Baclofen Forum vs Alkoholismus

@Warzo et al.,
„Systemische Therapie“ arbeitet mit diesem Ansatz. Im Prinzip „irritieren“ wir im Forum natürlich auch – und das sicher nicht zu wenig. Wie wir darüber hinaus Beiträge zur Selbsthilfe leisten können, ist mir im Moment noch nicht klar.

Eine Art „Psy-Königsweg“ für Baclo-User wäre theoretisch schon denkbar – versuchen können wir es allemal.

LG Federico

@Warzo,

ich denke mit Wehmut an Deine letzte Signatur, wo ist sie geblieben...?

Mann, Hauptsach d'Luft scheppert wie man in Bayern sagt.

LG Federico

Hallo,
ich möchte an dieser Stelle mal meine Therapieerfahrungen schildern. Seit 2005 habe ich eine ambulante Therapie, 2 LZT, jeweils mit Nachsorge und eine PT hinter mir. Alle Ansätze waren auf Verhaltenstherapie ausgelegt. Ich habe einiges über mich und meine Sucht gelernt, aber geholfen hat es immer nur für mehrere Monate. Mir war immer bewusst, dass der Alkohol mein akutes Problem ist, aber ich habe gespürt, dass dies aber nicht die Ursache meiner inneren Unausgeglichenheit und Zerrissenheit ist. Ich habe unzählige therapeutische Lebensläufe geschrieben, gelesen wurden diese aber nur sehr oberflächlich (oder gar nicht). Ich wollte immer verstehen, warum ich in die Sucht abgedriftet bin. Meine Therapeuten gaben mir immer zu Verstehen, dass ich nicht meine ganze Energie auf die Vergangenheit ausrichten sollte sondern auf das Hier und Jetzt. „Wenn Sie aufhören zu trinken, werden Ihre Angst und Depressionen mit der Zeit verschwinden“.
Fazit: Alkoholismus ist die Primärerkrankung, alles andere sind Sekundärerkrankungen. Auch in den SHG´s wird dieser Ansatz durchweg vertreten. Ich fühlte (und fühle) mich oft unverstanden und hilflos. Seit meiner Jugend habe ich extreme Hoch- und Tiefphasen, die dann auch durch längere Normalphasen durchbrochen werden. (Bi-Polar). Mit Alkohol habe ich die Extremphasen über mehr als 30 Jahren nivelliert. Überdies neige ich zu extremen Co-Verhalten. Diese Verhaltensstörungen wurden bis dato aber immer als Folge der Alkoholabhängigkeit gesehen.

Vor 2 Jahren habe ich mir dann einen Therapeuten gesucht und im nichts von meiner Sucht erzählt. Nach einigen Sitzungen offenbarte ich dann meine Vita und er hatte sofort eine Schere im Kopf und riet mir, lieber einen Suchtexperten aufzusuchen.

Meine Ohnmacht und Hilflosigkeit hat mich seit 6 Jahren oftmals mehr wieder in die Spirale des Trinkens geführt als aus ihr raus. Ich habe ein Vermeidungssystem entwickelt. Wenn ich nicht mehr weiter weis, wende ich mich nicht mehr an das „Hilfesystem“ sondern wieder an den Alk.
Auch wenn ich mit meinem Suchttherapeuten eine empathische Beziehung pflege, von meinem Selbstversuch mit Bac hält er gar nichts. (Er hält die Angst vor Alkohol und für eine wichtige Therapievoraussetzung)

Bac hat mich in den letzten 19 Monaten oft vor dem totalen Absturz gerettet, mich über mehrere Monate trocken gehalten, Entzugserscheinungen abgefedert, Ängste und Panikattacken verhindert.
Mehr kann Bac auch nicht leisten denn meine Lebensumstände muss ich selbst ändern. Hilfestellungen auf diesen Weg sind nur schwer zu finden..

Lg Volker

Hallo Volker,

danke für Deinen Bericht und gleich auch die Frage ob es für Teil 2 der Whitebox gedacht war. Und dann noch die Frage nach der Diagnose Bipolarität. Ist sie bei Dir diagnostiziert worden?

Wenn das so sein sollte, erübrigt sich jeder Kommentar zu Deinen bisherigen Therapeuten, speziell zum empathischen Suchttherapeuten oder dem mit der Schere im Kopf.

LG Federico

@ all.. danke für die Rückmeldungen

@ Conny,

Hilfreich wäre in erster Linie eine Akzeptanz meines Therapeuten und der Therapiegruppe hinsichtlich von Bac. Ich brauche das Gefühl, auf einem Weg, der mir als richtig erscheint, begleitet zu werden. Dann das Stigma Alkohol. Jedes Mal nach einer Trinkphase hatte ich das Gefühl, jetzt musst du dich outen, anstatt von meinen Gefühlen und meinen Problemen zu reden. (daher Vermeidungssystem)

@ federico

Meine Erfahrungen für die White-Box werden sicherlich auch einige Passagen dieses Textes enthalten.
Die Bipolarität ist nie klinisch festgestellt worden. Familiär bin ich vorbelastet. Meine Mutter war und meine beiden Schwestern sind manisch depressiv und leiden unter diagnostizierten Zwangsstörungen. Vollgepumpt mit Psychopharmaka fristen sie mehr oder weniger ihr Leben.
Ich hatte immer Angst, auch in der Psychiatrie zu Enden.
In der Auseinandersetzung mit diesem Thema habe ich viel gelesen und Eigenstudium betrieben.
Aus meinen Selbstbeobachtung, Aufzeichnungen in meinen Tagebüchern (über 30 Jahre) bemerkte ich Unterschiede zu den Symptomen meiner Familie. Erst mein Hausarzt (der mich schon lange kennt und Erfahrung auf diesem Gebiet hat) sprach von bipolarer Störung. Ein Neurologe verschrieb mir dann auch Doxepin und Seroqel, mit denen ich aber gar nicht klar kam. Dank Bac sind diese Hoch- und Tiefphasen nicht mehr so ausgeprägt, dafür eine (manchmal zu große) Gleichgültigkeit.

@ Willo

Danke für die Medaille.. Ich wünschte mir noch etwas mehr Selbstbewusstsein, aber ich arbeite daran.

@Volker,

ich seh es genauso wie Willo, der Erfolg ist deutlich erkennbar und es ist Deiner. Die Vorbelastung (genetisch) ist eigentlich Hinweis genug, leider, und das verstehe ich nicht, sind die sogen. Spezialisten nicht in der Lage, den offensichtlichen Zusammenhang mit Selbstheilung durch Alkohol zu verstehen. Bist Du in einer SHG Alk oder Bipolar?

Für einen Aus- und/oder Aufbau von Selbstbewusstsein wäre letzteres m.E. sinnvoller, ersteres eher abträglich. Ich formuliere ganz bewusst sehr vorsichtig.

LG Federico

@federico

Über die s.g. Speziallisten brauche ich hier nichts weiter zu schreiben. Ich bekam öfters die Aussage: “Es gibt keinen Beweis für eine genetische Disposition“ oder „Es ist für ihren Therapieverlauf nicht günstig, sich ein Krankheitsbild auszusuchen“.. Es wird halt in erster Linie auf die Suchterkrankung und weniger auf die primären Krankheitsbilder geschaut.

Ich habe viele Jahre in SHG´s Alk verbracht. Klar, viele Probleme, die den Alk betrafen, konnte ich nachvollziehen..Nicht jedes Meeting war umsonst, aber es blieb oft noch etwas zurück, was ich nicht mitteilen konnte. An eine SHG Bipolar habe ich bisher noch nicht gedacht, danke für den Hinweis.

Lg Volker

Hallo Volker,

das Problem mit den falschen SHG's kenn ich.
Schau mal hier: http://www.dgbs.de/
Ist sehr informativ mit SHG-Hinweisen.

LG Federico