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Vorstellung

Sonntag 14. Dezember 2014, 20:30

Hi,

ich bin schon seit 30 Jahren mit dem Thema Alkohol unterwegs. Seit 15 Jahren ist mir klar, dass mein Konsum riskant ist. Habe versucht meinen Konsum durch Limitierung (nur eine Flasche Wein am Abend usw.) einzuschränken, aber seit ich vor einigen Jahren arbeitslos geworden bin, läuft das alles langsam aus dem Ruder.

Vor einiger Zeit habe ich mir bei einer Suchtberatungsstelle Rat zu holen versucht. Sie haben mir eine stätionäre Entgiftung mit anschließender 12-Wochen Langzeittherapie eingeredet. Nun, die stationäre Entgiftung war unnötig, da keine Entzugserscheinungen aufgetreten sind. Die Langzeittherapie war traumatisch. Umgeben von unzufriedenen Patienten und von unverständigen Therapeuten, die ihrerseits wohl mehr Lebenshilfe gebraucht hätten, als die meisten Patienten, habe ich nach dieser Therapie sofort wieder zu trinken begonnen.

Aber nun nimmt mein Alkoholkonsum langsam erschreckende Formen an. Ich finde es als sehr belastend, den ganzen Tag alkoholisiert zu sein, weil ich dadurch zu vielen DIngen nicht mehr komme, die mir das Leben lebenswert machen.

Baclofen scheint mir ein Rettungsanker zu sein, nach dem ich viele Beiträge hier lesen habe. Ich bitte um Hilfe einen Arzt zu finden, der das verschreibt.

Re: Vorstellung

Sonntag 14. Dezember 2014, 21:34

Hallo Kirk,

schön, dass du den Weg in dieses Forum gefunden hast.
Hier findest du erste, hoffentlich hilfreiche Informationen :

viewtopic.php?p=17592#p17592

Wenn du mir oder unserem Administrator Federico deinen Wohnort mitteilst (per PN = Persönliche Nachricht), können wir dir einen Arzt in deiner Nähe benennen.

Baclofen könnte eine gute Lösung für dich darstellen.

Allerdings braucht es die nötige Eigenmotivation und "GGG" (Geduld, Geduld, Geduld).
Dieses Stichwort wirst du immer wieder finden, wenn du im Forum herumstöberst, wozu ich dich ausdrücklich ermuntere. Nutze dazu die "Suche"-Funktion (ganz oben).

Und melde dich bitte wieder, gerne auch mit Fragen.

Alles Gute auf deinem Weg !

GLG und eine schöne "Restadventszeit"

Werner

Und bleibe bitte in Kontakt.

Re: Vorstellung

Montag 15. Dezember 2014, 20:07

Hallo Kirk

Sei herzlich willkommen im Forum!

Gerne möchte ich mich den Worten von Werner anschliessen und möchte Dich ebenfalls gerne auf dem Weg mit Baclofen begleiten dürfen.

Diese Therapie kann Dir Türen öffnen, nach aussen wie auch nach innen.
Versuche diesen Weg zu gehen. Verlieren kannst Du nichts dabei, höchstens gewinnen!

LG
moonriver

Re: Vorstellung

Dienstag 16. Dezember 2014, 04:10

Hallo Kirk_L

Willkommen in unserem Forum. Dein Leidensweg ist mir bekannt.
Baclofen könnte eine Alternative für Dich sein. Lese Dich im Forum ein und Werner und Moonriver haben Dir entsprechende Hilfe angeboten.

Liebe Grüße Volker

Re: Vorstellung

Donnerstag 18. Dezember 2014, 18:14

Hallo, an @alle. Ich danke für die herzliche Begrüßung!

Ich habe mich in den letzen Tagen intensiv in das Forum eingelesen. Es gibt viele kompetente Leute hier und die Diskussion verläuft auf sehr hohem Niveau. Schon das Lesen hier und die gedankliche Auseinandersetzung mit meiner Problematik, hat meine Alkoholkonsum drastisch zurück gehen lassen. Waren es letzte Woche noch 2L Wein an guten Tagen und 3L an schlechten, werde ich heute bei 1L ankommen, da ich bis jetzt noch nichts getrunken habe.

Mit 1L Wein kann ich noch gerade so mit dem Leben zurecht kommen, obwohl mir bewußt ist, dass auch diese Menge nicht gesund ist. Nach meiner erfolglosen Therapie gelang es durchaus ein paar Jahre auf diesem Level zu bleiben. Ich konnte tagsüber meinen Hobbies nachgehen und abends stand halt Trinken auf dem Programm. Glücklich war ich damit nicht, denn die Zeit die ich im Nebel des Alkohols verbrachte, empand ich als verlorene Zeit, aber es ließ sich nun mal schwer ändern und so akzeptierte ich
diesen Status Quo, der auch einige Jahre hielt.

Im September dieses Jahres kam ich aber in eine gewaltige Stressituation. Ich konnte den ganzen Tag nicht mehr abschalten und schon beim Aufwachen heiß es: Guten Morgen liebe Sorgen! Verschlimmert wurde mein Zustand noch durch massive Schlafstörungen, wobei ich in Halbschlaf-Zuständen meinen Existenz- und Zukunftsängsten schonungslos ausgeliefert war, weil in solchen Zuständen die Filterung durch den Verstand fehlt. Das war schrecklich und was macht man da? Man greift zum altbewährten Mittel!

Im November gingen die Stressoren zurück, mein psychischer Zustand vebesserte sich erheblich, aber der hohe Alkoholkonsum blieb. Seit meiner Therapie hatte ich mich nicht mehr gedanklich mit dem Thema Alkoholismus auseinandergesetzt, wohl weil ich die unangenehme Zeit in dieser Anstalt vergesse wollte, mit samt dem Gerede der Therapeuten, das ich schon damals nur als Wiederkäuen von Auswendiggelernten und bar jeder persönlichen Erfahrung verstand. Der Tod unseres Leidensgenossen Schockenhoff am letzten Sonntag hat mich allerings alarmiert und der Blick ins Internet ließ mich, Zufall oder Fügung, sofort auf dieses hier Forum stossen.

Ich habe zwar vor meiner Therapie schon in einige Alkohol-Foren rein geschaut, aber die Leute dort vertraten so abstruse Ideen, wie etwas den Verzicht auf Wein-Essig und da dachte ich mir, meinen Salat mit Balsamico, lasse ich mir nicht auch noch vermiesen. In diesem Sinne nochmals vielen Dank an die Organisatoren und Teilnehmer dieses Forums hier für die vielen qualifizierten Informationen und Beiträge.

Re: Vorstellung

Donnerstag 18. Dezember 2014, 21:14

Lieber Kirk,

wunderbar, wenn das Lesen über Baclofen schon bewirkt, dass eine Trinkmengenreduktion möglich ist. Habe Mut, ich schreibe das oft, aber ich meine das jedesmal ganz ernst: Du hast nichts zu verlieren. Innerhalb sehr kurzer Zeit merkst Du, ob Baclofen das Richtige für Dich ist.

Und wenn Baclofen das Richtige für Dich ist, brauchst Du weder Balsamico, Hustensaft oder sogar ein versehentliches Mon-chéri zu fürchten.

Nicht alle Therapeuten müssen Eigenerfahrung haben: aber wir finden: es schadet nicht!!! Und das wirklich Gute ist: Du musst nicht erklären wie schrecklich das Craving ist! Auf dieser Seite weiss -fast- JEDE(R), wie sich das anfühlt. Nach besiegtem Craving bekommst Du einfach mehr Kraft, die "Alltagsdinge" wieder zu regeln und "Herr in Deinem Haus" zu werden; vielleicht mit Hilfe einer psychotherapeutischen Unterstützung, die auf Dich eingeht, ohne Phrasen. Schlimm, dass die klassischen Suchttherapien oft mehr traumatisieren als nützlich sind.

Wünsche Dir alles nur erdenklich Gute auf Deinem Weg!
Herzlicher Gruss

jivaro

Re: Vorstellung

Donnerstag 18. Dezember 2014, 22:05

Liebe jivaro,

ich glaube Du hast mich ein wenig missverstanden. Von Balsamico habe ich noch nie Craving bekommen. Auch wenn ich eine halbe Packung MonCherie verdrücke kriege ich kein Craving, was wohl daran liegt, dass ich kein Schnaps-Trinker bin. Allerdings, und das gilt für Zeiten, in denen es mir gut geht, habe ich jeden Abend das Bedürfnis mich einer Flasche Wein zu entspannen. Aber wenn ich mal ein Glas intus habe, findet ein Kontrollverlust statt. Dann trinke ich alles nieder, was im Haus ist. Sofern ich nur eine Flasche im Haus habe, gibt es wenig Probleme. Habe ich aber mehr, dann kann das schon böse ausarten - tut es aber auch nicht immer.

Das Lesen über Baclofan hat auch nicht veruracht, dass ich momentan weniger trinke. Es war die geistige Auseinandersetzung mit der Alkohol-Problematik an sich.

Re: Vorstellung

Freitag 19. Dezember 2014, 07:57

Sorry, ich wollte Dich nur beruhigen.

Hatte es so verstanden, dass "andere" das so sehen und Patienten im Hinblick auf "Balsamico" und co verunsichern. Wollte Dich in Deiner Haltung bestätigen.

Oft gibt es die Meldung im Forum, dass die geistige Auseinandersetzung mit dem Suchtproblem nicht so erfolgreich ist wie bei Dir, vielen gelingt erst der klare Blick auf ihre Problematik mit dem Medikament, eben ohne/bzw. mit "weniger" Kontrollverlust.

Wünsche Dir weiterhin viel Erfolg, mit oder ohne Baclofen!

Ganz herzlicher Gruss
jivaro

Re: Vorstellung

Freitag 19. Dezember 2014, 11:48

Hallo Kirk und Willkommen!

Es ist eine Tatsache, dass der Ausweg für jeden, dessen Alltag von Alkohol negativ beeinflusst wird, individuell aussieht. Dass sich die Vernunft sträubt, wenn sich Menschen gegenseitig auf das Balsamico-Drama einschwören, ist ein Fingerzeig, wo dein persönlicher Ausweg sicher nicht zu finden ist. Ich hatte meine persönliche Runde in einem solchen Forum gedreht, bevor ich glücklich hier landete - und hatte für's erste erst mal die Nase gestrichen voll von Alkoholiker-Foren und ihren Schubladen, in die ich mich hätte zwängen müssen.

Wenn du schreibst:
Ich finde es als sehr belastend, den ganzen Tag alkoholisiert zu sein, weil ich dadurch zu vielen DIngen nicht mehr komme, die mir das Leben lebenswert machen.
... dann findet sich darin nicht nur das Problem, sondern ganz direkt auch eine sofort praktikable Lösung der kleinen Schritte: Weniger vom einen und mehr vom anderen tun. Täglich mehr "für" (Lebensqualität) und weniger "gegen" (die eigenen Interessen) tun. Du tust und registrierst es bereits: Indem du dich geistig mit der Alkohol-Problematik beschäftigst, sinkt dein Konsum. Soll mir keiner sagen, das sei nicht von Bedeutung. Bleib dabei!
Aber wenn ich mal ein Glas intus habe, findet ein Kontrollverlust statt. Dann trinke ich alles nieder, was im Haus ist. Sofern ich nur eine Flasche im Haus habe, gibt es wenig Probleme. Habe ich aber mehr, dann kann das schon böse ausarten - tut es aber auch nicht immer.

Tut es aber auch nicht immer. Fakt. Die Suchefunktion des Forums ergibt zu "Kontrollverlust" Stellungnahmen von Praxx:
Der Widerstand [gegen Baclofen als Therapieoption] aus der etablierten Suchtmedizin beruht auf dem hypothetischen Krankheitsbild von Sucht mit seinen Merkmalen irreversibler Kontrollverlust, Machtlosigkeit des Individuums gegenüber der Droge Alkohol und unaufhaltsames Fortschreiten der Erkrankung, die nur durch vollständige und dauerhafte Abstinenz zum Stillstand gebracht werden kann. Diese längst faktisch widerlegten Mythen werden durch Baclofen und seine Effekte nochmals ad absurdum geführt - wer auf diesem Krankheitsbild basierend seit Jahrzehnten überweigend erfolglos behandelt, tut sich schwer mit neuen Erkenntnissen.
oder noch etwas pointierter hier. Mir gefällt so was ja :- . Mythen gehören in den Weltkulturschatz, nicht in Medizin und Wissenschaft.

Unorthodoxe Ansichten wirst du hier mit Sicherheit finden, auch Methoden: Mir fällt zum Beispiel Cut-down-drinking ein. Was hältst du davon, deinen Konsum durch Verdünnen schrittweise zu senken? Das gäbe dir eine gute Voraussetzung, damit Baclofen wirksam werden kann.

LG
Lisa

Re: Vorstellung

Freitag 19. Dezember 2014, 16:00

Liebe @lisa64,

die Idee, dass dieses Konzept des Kontrollverlustes ein Mythos ist, ist ein interessanter Gedanke. Ich habe dazu nicht nur die Einlassung von @praxx gelesen, ich finde diesen ganzen Thread sehr wertvoll.

Dennoch bleibt für mich Fakt, dass, wenn Alkohol im Blut ist und seine Wirkung spürbar, ich den weiteren Verlauf des Trinkereignisses nur noch schwer kontrollieren kann. Das war schon so, bevor ich mit der Entziehungs-Industrie und ihren Dogmen in Berührung kam. Aber @praxx hat natürlich auch recht. Wenn man den Leuten einredet, dass sie ihr Trinkverhalten nicht mehr kontrollieren können, sie dafür nicht mehr verantwortlich sind, ist das Freibrief zum Saufen bis in den Exzess.

Und wenn man die Sache ein wenig weiterdenkt, muß man sich fragen was für ein Menschenbild da eigentlich dahinter steht. Was ist denn einer, der für Handeln nicht mehr verantwortlich ist? Der ist unmündig!. Also den unmündigen Patienten wollen die schaffen. Ich habe auch einen Artikel eines gewissen Dr. Bschorr gelesen, http://www.taz.de/!103406/. Das ist eine unverblümte Polemik gegen die Patientenmündigkeit und gegen das Menschenecht über die Integrität des Körpers und Geistes selbst bestimmen zu können.

Nun wird mir vieles klarer. Als ich in der Entwohnungs-Klinik war, hat mein Bauch schon bewußt, was da los ist, aber nun ist es auch im Kopf angekommen. Danke!
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