Montag 23. Januar 2012, 16:35
Liebe Elisa,
das klingt trotz oder gerade wegen der „sonstigen Widrigkeiten“ nach einem beachtlichen Erfolg. Mich erstaunt immer wieder der deutliche Rückgang von unerwünschten Wirkungen bei höherer Dosierung, eine oft geäußerte Wahrnehmung.
...ich möchte erst einmal meine Dosis kennen die die völlige Gleichgültigkeit gegenüber Alkohol bewirkt.
Dieser Satz ist mir besonders ins Auge gesprungen, ein deutlicher Hinweis auf erhöhte Achtsamkeit. Das passt auch gut zur Stärkung Deines Selbstbewusstseins statt permanenter Schwächung durch Alkohol.
Du schreibst dass Du seit einem Jahr nie länger als ein paar Tage am Stück gesund warst, vermutlich wie Du annimmst, aufgrund psychischer Probleme. Ich wünsche Dir die weitere Stärkung Deines Selbstbewusstseins es kann sein, dass dadurch und durch eine stabile Abstinenz sich die gesundheitlichen Probleme im weiteren Verlauf deutlich bessern, sich sogar vollständig lösen lassen.
Gegen den vereiterten Kiefer hilft leider nur der Zahnarzt und Daumendrücken sowieso. Mit Alkohol im Blut wären die Schmerzen sicher schlimmer, die Lokalanästhesie verliert an Wirkung, der anschließende Wundschmerz ist ohne auch besser auszuhalten da auch die Schmerztabletten besser wirken dürften. Den Rest einfach weglächeln?
LG und weiterhin alles Gute
Federico
Montag 23. Januar 2012, 17:28
Danke ((Federiko)),
für morgen bin ich gewappnet. Deine Zeilen wirken sicher nach!
Jetzt kommt der gemütliche Teil des Tages, das Sofa und der Kater rufen:-),
LG von Elisa
Montag 23. Januar 2012, 17:29
*schmunzel* mit Kater ist mein Vierbeiner gemeint

!!!
Donnerstag 2. Februar 2012, 13:49
Liebes Forum,
es wird Zeit mich mal wieder zu melden. Mir brennt mein Outing schon seit Tagen unter den Nägeln...ermutigt hat mich heute der Beitrag von Dieter, dass er seinen Abstecher in Sachen Alkohol so ehrlich zugegeben hat.
Ich hatte eine Krise, wie ich sie schon ewig nicht mehr hatte, die Trennung von meinem Partner.
In einem früheren Beitrag hier an anderer Stelle sprach ich von Baclofen als "Wahrheitsserum"...das hat jetzt erbarmungslos zugeschlagen.
Die einzelnen Defizite in der Partnerschaft möchte ich hier nicht aufzählen..nur so viel, dass ich alle Probleme die wir hatten nie bewältigen konnte...nur mit Alkohol konnte ich mir Erleichterung verschaffen.
Erschwerend kam dazu, dass mein Partner dem Alkohol zugeneigt ist, aber sich nie zutrinkt so wie ich, weil ich das Maß nach dem ersten Glas aus den Augen verliere.
So war an unseren Wochenenden immer Alkohol im Spiel...ich habe es nie richtig geschafft zuzugucken, wenn er sich zum Feierabend seinen Rotwein gegönnt hat.
Zusammen weggehen ohne Alkohol war mir auch selten möglich, wegen der Panik die ich hatte mußte ich mir immer Mut antrinken, nicht selten war ich richtig blau nach einem Abend unter guten Freunden.
Wir haben über mein Alkoholproblem zwar einige Male gesprochen...gebracht hat es allerdings wenig, wenn ich trinken wollte habe ich getrunken.
Ich will keinem im Nachhinein Schuld dafür zuweisen, meine Sucht war stärker und mein Partner als auch ich waren machtlos.
Mit der Einnahme von Baclofen wurde es bei mir besser...die letzten Wochen seit Beginn der Hochdosierung.
Allerdings war das Kind da wohl schon zu tief im Brunnen, durch meine Trinkerei hat sich mein Partner immer weiter von mir entfernt und mir war das was an Beziehung noch da war zu wenig.
Ich habe schonungslos analysiert dass ich so nicht weiter machen kann, ich erst einmal mit mir und der Gier nach Alkohol ins Reine kommen muß. Letztendlich führte diese Analyse zum Bruch der Beziehung.
Als mir die Tragweite meines Handelns bewusst wurde brauchte ich die ultimative Betäubung zum Glück dieses Mal nur in Form von Rotwein und nicht von Wodka. Mir war bewusst, dass ich den Alkohol vorsichtig dosieren mußte, mein Schmerz war so unermesslich groß, dass ich mit Schnaps mein Leben riskiert hätte.
Hilfe von Aussen wollte und konnte ich mir nicht holen, nach 5 Tagen war der Spuk vorbei...die letzte Flasche Rotwein habe ich unter Ekel reingeschüttet...da wußte ich, dass ich mich jetzt meinen Problemen ohne Alkohol stellen muß und kann.
Es tut so weh nach wie vor, ich schlafe sehr wenig, weine viel, kann aber den Schmerz auch zulassen und bin heute auch ein kleines bisschen optimistisch, dass mein Leben jetzt in anderen, besseren, gesünderen Bahnen weitergeht.
Sonntag war mein letzter Trinktag, ich nehme weiterhin 112,5 mg Baclofen pro Tag und habe kein Craving. Schuldgefühle wegen meines letzten Vorfalls habe ich nicht, der Absturz war für mich unausweichlich.
Ich bin seitdem achtsam mit mir selbst, habe nach Rücksprache mit meinem Psychiater die Dosis für mein Antidepressivum erhöht und komme jetzt mit meinen Gefühlen und meiner Traurigkeit besser klar.
Ich bin froh, dass ich mich jetzt hier offenbart habe....Ehrlichkeit mit den Menschen hier liegt mir sehr am Herzen, ihr seid die Einzigen, die mir geblieben sind.
Ich wünsche mir regen Austausch, eure Stärken und Schwächen helfen mir auf dem Weg weiterhin zu gesunden.
Danke!
Liebe Grüße von Elisa
Donnerstag 2. Februar 2012, 17:48
Liebe Elisa,
es bringt wirklich nichts, sich über Schuld, Defizite, Verständnis und sonstige Partnerschaftsprobleme den Kopf zu zerbrechen. Tatsache ist nunmal, dass Menschen die nicht mehr süchtig trinken wollen, sich selbst und die Welt mit anderen Augen sehen. Natürlich auch den Partner und der Dich ebenso.
Einer hat sich grundlegend verändert, der andere nicht, er hatte keine Veranlassung dazu. Der trinkende Teil möchte in viele Dingen keine Kompromisse mehr dulden, hat er lange genug gemacht, musste er auch. Mit dem latent vorhandenen Gewissensbissen ist es nun vorbei.
Für den „nachsichtigen“ Partner warst Du sicher sehr bequem und handsam. Immer schön den Kopf nach unten, jetzt erhebst Du ihn und erkennst seine Defizite, deine kennst Du schon lange. Manchmal aber eher selten gelingt es Paaren trotzdem die Kurve zu kriegen. „Er liebt es feuchtfröhlich“, ist mit Dir nicht mehr gut zu machen, war es vielleicht noch nie.
Trösten wird Dich das nicht, soll Dir aber helfen zu verstehen, dass einseitige Veränderungen in Partnerschaften ihre ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten haben. Es führt fast unausweichlich zur Trennung wenn der andere Teil nicht zu Veränderungen bereit ist. Das ist nicht nur in Bezug auf Alkohol so, das gilt ganz Allgemein.
Wie ist eigentlich Dein gesundheitlicher Status, Zahnarzt usw., alles gut überstanden?
LG Federico
Donnerstag 2. Februar 2012, 18:55
Lieber Federico,
wie schon so oft haben Deine Zeilen mir gerade sehr geholfen mit der großen Traurigkeit in mir besser klar zu kommen.
Gedanklich verklärte sich heute Nachmittag die Erinnerung an vergangene Zeiten dahingehend, dass alles doch nicht so schlecht war und ich überreagiert habe als ich die Trennung voran getrieben habe.
Doch es war schlecht....von ihm zwar ohne Vorsatz, aber für mich ungesund, weil ich ständig Situationen ausgesetzt war Alkohol zu konsumieren, obwohl es für mich schon seit einiger Zeit besser gewesen wäre daheim zu bleiben und mich keiner Gefahr auszusetzen. Ich will schon seit Langem auf keine Feier mehr, weil ich der Versuchung nicht widerstehen kann...zumindest nicht bis das Baclofen wirkt und auch dann erst wohldosiert. Mit der Möglichkeit jederzeit die Feier zu verlassen, wenn ich merke dass es nicht geht.
Um nicht zu vereinsamen muß ich mir jetzt einen Bekanntenkreis aufbauen in dem kein Alkohol konsumiert wird...das wird sicher schwierig ist aber bestimmt machbar.
In der nächst größeren Stadt gibt es Meetings für Menschen mit psychischen Problemen..wenn ich in der Lage bin das Haus wieder zu verlassen und Auto zu fahren werde ich mich umgucken...aus dem Internet habe ich einige Adressen.
So unternehmungslustig war ich schon lange nicht mehr..dank Baclofen haben sich viele Knoten in meinem Kopf aufgelöst.
Ich habe auch keine Panik mehr zu neuen Ufern aufzubrechen..nur wie gesagt...alles unter der Prämisse, dass es Menschen sind, die nicht trinken.
Der Zahnarzttermin war okay...habe alles gut überstanden..es werden noch einige folgen, aber erst einmal habe ich alles aufgeschoben bis es mir so gut geht, dass ich wieder raus kann.
Schönen Abend und liebe Grüße von Elisa
Donnerstag 2. Februar 2012, 19:21
Um nicht zu vereinsamen muß ich mir jetzt einen Bekanntenkreis aufbauen in dem kein Alkohol konsumiert wird...
@Elisa,
bitte nicht so extrem. Es macht einen großen Unterschied ob der neue Bekanntenkreis aus Menschen besteht, die ab und zu in Maßen mal ein Glas trinken oder ob sie zu der Sorte „feuchtfröhliche Zecher“ gehören, die sich bei jeder Gelegenheit die Kante geben. Ich bin sicher Du wirst den Unterschied zu schätzen wissen.
Einen Bekanntenkreis der aus trockenen Alkoholikern besteht, fände ich persönlich nicht so prickelnd. Die alten Partypoeple von früher muss ich auch nicht mehr haben. Es gibt aber wie immer im Leben etwas in der Mitte. Da hast Du die volle Auswahl ...
LG Federico
Donnerstag 2. Februar 2012, 21:26
Hi Elisa
Es tut so weh nach wie vor, ich schlafe sehr wenig, weine viel, kann aber den Schmerz auch zulassen und bin heute auch ein kleines bisschen optimistisch, dass mein Leben jetzt in anderen, besseren, gesünderen Bahnen weitergeht.
ich bin sicher, dass es das wird.
Die verführerischen Stimmchen, die sagen: ach , soo schlimm war es doch gar nicht..
hast du entlarvt.
Leicht wird es wohl nicht, aber ich wünsche dir, dass du in ein paar Monaten und Jahren sagen kannst:
gut, habe ich das angepackt, es ist ein anderes Leben.
Danke für das Teilen deiner Erfahrungen.
LG
milli
Freitag 3. Februar 2012, 10:58
Danke Federico und milli für eure Antworten.
Mir geht es heute sehr schlecht, die Nacht war furchtbar hat mich aber auch weiter gebracht. Meine alten Denkmuster habe ich entlarvt, nur die Umsetzung fällt mir noch sehr schwer. Immer wieder knüpfe ich gedanklich an die schönen Zeiten an und wünsche mir, dass ich die Uhren zurück drehen kann.
Es braucht seine Zeit, das weiß ich, auch dass die nächsten Tage und Wochen sehr hart werden.
Aber wie heißt es so schön, "man kann keine anderen Menschen verändern nur sich selbst"....und das ist für mich ein sehr schmerzhafter Prozess.
Ich habe die letzten Monate nur noch funktioniert, um die Liebe zu und von meinem Partner zu retten mich selber nicht mehr geliebt.
Das muß sich ändern.
Ich werde heute nicht trinken.
Liebe Grüße von Elisa
Freitag 3. Februar 2012, 15:50
Hallo Elisa !
irgendwo hab ich in den letzten Tagen gelesen : das Leben ist keine Waldorf-Schule ...
Seit meiner letzten Entgiftung im Dez.2011 bin ich stark geblieben . - Dank Baclofen .
parallel dazu nehme ich Antabus; ( nur wegen Arzt - verordnung )

... - ist aber wirklich so !!!
jetzt aber zum wichtigsten meiner Änderungen :
ich habe in aller Konsequenz auch zu dem letzten meiner alten Saufkumpels gesagt : ich trinke nicht mehr !!!
Um nicht zu vereinsamen muß ich mir jetzt einen Bekanntenkreis aufbauen in dem kein Alkohol konsumiert wird...das wird sicher schwierig ist aber bestimmt machbar.
und da bin ich auch dabei...-
und das ist etwas, was Dir auch gelingt und Dir gut tut !!!
Die alten Pfade verlassen... -
wenn wir mit ein bisschen Selbstzufriedenheit um uns schauen, findet sich da oft sehr schnell etwas ... -
in der nächstgrößeren Stadt , - einen Kaffee trinken , auf einen Wochenmarkt gehen, sich für einen Kursus an einer Volks- HS anmelden...
Du hast doch das allerwichtigste für Dich erkannt :
Ich habe die letzten Monate nur noch funktioniert, um die Liebe zu und von meinem Partner zu retten mich selber nicht mehr geliebt.
Ohne ein Fünkchen Egoismus, - eben zu sagen ... - ich muss für mich ganz allein erstmal gut funktionieren,... - geht da nicht viel...
sicher ist das Leben keine Waldorfschule, und gewisse Spielregeln einzuhalten...
aber Spielregeln, mit denen ich auch gut klarkomme...
ich wünsche Dir die notwendige Power, Dein Ding zu drehen !!!
lieben Gruss, Ralf.
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