Freitag 20. September 2013, 13:24
bennter2 hat geschrieben:Ich habe nun über Jahre bereits die wirklich normalen Alkoholkonsumenten beobachtet.(neidisch-sehr oft!!!) Denen ist es schnurz, ob sie O-Saft oder Sekt bekommen.Ihre Gedanken sind ganz woanders.Die, die vielleicht ahnen, daß sie Alkohol zu etwas benutzen, die haben Trinkpläne,Regeln. Das ist keine Freiheit.
@Bennter,
Es ist die Freiheit der Entscheidung, von der O. Ameisen spricht.
Auch ich habe über viele Jahre die „wirklich normalen Menschen“ beobachtet.
Ich war viele Jahre mit einem „wirklich normalen Menschen“ verheiratet und
habe nicht nur beobachtet sondern auch viele Fragen gestellt.
„Wirklich normale Alkoholkonsumenten“ gibt es nicht, ich bin zu einem
ganz anderen Ergebnis gekommen. Es ist „wirklich normalen Menschen“ keineswegs
egal, was sie zu welcher Gelegenheit trinken. Sie haben heute Lust auf einen guten
Rotwein und morgen trinken sie lieber Tee und die Woche darauf steht Mineralwasser
auf dem Tisch.
Das sind die Menschen, die ich früher (genau wie Du) neidvoll dabei beobachtet habe,
wie sie nach dem zweiten Glas Wein die Hand aufs Glas hielten und zum Gastgeber
oder Ober ohne verlegen zu werden gesagt haben, „für mich bitte nicht mehr,
könnte ich bitte ein Glas Mineralwasser haben“.
Nie habe ich einen „wirklich normalen Menschen“ beobachtet der zu einem
Entrecôte oder Burgunderbraten Orangensaft getrunken hätte. Ich habe auch nie
beobachtet, wie „wirklich normale Menschen“ an Sylvester mit Mineralwasser
angestoßen haben, es sei denn, sie wussten genau warum sie das taten ...
Der Unterschied liegt woanders. 90% der Menschen trinken
auch alkoholhaltige Getränke.
Sie trinken Wein, Bier, Sekt, Schnaps, alles nur keinen Alkohol. Sie trinken solche Getränke
weil sie ihnen schmecken. Und sie fühlen sich ab einer bestimmten Menge nicht mehr wohl.
Uns war es egal wie das Getränk hieß und wie es schmeckte, wir mussten einfach Alkohol
trinken. Und wir haben uns (für kurze Zeit) erst dann wohl gefühlt, wenn wir genügend
Alkohol intus hatten.
„Wirklich normale Menschen“ haben sehr wohl Regeln und das hat nichts mit kontrolliertem
Trinken á la Körkel zu tun. Sie trinken z.B. keine alkoholhaltigen Getränke, wenn sie mit
dem Auto fahren müssen. Sie trinken nicht weil sie noch etwas wichtiges erledigen wollen,
zu dem sie einen klaren Kopf benötigen. Sie trinken nicht zu Mittag, weil sie dann müde werden.
Und auch „Wirklich normale Menschen“ verstoßen gelegentlich gegen Regeln, wie
wir alle wissen.
Da Du überwiegend von Dir und über Deine Erfahrungen gesprochen hast,
solltest Du auch bei den Erkenntnissen die Dich bis hierher geführt haben bleiben.
Meine Erfahrung und die vieler anderer ist eben anders, deshalb führen wir diese
Diskussion immer noch und wahrscheinlich werden wir sie immer wieder führen.
Nur mit Deinem Fazit, lieber @bennter komme ich so gar nicht klar. Das wäre
demnach so, als hätte Olivier zwei verschiedene Bücher geschrieben.
Olivier Ameisen hat sich nie für KT á la Körkel oder á la irgendwer ausgesprochen.
Er hat mit Baclofen ein Mittel gefunden, das ihn von der Sucht befreit hat.
Er sagte wortwörtlich: „Baclofen ermöglicht uns, nicht länger Gefangene der impulsiven
Gefühle der Sucht zu bleiben. Das bedeutet, es kann zur Genesung führen ohne
notwendigerweise abstinent zu werden“.
Und ich zitiere weiter aus seinem Buch: „Es war gut zu wissen, dass ich mit Baclofen
Alkohol trinken konnte, ohne wieder abhängig zu werden. Seitdem habe ich bei
seltenen Gelegenheiten ein oder zwei Glas Champagner getrunken oder einmal Wodka
mit Tonic oder einen Gin Tonic, wenn ich mit Freunden zusammen war.
Aber in Anbetracht der Alkoholmengen, die ich in meiner Zeit als Trinker meinem
Körper zugemutet habe, ziehe ich es vor, nichts zu trinken.
Wäre das mit Baclofen nicht möglich, würde es dieses Forum sicher nicht geben.LG Federico