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Re: Eaglespark sagt Hallo

Mittwoch 3. Dezember 2014, 22:02

Hallöchen...
jivaro hat geschrieben:Es gibt gewisse genetische Konstellationen, die eine Suchtentstehung "erleichtern".
Es muss aber immer noch "etwas anderes" hinzutreten, damit dies auch geschieht.

So sehr die Wissenschaft sich bemüht, es gibt eine "zwingende" Genetik. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass Kinder von alkoholkranken Menschen das Bewältigungsmuster der Eltern übernehmen, lernen.
LG jivaro


Mir wurde letztens bewußt wie viele Verwandte-väterlicher seite- am Alkohol zu grunde gegangen sind...

Ich komme auf 3 die sich zu tode getrunken haben,meinen Opa sowie 2 meiner Onkel....
2 haben den Suizid gewählt aufgrund des saufen's..Mein Vater und sein Zwillingsbruder( aber den hab nie kennengelernt,hat sich anfang der 70er erhängt).... Wie es bei meinem Bruder aussieht weiß,ich nicht..meine Schwester hatte auch schon alkoholbedingt einen Suizid versucht..ich selber hab 2 hinter mir(1999 und 2002)...aber solche Gedanken hab ich nicht mehr,will sie auch nie wieder haben...

Aktuell 50mg Bac kein Konsum...

lg Ralf

Re: Eaglespark sagt Hallo

Donnerstag 4. Dezember 2014, 08:01

Oh, SORRY nochmal:

ES gibt KEINE "zwingende" Genetik.

Gelegentlich hüpfen hier meine Buchstaben. So ist das mit der Achtsamkeit.

LG jivaro

Re: Eaglespark sagt Hallo

Donnerstag 4. Dezember 2014, 13:23

Es gibt gewisse genetische Konstellationen, die eine Suchtentstehung "erleichtern".
Es muss aber immer noch "etwas anderes" hinzutreten, damit dies auch geschieht.


Lieber Ralf

Ich sehe das so:

Wie ein Gesamt-Organismus auf die entspannende und/oder aufputschende Alkoholwirkung anspricht, macht einen Unterschied. Körper und Psyche spielen dabei schon zusammen, bevor es problematisch wird. Meist zeigt sich der Unterschied bereits im Jugendalter, wenn die ersten Erfahrungen mit Alk gemacht werden.

Manche Menschen empfinden bereits eine ganz leichte Alkohol-Wirkung als unangenehm und beeinträchtigend. Ihr Körper meldet zurück: Gefällt mir gar nicht. Der lässt das Glas nach drei Schlucken stehen. Oder lässt es ganz.

Auf der entgegengesetzten Seite stehen Organismen, denen die Alkohol-Wirkung unmittelbar und stark Entspannung und Wohlbefinden verschafft. Das ist nicht allein die Psyche, sondern der ganze Organismus, dem die Wirkung "viel zu gut" tut. Was uns gut tut, wird für weitere Wiederholungen abgespeichert - so sichert das Hirn das Überleben des Gesamtorganismus in allen wichtigen Bereichen (Hunger, Durst, Fortpflanzung etc.). Der neigt dazu, weiter einzuschenken.

Wie ein Organismus beschaffen ist, wie empfänglich er für positive Wirkung ist, wenn man Alkohol in sein Leben einführt, wird neben genetischen Vorgaben mitentschieden durch Erlebnisse und Prägungen und durch die Situation, in der er aktuell steckt. All das bildet sich im Nervensystem und Körper ab.

Zwischen diesen beiden Polen gibt es ein weites Feld. Wo wir stehen, ist nicht unveränderbar.

lg
Lisa

Re: Eaglespark sagt Hallo

Donnerstag 4. Dezember 2014, 15:19

Lieber Ralf, liebe Lisa,

ich vermute doch, dass es eine genetische Veranlagung gibt :
Mein Großvater mütterlicherseits war starker Trinker, mein (verstorbener) Vater war sicher Alkoholiker, auch wenn er nie als solcher aufgefallen ist (als Todesursache wurde angegeben : Herzversagen).

Es gibt auch Forschungsergebnisse, die darauf hinweisen.
Ich werde sie mal raussuchen.

LG, Werner

Re: Eaglespark sagt Hallo

Donnerstag 4. Dezember 2014, 18:07

Lieber Ralf
@Lisa, jivaro, Werner...

Aufgrund des angesprochenen Themas in Deinem Thread hier noch meine persönliche Erfahrung dazu:

Aufgewachsen in einem Milieu, welches sicher nicht als abhängig bezeichnet werden kann, pflegte ich bis in ein Alter von über 50 Jahren eine sehr seltene Beziehung zu Alkohol. Mal an einem Fest anstossen und das Glas dann halbvoll stehenlassen, vielleicht 1x pro Monat ein Bier. Kurz gesagt, es schmeckte mir nicht und relativ schnell bekam ich Kopfschmerzen davon. Also bestand eine Form von Aversion. Das Leben hat mir manche Situation geboten, bei welcher der Griff zur Flasche verständlich gewesen wäre... aber nein, es war gar kein Verlangen vorhanden. Im Gegenteil, einen klaren Kopf zu bewahren stand stets an erster Stelle.

Was sich dann im fortgeschrittenen Alter so verändert hat, dass es mir "den Ärmel reingenommen hat" und ich fast "lautlos" in eine Abhängigkeit gerutscht bin, ist mir heute noch ein Rätsel...
War der Faktor eine "Midlife-Crisis", oder die langsame hormonelle Veränderung im Körper (Männer sollen ja auch eine Form von Wechseljahren haben)? Jedenfalls kann ich von keinem entscheidenden Ereignis berichten, welches dazu geführt hat!

Genetische Faktoren kann ich bei meinen Vorfahren keine erkennen. Jugendlichen "Übermut" bei mir in Sachen Alkohol auch nicht. Selbst das Umfeld erklärt es nicht.
lisa64 hat geschrieben:Zwischen diesen beiden Polen gibt es ein weites Feld. Wo wir stehen, ist nicht unveränderbar.
Lisa, ich glaube, mit diesem Satz triffst Du den Nagel auf den Kopf!

Was hat mich so spät "auf den Geschmack" gebracht?

LG
moonriver

Re: Eaglespark sagt Hallo

Donnerstag 4. Dezember 2014, 18:15

Lieber Ralf, lieber Werner,

in meinem jahrelangen Bemühen meine Alkoholkrankheit zu verstehen habe ich intensiv Familienforschung betrieben und auch mit entfernten Verwandten sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits Kontakt aufgenommen. Herausgekommen ist dabei dann ein wunderbar
recherchierter Stammbaum über den sich alle gefreut haben.
Es hat sich aber kein einziger Alkoholiker darunter gefunden. Für mich ist das Rätsel umso grösser weil auch meine Schwester betroffen ist. Wie ist das möglich, dass in einer unbelasteten Familie plötzlich zwei Geschwister (wir sind nur zu zweit) so schwer betroffen sind? Das müsste dann schon eine Spontanmutation gewesen sein.

Liebe Grüsse,

Trixie

Re: Eaglespark sagt Hallo

Donnerstag 4. Dezember 2014, 19:03

Ich halte "es ist möglich, dass..." in diesen Fragen für die hilfreichere Antwort als "es ist so, dass...". Ich lebe gut, seit ich zu einem "mag sein, vielleicht" gefunden habe.

Daran, dass sich die Herausforderung stellt, ändert eine genetische Vorgabe nichts.
Auch nicht am Hadern: Warum ich?

(Warum eigentlich gerade ich nicht?)

lg
Lisa

Re: Eaglespark sagt Hallo

Donnerstag 4. Dezember 2014, 19:35

Hallo ihr Lieben,

ich habe einen älteren Beitrag gefunden, der zum Thema passt.

Aber ich gebe euch allen Recht : zu einer (eventuellen) genetischen Veranlagung muss noch etwas dazukommen (dauernde Überforderung, Nichtanerkanntsein, gravierende familiäre Probleme und mehr...).

Sei's wie's ist : Wir haben das Problem und wir müssen damit zurecht kommen.
Eines ist sicher : Mit Baclofen fällt uns dies leichter (auch wenn es immer noch nicht einfach ist).

GLG, Werner

Re: Eaglespark sagt Hallo

Donnerstag 4. Dezember 2014, 20:07

Seid gegrüßt

jivaro hat geschrieben:Es gibt gewisse genetische Konstellationen, die eine Suchtentstehung "erleichtern". Es muss aber immer noch "etwas anderes" hinzutreten, damit dies auch geschieht.

So sehr die Wissenschaft sich bemüht, es gibt eine "zwingende" Genetik. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass Kinder von alkoholkranken Menschen das Bewältigungsmuster der Eltern übernehmen, lernen.

Dem kann ich nur beipflichten.

Es gibt zwar gewisse genetische Marker, welche den Verdacht nahelegen könnten, ob eine Person für Alkoholmissbrauch „geringes“, „normales“ oder „erhöhtes“ Risiko aufweist. Die Krux ander Sache: Bei einem einzelnen alkoholabhängigen Patienten können alle diese Marker auf „erhöht“ stehen, alle Marker auf „gering“ und auch alles dazwischen durch.

Bei allem Respekt vor Deinen Leistungen als Rechercheur, @Werner, aber ich befürchte, dass Du da nichts Handfestestes wirst auftreiben können. Um es mit Jivaros oder ähnlichen Worten nochmal zu sagen: „So etwas wie ein ‘Alkoholiker-Gen‘ gibt es nicht“.

Natürlich kann es sinnvoll sein, seine eigene Familiengeschichte aufzuarbeiten. Ein wesentlicher Faktor für das Entstehen einer Sucht ist das psychosoziale (auch familiäre) Umfeld, in welchem man aufwuchs und in welchem man derzeit lebt. Leider werden falsche Mechanismen zur Stress- und Konfliktbewältigung dort erst erlernt. Aber Achtung: Auch hier gibt es keine Automatismen! Man wird nicht automatisch zum Alkoholiker, weil Vater und / oder Mutter und / oder Brüder /Schwestern, und / oder Onkels / Tanten schon „gesoffen“ haben. Es ist verflixt nicht einfach.

Ich selbst habe mein Genom vor geraumer Zeit bei 23andMe entschlüsseln lassen. Im Vordergrund standen die eigentlichen Erbkrankheiten, wo dann aber zum Glück nichts war. Oder einer meiner Ahnen hätte ja Chinese, Inder oder Afrikaner sein können *kicher*. War es dann aber nicht. Verstohlen richtete ich dann natürlich auch einen Blick auf die oben bereits genannten Marker. Bei einem Marker wird das Risiko als „erhöht“, bei einem anderen als „gering“, und bei zwei weiteren als „normal“ angesehen. „Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor“, hätte wohl Goethe an der Stelle gesagt.

DonQ

P.S: Oh, und mein Neandertaler-Anteil sei mit 2,3 % etwas tiefer als beim europäischen Durchschnitt (2,7 %). Ob das nun gut oder schlecht ist, schreibt die Firma dann leider nicht …

Re: Eaglespark sagt Hallo

Freitag 5. Dezember 2014, 00:08

Hallo ihr Lieben - sicher ist bisher nur, dass es Menschen gibt, die aus genetischen Gründen (betrifft den Alkoholmetabolismus) Alkohol schlecht vertragen und deswegen grundsätzlich nur wenig oder gar keinen Alkohol trinken. Es gibt auch Menschen, die Alkohol ohne nennenswerte Folgen in größeren Mengen tolerieren als andere, also keinen "Kater" bekommen und dadurch in größerer Gefahr sind, übermäßig zu trinken.
Die Suche nach dem von Jelinek postulierten "somatischen Faktor X" ist seit Jahrzehnten erfolglos geblieben, während es sehr viel mehr gesicherte Hinweise auf eine "soziale Vererbung" von Drogen- und Alkoholkonsum gibt - wie von DonQ beschrieben: Mehr als 50% der Kinder aus Haushalten mit mindestens einem konsumierenden Elternteil werden selbst früh und schwer abhängig von Alkohol und/oder Drogen.

LG

Praxx
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