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Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)

Donnerstag 3. April 2014, 10:22

Auch ich bin inzwischen bei einer Dosierung alle 3 Stunden (tagsüber). Manchmal würde ich mir eine retardierte Form wünschen, bei der der Wirkstoff gleichmäßig im Körper freigesetzt wird. Bei einer Gabe von 25mg alle 8 Std. überfielen mich nach ca.3-4 Std. immer gehäuft die NWs, vor allem die sehr starke Müdigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten.

Jetzt bin ich bei 6 X 12,5mg (6/9/12/15/18/21 Uhr) und 1 X 25mg (24 Uhr) und komme damit besser zurecht.
Das ist die höchste Dosierung bislang, die ich mir vor einiger Zeit noch nicht vorstellen konnte.

:daumen: Nordlicht !

LG

Trudi :-h

Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)

Donnerstag 3. April 2014, 11:01

Hallo Nordlicht

Ich kann Dir hier auch noch meine bewährte Einnahmepraxis schildern. Sie hat sich aus Beobachtungen über längere Zeit herauskristallisiert:

Über den Tag verteilt 4x 6.25mg und ab 19:00 noch 2x 12.5mg. Dies, da Bac bei mir schlaffördernd ist. So fahre ich nun schon seit etlicher Zeit mit gutem Erfolg auf 50mg ohne Nebenwirkungen.

Denke, wenn nötig, an die Notfalldosis.

LG
moonriver

Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)

Donnerstag 3. April 2014, 19:41

@ Lisa,
Problem oder nicht, spannend fände ich: Welcher hat heute gewonnen und wie hat er das gemacht? Die werden sich ja nicht stundenlang drohend umkreisen.

Ich habe mittlerweile erleben dürfen, dass man viele der sozialen Ängste tatsächlich auch wieder verlieren kann. Das ging bei mir schon mit Anfang 30 langsam los und in den letzten Jahren haben gerade die SHGs und die Therapien in dieser Hinsicht viel gebracht, so oft wie ich mich mittlerweile vorgestellt habe und immer wieder auf neue Gruppen getroffen bin.

Ich habe z.B meine Redeangst vor Gruppen an guten Tagen komplett verloren und auch an schlechten Tagen weiß ich, dass ich das alles irgendwie hinbekommen kann.Das heisst nicht, dass dieses Herzklopfen, diese spürbare Aufregung kurz bevor ich dann das Wort habe gänzlich verschwunden ist, aber ich lasse mich davon meist lange nicht mehr so beeindrucken wie früher.

Es geht also, man kann da ganz gut was machen.

Viel erschreckender finde ich, dass mir jetzt erst bewusst wird, was ich da Jahrzehntelang für eine Last mit mir herumgetragen habe. Wenn man gewisse Ängste schon seit seiner Kindheit mit sich rumträgt, es praktisch gar nicht anders kennt, dann nimmt man es irgendwann als selbstverständlich hin. Heißt ja nicht, dass ich mich nur gedrückt habe, gerade als Kind oder Jugendlicher kann man sich gewissen Dingen ja gar nicht entziehen, aber dann als Erwachsener, wenn man diesen ständigen Druck mal loswerden will, sucht man sich seine Nischen. Beruflichem muss man sich ja stellen, den notwendigsten sozialen Gegebenheiten muss man sich auch irgendwie stellen, aber allem, was nicht unbedingt sein muss, dem versucht man dann vielleicht zu entfliehen. Alkohol bietet da zunächst scheinbar einen Ausweg und dank der Sucht ist es dann schwer, nachhaltig was dagegen zu unternehmen. Also wieder mal: Ein Teufelskreis...

Was die letzten Reste meiner sozialen Ängste anbelangt, an denen zu arbeiten, darauf freue ich mich regelrecht. Die Voraussetzung dafür ist, dass ich die Sucht in den Griff bekomme. Mittlerweile habe ich für fast alles schon positive Referenzerfahrungen sammeln können.
Ist nicht jeder der beiden Persönlichkeitsanteile mit den schönen Namen mal mehr - mal weniger ausgeprägt?

Insofern ist es auch für mich immer wieder spannend, wer der beiden, mit den schönen Namen, denn nun wieder gewinnt. Ist fast immer offen und hängt von vielen Dingen ab, vor allem von meiner Gesamtverfassung.
aber zumindest fühlt es sich an, als wäre ich als Person eindeutig:

Das habe ich schon gelernt, sich so wirklich eindeutig zu fühlen, ist schwer, da hat mir das Modell von den Teilpersönlichkeiten, die man in sich trägt sehr geholfen und ich habe denen auch bereits ganz nette Namen verpasst, ich kenne zum Glück das Orchester jetzt schon, dass in mir spielt. Nur den Dirigenten, den kenne ich noch nicht.

LG Nordlicht
Zuletzt geändert von Nordlicht am Donnerstag 3. April 2014, 20:25, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)

Donnerstag 3. April 2014, 20:07

Tag 51 (Mi) - Dosis: 25 - 25 - 25 - im Abstand von 6 Stunden - Gesamt: 75 mg

Tag 52 (Do) - Dosis: 25 - 25 - 25
- im Abstand von 6 Stunden - Gesamt: 75 mg


Überwiegende Stimmung: zufrieden, ausgeglichen, motiviert, ausgeruht, entspannt

Craving: 0
Konsum: 0

Weitere Therapiemaßnahmen gestern und heute:
-Teilnahme am Forum (Lesen, Austausch, Tagebuch)
-Progressive Muskelentspannung
-Lesen (themenbezogen o. motivierend)
- Das Ende meiner Sucht, Olivier Ameisen (in kurzen Abschnitten)
-Lebenskunst, Peter Lauster
-Tagebuch privat

-------------------------------------------------------------
"Notfallkoffer":
-längerdauernde Progressive Muskelentspannung
-Extraportion Baclofen (immer dabei!)
-"Gedankenstop - Technik“
(modifiziert-Testphase)
-------------------------------------------------------------

@Werner, Trudi, Jivaro, moonriver,

Bin seit gestern mal den umgekehrten Weg gegangen und habe ausgetestet, wie ich die 75 mg anstatt auf 6 x verteilt auf 3 x verteilt vertrage. Geht gut. Wenn viel anliegt, würde ich das aber wohl doch eher auf 6 x verteilen, verspüre bei 3 x 25 etwas mehr Müdigkeit. Werde das auch ein wenig vom Tagesverlauf abhängig machen. Scheint, als wäre Baclofen, wenn man sich erstmal an eine bestimmte Dosis gewöhnt hat, recht flexibel.

Und @Werner:
50 Tage, toll ! Hättest du das vor einem Vierteljahr für möglich gehalten ?
Da war Baclofen noch keine Option (vielleicht unbewusst) und ich war unterschwellig mehr damit beschäftigt, mein bis Dato letztes großes Gelage zu planen. Und wenn ich es für möglich gehalten hätte, dann hätte ich nicht damit gerechnet, wie schnell sich das alles so positiv entwickelt. War auch Glück mit dabei, hat alles recht schnell und einfach funktioniert, gleich einen passenden Arzt an der Hand, gleich einen Termin bekommen, eigentlich lief alles viel besser als erwartet. Ich bin sehr zufrieden.

Und gespannt, wie es weitergeht. :-h

LG Nordlicht

P.S.: Und ich ärgere mich, wenn ich lese, wie manche hier um ihr Recht auf Hilfe in Form von Baclofen kämpfen müssen...

Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)

Donnerstag 3. April 2014, 23:54

Genau, 100% Zustimmung, Nordlicht:
Viel erschreckender finde ich, dass mir jetzt erst bewusst wird, was ich da Jahrzehntelang für eine Last mit mir herumgetragen habe. Wenn man gewisse Ängste schon seit seiner Kindheit mit sich rumträgt, es praktisch gar nicht anders kennt, dann nimmt man es irgendwann als selbstverständlich hin.


Das habe ich schon gelernt, sich so wirklich eindeutig zu fühlen, ist schwer

Ich vermute mittlerweile, dass das Bestreben, endlich eine unzweideutige Person zu werden, mir den Zugang zu mir selbst sogar erschwert hat. Ich habe es deshalb unter U wie "Utopischer Perfektionismus" abgeheftet. Es ist ziemlich erleichternd, finde ich.

lg
Lisa

Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)

Freitag 4. April 2014, 08:40

lisa64 hat geschrieben:Ich vermute mittlerweile, dass das Bestreben, endlich eine unzweideutige Person zu werden, mir den Zugang zu mir selbst sogar erschwert hat. Ich habe es deshalb unter U wie "Utopischer Perfektionismus" abgeheftet. Es ist ziemlich erleichternd, finde ich.
Auf A4 ausdrucken, Aufhängen und jeden Tag mind. 1x lesen...
Diese Zeilen haben auch bei mir ihre Gültigkeit gefunden!

LG
moonriver

Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)

Sonntag 6. April 2014, 08:35

Hallo Lisa, hallo moonriver!

Schön, bin ich auch bei dieser Sache nicht alleine....

Eindeutig bin ich nur in meiner Uneindeutigkeit, das zu erkennen war auch für mich ein wichtiger Schritt.

Und wieder mal die Frage: Woher kommt dieser Wunsch nach Eindeutigkeit, nach einer klaren – für alle Lebensbereiche – übergreifenden, festen Ausrichtung? Dieser Wunsch nach Perfektion… Passt doch eigentlich gar nicht zu mir, ich fand die nicht so ganz perfekten Menschen immer viel interessanter, als die vermeintlich perfekten, die sind ab einem gewissen Punkt durchaus langweilig, weil so festgelegt und dadurch auch so durchschaubar.

Die Wege in die Sucht sind natürlich individuell, nicht so individuell sind die grundsätzlichen Auslöser, denn da hört man immer wieder das Gleiche. Dem Wunsch nach Eindeutigkeit – dem ich nicht entsprechen kann – hatte ich dabei noch gar nicht so recht auf dem Zettel.

Insofern @moonriver, kann ich mich dem hier durchaus anschließen:
Auf A4 ausdrucken, Aufhängen und jeden Tag mind. 1x lesen...
Diese Zeilen haben auch bei mir ihre Gültigkeit gefunden!


LG Nordlicht

Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)

Sonntag 6. April 2014, 09:22

Tag 53 (Fr) - Dosis: 25 25 -25 - im Abstand von 6 Stunden - Gesamt: 75 mg

Tag 54 (Sa) - Dosis: 25 25 -25
- im Abstand von 6 Stunden - Gesamt: 75 mg


Überwiegende Stimmung: JA!Ja! ja! - positiv, tatkräftig, hoffnungsvoll, ausgeglichen, nachdenklich, zufrieden, (hier fehlt noch ein Wort, aber das wird mir schon noch einfallen ;) )

Craving: 0
Konsum: 0

Weitere Therapiemaßnahmen gestern und heute:
-Teilnahme am Forum (Lesen, Austausch, Tagebuch)
-Progressive Muskelentspannung & Klangmeditation
-Stretching
-Ausdauersport
-Gewichtstraining
-Lesen (themenbezogen o. motivierend)
- Das Ende meiner Sucht, Olivier Ameisen (die letzten Seiten)
-Tagebuch privat

-------------------------------------------------------------
"Notfallkoffer":
-längerdauernde Progressive Muskelentspannung
-Extraportion Baclofen (immer dabei!)
-"Gedankenstop - Technik“
(-Testphase)
-------------------------------------------------------------


Heute ist Sonntag, der 06.04.2014 :daumen:

Betreff des Beitrags: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)
BeitragVerfasst: Mittwoch 5. März 2014, 22:29

Die Zielsetzung für den Anfang lautet einen Monat Abstinenz anzugehen. Nicht mehr, nicht weniger.
Ein schönes Gefühl, es geschafft zu haben. Dieser eine Monat Abstinenz war für mich und mein Wohlbefinden außerordentlich wichtig.

Schön, wieder Mut zu fassen. Schön, wieder Pläne in Angriff zu nehmen. Schön, wieder Hoffnung zu haben, die war nämlich in den letzten Jahren immer mehr verflogen. Schön, sich wieder neu ausrichten zu können.

Als "Quartals/Binge-Trinker" kenne ich diese "Phönix aus der Asche"-Phasen ja nur zu gut und dennoch hat es diesmal eine andere Qualität.

Die böse Ahnung, dass "in ein paar Wochen ja doch wieder alles von vorne losgeht", ist in meinem Denken zur Zeit nicht vorhanden, obwohl Baclofen bis jetzt ja erst den 1. Teil der Feuerprobe bestanden hat.

Es hat mich komplett aus meinem Suchtverlangen nach Alkohol rausgeholt und ich bin immer noch der Meinung, dass ich das so ohne Baclofen nicht geschafft hätte, dafür war ich zu tief drinnen...

Der zweite Teil ist eine langfristige Angelegenheit. Da werde ich erst in mehreren Monaten wissen, wie nachhaltig es in Bezug auf meine Art zu trinken wirkt.

Meine Ausrichtung ist zur Zeit so, dass ich wohl auch ohne Baclofen nichts trinken würde.

D.h. einen Großteil der Zeit nehme ich Baclofen nun ohne tatsächlich Craving zu haben, eigentlich tue ich alles, was ich jetzt tue, für den Tag X. Oder die Woche X. Oder den Monat X, in dem es dann wieder losgehen würde. Und es wird losgehen. Zumindest diese Sache ist bei mir - bis jetzt - immer ganz eindeutig gewesen.

Auf der anderen Seite: Ich wüsste nicht, warum es gerade bei meiner Art zu trinken nicht wirken sollte. Gerade ich habe ja den großen Vorteil, weil ich ja diese Phasen habe, in denen Alkohol mich sowieso kalt lässt, dass ich nun ganz in Ruhe weiter bis zur Schwellendosis hochdosieren kann - und dann sollte ich doch schon ganz gut auf den Tag X vorbereitet sein.

Der Versuchung jetzt schon alles mögliche (Antabus, Selincro) in meinen Notfallkoffer zu packen, widerstehe ich zur Zeit noch. Erstmal bekommt Baclofen seine Chance.

Ich werde mir jetzt wieder ein paar Tage Auszeit nehmen. 1. Ziel ist erreicht und ich werde mal in mich gehen und mir überlegen, wie es jetzt - mit dieser neuen Erfahrung - weitergehen soll - auch den zukünftigen Umgang mit Cannabis werde ich überdenken.

Der letzte Monat hat mein gesamtes Denken bezüglich Sucht ziemlich durcheinander gewirbelt. In Ansätzen war mir ja vieles schon bewusst, aber in dieser Kompaktheit habe ich es so noch nicht gesehen.

Geplante Therapiemaßnahmen für die nächsten Tage: Baclofen, Entspannung, etwas Sport, privates Tagebuch, Ausflüge, Lesen und ein wenig (vorsichtige) Zukunftsplanung.

Es tut sich gerade sehr viel und ich muss aufpassen, dass ich das Prinzip der "kleinen Schritte" nicht vergesse.

Einen schönen Sonntag Euch allen. :-h

Bis die Tage...

LG Nordlicht

Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)

Sonntag 6. April 2014, 09:58

@Nordlicht

Gratuliere zu deinem 1. Monat. Ich würde einfach sagen... mach so weiter.
Deine Abstinenz-Lok ist schön in Fahrt gekommen, lass sie nun ruhig weiterfahren und baue auf die bisherigen Erfolge auf.
Und niemand kann Dich daran hindern, die Route der Abstinenz weiterzufahren.
Niemand, ausser Du selbst.
Hang bitte nicht an die Notbremse, Du schaffst es.

LG

Patrick

PS, bei Craving hilft urge-surfing, spez. für BDs.

Re: Mein Tagebuch v.2.0 (2014)

Sonntag 6. April 2014, 10:33

Nordlicht hat geschrieben:Der Versuchung jetzt schon alles mögliche (Antabus, Selincro) in meinen Notfallkoffer zu packen, widerstehe ich zur Zeit noch.
@Nordlicht,

ist das tatsächlich eine Versuchung für Dich? Oder ist es das verständliche Bedürfnis,
den erreichten Zustand nach allen Seiten bestmöglich zu abzusichern?
@rog kann Dich da beraten, er kann auch Skype :-

Beide Medikamente sind derzeit in der BRD nur unter schwierigen Umständen zu beziehen
und dementsprechend „preiswert“. Im Sinne eines Airbags ist eines der beiden sicher keine schlechte Idee ...

LG Federico
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