Na dann mal los:
Ein fröhlich-hoffnungsvolles „Hallo“ zusammen!!
Bin männlich, 40 Jahre, wohne in Bremen und KÄMPFE seit ca.20 Jahren mit/gegen meine Alkoholsucht. Anfang der 90ger, als ich mir meines ungesunden Alkoholkonsums immer bewusster wurde, schloss ich mich für einige Zeit den AAs an – mit keinem bis mäßigem Erfolg. Ich schaffe es immerhin mal bis zu 30 Tagen abstinent (wohlgemerkt nicht TROCKEN) zu leben. Heute stehe ich dem Konzept der AA kritisch/zweifelnd gegenüber, obgleich eines meiner „Idole“, MIEK PORTNOY (DREAM THEATER), mit Hilfe von AA trocken werden konnte.
Ich trinke ausschließlich Bier – „Experimente“ mit Uzo oder Wein gab ich zum Glück schnell wieder auf. Mitte der 90ger machte ich meine erste ambulante Suchttherapie: 6 Monate Einzel und weitere 12 Monate Einzel und Gruppentherapie. Damit konnte ich immerhin ganze 6 Jahre abstinent und trocken leben. Wenn ich an diese trockenen Jahre zurückdenke, habe ich ein Gefühl von „Da will ich wieder hin“. D.h. ENDLICH langfristig OHNE immer und immer wiederkehrenden Craving und die vermaledeiten Rückfälle, trocken und wenigstens einigermaßen zufrieden leben können!
2002 wurde ich im Zuge einer bisher nur im Ansatz aufgearbeiteten Trennung von „Der Liebe meines Lebens“ rückfällig. Und zwar heftig. Zwar dauerte es immerhin ca.6 Monate bis ich wieder bei meiner „gewohnten Menge täglichen Bierkonsums“ angelangt war, aber ab da gab es im Grunde kein Halten mehr. Mehrmals wöchentlich trank ich, bis zum elenden Erbrechen – und mit unter im Anschluss daran noch weiter….
Als Langzeitarbeitsloser habe/hatte ich ja auch stets genug Zeit und hin und wieder kommt es vor, dass ich bereits morgens das erste Bier öffne. Hartz-IV hin oder her, die „per Gesetz verordnete Armut“ und vor allem die belastenden Auseinandersetzungen mit der verdammten Behörde (Anträge, Bewerbungsnachweise, Kampf um Berwerbungskostenerstattung ect.) waren ganz klar eine zusätzliche Last, die meinen Alkoholkonsum eher förderten.
Das soll keineswegs eine Entschuldigung für mein Trinken sein – nein, nun wirklich nicht. Denn ich vertrat bis vor wenigen Tagen noch den Standpunkt: Wenn ich nicht trinken WILL, dann tue ich es auch nicht.
2004 wandte ich mich an meinen damaligen Hausarzt, zu dem ich zwar Vertrauen fasste, der aber seine Praxis aus finanziellen Gründen nach Ost-Deutschland verlegte und es brauchte einige weitere Jahre, bis ich 2008 über eine 25-stündige Kurzzeittherapie bei einem Neurologen erneut erkannte, dass der Alkohol das wohl am dringendste, anzugehende Problem für mich ist.
Also eine zweite, ambulante Gruppen- und Einzel-TP. Erfolgreich! Ich begann mein Leben wieder zu genießen, mich anders, neu wahrzunehmen und erfuhr auch GUTEN, WICHTIGEN Zuspruch, bezüglich meiner durchaus vorhandenen kreativen Ader – die ich bislang am ehesten in Form von selbstgemalten Bildern, Gedichten und Geschichten „ausleben“ konnte (im Zuge dessen habe ich auch einen eigenen Blog in Internet eröffnet, in dem ich meine humorvolle Seite, die es gibt, wenn ich abstinent bzw. trocken sein kann, auslebe.) Nach einem halben Jahr AmbuReha (das mich tatsächlich weiterbrachte und HOFFNUNG auf dauerhafte Abstinenz bedeutete, meinte ich so weit zu sein, nun ENDLICH, ENDLICH mittels einer PT das ein oder andere Puzzelteil in mein Leben integrieren zu können. Und ich hatte Glück: Fand eine Therapeutin, wo ich mich SOFORT vom ersten Moment an WOHL und AUFGEHOBEN fühlte. Somit entschied ich (in Absprache mit der Gruppe und meinen Th.) eine Verlängerung der AmbuReha nicht wahrzunehmen, sondern mich voll auf die Psychotherapie einzulassen.
Es gab für mich das Bild eines jungen Fohlens, das im Frühjahr noch immer in seiner dunklen Box leben musste und nur durch die Spalten seines Verschlages die Frische und freudige Spannung der Koppel nur vage erahnen konnte, auf die es ungeduldig nun bald losgelassen werden würde (Koppel = Psychotherapie). Es schien einfach PERFEKT: Meine (zukünftige) Therapeutin gab mir in meiner Entscheidung über den Beginn der Therapie bei ihr VÖLLIGE Entscheidungsfreiheit – ich stand zumindest diesbezüglich nicht unter Druck… und meinte mich wirklich frei entscheiden zu können: Verlängerung der ambulanten Reha oder Beginn einer Einzeltherapie.
Klar und wohlüberlegt habe ich mich also FÜR die EinzelTH und GEGEN eine erneute Beantragung für die AmbuReha mit positiven Gefühlen entschieden.
Ostersonntag hatte ich, am Tag vor dem zweiten Vorgespräch bei meiner TH leider einen Rückfall, welchen ich ihr selbstverständlich auch offenbarte. Bereits im ersten Telefonat hatte ich ihr meine damalige Situation geschildert (trockener Alkoholiker, in ambulanter Reha-Maßnahme sich befindend, und seit über 180 Tagen abstinent.) Sie sollte also gewusst haben, worauf sie sich mit mir einlässt.
Sie erbat sich eine Woche „Bedenkzeit“ und teilte mir anschließend per Mail mit, dass ich mich besser an einen Suchttherapeuten wenden solle. Somit waren all meine Hoffnungen zum Teufel (Suchttherapeut hin oder her: Das würde erfahrungsgemäß wieder eine mehrmonatige Wartezeit bedeuten) und die hatte ich schlicht NICHT.
Wie auch immer: Das war der bislang letzte „Schlag ins Genick“ für mich und seither trinke ich wieder, als hätte ich seit 1995 nie damit aufgehört – zum Glück nach wie vor „nur“ Bier.
Und wie bin ich nun auf dieses Forum gestoßen?
Mein (während der letzten 10 Jahre) inzwischen dritter Hausarzt, schrieb mir vor einigen Wochen den Namen „O.A.“ auf einen Zettel und meinte, ich solle mal danach googeln. Leider dauerte es bis Vorgestern, bis ich es endlich in die Tat umsetzte und ich muss gestehen, ich war wirklich baff, was ich bezüglich O.A. und vor allem seiner Heilung lesen durfte. Naja und so bin ich DANKBAR auf dieses Forum aufmerksam geworden und fasse neuen Mut und vor allem Hoffnung, doch noch mal (und zwar ENDGÜLTIG) von diesem verdammt-verfluchten Craving (und somit dem Alkoholkonsum) loszukommen….
Vielleicht noch interessant:
Bezüglich meiner seit ca. 2003 andauernden Depressionen, verschrieb mir mein „3.Hausarzt“ vor einigen Monaten (zum Glück) „Citalopram“ (20mg) und ich kann sagen, dass es mir trotz erneutem, beträchtlichen Alkoholkonsum, wesentlich besser geht, als in den vergangen 7 oder 8 Jahren!!!!!!!!!!!! Auch deshalb vertraue ich ihm und informiere mich jetzt endlich bezüglich „Baclofen“ – scheint fast zu schön, um wahr zu sein! DAS Wunder-Medikament??
Viele Fragen an Euch bleiben, aber diese Vorstellung im Forum sollte ja auch nur eine Vorstellung sein und bleiben.
Um eines GANZ und UNMISVERSTÄNDLICH klarzustellen: Mein Ziel ist die Erlangung von ununterbrochener Trockenheit bis an mein Lebensende. Nur, dass hier keine Missverständnisse aufkommen…
Mein Plan: Da mir mein 3.Hausarzt dem Namen AMEISEN immerhin aufgeschrieben hat, gehe ich mal et davon aus, dass er auch bereit ist, mir „Bac“ zu verschreiben – was für mich einen ECHTEN Hoffnungsschimmer darstellt – und vielleicht mehr als ein Schimmer…. Und wie ich hier im Forum lesen durfte, scheint es besser zu gehen, abstinent zu werden, wenn man VOR der Einnahme von „Bac“ einige Zeit/Tage abstinent ist. Das traue ich mir durchaus zu - weiß, dass ich es kann, aber es wäre eben WUNDERBAR, wenn nach einigen Tagen des KAMPFES um die Abstinenz, endlich DAUERHAFT Ruhe und Entspannung eintreten würde.
Und natürlich bleiben einige Fragen offen, (obwohl ich seit gestern Abend dieses Forum quasi „inhaliere“ um Info zu bekommen) wie z.B.: Wie oft tritt die Nebenwirkung von „Auf dem Brustkorb sitzt jemand“ auf? Anmerkung: Ich hatte 2001 einen „Spontan Pneumothorax“ und möchte deshalb das Risiko von Atemnot möglichst vermeiden….(so einen Sch… wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht)!
Und wie ergeht es Euch, den „Nehmenden“, bei einem offensichtlich doch auftretenden Rückfall? D.h. wirkt sich „Bac“ negativ bei Alkoholkonsum aus – und zwar wie?
Ich jedenfalls sehe in Baclofen DIE Chance, endlich abstinent und trocken leben zu können und werde es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit damit versuchen – denn das meiste Andere, hat mir bislang nicht dauerhaft helfen können…
In diesem Sinne,
dankbar für jede Antwort,
mit herzlichen, hoffnungsvollen Grüßen,
Euer Klotho
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