Baclofen Forum vs Alkoholismus

Liebe Fallada

Danke für Deine eindrücklichen Beitrag. Er zeigt mir, dass Baclofen ein Potential zur Freiheit entfaltet. Nicht nur die Freiheit das Trinken zu lassen sondern das wirkliche Sein zu leben. Sich in diesem neuen, aber eigenen Land zurechtzufinden stellt immer auch Ansprüche. Was es braucht ist dann noch den nötigen Mut die Dinge so zu realisieren wie sie vor dem geistigen Auge Gestalt annehmen. Und diesen Mut spüre ich geradezu aus Deinen Zeilen.

Ich freue mich für Dich und Deine nächsten 6 Monate Therapie.
Viele Dinge wachsen leise in einem, dafür haben sie Bestand...

Alles Gute
LG moonriver

@Federico

eine Frage und ein Hinweis:
Frage: Das eine Flasche Wein 80 mg Baclofen "wegmacht", wie erklärt sich das?
Hinweis: Es macht sich neuerdings hin und wieder ein Werbefenster für eine Internetapotheke eingebettet in die Forumsseite auf, daß man nicht wegklicken kann, man kann nur den Browser schließen. Naja, und die Werbung von heute morgen hast Du ja Gott sei Dank schnell geschlossen.

LG Fallada

Hallo und guten Abend ihr Lieben,

hier mal wieder ein kleiner Zwischenbericht von mir: Baclofen 25-25-37,5-37,5 mg (6, 12, 18 und 21 Uhr, die kommt noch). Habe die große Dosis auf den Abend verlegt, da ich sehr unter Lust- und Antriebslosigkeit leide. Damit ist es etwas besser. Hatte etwas Sorge, daß dann vor allem Nachmittags vermehrt Verlangen auftreten könnte, ist aber nicht der Fall. Beim Einkaufen heute habe ich erst hinterher gemerkt, daß ich dem Weinregal nicht einmal aus dem Weg gegangen bin, ich bin daran vorbei gegangen und habe nicht eine Sekunde an Wein gedacht. Gerade bei einer Zigarette stellte ich wie die völlige Abwesenheit jedes Gedanken an Alkohol fest, welch Freude. Scheine also meinen pbp erreicht zu haben (war ja bei 125 mg am Tag schon mal so). Wenn nur diese Lustlosigkeit nicht wäre! Ich arbeite selbsständig und muß mich da schon sehr strukturieren, das fällt derzeit sehr sehr schwer. Trotz all der Lustlosigkeit und Antriebsminderung fühle ich mich aber lebendig.
Habe beschlossen, diese Dosierung erst einmal bis Weinachten beizubehalten, wenn es mit der Abwesenheit von Verlangen so bleibt. Dann werde ich gaaaaaaaaanz langsam und vorsichtig mit der Dosierung runtergehen, bis die NW erträglich sind und trotzdem kein Verlangen auftritt, meint ihr das ist o.k.? Ich brauche da eine Rückmeldung von erfahrenen Forummitgliedern.
Also bis denn
LG Fallada

PS: Ach und das Rauchen wird auch wieder weniger.

@Fallada,

kannst Du Tagesmüdigkeit/Sedierung von Lust- oder Antriebslosigkeit abgrenzen und wenn ja wie oder sind es nur andere Worte für die bekannte und häufigste UAW?

LG Federico

@Federico

Ja, ich kann Tagesmüdigkeit von Antriebslosigkeit abgrenzen. Ich bin tagsüber nicht müde. Ich habe nur keine Lust irgendetwas zu tun, höre statt dessen lieber Musik oder sehe Fern, obwohl ich dringend einiges tun müßte, um mein Geld zu verdienen oder den Haushalt zu schmeißen oder mit meiner Tochter etwas zu unternehmen (das finde ich am schlimmsten, dass ich nicht einmal dazu Lust habe). Im Tagesverlauf nimmt aber auch z. B. die Relaxation der Muskeln immer weiter zu, so dass ich gegen Abend manchmal fast in mich zusammensacke. Das ist unter niedriger Dosierung tagsüber auch besser, ähnlich wie die Antriebslosigkeit etwas weniger wird, abends merke ich das nicht mehr so, da bin ich dann tatsächlich müde und gehe früh ins Bett.

LG Fallada

@Fallada,

das klingt jetzt erstmal noch völlig im Rahmen. Zeiten der Lustlosigkeit und fehlende Motivation Dinge zu tun, die eigentlich getan werden sollten, kennt jeder. Dein Plan erstmal bis Weihnachten nichts an der Dosierung zu verändern, um dann sehr behutsam die ideale Erhaltungsdosis zu finden, ist plausibel. Solltest Du allerdings unter Deiner Antriebslosigkeit leiden, wäre ein Gespräch mit Deinem behandelnden Arzt gut.

Ein unterstützendes antriebssteigerndes Medikament in vorsichtiger Dosierung über eine begrenzte Zeitspanne könnte ein mögliches Gesprächsthema sein. Mein Hausmittel sind 8 bis 12 Tassen Espresso täglich – ich weiß wirklich nicht ob man das empfehlen sollte ...

LG Federico

Guten Morgen lieber Federico,

Leider geht die Antriebslosigkeit bei mir weit über das im Leben hin und wieder auftretende Maß hinaus. Wie sehr, siehst Du daran, daß ich mich wochenlang nicht hier im Forum gemeldet habe. Und das Forum ist mir sehr sehr wichtig. Ich habe eigentlich großes Interesse an den Menschen, die hier schreiben und finde dies auch sehr hilfreich für andere (und auch für mich). Nun, besser geht es mir schon, sonst würde ich hier immer noch nicht schreiben. Zu blöd, daß mir dies erst auffällt, wo es mir etwas besser geht, aber das ist eben so, bei einem selbst, kann man es nicht gut sehen. Ein Arzt hätte mir da auch nicht helfen können - weil, wenn ich ihn überhaupt aufgesucht hätte, hätte ich ihm wahrscheinlich nicht davon erzählt.
Kaffee trinke ich seit meiner Studierendenzeit, also seit fast 30 Jahren zwei Liter am Tag, Der hilft mir auch nicht mehr.
Ein Antidepressivum habe ich mir zur Antriebssteigerung auch schon überlegt. Ich möchte aber keines nehmen, ich möchte es selber schaffen. Du siehst, ich bin ein Kontrollmensch. Und das ich die Kontrolle derzeit nicht so habe, wie ich es brauche, spielt eine große Rolle. Wahrscheinlich habe ich einfach nur eine depressive Reaktion auf meine Lebenssituation, die sich bei mir eben hauptsächlich in Antriebslosigkeit äußert.
Ich versuche im Hier und Jetzt zu bleiben und so wie es ist, ist es eben notwendig. Nur wenn dies zu lange dauert, gefährde ich meine Lebensgrundlage in meinem Beruf. Mein "Laden" läuft ziemlich gut, es gibt gute Erfolge und ich habe einen guten Ruf. Von der Alkoholabhängigkeit hat noch niemand etwas gemerkt, auch ging es mir unter Alkohol diesbezüglich nicht so schlecht. Wenn es mir bzgl. Antriebslosigkeit nicht bald besser geht, gefährde ich dies alles. Und bis Weihnachten kann ich da nicht mehr warten.
Beruhigend ist, daß mein Gefühl da ist. Schon sehr sehr lange habe ich mich nicht nehr so lebendig gefühlt.

LG Fallada

@Fallada,

Antriebslosigkeit wird häufig als Folge „bestimmter Lebenssituationen“ geäussert. Du könntest, wenn es nicht anders gehen sollte, auf bewährte antriebssteigernde Präparate zurückgreifen. Vielfach genügen schon Vitamine (B1), nicht die von Rossmann sondern hochdosierte, aus der Apotheke und auf Rezept vom Doc den Du unbedingt aufsuchen solltest.

Ansonsten hier noch etwas ohne Rezept, ich wünsch Dir was ...

Hallo und guten Tag,

gestern war ich 28 Wochen weitestgehend alkoholfrei, insgesamt gab es 5 - 7 Vorfälle (ich habe sie nicht gezählt). Aktuelle Tagesdosis: 125 mg (25-25-37,5-37,5). Antriebsminderung rückläufig unter der anders, mehr auf den Abend verteilten Dosis.
Gestern die erste Abenddosis um 18:00 Uhr leider vergessen, erst um 20:00 Uhr eingenommen, kurz davor starkes Verlangen nach Wein(da fiel mir die vergessene Dosis ein), Verlangen ging dann zurück, war eine schwierige Stunde. Frage ist nur, warum habe ich die erste Abenddosis vergessen? Und das gerade, weil ich tagsüber weniger genommen habe und diese eigentlich die wichtigste Dosis ist? Darf es mir nicht gut gehen? Stehe ich mir selbst im Weg? Wenn ich stichprobenweise meinen eigenen Thread durchlese, steht da häufig "es geht mir gut" wo es mir gar nicht so gut ging, zuletzt am 7.10., wo ich immer noch unter starker Antriebsarmut litt. Und kaum geht es mir gut, vergesse ich die wichtigste Baclofeneinnahme des Tages und sorge damit dafür, daß es mir nicht mehr gut geht? Hallo, was ist das denn? Ab sofort wird wieder der Handywecker in Betrieb genommen. Da es in letzter Zeit ziemlich gut klappte auch ohne, habe ich ihn nicht mehr genutzt, da die Einnahme ziemlich auffällt, wenn er "laut gibt" und in einem geschäftlichen Meeting ist das nicht so toll...
Was mir geholfen hat gsetern in der schlimmen Stunde des Cravings: Seit einiger Zeit führe ich ein kleines Notizbuch immer mit mir, ich habe mir ein besonders Schönes gekauft von Paperblanks, ganz klein mit lauter Blumen darauf, paßt in jede Handtasche. In diesem steht nur eines: Das Datum und "Abstinenz". Bei Vorfällen habe ich gar nichts eingetragen, auch nicht das Datum, der Tag fehlt dann einfach. Inzwischen stehen seitenweise duchgehend alle Tage "Abstinenz" darin, der letzte fehlende Tag war der 1.9. Gestern wollte ich dies nicht "verschandeln", die Kontinuität der Einträge sollte erhalten bleiben.
Also: insgesamt geht es mir ganz gut.

LG Fallada

Hallo Fallada

Erfreuliche Nachrichten von Dir. Gratuliere!

Das mit der "vergessenen" Dosis kenne ich auch. Je besser es mir geht, desto grösser wird das Risiko sie auszulassen.
Bei mir ist es ein körperliches Symptom, welches sich dann meldet. Nach etwa 12h beginnt sich eine Unruhe in mir breit zu machen verbunden mit einer Art "Sirren oder Flirren" im ganzen Körper. Ist es die Vorstufe von Craving oder werden elektrische Impulse zu lebendig? Schwierig zu beurteilen. Es gab vor Wochen einmal einen solchen Tag. Die Morgendosis um 5 Uhr. Dann schlichtweg "vergessen". Am Abend hatte ich einigen "Nachholbedarf". Dieser führte erwartungsgemäss zu einem vorzeitigen Schlafbedürfnis...

Schön, dass Du mit der Verlagerung der Hauptdosis etwas erreichen konntest. Damit ist auch ein durchgehender Baclofen-Spiegel bis am Morgen sichergestellt.

Mich freut es, dass Dir ein Notizbuch hilft. Ich halte Dir die Daumen, dass es kontinuierlich bis zur letzten Seite voll wird!

LG moonriver