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Pornosucht mit Baclofen behandeln

Freitag 8. März 2013, 19:00

@all,

gestern erzählte mir mein Arzt von einem Patienten, der unlängst in seiner Praxis mit einem merkwürdigen Anliegen erschienen ist. Er hätte kein Alkoholproblem aber wäre „Pornosüchtig“ geworden. Jetzt würde er gerne Baclofen zur Bekämpfung seiner Sucht versuchen wollen.

Mein Arzt verfügt Gott sei Dank über ausreichend Humor. Andere Ärzte könnten hingegen mit Fug und Recht die Streichung von unserer Liste verlangen. Vielleicht sollte man darüber mal nachdenken, bevor man leichtfertig Arztadressen an jeden Spinner weiter vermittelt. In Frankreich werden die Kontaktadressen der Ärzte aus diesem Grund, nur nach telefonischem Erstkontakt weiter vermittelt.

LG Federico
PS selbstverständlich hat der „Gepeinigte“ kein Baclofen verschrieben bekommen.
Pornosucht ist lt. ICD-10 keine behandlungsbedürftige Störung.

Re: Pornosucht mit Baclofen behandeln

Freitag 8. März 2013, 19:59

Ob Pornosucht laut xyz-Verordnung behandlungswuerdig ist ist doch gar keine Frage.
Wen interessieren denn noch irgendwelche Dioktrien?
Spielsucht war auch lange keine behandlungswuerdige Sache.

Dass Baclofen ihm helfen kann, ist ne andere Frage, die wirklich disskusionswuerdig ist.

Rico

Re: Pornosucht mit Baclofen behandeln

Dienstag 12. März 2013, 03:58

Da würde ich doch gerne zwischen Pornosucht und Sexsucht differenzieren, falls das möglich ist. Ich litt selber viele Jahre unter der Sexsucht, wobei Pornos erst viele Jahre später als Begleiterscheinung dazukamen. Dass ein Medikament evtl. behilflich sein kann, mag ich nicht zu beurteilen.

Ich bin kein Sexualforscher (obwohl ich damals u.A. das sehr empfehlenswerte Buch von Masters & Johnson verschlungen habe). Durch meine Erfahrung würde ich diese Sucht an erster Stelle der Spielsucht gleichstellen (der Kick). Der Alkohol dient in diesem Fall lediglich der Enthemmung.

Just my 2 Cents

Re: Pornosucht mit Baclofen behandeln

Dienstag 12. März 2013, 09:02

Delle hat geschrieben: Dass ein Medikament evtl. behilflich sein kann, mag ich nicht zu beurteilen.
Delle,

dass nicht jede Sucht mit Baclofen behandelbar ist, wissen wir mittlerweile. Wäre auch zu schön gewesen, fast wie ein Wunder. Psychotherapie in Verbindung mit Baclofen ist eine andere Geschichte. Ich könnte mir vorstellen, dass sich hinter manchen Symptomen eine behandelbare Störung versteckt.

Im immer weiteren Aufteilen von Süchten in neue Gruppen, Untergruppen sehe ich mehr Fluch als Segen und frage mich immer öfter: wem nutzt es, was bringt das vor allem dem leidenden Patienten wenn wir ständig neue Diagnosen finden. Wäre es nicht sinnvoll darüber nachzudenken, wie Psychotherapeuten die bestehenden „alten Diagnosen“ besser verstehen und effektiver behandeln können?

LG Federico

Re: Pornosucht mit Baclofen behandeln

Dienstag 12. März 2013, 10:21

Ferderico,

hier ist offensichtlich ein Mißverständnis entstanden.
Das Thema "Pornosucht mit Baclofen behandeln" war für mich eigentlich abgehackt.

Ich habe versucht die Sexsucht, unter der ich jahrelang selbst gelitten habe, hiervon abzugrenzen.

Über die Ursachen kann man nur spekulieren.

Ist es eine genetische Veranlagung, oder das Ergebnis des Umfeldes, in dem man aufgewachsen ist?

Wenn ich im Nachhinein die Reihenfolge betrachte, kam zuerst in jungen Jahren die Sexsucht, danach die Spielsucht und dann der Alkohol. Das war keine Ablösung der einzelnen Süchte, sondern eine Summierung.

Zum Glück, konnte ich die Spielsucht (in Form von Geldautomaten) zuerst besiegen.

Inzwischen spiele ich halt kostenlos am PC, das ist aber auch eine Sucht. Ich spiele keine neumodischen Spiele, sondern eins von 1996. Kann man unter WinBrick96 googeln. Habe ich mir damals gekauft. Es gibt verschiedene Modi - z.B. gegen den Computer spielen. Mein Ziel war immer die 10-fachen Punkte des Rechners über eine bestimmte Anzahl von Levels zu erreichen. Da das Spiel eine Mischung aus Geschicklichkeit und Glücksspiel ist, habe ich 16 Jahre gebraucht um mein Ziel zu erreichen - und zwar erst in der Zeit ohne Alk.!

Meine sozialen Kontakte finden inzwischen fast ausschließlich per Internet statt. Ebenfalls eine Sucht. Zu dem Thema gab es gestern übrigens eine Talkshow.

So, bevor ich jetzt noch weiter abschweife, mach ich erstmal Schluß.
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