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Federico
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Betreff des Beitrags: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel Verfasst: Dienstag 13. Mai 2014, 15:28 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel: Nun sind die Hausärzte gefordertDie Werbekampagne für Nalmefen läuft an: Karl Mann hat geschrieben: Bei ungeplantem Alkoholkonsum können die Tabletten auch direkt zum ersten Glas eingenommen werden. Der vermutete Mechanismus: Aufgrund einer Modulation der Opiatrezeptoren wird die wahrscheinlich über die Dopaminfreisetzung vermittelte positive Verstärkung beim Alkoholkonsum unterdrückt; die Kontrolle des Trinkverhaltens fällt leichter. Medikamente sind eigentlich nicht notwendig: Karl Mann hat geschrieben: Noch mehr als die Wirksamkeit von Nalmefen habe ihn jedoch überrascht, sagt Mann, „dass in den Studien die Reduktions-Idee auch allein mit Beratung und Placebo funktionierte“. Denn auch in der Placebogruppe gelang eine Reduktion des Trinkverhaltens um rund 40%. Mann: „Das ist eigentlich das wichtigere Ergebnis für Patienten und niedergelassene Ärzte: Allein durch die Beratung plus die Erkenntnis, ich habe ein Problem und sollte da etwas unternehmen – kann man den Alkoholkonsum schon um 40 Prozent reduzieren!“ Eine andere Aussage erscheint mir speziell für uns viel wichtiger, sie ist einem früheren Artikel der Medscapemedizin vom August 2013 entnommen. Karl Mann hat geschrieben: „Wenn nun über ein halbes oder ein ganzes Jahr lang wenig getrunken wird“, so Mann, „kann sich das Ungleichgewicht zwischen den Neurotransmittern wieder normalisieren. Und das würde bedeuten – aber das ist eine reine Vermutung, die erst durch Langzeitstudien bewiesen werden muss –, dass man dieses Medikament nicht sein Leben lang nehmen muss“. Das dürfte zumindest all diejenigen interessieren, die Baclofen nicht ein Leben lang nehmen wollen. Schließlich haben wir hier im Forum Beispiele und auch aus Frankreich mehren sich diese. Es scheint durchaus denkbar, dass sich das Ungleichgewicht zwischen den Neurotransmittern nach länger andauernder Abstinenz wieder normalisieren könnte. LG Federico Hinweis an den einsamen Betreiber eines bildungsfernen Einsiedler-Forums: Der größte Schuft im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Nordlicht
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Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel Verfasst: Dienstag 13. Mai 2014, 17:57 |
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Registriert: Mittwoch 6. April 2011, 23:04 Beiträge: 236
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Hallo Federico, hört sich toll an, aber erstmal sehen wie´s wirklich wirkt. Irgend etwas lässt mich an der gesamten Idee zweifeln. Z.B. deswegen, weil es mir ja immer darum ging, ein bestimmtes Pensum über mehrere Tage zu erfüllen, bingemäßig, bis zum "ins-Bett-fallen" (nein, kein Koma). Aber eben über mehrere Tage, sonst war mein Rauschbedürnis nicht erfüllt. Wenn Nalmefen/Selincro nun wie Baclofen im Zeitraffer wirkt, also recht schnell das Verlangen nach Alkohol dämpft, dann frage ich mich, was ist am nächsten Tag? Ist mein Exzess-Bedürfnis dann schon erfüllt? Dämpft Selincro dieses große Exzess-Bedürfnis, bei dem ein einzelner Rauschtag nur Bestandteil einer womöglich ganzen Rauschwoche ist? Wenn Nalmefen/Selincro so wirkt, dass man einfach nur müde wird und das Gelage früher abbricht, was spricht auch hier dagegen, dann am nächsten Tag weiterzutrinken? (Oder anders gesagt, würde eine Schlaftablette oder ein Joint - ich denke nur gerade praktisch - nicht das gleiche bewirken?)Auf mich wirkt das wie ein abgebrochener Trink-Exzess, und das ist nicht sehr befriedigend, nahe Fortsetzung war dann immer gewünscht. Oder überbrücke ich dann mit Selincro die gesamte veranschlagte Zeit? Und wie sicher ist, das ich das tue? Antabus hatte ich bei meinen letzten Versuchen immer wieder rechtzeitig abdosiert und die drei, vier Tage gewartet, bis Trinken wieder möglich war. (Einmal nicht mal das.)Weil ich den Rausch wollte. Und was ist danach? ( Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!) - Und das auch alles noch ohne begleitende Therapie, um das gesamte Problem anzugehen?Und was ist mit dem Kreislauf, den z.B. Borowiak in seinem Buch "Alk" als 14. Wiedergeburts-Trinken bezeichnet und wie folgt beschreibt: "Ich trinke ( Sünde), ich entgifte ( Buße) und darf danach wieder neu beginnen und gereinigt durchstarten wie Phönix". Das ist meiner festen Überzeugung nach integraler Bestandteil, gerade des Quartals/Bingedrinkings. Vielleicht hilft mir jemand auf die Sprünge, was misverstehe ich hier komplett falsch? Sehr interessant natürlich diese Aussage (und nicht gerade tolle Werbung für das Produkt): Zitat: Medikamente sind eigentlich nicht notwendig: Zitat: Karl Mann hat geschrieben: Noch mehr als die Wirksamkeit von Nalmefen habe ihn jedoch überrascht, sagt Mann, „dass in den Studien die Reduktions-Idee auch allein mit Beratung und Placebo funktionierte“. Denn auch in der Placebogruppe gelang eine Reduktion des Trinkverhaltens um rund 40%. Mann: „Das ist eigentlich das wichtigere Ergebnis für Patienten und niedergelassene Ärzte: Allein durch die Beratung plus die Erkenntnis, ich habe ein Problem und sollte da etwas unternehmen – kann man den Alkoholkonsum schon um 40 Prozent reduzieren!“ Dass das auch ohne Medikament funktioniert, wundert mich dann nicht.... Mein Gefühl und meine Intuition als langjähriger Alkoliker sagen mir, dass da was nicht ganz stimmen kann. Hoffentlich täusche ich mich. LG Nordlicht
_________________ Was ist eigentlich alt? Was ist jung? Jung, wo die Zukunft vorwaltet. Alt, wo die Vergangenheit die Übermacht hat. (Novalis , dt. Dichter)
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel Verfasst: Dienstag 13. Mai 2014, 18:36 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Nordlicht hat geschrieben: Dass das auch ohne Medikament funktioniert, wundert mich dann nicht.... @Nordlicht, das rethorische Kunststück, die schwache Wirkung eines Medikaments gegenüber Placebo als großen Vorteil zu verkaufen, darauf muss man erstmal kommen. Dein Gefühl, dass da was nicht stimmen kann, teilen übrigens Viele.  LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Nordlicht
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Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel Verfasst: Dienstag 13. Mai 2014, 19:31 |
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Registriert: Mittwoch 6. April 2011, 23:04 Beiträge: 236
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@Federico
das ist kein rhetorisches Kunsstück, das hat Sketch-Qualität, wie z.B. der hier:
"Sehen Sie, das ist Neoliberalismus: Man begründet etwas, was nicht funktioniert, mit etwas was nicht stimmt."
aus "Die Anstalt", vom 29.04.2014
Weiß gerade nicht, welcher lustiger ist....
LG Nordlicht
Aber mal ernsthaft: Müssen da erst ein paar verkommene Alkoholiker wie ich kommen, um deren Werbestrategie ad absurdum zu führen?
Wer die wohl so werbetechnisch berät....
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praxx
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Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel Verfasst: Dienstag 13. Mai 2014, 19:33 |
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Registriert: Montag 22. März 2010, 14:32 Beiträge: 485 Wohnort: Oberhausen
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Ja was stimmt denn da wohl nicht? Ganz einfach: Die Legende vom Kontrollverlust, die jeden Alkoholiker von der Verantwortung für seine Sauferei befreit! Ist doch erstaunlich, dass 40% der Menschen weniger trinken, bloß weil sie glauben, wieder Kontrolle darüber haben zu dürfen! Dabei haben alle Alkoholiker irgendwelche eigenen Strategien, ihr Trinken irgendwie in Kontrolle zu halten - und können ihr Trinkverhalten auch drastisch ändern, wenn sie auf eine Umgebung treffen, die das materiell oder immateriell belohnt. Die Legende vom Kontrollverlust erlaubt jedem, sich bis zum Exzess zu betrinken, weil er ja nichts dafür kann und dem bösen Alkohol hilflos ausgeliefert ist - warum soll er sich also Mühe geben oder nach Veränderung streben, wenn er sowieso machtlos ausgeliefert ist?
LG
Prax
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Nordlicht
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Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel Verfasst: Dienstag 13. Mai 2014, 19:35 |
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Registriert: Mittwoch 6. April 2011, 23:04 Beiträge: 236
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Nee, wirklich, das ist so geil: ich bewerbe ein Medikament, mit u.a. dem Claim, dass es eigentlich keines Medikamentes benötigt.... Ich kann nicht mehr....Nordlicht
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anniebae
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Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel Verfasst: Mittwoch 14. Mai 2014, 08:35 |
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Registriert: Donnerstag 19. Dezember 2013, 14:30 Beiträge: 54
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praxx hat geschrieben: Dabei haben alle Alkoholiker irgendwelche eigenen Strategien, ihr Trinken irgendwie in Kontrolle zu halten - und können ihr Trinkverhalten auch drastisch ändern, wenn sie auf eine Umgebung treffen, die das materiell oder immateriell belohnt. Du hast mal geschrieben - ich finde den Beitrag leider nicht - dass allein hausärztliche (?) Intervention das Trinkverhalten bis zu zwei Jahre lang positiv beeinflusst. Ist das (D)ein klinischer Erfahrungswert oder kannst Du das irgendwie empirisch belegen? Denkst Du dabei an bestimmte Interventionen, also nach irgendeinem Schema, einer reproduzierbaren Behandlung? Sehr interessierte Grüße Annie
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Nordlicht
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Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel Verfasst: Mittwoch 14. Mai 2014, 10:44 |
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Registriert: Mittwoch 6. April 2011, 23:04 Beiträge: 236
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@praxx praxx hat geschrieben: Ja was stimmt denn da wohl nicht? Ganz einfach: Die Legende vom Kontrollverlust, die jeden Alkoholiker von der Verantwortung für seine Sauferei befreit! Und genau das ist es. Wie oft habe ich gedacht " Jetzt ist es sowieso egal...." Die suggestive Kraft dieser Aussage ist ernom, weil es 1. Rechtfertigung bietet, 2. von der eigenen Verantwortung ablenkt und 3. so wunderbar leicht umzusetzen ist und weil sie einem 4. über Jahre mehr oder weniger subtil eingeimpft wurde. Fatal!praxx hat geschrieben: und können ihr Trinkverhalten auch drastisch ändern, wenn sie auf eine Umgebung treffen, die das materiell oder immateriell belohnt. Richtig. Mit dem ersten Schritt in die Entzugsklinik oder die Entwöhnung ist es - für die meisten - auf einmal kein Problem mehr, das Trinken sogar ganz sein zu lassen. Ist das nicht der Beweis, dass es vom Grundsatz her funktioniert? LG Nordlicht
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel Verfasst: Mittwoch 14. Mai 2014, 15:02 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Nordlicht hat geschrieben: Mit dem ersten Schritt in die Entzugsklinik oder die Entwöhnung ist es - für die meisten - auf einmal kein Problem mehr, das Trinken sogar ganz sein zu lassen. @Nordlicht, ich bin mir nicht so sicher, ob @praxx diese Umgebung gemeint hat LG Federico
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Nordlicht
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Betreff des Beitrags: Re: Abstinenz ade – weniger trinken reicht als Therapieziel Verfasst: Mittwoch 14. Mai 2014, 15:33 |
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Registriert: Mittwoch 6. April 2011, 23:04 Beiträge: 236
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Hallo Federico
Ja, Du hast recht. Wahrscheinlich wird praxx diese Umgebung nicht gemeint haben, es ändert aber nichts daran, dass Veränderung in gerade diesem Umfeld am deutlichsten sichtbar wird.
Aus einem "ich kann nicht aufhören zu trinken" wird ein "klar, trinke ich nichts bis zum Ende der Therapie - und darüber hinaus". Oftmals in sehr kurzer Zeit. Noch vor Beginn der Therapie.
Inwieweit das nun auf kontrolliertes Trinken und ein anderes (optimaleres) Umfeld anwendbar ist? Ich glaube praxx, wenn er sagt, dass es auch da grundsätzlich möglich ist.
Was mich vielmehr interessieren würde ist, ob praxx für ein kontrolliertes Trinken Baclofen als Voraussetzung sieht oder ob dies bei schwerem Alkoholismus auch ohne Medikamente möglich ist.
LG Nordlicht
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