Baclofen Forum vs Alkoholismus

Da werd ich wohl in 1 Woche was zu sagen koennen, hab mir jetzt mal Lioresal bestellt.

Rico

@Andy, @Rico, @alle,

dass das eine Präparat gut zu passen scheint und ein anderes weniger, ist halt meine Erfahrung, die sich mit anderen Erfahrungen ja weder decken, noch wissenschaftlich zwingend erklärbar sein muss. Natürlich ist der Wirkstoff am wichtigsten, und dass er wirklich wirkt. Bei mir wirkt er offenbar in Lioresal am besten. Seitdem ich's wieder nehme (eine Woche jetzt), ist das Spiel mit dem Feuer beendet, die Lust auf Alkohol auf nahezu Null gesunken. Was nach wie vor schwerfällt, ist abzuschalten, runterzukommen. Konzentriert sein, leistungsstark sein, zehn Stunden am Stück und länger, all dies ist der Fall, aber diese ganze Energie fließt in den Job. Obwohl, gestern zum Beispiel haben wir zu viert (Eltern und Kinder) auf der Wiese hinterm Haus gekickt, das war sehr lustig und sehr lässig. Eigentlich bin ich ein toller Papa, ich glaube wirklich, meine Kinder können sich keinen besseren vorstellen. Eigentlich ist im Moment alles gut, und allein das sagen zu können, ohne gleich das nächste große Vorhaben zu suchen, ist schon der halbe Weg auf dem Weg zurück zur inneren Mitte. Die Tage sind ohnehin angefüllt bis zum Rand. Was noch fehlt, ist die Ruhe, der Rückzugspunkt. Aber auch daran arbeite ich.

Herzlich - Dieter

Hallo zusammen,

wird Zeit, mich mal wieder zu melden. Die Geschichte der vergangenen Wochen ist schnell erzählt. Ich habe protokolliert, mit einem doch erschütternden Ergebnis: die zurückliegenden 40 Tage, also seit meinem letzten Lebenszeichen hier, waren 25 Trink- und 15 Nichttrink-Tage. So geht's definitiv nicht weiter. Der letzte Trinktag war der Samstag. Heißt im Klartext: Ab sofort gilt die Null-Regel. Kein Alk. Ich habe dazu so eine Art Vereinbarung mit meiner Frau getroffen. Wovor ich mich bisher immer gedrückt hatte. Jetzt gilt's, und ich bin sehr zuversichtlich, damit Erfolg zu haben. Das Ganze will ich hier regelmäßig protokollieren. Der Beginn war also gestern, Sonntag, 5. August: Lioresal: 3x12,5 mg; Alkohol: 0.

Am 11.8. geht's in den Urlaub, eine ideale Einstiegsmöglichkeit, ernst zu machen bzw. die Null-Linie fortzusetzen. Denn gerade dann, wenn die Tischweine überall nur so rumstehen, der Bierzapfhahn mit Selbstbedienung lockt, bereitet es mir Vergnügen, die Herausforderung anzunehmen und NICHT zu trinken. Zeitgleich intensiviere ich mein Sportprogramm. Und noch wichtiger und vor allem: Ab Freitag sehe ich drei Wochen lang dieses Büro nicht mehr. Der Urlaub soll dann auch dazu dienen, eine andere Einstellung zum Job zu finden. Jedenfalls stehen spannende, hoffnungsfrohe Zeiten bevor. Ich freu mich drauf!

Herzlich grüßt Dieter

@Dieter,

das ist ganz sicher eine gute Idee gewesen. Du hast Dich bisher davor gedrückt – dieser Druck ist jetzt weg, ich glaube Herausforderungen sind ansonsten wirklich nicht Dein Problem.

LG Federico

Hallo Dieter
Bei dieser Trinksequenz ist die Wirkung von Bac nahezu aufgehoben...

Den Vertrag mit Deiner Frau finde ich gut. Manchmal braucht es etwas Nachdruck um zum Glück zu finden. Ich hatte seinerzeit auch ein Übereinkommen abgeschlossen. Dieses zu brechen hätte problematische Folgen nach sich gezogen. Dazu kam noch ein Ultimatum des Arbeitgebers. Gewissermassen die gelbe Karte mit dem Hinweis, dass die nächste die Rote sei. Um noch etwas mehr Druck zu machen habe ich aus eigener Initiative einen elektronischen Alk-Tester für zu Hause gekauft. Für den Arbeitgeber, ebenfalls aus freien Stücken, unterzog ich mich ein halbes Jahr lang einem Langzeit-Bluttest (CDT). Aus eigener Tasche bezahlt.

Ich weiss nicht wie es ausgegangen wäre ohne diese, teils auch selbst auferlegten, Druckmittel.
Ich vermute auch einen gewissen Frust mit Deinem Job. Dies im Urlaub zu überdenken kann sicher auch hilfreich sein.

Viel Erfolg mit der neuen Perspektive
LG moonriver

Ergänzung:
Erscheint mir für Deine momentane Situation zu knapp bemessen.

LG moonriver

@Moonriver,

ich weiß gar nicht ob ich es Druckmittel nennen wollte, Selbstkontrolle würde ich für mich an dieser Stelle treffender finden. Druck hat für mich immer etwas Zerbrechliches an sich.

Kann sein, dass es nur das Wort ist das mich stört. In jedem Fall ist es eine selbstgewählte Initiative die alleine deshalb schon hilfreich sein kann.

LG Federico

Hallo Federico und moonriver,

danke für Eure prompten Reaktionen. Es tut gut zu wissen, nicht allein dazustehen, selbst nach längeren Phasen idiotischer Augenwischerei. Ja, die Wirkung von Baclofen war nahezu aufgehoben. Sie setzte immer am 2. Nichttrinktag wieder ein, aber dann war ich ja immer schon wieder drauf und dran, die Wirkung zu unterbrechen. Völliger Schwachsinn, wieso dann überhaupt Balcofen nehmen, wenn man's eh nicht ernst meint? Ich brauche wirklich erstaunlich lang auf meinem Weg der Selbsterkenntnis. Federico, selbstgewählte Initiative ist wohl der richtige Begriff, aber auch ein bisschen Druck kann nicht schaden.

moonriver, auch Du hast ja erst nach dem Ultimatum des Arbeitgebers gründlich aufgeräumt mit der Trinkerei. So viel Druck bekomme ich nicht, und es gibt auch kein Ultimatum meiner Frau, aber sie macht sich erheblich Sorgen, und das mit Recht. Und doch ist das kein wirklicher Druck "von außen", der Druck, den ich mir mache, muss zu einem großen Teil aus mir selbst kommen. Oder eben: die Selbsterkenntnis, aus der die selbstgewählte Initiative entsteht. Und das ist jetzt der Fall, eine echte Chance, jetzt diesem Weg weiterzugehen und Baclofen somit überhaupt erst wieder richtig zur Entfaltung kommen zu lassen.

Was den Job betrifft, ja, ich stecke in einer Mühle fest, in einer Art Zwickmühle. Ich ziehe einfach zu viele Aufgaben an mich heran und gebe sie dann auch nicht mehr ab. Das zermürbt und entkräftet. Es kostet momentan, trotz einiger Erfolge oder Gründe, beruflich zufrieden zu sein, viel Energie, alles zu bewältigen. Ich merke auch, dass ich das Optimum nicht leisten kann momentan. Leerläufe vor dem Bildschirm, die ich mir gar nicht erlauben kann und darf.

Mit Lioresal und ohne Alk arbeite ich wie eine Maschine, aber vielleicht will ich das gar nicht. Na ja, wie gesagt ist bald Urlaub, bis dahin halte ich auf jeden Fall durch ohne Alk, und dann erst recht!

Herzlich - Dieter

@Dieter,



für den Urlaub könntest Du sozusagen als Einstieg in den Ausstieg zur Metaebene wechseln. Geschadet hat der gute Hermann noch keinem, geholfen hat er möglicherweise Legionen. Er war einer von uns, gute Urlaubslektüre: Demian, Siddhartha, Steppenwolf, Das Glasperlenspiel, Narziss und Goldmund.

Warnhinweis: kann die Perspektive verändern!

LG Federico

@ Federico,

mit Hesse bin ich tatsächlich beschäftigt zur Zeit, den Demian habe ich schon hinter mir (nach Deiner Empfehlung), wobei mir die letzten ca. 20 Seiten mehr oder weniger unverständlich sind. Im Steppenwolf bin ich im letzten Fünftel. Den hatte ich als Jugendlicher schon mal gelesen, damals hat er mich mehr, oder sagen wir: anders beeindruckt als diesmal. Begeistern konnte ich mich seinerzeit v.a. für Siddharta, aber auch für Narziss und Goldmund. Aber da liegt ein halbes Leben dazwischen, und sicherlich bin ich heute um einige Ideale ärmer. Um einige Ideale ärmer zu sein heißt aber auch, der Realität schonungsloser ins Auge zu sehen. Was ja gerade jetzt wieder ein großes Thema ist. Ans Glasperlenspiel habe ich mich noch gar nicht gewagt. Den Spiegel habe ich abonniert, so wird mir auch diese Titelgeschichte nicht entgehen. Ob ich bei Hesse finde, was ich suche – da bin ich mir nicht sicher. Dafür wäre es natürlich auch hilfreich zu wissen, was ich eigentlich suche

Herzlich - Dieter