Freitag 14. September 2012, 20:30
Hallo liebe Freunde,
von meiner Seite ist es ein bißchen ruhig geworden in der letzten Zeit und das hat seinen Grund darin, dass es mir gar nicht gut ging. Ich bin in eine schlimme Depression gestürzt und konnte kaum meinen Alltag bewältigen, geschweige denn hier schreiben.
Nun ist bei mir auch der Zusammenhang wirklich klar - so wie von O.Ameisen beschrieben - ursächlich sind es bei mir Depressionen, die mir das Leben schwer machen, der Alkohol war nur der Versuch, irgendwie mit diesen zu leben.
Ich habe Baclofen wieder höher dosiert, in der Hoffnung, dass es auch gegen die Depressionen hilft. Das tut es nach meiner jetzigen Erfahrung nicht ausreichend, obwohl einige hier das berichten, und wohl ja auch Ameisen so erfahren hat. Blöd wie ich bin, hab ich gedacht, na dann trink halt was, hat ja früher auch immer geholfen, dann geht es dir vielleicht wenigstens einen Tag besser. Aber!!!! - ich konnte es nicht. Ich konnte den Gedanken gar nicht mal in die Tat umsetzen, als ob ich vergessen hätte, wie es geht. Früher waren dieser Gedanke und die nachfolgende Handlung ein nicht mehr aufzuhaltender Film, Gedanke 'was trinken', Portemonnaie schnappen, in den Laden fahren, wie ferngesteuert in die Weinabteilung, zum Schein noch ein Toastbrot und Cornflakes fürs Kind gekauft, nach Hause, Flasche aufmachen, einschenken ....... der Bewegunsablauf war drin. Und jetzt? Ach nö, bringt doch nichts. Echt Freunde, Baclofen kann einem auch alles versauen
Aber zurück zu meinem Thema, so sehr mir Baclofen gegen den Alkohol geholfen hat, gegen das schwarze Loch, in dem ich die letzten 3-4 Wochen saß, hilft es nicht.
Zum Glück geht es langsam wieder aufwärts und ich habe einen für mich enorm wichtigen Zusammenhang herausgefunden, den ich euch mitteilen will. Vielleicht ist es ja auch für andere interessant, v.a. für die Frauen, v.a. in meiner Altersklasse, ich sag mal 45+.
Depressionen hatte ich immer mal, aber richtig schlimm wurde es mit Beginn der Wechseljahre, die bei mir nicht langsam und schleichend sondern plötzlich und unerwartet einsetzten, d.h. meine Eierstöcke stellten von jetzt auf nachher die Produktion ein. So was zieht einem komplett den Boden unter den Füssen weg und man spürt förmlich, wie einen die ganze Lebensenergie verlässt. Frauen, die eine Total- OP hatten, wissen das, und den Männern traue ich zu, dass sie sich das vorstellen können, wenn sie diese Situation mal auf sich übertragen (sofern das ihre Urängste zulassen

)
Kurz darauf (wahrscheinlich eine Folge davon) stellte meine Schilddrüse ihre Produktion ein (Hashimoto-Syndrom) und ich fiel in das tiefste Loch, das man sich vorstellen kann. Ich war eigentlich nicht mehr lebensfähig. Es waren dann zahlreiche Arztbesuche und viele Versuche nötig, um die passende Schilddrüsenmedikamentation herauszufinden und einzustellen. In dieser Zeit habe ich angefangen, massiv zu trinken, wurde vollkommen abhängig und konnte auch keine Trinkpausen mehr einlegen.
Danach kam der Vorschlag meiner Gyn doch eine Hormonersatztherapie zu machen. Hatte ich immer abgelehnt. Wechseljahre sind doch was natürliches, und ich will keine künstlichen Hormone schlucken, das Krebsrisiko usw. Aber - das war der Schlüssel. Schon nach den ersten Tagen ging es mir besser. Die Depressionen wurden erträglicher, das Leben wieder hoffnungsvoller. Ich hatte wieder mehr Mut und Kraft, und dann kam auch die Idee, nun endlich den Alkohol sein zu lassen, kam Baclofen, kam das Forum usw. Die Geschichte kennt ihr ja.
Nun ging es mir wohl den Sommer über zu gut. Denn nun hatte ich die Idee, ich könnte ja vielleicht auch die künstlichen Hormone sein lassen, nicht dass ich nun vom Alkohol geheilt, statt dessen Brustkrebs ... und vielleicht hilft auch ja auch was pflanzliches. Darauf schwören auch alle meine Freundinnen, die alle die Hormontherapie verteufeln. Aber boah, der Schuss ging nach hinten los. In kürzester Zeit war ich wieder ganz tief unten, und blöd wie ich bin, hab ich erst gar nicht den Zusammenhang kapiert. Und dachte noch, was ist denn jetzt los, und warum wirkt Baclofen nicht mehr richtig, ich hatte plötzlich wieder vermehrt Gedanken an Alkohol. Ich konnte gar nicht mehr richtig denken.
Seit ein paar Tagen habe ich wieder mit der Hormoneinnahme angefangen, und sofort geht es mir wieder besser. Depression ist leichter geworden und Gedanken an Alkohol sind auch wieder weniger geworden. Ich kann wieder klarer denken und ich sag mir jetzt, wer sich vor kurzem noch fast zu Tode gesoffen hat, sollte wegen ein paar künstlichen Hormonen keinen Aufstand machen.
Also, warum erzähle ich das Ganze. Der Zusammenhang zwischen Sucht und Depression ist ja bekannt und hier im Forum ständig Thema. Für mich persönlich kann ich nun sagen, dass da auch die Hormone ganz gewaltig mit rein spielen. Für mein Leben heisst das, neben Baclofen sind die Hormone ein zweiter Schlüssel zur Überwindung von Depression und Sucht. Was ich letztendlich draus mache, weiss ich noch nicht. Hormonyoga? Jedenfalls habe ich an interessierte Frauen eine ganze Batterie von Bachblüten, Schüsslersalzen und Pflanzentees abzugeben, es ist alles einen Versuch wert.
Liebe Grüße und einen schönen Abend
Betty