Hallo nasevoll
nasevoll hat geschrieben:
Mein Arzt verschreibt baclofen im Original 100 Tbl zu 10 mg. Das reicht nicht lange und ist sicher teurer.
Ich kenne die genauen Bestimmungen in D nicht, da ich Schweizer bin. Zur Zeit fahre ich hier auf dem Novartis-Medikament Lioresal/25mg. Ist genau derselbe chemische Wirkstoff drin. Diese haben eine Bruchrille mit 12.5mg. Die Beschaffenheit lässt jedoch ohne weiteres zu, diese nochmal auf 6.25mg zu brechen. Gibt es das Original-Baclofen auch mit 25mg? Oder gibt es in D auch die Möglichkeit auf das Lioresal auszuweichen?
nasevoll hat geschrieben:
Ich bekomme das auf Rezept, aber irgendwann verlangen die Kassen das bestimmt zurück.
Der Arzt hat die Möglichkeit dies zu entscheiden. Aufgrund der "Codes" welcher er der Krankenkasse gegenüber kommuniziert. Seit über 5 Jahren erhalte ich jeweils ein Dauerrezept, gültig über 1 Jahr (!) von einem sehr verständigen Arzt mit der Diagnose von Spastiken und anderen von der KK zugelassenen Symptomen. Es liegt mir fern, die KK hinter das Licht zu führen. Eine Entzugstherapie oder die medizinischen Folgen der Alkoholabhängigkeit zu behandeln (inklusive einer möglichen Lebertransplantation) würden wohl zu massiv grösseren Kosten führen...
Es mag sein, dass ich ein Glückspilz bin... aber ich fand diesen Arzt aufgrund einer Dokumentation dieses Forums. Auch, wie das erste Gespräch über die Bühne ging. Nicht fordernd, sondern mit Argumenten... gewissermassen ein Gespräch auf Augenhöhe. Auch Ärzte sind Menschen und haben Verständnis. Gewinne das Vertrauen auf einer menschlichen Ebene mit dem nötigen Respekt... sprich ihn an als Mensch und vergiss den weissen Kittel und das Stethoskop, welcher er um den Hals trägt.
Ich weiss, es braucht den richtigen Arzt, aber in jedem Fall auch das Verhalten von unserer Seite. Vorgängige Information, Studium der in unserem Forum vorliegenden Dokumenten und ein gewisses Einfühlungsvermögen zwecks Vertrauens-Erlangen gehören dazu.
nasevoll hat geschrieben:
Entgiftung bringst es bei mir nicht.
Dies ist ein Prozess, welcher sich über ein paar Tage erstreckt und Deinen Körper, die biologische Komponente wieder in einen Zustand versetzen kann, welcher Dir dann erlaubt, das eigentliche Problem in Angriff zu nehmen. Deine Rezeptoren im Hirn lechzen genauso wie vorher nach der Droge Alkohol. ABER es gibt Dir die Chance, es wieder zu versuchen. Aus dem Disaster der Suchtspirale einen Ausweg zu finden. Baclofen kann Dir dabei eine grosse Hilfe sein. Wenn es auch nicht die ultimative "Wunderpille" ist, so gibt sie Dir doch eine bisher einmalige Chance einen neuen Weg einzuschlagen. Selbst, wenn es beim erstem Mal nicht klappt. Mit Bac hast Du immer wieder einen Neustart zu gut... Aufstehen und Weitergehen!
Verzage nicht und dies sagt Dir ein "alter Hase" in diesem Forum. Auch ich hatte einen tiefen Einbruch nach 4 Jahren Therapie, wo ich mit dem Schicksal kämpfte. Ich konnte die Verantwortung nicht mehr alleine auf dieses Medikament abschieben. Ich musste erkennen: Es ist mein Leben, ich habe die Freiheit, damit zu machen, was ich will. Aber ich muss dann auch die volle Verantwortung gegenüber meinen Lieben tragen! Als Ehemann nach 40-jähriger Verbundenheit, als Grossvater seit 6 Jahren, als Mensch in diesem Universum seit 63 Jahren...
Über all dies bin ich mir im Klaren und weiss dennoch, dass die Alkohlabhängigkeit knallhart in das Leben eingreifen kann! Es ist ein Strudel, der aufgrund einer biochemischen Veränderung der Hirnrezeptoren (wollten wir Betroffene das?) eine tiefe Veränderung des Seins hervorruft.
Es gibt viele Beweggründe, in diese Sucht einbezogen zu werden. Gesellschaftliche Gründe sind vielfach die Hauptursache. Man will "dabei" sein...
Oder Rückschläge des Lebens führen uns in diese Abhängigkeit!
Es gibt viele Berichte, welche von einem soganannten "Point of no Return" sprechen. Anders gesagt, dass es einen Zeitpunkt gibt, wo sich die Alkohlabhängigkeit so tief in unsere Biochemie des Hirns "gefressen" hat, dass es kein Zurück mehr gibt. AA (dieser Verein meines Erachtens psychisch gefährlich, ähnlich einer Sekte) definiert es so, dass die kleinste Dosis Alkohol zu einem verheerenden Rückfall führt. Ich bin da heute anderer Ansicht...
Nasevoll, versuche es und schlage der Biochemie ein Schnippchen. Ich weiss, dass es eine überaus starke Willensentscheidung braucht (ich hatte nach 4 Jahren Bac-Therapie einen unerwarteten bösen Absturz) Bac anstelle von Alkohol zu nehmen. Aber, glaube mir, es kann funktionieren! Hast Du liebe Menschen in Deinem Umfeld? Gib ihnen die letzte Flasche Deines gebunkerten Vorrates. Leere sie in den Ausguss und verinnere dabei in Deiner tiefsten Seele den Ausspruch: "Jetzt reichts und das war's"
Es mag ein langer Beitrag sein. Ich versuche einfach, meine persönlichen Erfahrung hier zu unterbreiten.
Verzage nicht und bleibe uns mit Deinen Beiträgen hier erhalten
PS: ich bin nicht Arzt, einfach ein einfacher Mensch, welcher seit 5 Jahren auf der Baclofen-Schiene fährt.
Herzlich
moonriver