Montag 19. Dezember 2011, 21:13
Offener Brief an Olivier Ameisen aus dem Partner-Forum
Ich stelle diesen offenen Brief einer dankbaren Französin, in der deutschen Übersetzung ein. In unseren Ohren mag es ungewöhnlich dramatisch und emotional klingen, ich gebe zu bedenken dass keiner wissen kann, aus welchem Alptraum Cecile aufgewacht ist.
Es gab für mich drei wichtige Gründe, weshalb ich diesen Brief einstellen wollte:
1. Er soll all denen Mut machen, die noch Yo-Yo spielen und nicht damit zufrieden sind.
2. Kann er auf die Dosierungsfrage dem einen oder andern eine Antwort geben.
3. Ist es wieder mal eine gute Gelegenheit meine alte Binsenweisheit anzubringen: Geduld, Geduld, Geduld
LG Federico
Ich schreibe diesen Brief einem Freund, weil er er für uns alle einer ist.
Lieber Olivier,
Seit dem 29. Juli 2011 wollte ich eine Aussage zu meiner Heilung machen.
Am 29. Juli 2010, ich erinnere mich daran als wäre es gestern gewesen, das war der Tag an dem ich frei geworden bin.
Zum ersten Mal seit Jahren habe ich die Flasche nicht mehr gesehen, die vor meinen Augen war. Der Sklave, der nur an seine Ethanol Vorräte dachte, hatte seine Ketten endgültig zerbrochen, er wurde gleichgültig gegenüber Alkohol..
Ich habe diesen Trank am Ende meiner Adoleszenz kennengelernt, die Untiefen des Lebens haben bewirkt, dass er alltäglich benötigt wurde. Er half mir meinen Stress, meine Ängste zu vergessen, davon abzulenken.
Ich war in Abwehr fast mein ganzes Leben in Bezug auf Alkohol. Ich trank, und es war fast normal in dem Geisteszustand, in dem ich war. Ich brauchte einen Verbündeten, um voranzukommen.
Nach all den Jahren hatten mein Körper, mein Geist immer mehr Schwierigkeiten dieses System aufrecht zu erhalten, das Craving wurde immer stärker.
Ich tat gar nichts mehr, ich blieb Stunden vor dem Fernseher oder verschlief den Tag. Ich ging nicht aus, hatte keine Freunde mehr, ich schnitt mich immer mehr von der Welt ab. Ich hörte auf mich zu pflegen, die Folter der völligen Abstinenz wollte ich dennoch nicht ertragen.
Eines Abends habe ich eine Sendung im Fernsehen gesehen, einen Beitrag über Baclofène und über Ihr Buch „Das letztes Glas“. Ich habe es in den folgenden Tagen gekauft, mit Gier gelesen, mich darin wiedererkannt und ich habe die Bearbeitung begonnen. Aber während 18 Monaten ließ ich mich mehr von anderen Gesundheitsproblemen beunruhigen, statt an meiner Krankheit zu arbeiten. Ich nahm zwischen 40 und 60mg Baclofène und ich habe Yo-Yo über acht bis zehn Monate mit Alkohol gespielt. Jedoch bemerkte ich, dass mein Verbrauch an einigen Tagen um die Hälfte reduziert wurde.
Dann, müde mich im Kreise zu drehen, habe ich beschlossen mich endlich in das Abenteuer zu stürzen. Das war wie in einem Schnellzug und hat nur wenige Wochen gedauert. Ich bin in 30mg-Schritten alle 5 bis 10 Tage nach oben gegangen. Ab 100mg hatte ich zwar erhebliche Nebenwirkungen aber es war leicht erträglich, im Vergleich zu den Nebenwirkungen des Alkohols.
Meine Schwellendosis erreichte ich bei 160mg, diese wunderbare Gleichgültigkeit ist ab da über mich gekommen.
Von da an habe ich nur selten 1 Glas getrunken, die Flasche wurde danach wieder verschlossen. Ich lebe nicht vollkommen abstinent, ich bin am Leben, gesund und trete selbstbewusst auf. Ich bin anderen Menschen gegenüber frei und fühle mich gleichwertig. Baclofène hat mir meine Würde zurückgegeben.
Ich bin nicht mehr dieser Paria, diese Kranke, aus der das Laster ständig schreit.
Lieber Olivier, ich werde Ihnen niemals genug danken können. Dafür dass Sie dieses Arzneimittel an sich selbst getestet haben und Ihre Geschichte der Welt nicht vorenthalten haben.
Glauben Sie bitte an meine tiefste Anerkennung und an meine größte Freundschaft.
Cecile