Baclofen Forum vs Alkoholismus

Newsweek.com, 19.10.2014

Eine Pille könnte Alkoholikern helfen, moderat zu trinken.

Dr. Wim van den Brink, niederländischer Psychiater, hält nichts von Abstinenz und noch weniger von AA. So weit so gut.
Aber dann behauptet er, man könne mit Nalmefene die Alkoholeinnahme um 75% reduzieren. "Wenn Süchtige Ihre wöchentliche Einnahme von 100 Getränke auf 25 reduzieren können, können sie die Kontrolle über Ihr Leben zurückgewinnen."
Mal schauen.

Im August fing in den USA eine klinische Studie an. Im Juni 2015 werden erste Ergebnisse erwartet.

LG

Patrick

Hallo Rog
Wie ich das sehe, hat van den Brink lediglich eine bekannte Tatsache beschrieben. Bereits Körkel hat vor fast 20Jahren nachgewiesen, dass ein Halbieren der Trinkmenge die Zahl der Abhängigkeitsmerkmale Halbiert. Wird die Menge geviertelt, wird also die Zahl an Abhängigkeitsmerkmalen auf ein Achtel reduziert - es gibt aber nur 6 (ICD-10) solche Merkmale.
Van den Brink hat keinesfalls behauptet, dieses Ergebnis mit Selincro alleine erreichen zu können.

LG

Praxx

Hallo Praxx

Die Mathematik passt perfekt, da kann man nichts einwänden.

Nun, was Nalmefene betrifft, ich habe lange genug meckern und lamentieren müssen, aber Beharrlichkeit führt bekanntlich zum Ziel und ich bin stolzer Besitzer eines Selincro-Rezeptes, jawohl. Das hier umstrittene Medikament werde ich demnächst einnehmen, kalt wohlverstanden.

Kalt, das heisst trocken. Höchstens ein halbes Glas Wasser werde ich mir gönnen. Keineswegs will ich meinen Egghead-Streak unterbrechen. Denn Ich bin doch nicht blöd, heisst der Werbespruch nicht umsonst.

Kalt, denn in hier in unserem Forum wurde mal geschrieben, dass Selincro ein für uns - sorry, mir - Rauschtrinker existenzielles High besorgt, und zwar ohne Alkohol oder andere unbarmherzig mörderische Drogen.

Ich werde hier das Ergebnis meiner rein indivduellen, subjektiven Erfahrung auf möglichst objektive Art und Weise versuchen zum Ausdruck zu bringen. Hoffentlich mag's anderen Betroffenen helfen.

LG

Patrick

Mit Verlaub,

hast Du dir das wirklich gut überlegt und wenn ja, was hätte so ein Kalttest für
eine Aussagekraft. Ich stelle mir vor ich habe keine Kopfschmerzen und nehme Aspirin
einfach mal so. Kann ich dann irgendwelche Schlüsse für den Ernstfall daraus ziehen?

Ernst gemeint, lass es und heb' dir das Zeug für einen Ernstfall
auf der so Patrick will, nicht kommen möge.

LG Federico

zum "Kalttest":
Ich finde die Idee gar nicht schlecht - dann kann man vorab schon einmal die möglichen Side-Effects checken und sich ggfs darauf einstellen
Überraschungen sollte man da doch möglichst vermeiden.
Ich empfehle das ja auch bei anderen Bedarfsmedikamenten, zB Erektionshilfen oder auch Benzodiazepinen

LG

Praxx

Ich verstehen Federico's Bedenken. Schlafende Hunde soll man nicht wecken; aber der Vergleich mit Aspirin geht nicht ganz auf. Es ist keineswegs meine Absicht, rücksichtslos zu experimentieren. Es geht mir nicht a priori um Selbstschutz, vielmehr haben die Kontroversenbez. dem Medikament mich neugierig gemacht. Ich will's einfach wissen. Auch die NW, falls sich herausstellt, dass es welche gibt, interessieren mich.

LG

Patrick

Hallo Patrick,

soeben habe ich ein Skype-Gespräch mit unserem gemeinsamen Freund beendet.
Es geht ihm gut, er hat viele Dinge in seinem Leben verändert und er trinkt kaum noch Alkohol.
Er nimmt immer noch Baclofen, das Selincro-Experiment hat er beendet.
Die unerwünschten Wirkungen waren ihm zu heftig.

Das kann bei Dir anders sein, bin schon gespannt auf Deinen Bericht.

LG Federico

Hi Federico

Ich mag mich das erinnern, über diese UNWs wurde schon mal berichtet. Es nimmt mich Wunder in welcher Art sich diese manifestieren, und vor allem, warum die erst nach einigen Monaten angefangen haben. Denn ich erinnere mich auch, dass er während den ersten Monaten sehr begeistert war und nie von UNWs berichtet hat.
Auch scheint die 'Wirkung, die am Anfang so zielgerichtet war, nachgelassen zu haben.
Wenn diese Infos hier nicht ausgetauscht werden können, hätte ich sie gerne per PN. Andernfalls könnte ich's ihn selber fragen, wenn ich ihn mal online erwische.

LG

Patrick

Hallo Roq,
ich nehme an, es geht um die psychischen Auswirkungen einer Dauerblockade der Endorphinrezeptoren im limbischen System. Wie Naltrexon auch, blockiert Nalmefen den µ-Opioidrezeptor vollständig und unterbindet damit alle neurophysiologischen Prozesse, die eine Stimulation dieses Rezeptors benötigen.
Drogenkonsumenten, die nach einer Entgiftung Naltrexon als Rückfallprophylaxe erhalten, berichten übereinstimmend von einer Art "synthetischem Körpergefühl", Unfähigkeit zur Freude, einem Gefühl, als befinde sich die Welt hinter einer unsichtbaren Wand.
Nach wenigen Wochen wird das anscheinend immer schwerer erträglich, von meinen Patienten hat bisher nur einer länger als 3 Wochen freiwillig Naltrexon genommen - ich setze das Zeug deswegen nicht mehr ein.
In verzweifelten Fällen werden da schon mal Implantate für 3, 6 oder 12 Monate eingesetzt - demzufolge wurde natürlich auch schon über die Selbstentfernung ohne Anästhesie mit dem Cuttermesser berichtet.
Nalmefen muss dies Wirkungen in geringerem Ausmaß haben als Naltrexon, da die meisten Probanden in der Erprobung viele Monate durchgehalten haben.

Das Herumpfuschen in der Psyche durch Blockade wichtiger Rezeptorsystem ging zuletzt bei einem Endocannabinoidblocker zur Gewichtsabnahme schief, der eine dramatische Zunahme von Suiziden verursachte.

LG

Praxx

Lieber Patrick,

Sucht ist Inter-individuell und so sind auch die Wege die wieder herausführen können.
Im Falle unseres gemeinsamen Freundes, kommen viele Faktoren zusammen die im
Forum nicht seriös zu kommunizieren wären. Nur soviel vorab: Baclofen war und ist der
Einstieg in den Ausstieg gewesen. Über Nalmefen kann er nicht viel sagen. Ausser der
Anfangseuphorie gibt es aus seiner Sicht nicht viel positives darüber zu berichten.

Weiter über PM oder Skype ...

LG Federico