Baclofen Forum vs Alkoholismus

Im folgenden ist die Kurzfassung der Auswertung unserer 1. Umfrage "Baclofen- Medikation bei Alkoholabhängigkeit"dargestellt. Die Abbildung "Dosierungsverläufe" habe ich als tif- Dokument im attachment beigefügt.
Die Langfassung wird automatisch als email-Anhang an alle Teilnehmer der Umfrage verschickt, wird aber an alle Interessierten auf Wunsch zugeschickt.


LG invorio


Auswertung der Umfrage „Baclofen- Medikation bei Alkoholabhängigkeit“vom 27. Dez. 2009 im Alkohol- und- Baclofen- Forum
Kurzfassung


Die Fragebögen zu dem Thema „Baclofen- Medikation bei Alkoholabhängigkeit“ wurden am 17. Dezember an die 20 und am 23.12. an die 5 neuen Mitglieder im Forum verschickt mit der Bitte um Beantwortung zum 23.12.09 und verlängert bis zum 27.12.09.
Bis zum Schlusstag gab es 8 Rückläufe, die für den vollen Umfang der vorliegenden Auswertung genutzt wurden.
Für den Teil der Auswertung zur Dosis, Dosisänderung und zur Enddosierung konnten aus den zahlreichen Beiträgen im Forum 4 Baclofen- Dosierungspläne gewonnen werden. Damit stehen für diesen Teil der Auswertung 12 Antwortdatensätze zur Verfügung.

Dosierungsverlauf

Die Abbildung zeigt die individuellen Dosisverläufe der zur Verfügung stehenden 12 Datensätze.
Sehr überraschend ist die relativ niedrige Dosierung bzw. Enddosierung verglichen mit den von O. Ameisen angegebenen Dosierungswerten von 1-5 mg/Kg Körpergewicht. Der Mittelwert für die Enddosierung liegt bei 40 mg pro Tag aufgeteilt auf 3 Teilmengen. Dieser Mittelwert liegt nur wenig über den von G. Addolorato in seinen Studien benutzten 3x 10mg pro Tag. Eine hochdosierte Medikation von Baclofen, wie von O. Ameisen propagiert, erscheint nicht notwendig für eine Abstinenzerhaltung.

In der Anfangsdosierung ist die Streuung relativ gering . Der Mittelwert liegt bei 19 mg pro Tag aufgeteilt in 2 oder 3 Teilmengen. 11 der 12 Anfangsdosierungen liegen zwischen 5-30 mg/Tag.
Überraschend ist die enorme Streuung in der individuellen Dauerdosis zwischen 15 mg und 75 mg pro Tag , obwohl die Vorgeschichten der Alkoholabhängigkeit ähnlich sind.
Die beiden Dosierungsverläufe mit Werten größer als 100 mg pro Tag repräsentieren 2 Personen mit parallelem Alkoholkonsum und ohne Psychotherapie/Selbsthilfegruppe. Das ist z. Zt. nur ein Hinweis auf einen möglichen Zusammenhang.

Die Datensätze zeigen, dass eine Dosissteigerung von mehr als 30 mg (Erfahrungen im Bereich 50-75 mg liegen vor) bereits zu erheblichen Nebenwirkungen führt wie starker Schwindel, Sehstörungen, Koordinationsstörungen, Sprachstörungen und Übelkeit.
Einzelerfahrungen zeigen auch:
bei einer Dosisreduzierung von 25 mg auf 0 mg pro Tag für 4 Tage sind keine Nebenwirkungen aufgetreten;
bei einer Dosisreduzierung um 50 mg für einen Tag kam es bereits zu depressiven Verstimmungen.
Insgesamt deutet einiges darauf hin, dass generell eine Dosisänderung von mehr als 30 mg pro Tag zu deutlicheren Nebenwirkungen führt. Die Nebenwirkungen sind nur temporär.



Wirkungen und Nebenwirkungen während der Medikation

Folgende Wirkungen werden genannt (Mehrfachnennung möglich):

- Kein Craving 6
- Motiviert und aktiv 6
- Kein Interesse an Alkohol 2
- Reduzierung Alkoholkonsum 2 (bei parallelem Alkoholkonsum)
- Keine Ängste u. Depressionen 1
- Entspannt 1
- Reduzierter Zigarettenkonsum 1

D. h. neben der gewünschten Wirkung des Baclofen (kein Craving und kein Interesse am Alkohol) gibt es bei 6 von 8 Personen eine zusätzliche positive Wirkung in Bezug auf Motivation und Aktivität.

Folgende Nebenwirkungen werden genannt (Mehrfachnennungen möglich):

- Müdigkeit 5
- leichter Schwindel 1
- Hautausschlag 1


In Kombination mit Alkoholkonsum während der Medikation werden noch folgende Nebenwirkungen (Mehrfachnennung möglich) genannt:

- Albträume 1
- Schwitzen 1
- Vergesslichkeit 1
- Koordinationsstörungen 1
- Übelkeit 1
- Sprachstörungen 1




Zusammenfassung


1. Die 5 Personen mit Abstinenz zu Beginn der Baclofen- Medikation sind bis zum Erhebungstermin ohne Rück- oder Vorfälle abstinent geblieben, gleiches gilt für die Person, die nach 4 Tagen abstinent geworden ist. Die gemittelte Abstinenzzeit beträgt 50 Tage.

2. Eine Hochdosierung von Baclofen wie von O. Ameisen empfohlen (1-5 mg/Kg Körpergewicht) ist nicht notwendig zum Erhalten der Abstinenz. Der mittlere Wert für die Dauerdosierung beträgt 40 mg pro Tag.

3. Die Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Abstinenz mit der Baclofen- Medikation ist größer bei
- einer Entgiftung vor Beginn der Medikation und
- einer Psychotherapie begleitend zur Baclofen- Medikation.

4. Die Enddosierung scheint nicht von der Stärke der Alkoholabhängigkeit vor der Baclofen- Medikation abzuhängen.

Hi invorio, das hast du bzw. ihr echt Klasse gemacht...!!

Gruß von Stefan

Hallo invorio und Federico,
bin begeistert über die Auswertung. Auch von mir ein dolles Lob, hab Ihr toll gemacht. Hoffe, ich bekomme bald die Langversion der Auswertung. Hatte heute einen Termin bei unserem Suchthilfe Zentrum und habe mich dort mit meiner Therapeutin auch über diese Umfrage unterhalten. Sie ist an der Auswertung sehr interessiert, da es ja leider noch zu wenige Erfahrungswerte dbzgl. gibt.
LG Tigerfee

Hallo Tigerfee,
ich hatte Dir gestern Abend noch die Langfassung als Anlage zu einer mail zugeschickt; falls Du die nicht bekommen hast, schicke ich sie Dir noch einmal. Bitte kurze info.
LG invorio

Hallo invorio,
also irgendwie klappt das mit der pm an Dich nicht (taucht nicht in meinem Postausgang bzw. Gesendete auf). Egal...
Hab die Langversion nicht bekommen....
Bitte nochmal senden an tigerfee1@gmx.de, danke!
LG Tigerfee

Ich grüße euch und möchte mich zuerst für eure Mühe bedanken. An der Umfrage konnte ich mich noch nicht beteiligen, da ich erst am 12.01.10 den entscheidenden Termin bei meinem Arzt habe. Bislang mühe ich mich schon über 2 Monate, Baclofen verschrieben zu bekommen. Ich wäre deshalb für die Zusenden der Langfassung dankbar. Möglicherweise kann sie meinem Arut bei der Entscheidungsfindung helfen.

Vielen Dank, guten Rutsch und alles gute im neuen Jahr

Lediko (Dietmar Kölbel)

@lediko
Die Langfassung müsstest Du jetzt haben (mit meinen Kommentaren).
LG invorio

hi invorio,

erst einmal vielen, vielen Dank für Deine Arbeit der 1.Umfrage und der Auswertung. Deine Arbeit hilft uns allen auf unserem Weg mit Baclofen aus der Alkoholsucht zu kommen.

Möchte hier als einer der wenigen Hochdosierer anmerken, dass sowohl bei Oliver Ameisen, als auch bei mir die Vorgeschichte bzgl. Depressionen, Ängsten, etc nahezu identisch ist und wir beide nur mit sehr hoher B.-Dosierung eine Wirkung erzielen konnten.

Ich bin seit gestern auf 175 mg täglich angekommen. Das Craving setzte bisher nicht wieder aus, wie es Anfang Dezember an 3 Tagen bei 150 mg/Tag schon mal passierte. Bin aber ruhiger, Depressionen sind so gut wie weg. Ich habe wieder Energie, Kraft und Zuversicht! Manchmal vergesse ich schon das Rauchen. Also kurz gesagt. Mein Leben wird wieder lebenswerter. Ich gehe meinen Weg mit höheren Dosen. Nebenwirkungen nur an Tagen der Erhöhung und mind. 50 mg/Ration.

Möchte auch meine Ziele in der 1.Umfrage wie folgt umformulieren:

1. Auf Dauer depressions- und angstfrei werden.
2. Alkoholfrei werden
3. Nichtraucher werden.

Bitte vergesst nicht warum viele von uns trinken:

Erst war die Depression und Angst da
(bei Ameisen und mir bereits in der Kindheit),
dann die Sucht und nicht umgekehrt.

Das ist der Ansatz von Ameisen im Gegensatz zu der sogenannten etablierten Alkoholbranche und Suchtforschung und daher für mich gefühlsmäßig stimmig.

Grüße

Archi

Guten Abend Archi,

ich denke, es ist klar, dass die Dosierung von Baclofen für die Überwindung von Ängsten und Craving von den individuellen Voraussetzungen abhängt.
Wichtig ist mir: die Dosierung muss nicht immer möglichst hoch sein um zu helfen, aber sie kann, ohne das man gleich arge Nebenwirkungen befürchten muss.

In der Tat ist das Baclofen-Konzept und auch die Wirkweise auf das GABA-System nachvollziehbar und rational verständlich. Und vor allem: es wirkt. Die Aussagen aller Teilnehmer an der Studie zur Motivation, zum Elan und zu einer gelassenen Einstellung sprechen für sich. Das unterscheidet es von den sog. etablierten Konzepten der Achtsamkeit, Expositionstraining usw. die im Grunde alle versagt haben, wenn es um die Rückfallprevention geht.


LG invorio

Hi Archi, bei mir wars so:
Unbewußt war die Angst schon in der Kindheit da....die hab ich praktisch bis heute mit mir rum geschleppt.
Die Depressiven Verstimmungen kamen mit den Jahren durch den Alkohol..!!
Dieses Thema gehe ich jetzt in meiner Ambulanten Therapie an.

Schönen Feiertag noch..!!

Gruß von Stefan