Bild ... und worüber wir uns sonst noch aufregen
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Re: Markteinführung Xylka (Baclofen) Juni 2015

Sonntag 5. April 2015, 01:22

Aber sonst? Da gibt es schöne Beispiele...
Die Zulassung von Memantine als Antidementivum verzehnfachte den Preis gegenüber generischem Wirkstoff (allerdings wurde die "alte" Zulassung zurückgezogen)
Substitol (Morphin retard zur Substitution) ist mehrfach teurer als anderes retardiertes Morphin, das aber nicht zur Substitution verschrieben werden darf
Also wird Xylka wesentlich teurer als generisches Baclofen, das dann aber nicht für die Alkoholismusbehandlung verordnet werden darf.
Aber scheiß drauf, dann zahlt die Kasse wenigstens das Medikament.
Nur die notwendige Behandlung durch die Ärzte wird wohl ie üblich niemand bezahlen wollen.

LG

Praxx

Re: Markteinführung Xylka (Baclofen) Juni 2015

Sonntag 5. April 2015, 09:20

Federico hat geschrieben:Also alles wie gehabt, es bleibt spannend

Die Pharmaindustrie ist nicht an einer „win-win“ Situation interessiert.
Daran wird sich auch in Zukunft nicht viel ändern.
Generisches Baclofen wird sehr wahrscheinlich nicht vom Markt verschwinden
aber die Doctors werden weniger Vorbehalte gegen eine „off-label“ Verschreibung
vorbringen. Schließlich ist der Wirkstoff zugelassen und von uns Beta-Testern
langjährig erprobt.

Bis es amtlich wird, dürften noch ein paar Liter die Isar runterrauschen,
Schaun mer amal ... ~O)

LG Federico

Re: Markteinführung Xylka (Baclofen) Juni 2015

Montag 6. April 2015, 13:13

Jivaro hat geschrieben:R&B hat die Medizin vom Putzmittel getrennt: die Pharmasparte heisst jetzt Indivior.

Motley Fool ein bekannter Finanzdienstleister, über den Hintergrund dieses Spin-Off:
Die wichtigsten Produkte des Mutterkonzerns Reckitt Benckiser dürften jedem bekannt
vorkommen: Sagrotan – Kukident – Cillit Bang – Clearasil – Calgon – Vanish Oxi Action um
nur einige zu nennen. Weniger bekannt sind Produkte, die in der suchtmedizinischen
Grundversorgung zur Anwendung kommen, wie beispielsweise Suboxone, ein Substituit
das bei Heroinabhängigkeit als Alternative zu Methadon verabreicht wird.

Zurück zu GBL (Gamma Butyrolacton). Industriell wird es hauptsächlich als Lösungsmittel
hergestellt und in Form von Felgenreinigern und/oder Farblösemitteln angeboten.
Aus GBL wird GHB durch Umwandlung gewonnen und ist u.a. als Liquid Ecstasy bekannt.
Die Partydroge hat in den letzten Jahren traurige Berühmtheit als K.O. Tropfen oder
Vergewaltigungsdroge erlangt.

Zu GHB/GBL einige Informationen: Bei Dauergebrauch können sich die Nebenwirkungen
deutlich erhöhen. Häufiger hochdosierter Konsum von GHB/GBL kann u.a. Schlafstörungen,
Ängstlichkeit und Zittern auslösen, Depressionen bewirken oder verstärken und zu einer
psychischen Abhängigkeit führen.

Das Risiko, eine körperliche Abhängigkeit zu entwickeln, ist bei länger andauerndem,
hochdosiertem GBL-Konsum hoch. Anzeichen dafür können sein: Muskelkrämpfe, Zittern,
Wahrnehmungsverzerrungen, innere Unruhe und Aggressivität bis hin zu Halluzinationen,
Angstzuständen und intensiven Derealisations-/Depersonalisationserfahrungen.

Bei Absetzen eines langfristigen, hochdosierten GHB-/GBL-Konsums können folgende
Symptome auftreten: Schlaflosigkeit, Schweißausbrüche, Muskelkrämpfe, Zittern und
Angstzustände); diese können ein paar Tage bis zu 2-3 Wochen andauern. Langsames
Herunterdosieren wird empfohlen. Möglichst nur unter ärztlicher Aufsicht entziehen!

Die beschriebene Wirkung von GHB ähnelt größtenteils der von Alkohol. Kein Wunder,
dass es im Entzug und auch danach von Alkoholabhängigen gerne genommen wird.
Bekannt ist auch die Toleranzentwicklung die bei Abhängigen schneller einsetzen kann.
Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben – ein Übel durch ein anderes ersetzen – Alcover®
ließe sich nach Lage der Dinge getrost in diese Kategorie einreihen.

Es hat viele Jahre gedauert bis das Abhängigkeitspotenzial von Benzos erkannt wurde.
Das Risiko eine Sucht durch eine andere zu ersetzen, erscheint mir bei Alcover® ähnlich
hoch oder sogar höher, da die beschriebene Wirkung der von Alkohol sehr ähnlich ist.
Vor diesem Hintergrund erhält die 2010 von Bernard Jousseaume getroffene Aussage über
Baclofen eine geradezu historische Bedeutung:

„Wir haben lange gesucht, wir haben nichts Besseres gefunden.“

LG Federico

Re: Markteinführung Xylka (Baclofen) Juni 2015

Montag 6. April 2015, 13:41

Ganz nebenbei, R&B handelt auch mit Kakao und Kaffee (Douwe Egberts)...

"Natriumoxybat" - wie GHB pharmazeutisch verschämt heißt - soll ja offensichtlich bei Schwerstabhängigen die Alkoholwirkung substituieren, weil es (möglicherweise) weniger toxisch ist.
Dafür könnte man genauso Benzodiazepine verwenden, die deutlich billiger und risikoärmer sind, Toleranz und Abhängigkeit ensteht bei beiden Substanzen.
Warum trotzdem vehement gegen Baclofen argumentiert wird, das wegen der Struktur des GABA-B-Rezeptors keine Toleranz und Abhängigkeit verursacht, ist nur psychologisch erklärbar:
Olivier Ameisen hat als Kardiologe quasi "ohne Lizenz" Suchtmedizin betrieben!
Ähnliches widerfuhr bekanntlich dem Entdecker der Kontinentaldrift - ein Meteorologe mischt sich in die wohlgeordnete Geologie ein - oder den Endeckern der Iridiumschicht an der KT-Grenze als Beleg für den Meteoriteneinschlag - Physiker bringen die Paläontologie durcheinander!
Der Ärger, selbst nicht darauf gekommen zu sein, schlägt sich in vementer Ablehnung nieder - da könnte ja am Ende jeder kommen und unser sorgsam gehegtes Weltbild ramponieren!

LG

Praxx

Re: Markteinführung Xylka (Baclofen) Juni 2015

Montag 6. April 2015, 18:42

Grade in meinem weltweiten Netz gelandet:
Patrice Debregeas, CEO von D&A Pharma über Baclofen:
Patrice Debregeas hat geschrieben:Also heute, gibt es keine Rechtfertigung für die Verwendung
dieses Produkts zur Behandlung von Alkoholabhängigkeit. Nichts als die Begeisterung einer
Reihe von Ärzten und Patienten.

Diese Debatte wurde einen Monat vor Olivier Ameisens Herzinfarkt geführt ...

Nachdem der gute Monsieur Debregeas auch das Sagen bei Ethypharm hat,
kann es gut sein, dass die Alpadir Studie mit Absicht an die Wand gefahren wird.
Invorio, alias BW, alias pragha hatte vor einiger Zeit etwas in dieser Richtung
von sich gegeben.

LG Federico

Re: Markteinführung Xylka (Baclofen) Juni 2015

Montag 6. April 2015, 20:08

Hallo Federico,
könnte es sich da nicht um vorsätzliche Nebelkerzen gehandelt haben? Debregeas hätte als CEO vielleicht die Alpadir-Studie verhindern können, aber wegen der Meinung eines praesenilen CEO fährt niemand eine teure Studie an die Wand, die ein GESCHÄFT verspricht...
Ich glaube nicht, dass ein Launch von Xylka angekündigt wird, wenn sich die Alpadir-Zahlen nicht im Sinne einer Wirksamkeit interpretieren lassen. Nicht vergessen - Ethypharm hat die Zahlen und feilt jetzt an der Präsentation.

LG

Praxx

Re: Markteinführung Xylka (Baclofen) Juni 2015

Montag 6. April 2015, 21:47

Hi Federico

In der Führungsriege von Ethypharm ist Patrice Debrégeas nicht mehr. Er verkaufte seine Anteile (42,5 %) an der von ihm gegründeten Firma Ethypharm laut diesem Zeitungsbericht bereits im Jahr 2007. Mit Xylka und ALPADIR dürfte er demnach nichts zu tun haben, außer dass er natürlich für seine jetzige (seit 2006) Firma D & A und für deren Medikament Alcover trommelt.

DonQ

Re: Markteinführung Xylka (Baclofen) Juni 2015

Dienstag 7. April 2015, 10:26

Hallo praxx,

mit den Ankündigungen ist das so eine Sache, siehe hier.
Nachdem bis heute keine Ergebnisse veröffentlicht wurden, kann es eng werden.

Hi DonQ,

sicher hat Debrégeas seine Anteile längst verkauft. Aber kann man auch sicher sein,
dass er das „Sagen“ mitveräussert hat? Man nennt ihn nicht umsonst Schlitzohr,
die Familie Debrégeas hat viele Mitglieder. Mich hat auch nachdenklich gemacht,
warum er sich 2013 an dieser Debatte und in dieser Weise beteiligt hat.

Übrigens, Xylka wird auf den Seiten von Ethypharm weder in der Pipeline gelistet,
noch sonstwo erwähnt.

LG Federico

Re: Markteinführung Xylka (Baclofen) Juni 2015

Dienstag 7. April 2015, 17:20

Mit Vorsicht zu genießen.

Mehr Text gibt der Masterdoctor leider nicht preis.
Der Beitrag scheint aber vom 26.03.2015 zu sein.

Professor Michel Reynaud: „Äußerst attraktive Ergebnisse“.
Chef der Suchtmedizin-Abteilung im Krankenhaus Paul Brousse (Villejuif)
und Koordinator der multizentrischen Studie "Alpadir" mit Baclofen, gibt Prof. Reynaud
seine ersten Eindrücke von der zukünftigen Erweiterung im therapeutischen Bereich der
Alkoholabhängigkeit wider.

Wie gesagt, mit Vorsicht zu genießen ...

LG Federico

Re: Markteinführung Xylka (Baclofen) Juni 2015

Dienstag 7. April 2015, 20:32

Hallo Federico

Danke für die Recherche. Aber Dein Link führt irgendwie in's Nirgendwo. Jedenfalls nicht zu einer Quelle, die man auch nur "mit Vorsicht genießen" könnte. Oder habe ich da jetzt grad Tomaten auf den Augen?

Fragt DonQ
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