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Re: Hochdosierungsprojekt

Donnerstag 20. April 2017, 01:02

Hi Delle

Leben und Sterben gehen seltsame Wege. Meine Eltern wurden quasi mitten aus dem Leben gerissen, und das kann dann für für die Hinterbliebenen fast noch schmerzlicher sein. Meine Mutter, ansonsten bei bester Laune und Gesundheit, wurde mit knapp 68 Jahren wegen einer Lungenentzündung ins Spital eingeliefert. Ihre letzten Worte waren: "Reicht mir doch bitte mein Wolljäckchen, ich friere." Im Spital musste man sie schon rasch in ein künstliches Koma versetzen, nach 10 Tagen, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben, verstarb sie an „multiplem Organversagen“. Es war die Leber, sie war Alkoholikerin. Mein Vater, wenige Monate danach, er war 74, fiel tot vom Stuhl. Herzversagen. Ein paar Tage später fand man ihn. Er hatte kaum je Alkohol getrunken. Es schmerzt so sehr, wie immer es auch passiert.

DonQ

Re: Hochdosierungsprojekt

Donnerstag 4. Mai 2017, 22:19

Kurzes Update. In den letzten zwei Wochen hat sich einiges getan. Hier das Wesentliche:
Vater befindet sich auf der Palliativ-Station und ist bei unseren 3 Hospizen mit insgesamt nur 24 Plätzen angemeldet. Sobald ein Platz frei wird, wird er dort hin verlegt.

Die Mutter hält zwar Händchen, es scheint ihr aber egal zu sein wer das ist. Die Nachbarin und mich schaut sie fragend an, als ob sie fragen will "wer bist du?".

Da eine der Pflegekräfte mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass ich mich selbst um ein Bestattungsunternehmen und die Formalitäten kümmern muß, beschäftige ich mit dem Thema, da ich den Stress im Sterbefall nicht durchmachen möchte.

Es wird alles im Vorfeld geregelt. Auch für mich (vorsorglich).

Re: Hochdosierungsprojekt

Freitag 5. Mai 2017, 07:49

Lieber Delle

Es ist eine schlimme Zeit, die viele von uns irgendwann mal durchmachen müssen. Und sich jetzt mit den Formalitäten beschäftigen ist besser als beim Sterbefall.
Mein Vater ist vor 15 Jahren zuhause an Krebs gestorben, wurde bis zum letzten Moment von meiner Mutter gepflegt. Fast jeden Tag kam eine palliative Pflegefachfrau vorbei, um zu schauen, dass er keine Schmerzen hatte, die richtige Morphium-Dosierung, keinen Dekubitus usw.. Ich bin meiner Mutter noch immer dankbar, dass sie die Kraft gehabt hat, bis zum Ende für ihn zu sorgen.

Diese Kraft wünsche ich dir auch, Delle. Alles Gute gewünscht.

LG

Patrick

Re: Hochdosierungsprojekt

Freitag 5. Mai 2017, 08:49

Da schließe ich mich an. Bewundernswert, wie du diesen Weg mit deinen Eltern gehst.
Weiterhin viel Kraft Delle!

Re: Hochdosierungsprojekt

Freitag 5. Mai 2017, 10:14

Meine Hochachtung, lieber Delle, für deinen Einsatz auf dem Weg deiner Eltern !!!

Auch ich wünsche dir weiterhin von Herzen Kraft für dich und deine Eltern !!!

Ganz liebe Grüße von
Trudi

Re: Hochdosierungsprojekt

Freitag 5. Mai 2017, 11:07

Lieber Delle! :-h

Auch von mir alles Gute für dich!!! Super, wie Du das alles meisterst!!! :ymsmug:

Ich würde in so einer Situation ganz bestimmt durchdrehen...!!
Habe ja jetzt schon angst vor dieser Situation, obwohl meine Eltern noch leben...

Alles Liebe!
Liebe Grüße
Kornblume :-h

Re: Hochdosierungsprojekt

Freitag 5. Mai 2017, 13:08

Lieber Delle,

Du hast meinen allertiefsten Respekt!
Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft den Abschied von Deinem Vater durchzustehen.

Viele liebe Grüße
Nadine

Re: Hochdosierungsprojekt

Freitag 5. Mai 2017, 19:44

Lieber Delle

Wir sind in Gedanken bei Dir und senden Dir Kraft...

GLG
moon

Re: Hochdosierungsprojekt

Freitag 5. Mai 2017, 21:22

@Meine Vorredner: Viele Dank für den Zuspruch. Habe Vater heute besucht. Er versteht kaum etwas und ist nicht in der Lage ganze Sätze zu formulieren. Er hat die ganze Zeit auf die Nachbarin gewartet, obwohl sie nachweislich gestern bei ihm war, und er das vehement dementierte...

Zwischendurch meinte er, dass er spürt bald zu sterben. Das hat er der Nachbarin gestern auch öfter gesagt. Zwischendurch schläft er während des Sprechens auch ein...

Ich habe ihn zwar auf Geburts- und Heiratsurkunden angesprochen, aber mit der Frage konnte er nichts anfangen, Das sind halt Unterlagen, die bei einer Bestattung benötigt werden. Egal - soll sich das Bestattungsunternehmen drum kümmern. Die Kosten sind mir auch egal, da es auf einige Euro mehr oder weniger nicht ankommt.

Er ist halt ein "Pfennigfuchser" und fährt mit dem Auto mehrere km um 1 cent zu sparen, sieht aber nicht ein, dass er mehr für Sprit und sonstige KfZ-Ausgaben ausgibt.

Wenn ich ihm erzählen würde, dass es beim stationären Aufenthalt kein Pflegegeld gibt, würde er wahrscheinlich darauf bestehen nach hause entlassen zu werden um das Geld zu kassieren.

Deshalb bin ich mit der Nachbarin darüber einig ihm nichts davon zu erzählen. Und wenn er sagt, dass wir das Pflegegeld aufteilen sollen, sagen wir einfach alles klar...

Mit den Kontoauszügen die ich ihm regelmäßig bringe, kann er offenbar auch nicht viel anfangen.

Morgen besuche ich die Mutter und dann ist (hoffentlich) erstmal eine Woche Pause.

Kleine Anectode zum Schluß: Habe vorgestern eine Magazinsendung gesehen, wobei der Moderator offensichtlich die Zeit überzogen hat. Als der Wetterbericht fällig war, meinte er nur kurz "das Wetter wird morgen so schlecht, dass wir nicht drüber reden wollen" ablach

Das Wetter war am nächsten Tag tatsächlich nicht prickelnd :-?

Re: Hochdosierungsprojekt

Freitag 5. Mai 2017, 21:27

Lieber Delle,

auch ich möchte mich hier anschließen und Dir viel Kraft wünschen. Und Du weißt ja, wie Juli sagte, hier ist sicher 24 h am Tag und 365 Tage im Jahr jemand für Dich da.

LG Fallada

Ups jetzt hast Du auch gerade geschrieben...ich bin so froh, daß Du in der Lage bist, das Ganze so zu sehen wie Du das tust. Deine Haltung finde ich bewundernswert :hutab: .
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