Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Re: In der Spur: Lisa
BeitragVerfasst: Freitag 9. Mai 2014, 10:53 
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49
Beiträge: 2608
Wohnort: Schweiz
Liebe Lisa

Ich wollte den Beta-Blocker ausschleichen... seit gut 3 Wochen nehme ich ihn wieder...
Ich wollte Bac/Lioresal ausschleichen... (!) und war nach kurzer Zeit wieder auf der altbewährten Dosis...

Man kann dabei Monate oder mehr an positiver Entwicklung verlieren!

Lass den Schirm nicht dünner werden und gehe behutsam mit Deiner Seele um.
ralf hat geschrieben:
- bald wieder eine B-) coole Lisa zu lesen, ... - wünscht sich , - Ralf.
Den Worten von Ralf schliesse ich mich gerne an!

LG
moonriver

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„Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“
(Antoine de Saint-Exupéry)


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 Betreff des Beitrags: Re: In der Spur: Lisa
BeitragVerfasst: Freitag 9. Mai 2014, 11:13 
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Registriert: Mittwoch 20. Juli 2011, 17:25
Beiträge: 111
@lisa,

vor ein paar Monaten habe ich versucht mein AD Amineurin abzusetzen und dafür die tgl. Dosis Baclofen auf 75 mg (vorher 50mg) zu erhöhen. Was soll ich sagen, 14 Tage lang ging es ganz gut, ich war richtig euphorisch, endlich ein Medikament weniger zu nehmen. Dann merkte ich aber doch, dass der Schirm, wie du schreibst, immer dünner wurde, ich wurde gereizt, die Grundruhe ging verloren, die ich vorher so sehr geschätzt hatte. Ich habe dann Amineurin wieder eingeschlichen, nach ein bis zwei Wochen ging es mir dann wieder besser, ich nehme jetzt wieder 50 mg. Amineurin und 50 mg Baclofen und mir geht es wieder super.

Liebe Grüße
Elfie

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Die mich suchen, finden mich.

Die Bibel: Sprüche 8,17


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 Betreff des Beitrags: Re: In der Spur: Lisa
BeitragVerfasst: Freitag 9. Mai 2014, 12:03 
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Beiträge: 854
Wohnort: Schweiz
@all
Danke euch für eure Anteilnahme und eigenen Erfahrungen. Es geht mir nicht schlecht, möchte ich noch sagen. Bloss weniger gut. Kein Craving möchte ich noch nachtragen. DANN wäre klar, was zu tun ist.

@federico:
Guter Rat wird gern beherzigt, wir werden sehen. Was ich zur Zeit sicher nicht tue, obwohl ich den Fahrplan ausser Kraft setze: Baclofen weiter reduzieren. Es bleibt bei 75mg bis diese AD-Sache geklärt ist. Und ich werde mich auch nicht weiter schlau machen über Absetzerscheinungen* etc. Ich habe bereits mehr erfahren, als ich je wissen wollte, und da ich nicht frei von hypochondrischen Zügen bin: Finger weg, sofort.

@ralf:
Ich bleibe vorsichtig und bedacht, keine Sorge. Es ist ein Experiment, kein Vorhaben, das um jeden Preis durchgezogen wird. Immer mit dem obersten Ziel: Ich will, dass es mir gut geht. Aber dein Hinweis ist gut: Sollte es tatsächlich "nur" die Medi-Schiene sein, die mich gerade ins Wackeln bringt, muss und kann ich mich auch vermehrt auf die Psychohygiene-Schiene achten: Sei gut zu dir. Das meine ich ja eigentlich mit arbeiten dran.
(Könnte auch heissen, dass ich heute Nachmittag doch nicht freiwillig Überzeit arbeiten gehe? Innere Debatte gestartet, schon wieder :D Ich argwöhne, da mischelt noch ein innerer Schweinehund mit...)

"Cool" zu sein wird mir durchaus auch schon mal als nicht so wirklich nett zurück gespiegelt. In meinem persönlichen Umfeld, meine ich, nicht hier. Gelassene, abgewogene Reaktionen werden, je sensibler und persönlicher das Diskussionsthema ist, als kühl-distanziert-überlegenes, sogar desinteressiertes Verhalten interpretiert. Wenn ich jetzt hingegen ebenso cool berichte, dass sich an meinem emotionalen Erleben etwas zu verändern scheint, kommt pfeilschnell Nervosität auf: Stimmt, du bist nicht mehr so ausgeglichen, du reagierst emotionaler, du wirkst nervöser. Du solltest das Medikament vielleicht doch nicht reduzieren? (Himmel, du wirst doch nicht wieder saufen?!)

Wie hätten Sie's denn gern?
(Verflixt, auch Zynismus ist selten ein gutes Zeichen!)


@frieda: Genau die Variante (AD runter, Baclofen hoch) lauerte da irgendwo in meinem Hinterkopf. Ertappt. Nein, tue ich nicht.

Abwarten, Tee trinken.
Fokus sperrangelweit öffnen.
Beobachten, Wahrnehmen.
Keine Schnellschuss-Interpretationen.
Nächsten Donnerstag Termin beim Psychiater.
Time will tell.

Es gäbe da zum Schluss noch so ein T-Shirt, das man sich zur Brust nehmen könnte:

http://www.shirtcity.ch/drama-queen-frauen-t-shirt-941

lg
Lisa

*Mahlende Kiefer und Albträume sind ja nun noch von der harmloseren Sorte. Trotzdem: Ich hatte monatelang keine wirklichen Traumerinnerungen mehr - und dann vor einer Woche ein unglaublich intensiver, aufwühlender Albtraum. Wen's interessiert: Drei Personen, denen ich vertraue und auf deren Integrität ich baue, insistieren, ich müsse sofort eingeliefert werden, ich handle unverantwortlich und sei hochgradig gefährdet - nehmen mich aber von Grund auf nicht ernst. Beantworten meine Fragen "Wieso? Worum geht es?" nicht, sondern entgegnen "ist doch offensichtlich", "sieh es doch ein!", "so geht das nicht!" und drohen mit Zwangseinweisung, wenn ich Widerstand leiste. Ich versuche panisch, den Durchblick zu kriegen, was man mir eigentlich vorwirft. Keine Antwort, man redet über mich weg. Letzlich klärt sich das nach quälend langem Hinhalten als Missverständnis auf: Man hatte irgendwie meine Pupillen missinterpretiert (Träume halt; da wurde es dann langsam unrealistisch) und Schnellschuss-gefolgert, ich sei lebensgefährlich betrunken.
ICH! :D Meine Reaktion war ein Aufschrei: Ich stehe unter 75mg Baclofen! Nie im Leben würde ich! Ich bin seit 5 Monaten trocken, Leute! Sowas hätte ich ja "nicht mal im Traum" vermutet... Meine Güte, stand ich neben mir nach diesem Traum, durchgeschwitzt und zittrig wie nach einer Panikattacke. Dieses Sch...Gefühl, dass über mich weg geredet, diagnostiziert und fehlinterpretiert wird... Ohne mir die grundlegende Frage gestellt zu haben: Wieviel bzw. hast du überhaupt getrunken?

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Der Andersdenkende ist kein Idiot, er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert. Paul Watzlawick

Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird. Heinz von Foerster


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 Betreff des Beitrags: Re: In der Spur: Lisa
BeitragVerfasst: Freitag 9. Mai 2014, 13:57 
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Beiträge: 8253
Wohnort: München
@Lisa,

ganz kurz zum Kleingedruckten. Träume werden im Allgemeinen überbewertet.
Auch und gerade dann, wenn sie so wie von Dir geschildert, hyperrealistisch sind.
Ich hatte in den ersten Monaten meiner Therapie eine Menge dieser Träume und
verstehe schon den beängstigenden Anteil. Andererseits habe ich sie als notwendigen
Teil, im Sinne einer Aufarbeitung von Ängsten und Traumata gesehen, damit konnte
ich mich gut arrangieren.

Mit der Zeit wurden Träume dieser Intensität von selbst seltener, leider nur noch alle
paar Monate. Leider deshalb, obwohl diese Träume anfangs beängstigend waren, hatte
ich zunehmend das Gefühl eingreifen zu können. Mit anderen Worten, ich fühlte mich
nicht mehr ausgeliefert, sondern war Herr des Traum-Geschehens, sozusagen Regisseur.

Früher hatte ich oft den Fall-Traum, bei dem man nie am Boden ankommt oder den
Flucht-Traum, bei dem man nicht vom Fleck kommt. Seit Baclofen gibt es diese nicht mehr,
wofür ich ausserordentlich dankbar bin.

LG Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: In der Spur: Lisa
BeitragVerfasst: Freitag 9. Mai 2014, 18:36 
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Beiträge: 854
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Meine Träume sagen ja ausschliesslich etwas über mich selbst aus. Meine Weltsicht, mein innerer Zustand - oder Tagesresten. Ich will das selbst nicht überbewertet haben. Es ist keine gute Zeit, um Zeichen zu deuten, tiefsinnig zu interpretieren und so.

Obwohl es spannend ist, dass man passiv im Schlaf bzw. im Traum sämtliche Emotionen erleben kann, ohne selbst aktiv etwas zu tun, das sie hervorrufen könnte und auch von äusseren Eindrücken abgeschirmt ist. Und dass sie - wenn ich nicht aufschrecke - auch meist unerinnert wieder in der Versenkung verschwinden, ohne Nachhall. Der Zustand Trance steht da irgendwo zwischen Wachbewusstsein und Traumbewusstsein. Dort kann ähnliches geschehen.

Aber gänzlich geklärt ist da noch lange nicht alles.

lg
Lisa

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 Betreff des Beitrags: Re: In der Spur: Lisa
BeitragVerfasst: Freitag 9. Mai 2014, 22:55 
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Beiträge: 236
Liebe Lisa,

Ich hatte in den vergangenen drei Monaten schon auch des öfteren für mich das Gefühl, dass ich gerade am geistigen Limit spiele: Beschäftigung mit mir selbst, Recherche, Freude, Nachdenklichkeit, Kommunikation mit anderen, Aufarbeitung, Vergangenheit, Zukunft, Privatleben noch dazu, jobmäßig im Stress, Unzufriedenheit ertragen, Hoffnung erleben.....alles.

Und am Besten alles auf einmal.

Du weißt, was ich meine. Das ist nicht wenig. Das alles unter dem Einfluss von Baclofen - euphorische Phasen inbegriffen, die zumindest mir nicht immer ganz geheuer waren. (Waren sie aber mal weniger da, fehlten sie auch irgendwie - es ging mir nicht schlecht, nur eben weniger gut.)

Ist ne ganze schöne Menge, oder? :-h

Als Ralf (Gruß!) mir das erstemal schrieb:
Zitat:
... und bei allem Ernst, - auch mal zurücklehnen und über sich selbst zu lachen !!! :yahoo:
... konnte ich das gar nicht sofort umsetzen, war gerade viel zu tief im Thema drinnen und mich selbst dann abzubremsen, das fällt mir schwer.

Sich zurücklehnen und einfach mal abwarten - mir fällt´s ebenso schwer? Wie ist es bei Dir?

Hast Du die bestmögliche Art Dir selbst gut zu tun wirklich schon gefunden? Und wenn nicht, wie könnte sich das wohl auswirken?

Lieben Gruß
Nordlicht
(..der hier immer noch eine coole B-) Lisa liest, die analysiert was passiert, selbst entscheidet was zu tun ist, sich noch lange nicht ins Bockshorn jagen lässt und als erstes das Beste tut, was man tun kann: das Problem äussern und um Rat fragen. Alles das: Das Gegenteil von dem was man - wohl - früher getan hätte.)

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Was ist eigentlich alt? Was ist jung? Jung, wo die Zukunft vorwaltet. Alt, wo die Vergangenheit die Übermacht hat. (Novalis , dt. Dichter)


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 Betreff des Beitrags: Re: In der Spur: Lisa
BeitragVerfasst: Samstag 10. Mai 2014, 07:31 
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Wohnort: Schweiz
Zitat:
Sich zurücklehnen und einfach mal abwarten - mir fällt´s ebenso schwer? Wie ist es bei Dir?
Hast Du die bestmögliche Art Dir selbst gut zu tun wirklich schon gefunden? Und wenn nicht, wie könnte sich das wohl auswirken?


Die Überlegung packe ich jetzt ein zu Wurst und Brot und nehme sie mit auf eine Wanderung mit Freunden, Nordlicht. Ergibt sich gerade gut, findest du nicht? Wandern tut definitiv sehr, sehr gut.

Aber du meinst nicht die punktuellen Handlungen, sondern was Umfassenderes, Generelles. Ich liebe Denkanstösse :YMAPPLAUSE:

lg
Lisa

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 Betreff des Beitrags: Re: In der Spur: Lisa
BeitragVerfasst: Samstag 10. Mai 2014, 16:19 
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Beiträge: 417
Wohnort: Münsterland/Tecklenburger Land
Hallo Lisa,
hallo Nordlicht,
endlich mal was anderes machen, - z.B. mit Freunden zu wandern... :daumen:

anstatt ständig diese Selbst- Beobachtung ( läuft noch alles rund bei mir ...?) ... haben wir leider ...

und andere zu beobachten ... -in der Vorstellung von @ Nidle fand ich so treffend :
Zitat:
und oft hab ich das Gefühl, dass alle Anderen um mich rum irgendwie krank sind und ich diese nur mit einem gehörigen Schuss Alkohol in meinen Venen ertrage.


Jüngst wollte ich grosse Tipps verteilen... --> ( fast schon despotisch meiner
Familie klarzumachen, - wie denn Leben geht : Ordnung, Finanzen ..., etc. )
warum ??? - keine Ahnung ...- :-??

Ganz ohne medikamentöse Krücken kriege ich es nicht gebacken...
- aktuell ist es parallel zu Baclofen 25 mg morgens , noch , jetzt neu : Quetiapin . (Seroquel .)
es ist immer mal wieder ein auf und ab ...
ist als auch nicht immer alles COOL ...

liebe Lisa , : " punktuelle Handlungen, sondern was Umfassenderes, Generelles." hab´ich leider nicht ... -
- vielleicht nur : mal etwas anderes machen ! - raus aus dem Hamsterrad ! - z.B. Wandern !!!

ein schönes Wochenende wünsche ich Euch !!! , Ralf.

ps: @nordlicht : die Brücke mit dem weissen Geländer ist immer noch aktuell mein Desktop - Hintergrund !


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 Betreff des Beitrags: Re: In der Spur: Lisa
BeitragVerfasst: Samstag 10. Mai 2014, 21:46 
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@all
Wandern kann ich wirklich empfehlen - mit einer Truppe guter Leute umso mehr. Da feierte jemand seinen Geburtstag mit einer Einladung zu einer gemeinsamen Wanderung und 18 Leute hatten Spass und spannende Begegnungen, tauschten Essen und Themen miteinander - und es gab sogar alkoholfreien Apfelwein im Naturfreunde-Haus. Man kann auch den leider unangenehmer werdenden Absetzerscheinungen davon wandern.

Oder davonschlafen (-| gute Nacht!
lg
Lisa

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 Betreff des Beitrags: Re: In der Spur: Lisa
BeitragVerfasst: Donnerstag 22. Mai 2014, 21:47 
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Mit dem heutigen Tag sind sechs Monate Baclofen-Therapie um. Die Alkoholfreien Monate hinken ein klein wenig hinten nach - who cares? Ich erspare mir und euch das Wie-alles-begann, das kann man nachlesen, ebenso die Entwicklungen, denn was zählt, ist das heute. Und das ist schlicht gut.

Ich bin bei 75 mg angekommen und spüre keine Nebenwirkungen mehr. Bei 100 mg spürte ich keine Verbesserung mehr, jedoch zunehmende Lethargie und Ach-was-soll's-Stimmung sich breit machen. Mir schien, das könne nicht Zweck der Übung sein. Es kommt hin und wieder vor, dass ich - wie heute, an einem selbstbestimmten, gemütlichen Tag ohne Aufregung - tagsüber Baclofen vergesse. Es geschieht nichts weiter. Alles ganz herrlich schön stabil.

Mit dem kürzlichen Experiment, 20mg Cipralex in jeweils 7-10 Tagen um je 5 mg auf Null abzudosieren, ging ich zu schnell vor in Anbetracht der Umstände; meine Arbeitssituation bietet Anlass zu Ärger, dem ich in den letzten 2-3 Wochen weniger gut begegnen konnte als in den Monaten zuvor; Widerstände, die längst hätten beseitigt sein sollen, wecken ärgerliche Ungeduld und Reizbarkeit, etwas mehr an impulsiver Emotion. Ich interpretierte mehr und zunehmend negativ. Als das Hadern an Dingen ausserhalb meiner Macht, das Schuld-suchen und die inneren Debatten aufzutauchen begannen, einigten der Doc und ich uns darauf, eine Weile bei 10mg stehen zu bleiben und ruhigere Zeiten abzuwarten. Es eilt nicht.

Der Massstab bleibt aber immer das Craving. Und das stand und steht sicher bei Null.
:-\ Oder etwa doch nicht?

Ich nehme immer einen Probierschluck vom Wein meines Partners, wenn er ausser Haus welchen trinkt; wenn er schmeckt, einen zweiten. Ich kann dieses Ritual durchaus schätzen und ohne Bedauern den Geschmack geniessen. Nie schreit es nach mehr. Es ist gut. (Mal ehrlich: möchtest du mehr? Nö.)

Was ich seit einem Monat etwa beobachte, ist jedoch unerwartet: Mittlerweile spüre ich einen starken inneren Widerstand gegen die Wirkung des Alkohols. Es kommt immer häufiger vor, dass der Nachgeschmack eine sofortige, spontane negative Assoziation auslöst. Die (Körper-) Erinnerung an den pelzigen Geschmack im Mund, wenn es längst keine Befriedigung mehr auslöste, zu trinken, sondern das weitere Trinken nur noch das Elend des Trinkenmüssens vergessen machen sollte, ist in Pole Position, wenn mein Hirn blitzschnell die vorhandenen Netzwerke scannt.

Glaubt mir, daran habe ich nicht gearbeitet. Aufgegangen ist es mir erst, als Nordlicht mal den Begriff "Craving unter Null" brachte. Widerwille, wer will das schon? fragte ich noch. Aber es klang nach - irgendwas stimmte nicht ganz: Denn doch, ich kenne das: Widerwille, bei Weisswein sogar leichter Ekel.

Was mich gestern spontan zu einem Versuch bewegte: Härtetest Bier. Mein Standardgetränk. Tankstelle - 0.33 l Bier, nach Hause, ein kleines Glas eingeschenkt. Weiss ich eigentlich noch, wie das schmeckt? - Ein paar kleine Schlucke. Eine Zigarette dazu. Schmeckts? - Weiss nicht. Macht Durst. Alkoholfreier Apfelwein ist besser. - Mal ein Glas davon zwischenschieben. - Noch ein Schluck vom Bier? Test weiterführen? - Ja, noch einen. Aber langsam. - Gut? - Irgendwie nicht, nein. Fühlt sich nicht gut an, eine erste Anflutung von Alkoholwirkung im Kopf. Ich mag das nicht. Ich möchte das gern rückgängig machen.

Dann stellte ich das halbvolle Glas beiseite und wartete, dass die erste Wirkung verflog.
Eine halbe Stunde später leerte ich es mit dem Rest der Flasche weg.
Wie ich eine halbwarme, lange offen gestandene Limo wegleere.
Ich hatte nicht mal die Grössenordnung "Herrgöttli" geschafft (CH: 2 dl).

Härtetest abgeschlossen. Nicht placebokontrolliert, nicht über jeden akademischen Zweifel erhaben. Aber sowas von jenseits jeder bisherigen Erfahrung. Bier nicht mehr mögen? Unvorstellbar.

Zur Feier des Tages habe ich heute auf einer Überlandfahrt Blumenfelder zum Selbstschneiden abgeerntet und drei Gärtnereien am Weg beehrt. Einer dieser alljährlichen Tage im Frühling, wo ich zum Blumenjunkie mutiere und nie, aber auch gar nie, ein Budget gilt.

Es ist nie genug! Masslos. Ich weiss. Euphorie! Mir egal.
Dreck unter den Fingernägeln, der Rücken schmerzt und todmüde. Aber glücklich.

lg
Lisa

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