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rog
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Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve Verfasst: Dienstag 6. August 2013, 19:08 |
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Moderator |
Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10 Beiträge: 1683
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@bennter
Ab und zu realisieren Kinder sich nicht, was sie einem Elternteil antun, und braucht es ein paar extra Jahre bis sie erwachsen werden. Ein Schritt in die richtige Richtung ist, wenn man sich die Gefahren solcher Situationen realisiert, und neue gedankliche und gefühlsmässige Wege in vivio gehen kann, bevor andere Gedanken die Oberhand gewinnen. Eben, baclofen erlaubt es uns, diese 'Gefahren' rechtzeitig zu entlarven, zu überdenken, den Dialog zu suchen und rechtzeitig in sicherere Bahnen zu lenken.
Wie war Deine ambulante Sucht-PT heute?
LG
rog
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bennter2
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Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve Verfasst: Dienstag 6. August 2013, 22:16 |
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Registriert: Donnerstag 25. Juli 2013, 22:00 Beiträge: 110
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@rog
Sehr gut.Sehr anstrengend.Ich bin ja nun schon länger dabei, doch erst langsam traue ich mich, ans "Eingemachte" zu gehen.Obgleich ja alle dort betroffen sind, wollte ich über Jahre alles mit dem Kopf lösen, möglichst abstrakt halten.Bloß nicht zu nah.Und wenn nah, dann nur das, was ich als nah ausgesucht habe. Kurz:es war nie der Kern. Die Therapeutin fragte heute, ob ich den Wein für den Rückfall schon gekauft habe.Ist nicht ihre Art sonst-zu provozieren. Sie wollte mich darauf aufmerksam machen, daß ich wieder auf der breiten Straße bin, die mich unweigerlich ( bislang immer) zu einem Rückfall geführt hat.Natürlich dann mit Zeitverzögerung-für mich aus heiterem Himmel). Ich muß mich schützen.Es gibt Menschen-wohl auch mein Sohn-die überschreiten immer wieder (verbal) die Grenzen des anderen. Ich kann und darf Ihn aus der Ferne lieben, doch jedes Zusammentreffen endet für mich gleich. Es ist fast als " maschoistisch" anzusehen von mir, wenn ich mich nur in Gefühlszuständen "wohlfühle"/ "zu Hause fühle", in denen man mich kleinmachen will. Das ist bekanntes Terrain. Da steuere ich bei Abstürzen drauf zu. Dann haben die anderen das "Recht", mich klein zu machen.
Bei ihm kann ich machen was ich will.Er wird immer wieder versuchen, diese Knöpfe bei mir zu drücken.Klar, hat ja auch immer Erfolg damit gehabt.Ich verliere dabei meinen Weg.Setze keine Grenzen. Der Rest ist bekannt. Ich übe , mich abzugrenzen.Liebe nicht mit Selbstaufgabe zu verwechseln. Bei Partnern gelingt mir dies. Ich muß einfach erkennen, wie er ist.Das ich das nicht ändern werde. Man kann niemanden überzeugen, einen anderen Menschen zu lieben und zu respektieren.Auch wenn es der eigene Vater ist. Und: ich darf nicht in Selbstmitleid verfallen.Das lähmt.Erzeugt Angst. Macht andere Menschen größer, als sie eigentlich sind.
Seit ich das ordne, geht es mir besser.Die Flaschen treten dahin zurück, wo ich sie haben möchte. Kostet Kraft.Tut weh. Veränderung ist viel schwerer, als ich jemals glauben wollte.Das macht sich nicht mit links.Ich muß schauen, daß ich mir genüge.Einig mit mir bin.
@rog, ich hoffe, daß Dein Tag ruhiger war!
LG BE
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve Verfasst: Mittwoch 7. August 2013, 01:16 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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@rog
Hier meldet sich ein weiterer faszinierter Leser der Sinuskurve. Wie geht es Dir seit Absetzen von Antabus? Was hat sich verändert? Siehst Du eine Gefahr aufsteigen so wie die Sinuskurve, oder bleibst Du im besten Sinne stabil in der Talsohle?
@bennter, manchmal ist es für mich gar nicht so einfach, rog und Dich in ein- und demselben Thread auseinanderzuhalten. Die Erfahrungen mit Deinem Sohn erinnern mich an die mit meiner Tochter, wobei sie nichts unternimmt, mich kleinzumachen, aber auch zu wenig, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, was bei mir zur immergleichen Selbstvorwurfspirale führt, und ja, dies spüren und dann besoffen im Garten liegen, das ist eine sehr vertraute Erfahrung. Uns schützen, unsere Gefühle, unser eigenes Leben, auch gegen die eigenen Kinder, das ist eine Herkulesaufgabe, da sprichst Du mir aus der Seele. Doch auch diese Aufgabe ist - auch dank Baclofen - lösbar wie der Gordische Knoten.
@rog, @bennter, @alle,
mir hilft in solchen und vielen anderen Situationen, die klassisch den Griff zur Flasche auslösten, dieses kleine Mantra:
Du brauchst keine Angst zu haben.
Herzlich - Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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bennter2
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Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve Verfasst: Mittwoch 7. August 2013, 09:04 |
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Registriert: Donnerstag 25. Juli 2013, 22:00 Beiträge: 110
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@Dieter
Du hast natürlich Recht: das hier ist @rog`s Kolumne, nicht meine. Es paßte halt immer so gut, daß ich einfach munter da herein geschrieben habe ! Sich gegen die eigenen Kinder schützen- der Satz haut mich um. Warum? Weil er so wahr und klar ist. Und so traurig. Meine Kinder waren immer das Beste, was mir auf dieser Welt passiert ist. Vielleicht habe ich sie verzogen, idealisiert und sicher auch entäuscht. Doch ob das ihnen das Recht gibt, so mit mir umzugehen, das bezweifle ich. Ihre Selbstreflexion ist auch mit Mitte zwanzig eher bescheiden,Schuldzuweisungen sehr schnell bei der Hand.
Mir stellt sich natürlich immer deutlicher die Frage, warum ich ihrer Liebe so hinterherlaufe.Was habe ich nicht bekommen?Was will ich erreichen? Warum will ich von den Beiden auf Teufel komm raus geliebt werden? Ich habe sonst eine große Klappe,kann mich abgrenzen, meine Meinung kund tun und auch so handeln. Doch besonders mein Sohn bringt mich in einen Zustand,der mich zu einem bettelnden Opfer werden läßt. Traurig.Mit meiner Ex-Frau ( die kein Alkoholproblem hat) verfährt er genau so. Allerdings hat Sie eine konsequentere Haltung als ich ihm gegenüber. Wichtig scheint mir,daß ich mal-ohne Alkohol- meine rosarote "Friede-Freude-Eierkuchen" Brille abnehme.Ich kann auch meinen Sohn nicht vor sich selbst schützen, auch wenn ich die Gefahr sehe. Meine erste Aufgabe sollte es- bei aller Liebe zu den Kindern sein-mich selbst vor Schaden zu bewahren.Nur dann könnte ich hilfreich sein, wenn bei einem anderen Menschen (Kind) kritische Phasen eintreten. Durch das viele "Reden", hier, in meiner Gruppe, mit meiner Frau, geht es mir schon besser.Der Rausch verliert an Reiz. Die Sinuskurve wird zum Hügel. Ich fahre ihn heute noch zum Flughafen, obgleich kein "normaler" Mensch dies täte nach seinen Äußerungen.
LG BE
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve Verfasst: Mittwoch 7. August 2013, 10:13 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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bennter2 hat geschrieben: Was will ich erreichen? Warum will ich von den Beiden auf Teufel komm raus geliebt werden? @sorry, wenn ich mich jetzt auch noch einmische. Das Thema berührt mich, Deine Aussagen könnten von mir sein, es ist sozusagen mein Lebensthema. Ich denke die meisten Eltern haben den Anspruch, bessere Eltern sein zu wollen, als ihre Eltern es waren. Alleine daran kann man scheitern und ggf. auch verzweifeln. Denkt man sich zum Scheitern noch den Alkohol hinzu, wird klar wie aussichtslos der Anspruch an sich selbst ist, war und bleiben muss. Es gibt für Eltern ja keine Schule, keine Lehrgänge, kein Studium. Studiengänge für Erzieher, Lehrer gibt es dagegen schon. Schau Dir einfach an, wie die ausgebildeten Pädagogen pfuschen, versagen und „Verzweifeln“. Aus diesem Grund habe ich es aufgegeben, meine Söhne mit meinen Lebenserfahrungen und meinen Weisheiten zu quälen. Sie müssen, sollen selbst ihre eigenen Erfahrungen machen. Jede Einmischung, jeglicher Kommentar von mir schafft nur Distanz und niemals die von mir ersehnte Nähe. Und manchmal, wenn ich ganz genau hinschaue, entdecke ich bei einem meiner Söhne dieses unmögliche Verhalten, das mir bei mir selber sehr bekannt vorkommt ... LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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bennter2
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Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve Verfasst: Mittwoch 7. August 2013, 13:51 |
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Registriert: Donnerstag 25. Juli 2013, 22:00 Beiträge: 110
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@federico
Da schreibst Du mir auch aus der Seele! Den Anspruch es "besser zu machen" als meine Eltern, den hatte ich auch. Dachte sogar, ich hätte alles besser eingestielt.(Finanziell,lange 1.Ehe etc.). Ich weiß sehr genau, daß meine Kinder viel von mir haben. Das macht mir ja die Angst.Mißbrauch anderer Substanzen ist ja bei ihnen schon vorgekommen. Das ist ja das Schlimme: bei anderen Menschen regt einen ja am meisten das auf, das man an sich selbst nicht mag. Mein Sohn ist ich in reinrassiger ( bezogen auf die negativen Charaktereigenschaften). Mich hat das Leben dafür schon abgestraft; habe PT genossen und mir verdammt viele,blutige Nasen geholt.Davor wollte ich ihn eigentlich bewahren:Schau her-so macht man es nicht! ( dazu kommt noch ein ganzer Stall von reinrassigen Egoisten in der allerengsten Verwandtschaft,von den ganzen Süchtlern auf beiden Seiten mag ich gar nicht reden). Er liefert mir die Bühne/Rechtfertigung, daß ich craving bekomme. Ich weiß, daß es dann immer einige Tage später sehr sehr eng wird,was den Alkohol angeht. Das ist natürlich nicht seine Schuld, denn mein Alkoholproblem ist älter als er. Es ist der Zwiespalt in mir, der diesen Druck aufkommen läßt.Ich stehe mir im Weg, mit meiner Art zu denken und zu fühlen.Menschen und Dinge zuzuordnen. Ich bin da nicht rund.Nicht eins mit mir. Und dann läuft das Becken über und sucht sich das Ventil. Auch mein Lebensthema, Federico.Meine größte Freude-meine größter Kummer.Kinder. Ich muß in diesen Tagen gut auf mich aufpassen. Nähe und Liebe kann ich nicht erzwingen und nicht erbetteln.
LG BE
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praxx
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Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve Verfasst: Mittwoch 7. August 2013, 14:31 |
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Registriert: Montag 22. März 2010, 14:32 Beiträge: 485 Wohnort: Oberhausen
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@Bennter "mein Alkoholproblem ist älter als er..." das ist der Schlüssel zu den Problemen, die du mit deinem Sohn hast - und er mit dir und der Welt. Kinder neigen dazu, sich selbst dafür verantwortlich zu machen, was mit ihnen geschieht. Und Suchtkranke Eltern(-teile) sind für die Kinder völlig unberechenbar, weil ihr Verhalten davon bestimmt wird, ob sie gerade konsumiert haben oder gerade nicht konsumieren dürfen oder am Vorabend zuviel erwischt haben. Bis zur Erkenntnis, dass die Alkoholsucht das verursacht, haben die Kinder schon verinnerlicht, dass sie irgendwie "falsch" sein müssen... und verhalten sich dann entsprechend.
LG
Praxx
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rog
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Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve Verfasst: Mittwoch 7. August 2013, 21:27 |
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Moderator |
Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10 Beiträge: 1683
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@bennter, @Dieter, @Federico, @praxx
@Praxx, ich habe ein kleine Frage: Hast du Erfahrung mit Patienten, deren Alkoholgeschichte einen genetischen Hintergrund hat (siehe weiter unten)?
@Dieter, seit dem Absetzen von Antabus, vor ca. 2 Wochen, bin ich stabil, obwohl ich heute komischerweise nach der Physiotherapie während der Mittagspause 3 Stunden lang komische Rauschsehnsuchtgefühle hatte, kein Alkoholcraving. Das hat damit zu tun, dass mein Bruder mit seiner Familie am Wochenende zu Besuch kommt. Diese Besuche waren immer reichhaltig mit Alkohol durchflutet, deswegen...
@bennter, @Federico, diese Schmerzen, dieses von bitteren verbalen Verletzungen durchspeckte 'Generationskonflikt' ist von allen Zeiten, und von vielen Familien. In meiner Familie gab es die Veranlagung zu Alkoholkrankheit, genetisch und sozio-kulturell: Mein Grossvater mutterseits trank bis 20 Jahre vor seinem Tod (67J, Herzversagen) regelmässig zuviel. Mein Grossvater vaterseits starb mit 53J an einem Herzinfarkt, zu extrem gelebt, tag- und nächtelang gearbeitet, dito Trinkexzesse gehabt. Mein eigener Vater, ganz braver Typ, mit 64 gestorben, hat die Krankheit geerbt, zwar nicht so extrem gelebt, aber war, genauso wie ich, Rauschtrinker. Mein Bruder und ich konnten als Teenager die Lügen, das heimliche Trinken nicht verkraften und dabei haben wir ihn unbewusst, ungewollt verletzt, das war eine Belastung für ihn, im Nachhinein war uns das vollkommen klar. Aber wir konnten das damals einfach nicht verstehen, wieso er (fast) jedes Wochenende sich betrinken musste. Später, als ich selber meine Situation einsah, wusste ich es umso besser, und obwohl er noch bis zum Schluss gerne getrunken hat, haben wir die letzten 10 Jahre seines Lebens also doch noch in Frieden und Harmonie verbringen können. 10 Jahre, in denen wir seine Krankheit akzeptierten, ihn liebten wie er war und, - wie schön - die besten, authentischsten, glücklichsten Erinnerungen an ihn sind diese letzten 10 Jahre... Lieber Bennter, ich wünsche Dir viel Kraft, bitte halte deine Kurve flach...
LG
rog
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve Verfasst: Freitag 9. August 2013, 06:44 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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@bennter, bei aller Liebe und obwohl es nicht mein Job ist, sondern eigentlich rogs:
Mach doch bitte Deinen eigenen Thread auf.
Dann blicke ich und viele andere wieder eher durch, was so wirklich von wem ist, und alle sind glücklich ;-)
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve Verfasst: Freitag 9. August 2013, 12:03 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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... Herzlich - Dieter 
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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