Unbeantwortete Themen | Aktive Themen
Schliessung des Forums: Das Forum wurde mangels Beteiligung zum 31.12.2019 eingefroren und dient künftig als Nachschlagewerk.
Für aktuelle Informationen besuchen Sie bitte unser Nachbarforum.
Das Forumsteam
P.S. In liebevoller Erinnerung an den verstorbenen Gründer des Forums Friedrich Kreuzeder (Federico), hier noch ein Video.
Autor |
Nachricht |
Federico
|
Betreff des Beitrags: Respekt vor Kollegen – im Zweifel eher nicht Verfasst: Sonntag 15. September 2013, 10:44 |
|
 |
Gründer † |
 |
Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
|
Respekt vor Kollegen – im Zweifel eher nichtDass der Fisch vom Kopfe her zu stinken beginnt, ist allgemein bekannt. Aus aktuellem Anlass bietet sich das Beispiel Charité Berlin an. So ist es denn nicht verwunderlich, wenn „Untergebene“ manche Äusserungen des Chefs bedenkenlos übernehmen und schlimmer noch – eigene Ferndiagnosen stellen. Post mortem, versteht sich. So wurde insistiert, Olivier Ameisen sei für seinen eigenen Tod verantwortlich gewesen ... Wissenschaftlich ist das im Zweifel eher nicht. Voller Wut und Zärtlichkeit erinnere ich deshalb an den bekannten Semmelweisreflex und gebe zu bedenken: es war von jeher hilfreich, das eigene Hirn einzuschalten. Und es muss in diesem Kontext auch erlaubt sein zu fragen, weshalb und wozu macht man an der Charité die Baclad-Studie? Und weshalb werden aktuell bis 270mg offeriert während die offiziellen Angaben von maximal 90mg sprechen? Hier nachzulesen Charité-Studie (BACLAD) wird fortgesetzt56 Probanden müssten doch in beinahe 3 Jahren zu akquirieren sein ... Vielleicht werden deshalb hilfesuchende Patienten neuerdings vor die Entscheidung gestellt, entweder Studienteilnahme oder Naltrexon. Baclofen verschreiben wir nicht (mehr). Ethisch ist das nicht und über Naltrexon kann man durchaus geteilter Meinung sein, wie im Arznei-Telegramm nachzulesen ist: Wir raten von der Einnahme nach Alkoholentzug ab. Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
|
|
Nach oben |
|
 |
jivaro
|
Betreff des Beitrags: Re: Respekt vor Kollegen – im Zweifel eher nicht Verfasst: Dienstag 17. September 2013, 06:30 |
|
 |
Moderator |
 |
Registriert: Freitag 17. September 2010, 19:08 Beiträge: 1949 Wohnort: Giessen
|
Lieber Federico,
auch wenn ich Deinem Kreuzrittertum sonst -wie Du weisst - mit grosser Vorsicht begegne und Dir ja oft auch sage: weniger ist mehr - hier: no further word needed!
LG jivaro
_________________ "In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst." Marcus Aurelius
|
|
Nach oben |
|
 |
Werner1503
|
Betreff des Beitrags: Re: Respekt vor Kollegen – im Zweifel eher nicht Verfasst: Dienstag 17. September 2013, 07:04 |
|
Registriert: Sonntag 7. Oktober 2012, 13:56 Beiträge: 1015 Wohnort: Saarland
|
"De mortuis nil nisi bene" Aus dem Lateinischen frei übersetzt: "Über Tote soll man nur Gutes sagen."
Und: O. Ameisen ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht an den Folgen seiner Alkoholabhängigkeit gestorben sondern weil er sich zu viel zugemutet / sich überfordert hat (auch das natürlich eine "Ferndiagnose") meinerseits. Vielen Managern etc. ergeht es bedauerlichweise ähnlich.
Die Frage nach der Eigenverantwortlichkeit ist schwierig zu beantworten.
LG, Werner
_________________ „Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“. Seneca
|
|
Nach oben |
|
 |
rog
|
Betreff des Beitrags: Re: Respekt vor Kollegen – im Zweifel eher nicht Verfasst: Dienstag 17. September 2013, 07:22 |
|
 |
Moderator |
Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10 Beiträge: 1683
|
@Werner
Ich finde die Eigenverantwortungsfrage auch sehr schwer zu beantworten. Eine Passage aus dem Buch von Herrn Dr. Ameisen: als Olivier noch Kind war, machte die Familie Ameisen eine längere Bahnfahrt. Die Kinder bekamen ihr Zugticket mit der Warnung, gut darauf aufzupassen, ja nicht verlieren. Olivier erinnerte sich, dass er sein Zugticket ängstlich beibehielt, immer wieder überprüfend ob das Ticket noch da war - er könnte es verlieren! - und die Situation verglich mit seinem Bruder, der es viel lockerer nahm. Herr Dr. Ameisen hatte einen angeborenen Stress und wusste das selber auf die Holocaust-Erlebnisse seiner Mutter zurückzuführen. Die Kombination mit Professionalität und Alkoholmissbrauch war verheerend und tat seinem Herzen alles andere als gut.
LG
Patrick
|
|
Nach oben |
|
 |
Werner1503
|
Betreff des Beitrags: Re: Respekt vor Kollegen – im Zweifel eher nicht Verfasst: Dienstag 17. September 2013, 07:36 |
|
Registriert: Sonntag 7. Oktober 2012, 13:56 Beiträge: 1015 Wohnort: Saarland
|
Danke Patrick für diesen treffenden Kommentar! LG, Werner
_________________ „Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“. Seneca
|
|
Nach oben |
|
 |
Federico
|
Betreff des Beitrags: Re: Respekt vor Kollegen – im Zweifel eher nicht Verfasst: Dienstag 17. September 2013, 10:38 |
|
 |
Gründer † |
 |
Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
|
@alle,
Respekt vor Kollegen – im Zweifel eher nicht, zielt nicht nur auf Olivier Ameisen. Gerade Mediziner sollten sich gelegentlich an all die Pioniere erinnern, die ihre Arbeit HEUTE erst möglich gemacht haben.
Die Liste der Wissenschaftler aller Fakultäten, die zu ihrer Zeit riskante Versuche gewagt haben, ist lang. Marie Curie erwähne ich nicht allein wegen der gesundheitlichen Folgen, die ihre Arbeit mit Radium nach sich zogen. Ich erwähne sie stellvertretend für alle Wissenschaftler, die Zeit ihres Lebens mit Hohn, Spott und Verachtung überzogen wurden.
Respekt vor einer herausragenden Leistung zu Lebzeiten, fiel und fällt offenbar „Kollegen“ besonders schwer und m.E., Neid und Missgunst zum Opfer. Allerdings hatte man sich in früheren Zeiten auf Respekt „post mortem“ zurück besonnen und Leistungen entsprechend gewürdigt.
Diese Rückbesinnung vermisse ich bei „Kollege“ Professor Dr. Olivier Ameisen.
Dass man ihn zu Lebzeiten diffamiert, verhöhnt und verlacht hat, verhält sich zu Wissenschaft wie „Hölzchen zu Stöckchen“, ist menschlich noch nachvollziehbar. Dass man ihn noch im Tod mit verächtlichen Bemerkungen verfolgt, ist pietätlos.
Angesichts dieser mehrfach bekannt gewordenen Respektlosigkeiten, Kollegen gegenüber und aus dem Munde von Lehrstuhlinhabern bekannter Institutionen, ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass Patienten mit Alkoholismusdiagnose jeglicher Respekt verwehrt bleiben muss.
Von Achtsamkeit kann trotz gegenteiliger Bekundung keine Rede sein. Bleibt als Fazit: Im Kampf gegen Alkoholismus – einer „Geisel der Menschheit“ – sollte man alles auf den Prüfstand stellen. Alles – bis auf „die Geisel“.
LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
|
|
Nach oben |
|
 |
praxx
|
Betreff des Beitrags: Re: Respekt vor Kollegen – im Zweifel eher nicht Verfasst: Dienstag 17. September 2013, 13:34 |
|
Registriert: Montag 22. März 2010, 14:32 Beiträge: 485 Wohnort: Oberhausen
|
Möglicherweise erlag O. Ameisen wirklich den Spätfolgen seiner jahrzehntelangen und schweren Alkoholabhängigkeit, die an seinem Organismus nicht spurlos vorüber gegangen sein kann. Nicht ohne Grund ist die Lebenserwartung von Alkoholabhängigen um ca. 20 Jahre verkürzt (Männer 58, Frauen 60), und manche Organschäden durch Alkohol und Dauerstress bilden sich eben nicht zurück, wenn der Alkoholgebrauch eingestellt wird. Perfide ist aber der böswillig hergestellte Kontext "er hat sich letztlich doch totgetrunken"... er hat in Wirklichkeit sein Leben dank der Entdeckung von Baclofen um viele produktive und für alle Betroffenen wertvolle und lebensrettende Jahre verlängert! Wäre er ohne Baclofen seiner Krankheit erlegen, hätte es vielleicht einen beschämten Nachruf von wenigen Zeilen gegeben ... "nach langer Krankheit verschied O. Ameisen..."
LG
Praxx
|
|
Nach oben |
|
 |
delle54
|
Betreff des Beitrags: Re: Respekt vor Kollegen – im Zweifel eher nicht Verfasst: Dienstag 17. September 2013, 13:48 |
|
 |
Forumstechnik |
 |
Registriert: Donnerstag 3. Dezember 2009, 13:49 Beiträge: 1725 Wohnort: Hannover
|
_________________ Aktuelle Baclofen-Dosis: 12,5, 12,5, 12,5 12,5 mg im Abstand von 4 Stunden = 50 mg/Tag, "Der Tod steht zwar nicht vor der Tür, sucht sich aber schonmal einen Parkplatz" Jochen Busse "Ihr habt mehr Angst als ich, weil Ihr mehr wisst." Meta Hiltebrand Forum, Blog, Verein (i.G.), Portal, Facebook
|
|
Nach oben |
|
 |
Federico
|
Betreff des Beitrags: Re: Respekt vor Kollegen – im Zweifel eher nicht Verfasst: Dienstag 17. September 2013, 15:19 |
|
 |
Gründer † |
 |
Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
|
Deutscher Suchtkongress 2012
Auszug aus dem Programm: 19.30 – 21.30 Uhr, Hörsaal 1, Forum 3
Wenn Forscher auf Betroffene treffen Der Gegenstand der Suchtforschung sind lebendige Menschen mit eigenem Kopf und eigenem Willen. Auf der öffentlichen Podiumsdiskussion treffen langjährig abstinent lebende Alkoholabhängige mit erfahrenen Therapeuten und namhaften Forschern zusammen, um sich aus ihrer jeweiligen Sicht mit der Sucht auseinanderzusetzen.
Professor Dr. Andreas Heinz, Charité Berlin, äusserte sich zu Professor Dr. Olivier Ameisen mit den Worten: „Dieser betrunkene Barpianist, der ...“ der Rest ging in Missfallenskundgebungen des Publikums unter.
Im Anschluss daran, beeilte sich der „namhafte“ Forscher entschuldigend hinzuzufügen: „wir haben ihn ja schon hier in Berlin gehabt“ und, „wir machen ja auch eine Studie ...“
Dazu fällt mir noch ein: „Ein Mehr an Polemik beseitigt nicht ein Weniger im Verstehen.“ Zitat: Henryk M. Broder
Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
|
|
Nach oben |
|
 |
Buck Dharma
|
Betreff des Beitrags: Re: Respekt vor Kollegen – im Zweifel eher nicht Verfasst: Dienstag 17. September 2013, 18:55 |
|
Registriert: Donnerstag 10. Dezember 2009, 20:16 Beiträge: 70 Wohnort: Norddeutschland
|
@praxx Wie kommst Du auf jahrzehntelanger und schwerer Alkoholabhängigkeit (hast Du in einem anderen Thread auch schon geschrieben) ? O.A. ist erst 1997 dorthin abgerutscht; s. Buch; davor war er ein sozial maßvoller Trinker!!! 2004 hat er Dank Baclofen eine Heilung gefunden. Ich denke, dass ist schon ein gewaltiger Unterschied! Bei Visite 2009 (NDR 3) wurde das fälschlicherweise auch berichtet.
@Federico ... gibt es eine Quelle?
Viele Grüße
Buck Dharma
|
|
Nach oben |
|
 |
Wer ist online? |
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste |
|
Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen. Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen. Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern. Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.
|
|