Samstag 13. Juli 2013, 01:31
@bennter
Auch wenn es da nicht immer zu Vollrausch führte.
Bei mir auch nicht. Die binges werden oft von unschuldigen Gelegenheiten mit kleineren Alkoholmengen eingeläutet. Auszug aus meinem letzten Absturz: 1. Abend 1L Bier, 2. Abend nichts, 3. Abend 1L Wein (mässige Betrunkenheit, kein Absturz, konnte stoppen wegen Müdigkeit nach der Arbeit), nachher 4 Abende nichts (v.a. wegen Anwes. der Ehefrau), danach ein paar Tage lang das Äquivalent von grobgeschätzt 1 Flasche Hochproz./T. Seit ein paar Jahren wird am nächsten Tag ab und zu weitergetrunken, wenn noch Alkohol vom Vorabend im Körper ist. Am nächsten Morgen sind die Gedanken zwar subjektiv nüchtern, aber das kann täuschen. Letztlich habe ich in einem Artikel gelesen, wieviel Alkohol dann noch im Blut sein kann und habe sofort eingesehen, wie grob fahrlässig ich 2x in der Vergangenheit gewesen war, als ich in diesem 'vermeintlichen' nüchternen Zustand Auto gefahren bin. Entsetzlich! Wenn ich dann jemanden verletzt hätte oder schlimmer, ich hätte es mir selber ganz sicher nie mehr verziehen. Du hast zum Glück diese Erfahrung noch nicht gemacht. Resigniere also nicht, sonst geht's langsam jedoch unaufhaltsam in diese Richtung. Remember mein Bericht der A.K.V.S.?
Im Gegensatz zu dir macht es bei den Amöben "klick".Ja, das ist frustrierend. Kennst du die Markarismen in Matthäus 5,3-12? Darunter:
Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. Obwohl es in der Bibel sicher nicht so gemeint ist, wird dieser Ausdruck meist verwendet im Sinne von "einfacher geist, einfache freuden". Wieso gelingt es denen, und mir nicht? Das hat mich jahrelang gestört, genervt, war eifersüchtig. Das war eine Periode, in der auch ich nazisstisch war und (unbewusst) Leute geringschätzt habe. Ich hatte schnell Vorurteile, habe auch Leute aus dem gleichen Grund (Aussehen, Auftreten, Ausbildung) hochgejubelt.
Das mache ich nicht mehr, ausser dass ich jetzt noch geringschätzend auf den rog aus dieser Zeiten herabschaue. Verzeihen ist sehr wichtig. Ich kann es noch zu wenig.
Das wäre der neue Weg, das unbekannte Land, in das du nicht aufbrechen möchtestWie du weisst, lese ich die Berichte hier regelmässig wieder neu, und stehe immer still wenn ich Folgendes lese:
@jivaro hat geschrieben:Wenn Du es nicht schaffst Deine Lebensprioritäten anders zu "setzen" wird die Sache schief gehen. [...] Du brauchtest eine etwas andere Art der Begleitung, schauen, was wirklich hinter dem "vermeintlichen" Wunsch nach Rausch steckt....[...]Deine Sehnsucht nach Rausch. Dieser Gedanke/Wunsch hat eine grosse Macht über Dich, aber Du bist leider der einzige, der das ändern kann. Und es geht: ich zitiere immer wieder Viktor Frankl: "Der Mensch ist das Wesen, das auch anders kann."
Das Buch habe ich jetzt auch bestellt. Mittlerweile habe ich King (Frieder's Empfehlung) fast durch. Liest flott, ein page-turner. Hast du schon angefangen?
Und diese hier bestelle ich auch, dann reicht's wieder für 'ne Weile:
@Federico hat geschrieben:Inner Bonding: Becoming a Loving Adult to Your Inner Child. Keine Esotherik, es gibt weiterführende Literatur. Das Arbeitshandbuch für die Arbeit mit dem Inneren Kind ist zu empfehlen.
HedonistAb und zu verhalte ich mich witzig und frage z.B. einen guten Arbeitskollegen, der in Philosophie, vor allem den alten Griechen, interessiert ist und gerne mal einen zuviel trinkt, ob er jetzt ein Hedonist oder Epikurist sei (beide streben intrinsischen Genuss an). Er antwortet ironisch, 'Je suis spartan'

. Je nach Situation und Umstand gebe ich gerne zu, dass ich hedonistische Züge habe. Muss aber nicht unbedingt mit Alkohol verwoben sein.
Irgendetwas lässt dir glauben, dass es etwas Lustvolleres gibt.Mir auch. Aber was ist das Lustvollere, und wie erreichen wir es? Andere Reize sind gut, z.B. Papfl hat mir mal bungee-jumping empfohlen, aber die kommen nicht annähernd an Alkohol heran.
Wer (lange genug) sucht, der findet. Geduld ist bitter, aber Ihre Frucht ist süss (JJ Rousseau). Unser Freund baclofen ist uns behilflich darin. Wir müssen auch mit ihm Geduld haben. Irgendwo hier habe ich doch ein Thema 'Langzeiterfahrungen mit baclofen' gesehen, finde es aber nicht mehr.
Und wiederum jivaro - unwillkürlich kommt mir immer die Assoziation mit Dr. Schiwago in Gedanken, nicht böse gemeint - hat es mir während meinem Absturz vor einem Monat unmissverständlich und apodiktisch beigebracht und mittlerweile zweifele ich nicht im Geringsten daran)
@jivaro hat geschrieben:akzeptieren, dass Du "im Moment" eben mal für mindestens 6 Monate NICHTS konsumieren solltest. Ein Erlernen von "sozialem Trinken" ist derzeit in keiner Form und Weise machbar [...] Du musst erst ganz langsam mit Baclofen lernen, dass der Verzicht möglich und sinnvoll ist......wie ich immer sage Alkohol: jetzt nicht. Du brauchst Zeit um Dich an diese Freiheit zu gewöhnen, deine Rituale "umzumodeln"; hochtrabend ist es die neuronale Plastizität, die eben länger braucht....bis dann neue Muster "eingeschliffen", erlernt werden können.
Den Verlust der "Rauschzustände" und die Sehnsucht danach braucht elend viel Zeit
Ich habe den Text ausgedruckt, an einem diskreten Ort aber gut sichtbar in meinem Arbeitszimmer aufgehängt.
LG
rog