Baclofen Forum vs Alkoholismus

Hallo, ich bin Anfang 26 und trinke seit meinem 16. Lebensjahr regelmäßig, zwar fast ausschließlich Bier, aber dafür teilweise bis zu 4 bis 5 Liter im Verlaufe eines Tages. Anfang Letzten Monats hatte ich mehrere Schicksalsschläge, ich hab meinen Job verloren, dann meine Freundin und ich stehe bei meinem Studium kurz vor dem Rausschmiss. Tja, shit happens, aber seitdem trinke ich mich jeden Abend in den Schlaf/Bewusstlosigkeit, mittlerweile ist es auch kein Problem mehr vormittags zu trinken. Früher habe ich mein Alkoholproblem aus Scharm versteckt, mittlerweile mache ich es offen. Großer Gott, ich möchte endlich mein Leben auf die Reihe kriegen und nicht mehr einfach dahinvegetieren. Ich merke auch, dass ich Alkohol trinke, um mich in Parallelwelten zu verstecken oder um nicht mehr zu grübeln. Das schafft Alkohol bei mir sehr gut. Der Preis dafür ist, dass ich jeden Morgen verkatert aufwache und nichts mehr gebacken bekomme. Ich rase mit Tempo 200 auf meine eigene Katastrophe zu. Morgens stehe ich auf und es geht mir beschissen, dann trinke ich ein oder zwei Bier, um den Tag zu schaffen, aber kriege dann sowieso nichts mehr gebacken. Am Abend starre ich die Decke an und hasse mich dafür, dass wieder mal einen Tag verschenkt habe. Dann trinke ich wieder Alkohol. Das ist ein Teufelskreislauf, der mich immer mehr in die Verzweiflung treibt.

Zu meiner Frage: Mein Neurologe will mir kein Baclofen verschreiben, sondern das Antidepressivum Fluoxetin. Er meint, mein Trinkerproblem bestehe wegen der Depression. Das es ein Wechselverhältnis hat, kann ich auch bestätigen. Sollte ich jetzt ein Antidepressivum nehmen (ich hab 2007 Flouxetin genommen und fröhlich und mehr weiter getrunken) oder erst Mal mein Alkoholismus bekämpfen? Wenn Baclofen so antidepressiv wirkt, wie ich es hier im Forum gelesen habe, dann würde es mir schon helfen. Ich bin schwergradig depressiv. Kennt jemand einen Arzt in Berlin, der mir Baclofen verschreiben würde?

Hallo tiger,

herzlichen Glückwunsch erstmal, daß Du es geschafft hast als 100. unserem Forum beizutreten!
Nun, da gibt es Parallelen zwischen uns. Auch ich habe mit 15 angefangen mit der Trinkerei, habe in den folgenden Jahren zunächst mal alles reingeschmissen was es so gibt. Später (vermutlich wäre ich sonst nicht mehr hier) habe ich meine Sucht auf Biertrinken begrenzen können. Obwohl 3-6 Liter am Tag auch alles andere als gesund sind...Auch bei mir standen Depressionen als Symptom oft im Vordergrund. AD`s haben selten oder wenig geholfen. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß mir zur Aufarbeitung meiner Geschichte eine langjährige ambulante Therapie gut geholfen hat. Aber meine Ängste vor allem Möglichem habe ich nicht wirklich therapieren können. Ständige Rückfälle waren an der Tagesordnung. Völlig andere Erfahrungen mache ich zur Zeit mit Baclofen. Kein Craving. Keine Ängste. Keine Depressionen. Ich möchte Dir Mut machen! Zu Deiner Frage nach einem Arzt, der Dir Baclofen verschreibt gibt es im Forum viele Hinweise. Es wird kein Arzt genannt aber es werden viele hilfreiche Tips gegeben. Klick Dich mal durch.
Viel Erfolg und noch eine Menge Spass am Leben.

LG
Obelix

Danke für deinen Erfahrungsbericht, das hat mir Hoffnung gemacht und die Schilderungen aus den anderen Forenbereichen auch. Ich spüre, das mich Baclofen aus dem Tief reißen wird.
Aber ich weiß nicht weiter, ich bin am Verzweifeln. Die Tipps zur Suche nach einem Arzt würden bei mir ins Endlose gehen. War heute bei einem anderen Neurologen für Suchttherapie (!), der hat mich quasi ausgelacht und will mit mir eine langjährige Therapie durchmachen, wozu ich auch bereit wäre, aber ich kann einfach nicht mehr warten. Danach bin ich zu meiner Hausärztin gerannt und sie verwies auf den Neurologen, das er sich ja besser auskennen würde. Viel Kraft hab ich nicht mehr. Hab mir jetzt die Medikamente aus dem Internet bestellt. Aber das wird für mich auf Dauer zu teuer. Hab jetzt Klausurphase und kann einfach nicht mehr nüchtern lernen, aber mich auch angetrunken nicht mehr konzentrieren auf den Lernstoff. Das heißt die Klausuren versemmle ich garantiert und flieg dann sowieso von der Uni. Danach finge die Sauferei erst Recht an. Nächsten Dienstag hätte ich ein Bewerbungsgespräch, ich hab es bislang nichtmal geschafft, die Bewerbungsunterlagen zusammenzustellen und ich bin mir schon jetzt absolut sicher, dass ich nicht nüchtern zum Vorstellungsgespräch erscheinen werde. Ist es denn so schwer, dass mir irgendein Arzt in der Hauptstadt einfach nur ein Rezeptpapier ausstellt, damit ich endlich normal leben kann? Ich will ja die Therapie machen, aber ich muss Baclofen als Krücke benutzen, sonst schaffe ich es nicht. Ich würde bei irgendeinem Arzt sogar eine Vollmacht unterschreiben, das ich auf eigene Verantwortung das Mittel nehme. Oder wenn mir doch nur irgendeiner aus dem Forum einen Tipp geben könnte, ich kann nicht mehr noch Millionen andere Ärzte abklappern, bis endlich jemand die Gnade hat, ja zu sagen. Es hat mich heute enorme Überwindung und Kraft gekostet, überhaupt zu zwei Ärzten zu gehen. Eine weitere Abweisung würde mich noch weiter in den Teufelskreislauf hineinziehen.

Hallo tiger,

jetzt verzweifele nicht. Hol mal tief Luft und komm runter.
Du hast es bis hierhin geschafft. Das ist mehr als die halbe Miete, wie man sagt. Sei etwas vorsichtig mit dem Bac aus dem Netz. Es gibt schlechte (Indien) und bessere (Spanien) Hinweise. Geld jedenfalls kann meiner Meinung nach nicht die entscheidende Rolle spielen. 10 grosse Bier am Tagx30, und Du kommst locker auf 150 Euro, Kneipengänge nicht dabeigerechnet. Aber das weißt Du.
Ich habe meinem Arzt übrigens gefragt, ob ich ihm mal was zumailen darf. (Links zu Dr. Ameisen z.B.) Er hatte zwar schon zuvor einem Rezept zugestimmt, aber war dann doch dankbar und scheint sehr interessiert an der ganzen Baclofengeschichte zu sein.
Frag doch Deine Ärztin auch mal.
Und jetzt lass den Kopf nicht hängen sondern freu Dich auf das was da passiert.
Du hast, wie wir alle doch viel Erfahrung mit dem Kämpfen, da wird Dich diese Schlacht doch nicht fertigmachen.

LG
Obelix

Dankeschön, für die Aufmunterung.

Bin schon wieder abgeblitzt bei einem anderen Arzt, der früher selbst Alkohol abhängig war. Er hat zwar von Baclofen gehört, hält es aber für Unsinn und er war der Meinung, dass ich nicht bereit bin zum Aufhören. Auch als ich ihm nur darum gebeten habe, mich nur zu betreuen, während ich Baclofen nehme, hat er eiskalt abgelehnt. Er hielt es auch für ein Ausschlußkriterium für eine Therapie, wenn man das Medikament nimmt. So ein arroganter Vollidiot.

Hab jetzt vorhin durchgerechnet, wie viel ich für Alkohol im Monat mindestens(!) ausgebe. Das sind 150 Euro (mit Nikotin sogar 280 Euro!!). Mit Baclofen wäre ich bei 80 bis 100 Euro im Monat.

Ich hab es aufgegeben Ärzte nach einem Rezept anzuflehen. Das führt nur dazu, dass ich mir nach dem Arztbesuch ein Bier hole.Ich werde es mir ständig einfach aus Spanien besorgen. Ich freu mich schon auf die erste Lieferung. Dann hat der Albtraum hoffentlich ein Ende.

@tiger,

Spanien ist erstmal eine gut Alternative. Spätestens nach 2 Wochen wirst Du wissen ob es Dir hilft. Dann solltest Du die Arztsuche noch einmal in Ruhe und mit einer gewissen Gelassenheit angehen. Am besten vorher diese Tipps durchlesen: http://alkohol-und-baclofen-forum.foren ... s-tun.html
Wenn Du dann einen Termin wahrnimmst und offenlegst, dass Du es bereits seit X Wochen nimmst, wirst Du auch Erfolg haben.

LG Federico