Samstag 16. März 2013, 02:36
Lieber Dieter,
es gibt solche Abende, da ist alles irgendwie nix. Man macht den Ofen an, trotzdem nix, man schaut hier ins Forum rein, außer intellektuellem Geschwurbel nix, man weiss, es könnte anders sein, nämlich ein echter Austausch, ein tiefgehendes Gespräch, gegenseitiger Respekt und Sich-Weiterhelfen. Das gibt es ja auch ganz oft hier im Forum, aber eben nicht immer. Ist vermutlich wie im richtigen Leben. Mal könnte man alle umarmen und mal fühlt man sich wie der einsamste Hund auf der Welt.
Wir sind es natürlich gewohnt, solche Gefühle mit Alkohol zuzuschütten, und da greift man trotz Baclofen schon mal auf das alte Hilfsmittel zurück. Anstatt einfach auf den Sonnenaufgang zu warten, der noch immer nach jeder Nacht kommt.
Ich vermute mal, dass du feststellen wirst, dass der gute alte Spätburgunder nicht mehr die erhoffte Wirkung haben wird, und du dir das Ganze hättest schenken können.Baclofen kann einem echt alles versauen

Was bleibt statt dessen? Die Erkenntnis, dass das Leben eine Welle ist, mal rauf, mal runter, mal heiss, mal kalt, mal gut, mal schlecht, mal Tag, mal Nacht, mal ganz nah und mal ganz weit weg. Meine Erkenntnis nach nunmehr einem Jahr ohne zu trinken (dank Baclofen): es surft sich auf dieser Welle ohne Alkohol auf jeden Fall besser als mit.
Mit lieben Grüßen
Betty
P.S. Es setzt sich hier im Forum die Meinung durch, dass man mit Baclofen sich einen ganz persönlichen und bequemen Weg irgend einer Form von moderatem Trinken zurecht legen könnte. Ein Mal pro Woche, oder einmal pro Monat, oder einen Drink pro Abend, oder eine Flasche pro Abend. Ist doch immer noch nur die Hälfte von dem was es vorher war. Ist doch super!!
Ich halte davon gar nichts. Denn man vertut damit die großartige Chance, dass sich das Gehirn vollständig erholen und regenerieren kann. Ich glaube, dafür braucht es eine längere abstinente Zeit, mindestens ein Jahr, besser zwei oder drei Jahre.
Ich will dabei gar nicht so belehrend rüberkommen, es ist nur meine Erkenntnis, die mir sehr wertvoll ist. Ich schreib die nächsten Tage mal meine Gedanken dazu auf.
Nur so viel: jemand der allergisch ist auf Nüsse, wird doch auch nicht hingehen und sagen: ach, es ist doch aber so nett und macht doch so Spaß, Nüsschen zu knabbern, also kann ich doch ein Mal pro Woche meine geliebten Erdnüsse knabbern.