beschreibung des Wirkmechanismus möglicherweise zutreffender.

LG Federico
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