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lisa64
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Betreff des Beitrags: Wikipedia-Eintrag Baclofen Verfasst: Freitag 4. April 2014, 10:24 |
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Registriert: Dienstag 19. November 2013, 14:31 Beiträge: 854 Wohnort: Schweiz
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Kürzlich erfolgte Ergänzungen am Wiki-Beitrag über Baclofen anlässlich der französischen RTU (Erwähnung der RTU, Links zur Beobachtungsstudie von Beaurepaire und Feldstudien), rufen Kritik hervor: http://de.wikipedia.org/wiki/BaclofenZitat: Andere Anwendungsgebiete Dieser Abschnitt bedarf einer Überarbeitung: Die überaus positive Bewertung im Abschnitt ist einseitig. Gibt es negative Kritik? Negative Studien? Einschätzungen von Fachstellen? Etc. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. Wem gilt der Appell? ist die Frage des Tages. "Die überaus positive Bewertung im Abschnitt ist einseitig." Vorab: Ist das Urteil "überaus positive Bewertung" als solches ausgewogen? Ist diese Beurteilung berechtigt und qualifiziert? Gibt es "negative" Kritik/Studien? Im Sinne der Ausgewogenheit ist es angebracht, solche zu ergänzen. Also Bitte an jene, die sich damit befassen: Wo sind aktuelle wissenschaftliche Studien zu finden, die sich negativ zur Wirksamkeit von Baclofen äussern? lg Lisa
_________________ Der Andersdenkende ist kein Idiot, er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert. Paul Watzlawick
Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird. Heinz von Foerster
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Wikipedia-Eintrag Baclofen Verfasst: Freitag 4. April 2014, 10:57 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@Lisa, Wikipedia ist schwierig, ich hatte Dich gewarnt. Um den lästigen Hinweis zu entfernen, habe ich eingefügt: Zitat: Eine klinische Studie 2010, James Garbutt et al. USA, fand dagegen keine signifikanten Ergebnisse gegenüber Placebo.[23] Irgendjemandem scheint das nicht zu reichen. Was also tun? Zitierfähige Kritik oder negative Erfahrungen sind mir nicht bekannt*. Einzige Möglichkeit, eine zermürbende Diskussion in Wikipedia beginnen. LG Federico *möglicherweise bin ich auch Betriebsblind.
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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lisa64
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Betreff des Beitrags: Re: Wikipedia-Eintrag Baclofen Verfasst: Freitag 4. April 2014, 12:16 |
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Registriert: Dienstag 19. November 2013, 14:31 Beiträge: 854 Wohnort: Schweiz
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Zitat: @Lisa, Wikipedia ist schwierig, ich hatte Dich gewarnt.  Ich nehme die Kritik ja nicht persönlich. Die Garbutt-Studie ist mittlerweile 4 Jahre alt und wir wissen, dass das zugrunde liegende Studiendesign schlicht falsch war: Die Studie ging über 12 Wochen mit fix festgelegten 30 mg / Tag... Garbutt äussert sich zwar bezüglich Angst positiv: Zitat: Baclofen was associated with a significant reduction in state anxiety (F(1,73)=5.39, p=0.02). ... lässt diesen Punkt aber dann in seinen Conclusions unter den Tisch fallen: Zitat: Additional clinical trial work is necessary to establish whether baclofen does or does not have therapeutic efficacy in alcohol dependence and, if it does, what factors are predictive of response. Diskutieren wieso nicht? Mit wem, wäre spannend herauszufinden Mal sehen. lg Lisa
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lisa64
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Betreff des Beitrags: Re: Wikipedia-Eintrag Baclofen Verfasst: Sonntag 6. April 2014, 18:26 |
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Registriert: Dienstag 19. November 2013, 14:31 Beiträge: 854 Wohnort: Schweiz
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James Garbutt, MD (University of North Carolina, Chapel Hill) rekrutiert für eine neue Studie - wurde die schon mal im Forum erwähnt? Efficacy and Safety of High Dose Baclofen for Alcohol Dependencehttp://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT01980706?term=baclofen&no_unk=Y&cond=%22Alcoholism%22&state1=NA%3AUS%3ANC&rank=1Der 30mg-Mann wagt sich an High-Dose-Baclofen (90 mg...  ): Das Studiendesign, wenn ich richtig übersetze: Für je die Hälfte der Probanden wird entweder eine fixe Dosis 30mg oder 90mg getestet. Negativ: Die fundierten französischen Erfahrungen mit der Wirksamkeit durch individualisierte Dosierungen werden ausser Acht gelassen. Garbutt fängt quasi bei 0.1 an, zieht aber zumindest in Betracht, dass mehr als die von ihm zuvor untersuchten 30mg nötig sein könnten. Seine vorherige Studie hatte keine Überlegenheit der Standard-Dosis Baclofen von 30mg/Tag gegenüber Placebo ergeben. (Wen wunderts?) Positiv: Die Formulierung des Studienbeschrieb: Zitat: Alcohol dependence (AD) is a common problem with significant health consequences. Treatment of AD is evolving to include both counseling methods and medications. Several medications have been discovered, that show efficacy in AD, e.g. naltrexone, acamprosate. However, the overall effect of existing medications is modest leaving a clear need for the development of new pharmacotherapies. The gamma-aminobutyric acid (GABA)-B receptor agonist baclofen has attracted attention as a potential new medication for AD based on preclinical data and early clinical trials. Baclofen is an FDA approved medication with an excellent safety profile even for patients with liver cirrhosis—a not uncommon consequence of AD. Questions have arisen with regards to the efficacy of baclofen and whether higher doses of baclofen are safe and more effective than the prior tested dose of 30 mg/ day. There is emerging evidence that severity of dependence is positively associated with baclofen response. The main goal of the present proposal is to test the efficacy and safety of 30 mg/d and 90 mg/d of baclofen compared to placebo controlling for severity of dependence as assessed by drinks/drinking day. A primary secondary goal will examine for an anxiolytic effect of baclofen. Ebenfalls positiv: Zweites Untersuchungsziel / Outcome Measure ist der angstlösende Effekt von Baclofen. Und sollte dies alles schon irgendwo stehen - ich leiste Abbitte, gefunden habe ich nichts. lg Lisa
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Wikipedia-Eintrag Baclofen Verfasst: Sonntag 6. April 2014, 20:22 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@Lisa,
bei seinem bekannten Tempo dürften die Ergebnisse weit nach der erweiterten Zulassung in Frankreich, vielleicht sogar in Deutschland bekannt werden.
Die erste Studie zog sich über 8 Jahre hin.
LG Federico
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lisa64
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Betreff des Beitrags: Re: Wikipedia-Eintrag Baclofen Verfasst: Mittwoch 23. April 2014, 05:30 |
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Registriert: Dienstag 19. November 2013, 14:31 Beiträge: 854 Wohnort: Schweiz
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Ich habe ich mir die alte und die neue Garbutt Studie nochmals genauer angesehen. Dabei ist mir unangenehm aufgefallen: Ausschluss-Kriterium bei der Rekrutierung: in beiden Studien ausgeschlossen sind "individuals requiring inpatient treatment or more intense outpatient treatment for their alcohol dependence." Kurz: Baclofen und sonst gar nichts, zwingend. Das entspricht der "einfachen Ersatzhandlung, das Trinken von Alkohol gegen die Einnahme eines Medikamentes zu tauschen" und "unterläuft psychotherapeutische Konzepte", wie der Baclofen-Behandlung durch Tom Bschor vorgehalten wird. Allerdings wurden die Studienteilnehmer der ersten Garbutt-Studie angehalten, AA-Meetings zu besuchen. Ob das befolgt wurde, geht nicht hervor. Wir wissen aber, AA-Einfluss kann durchaus negativ sein. Wir alle wissen auch, das kann es nicht sein: Pille werfen und auf ein Wunder warten, ohne sich um Veränderung zu bemühen. Einschluss-Kriterium im neuen Garbutt-Studiendesign ist: "Express a desire to achieve abstinence or to greatly reduce alcohol consumption." Der Ausdruck des Wunsches, Abstinenz oder eine massgebliche Alkoholkonsum-Reduktion zu erreichen, ist erwünscht, ja Bedingung (man staune!) Damit würde die Studie dann allerdings wohl für Tom Bschorr wieder anzweifelbar: Eine hohe Motivation zur Abstinenz verfälscht seines Erachtens die Relevanz der Studienergebnisse (siehe http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article126229389/Pille-gegen-Alkoholsucht-laesst-auf-sich-warten.html. So disqualifiziert er Studien, in denen Patienten mit Placebo oder Baclofen einen unerwartet hohen Erfolg erreichten, lässig und verallgemeinernd: "Zudem sei selbst in der Gruppe jener, die ein Placebo bekamen, eine dramatische Reduktion des Alkoholkonsums zu bemerken gewesen – die Teilnehmer waren also ohnehin schon bereit, etwas gegen ihre Sucht zu unternehmen." lg Lisa
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Wikipedia-Eintrag Baclofen Verfasst: Mittwoch 23. April 2014, 10:50 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Das war dann die Steilvorlage, die zu diesem Goal führte: Journal of Clinical Psychopharmacology: August 2012 - Volume 32 - Issue 4 Efficacy and Safety of Levetiracetam for the Prevention of Alcohol Relapse in Recently Detoxified Alcohol-Dependent Patients: A Randomized TrialDas getestet Medikament mit dem Handelsnamen Keppra® (Levetiracetam), wurde 1985 weltweit zugelassen und ist demzufolge heute als Generika erhältlich. Auch wichtig: es wird nicht in der Leber verstoffwechselt. Hinweise auf eine vermutete Wirksamkeit gab es lediglich in 2 kleinen Versuchsanordnungen mit Ratten und Mäusen.Der erste Satz des Abstracts offenbart Erstaunliches: Antiepileptika haben gezeigt, dass sie Alkoholkonsum reduzieren oder Rückfälle bei Patienten mit Alkoholismus verhindern können. Soweit mir bekannt, haben lediglich Topiramat und Carbamazepin diese Wirkung in bescheidenem Umfang gezeigt.Das enttäuschende Ergebnis der Studie: Unsere Daten unterstützen keine signifikante Wirkung von LEV zur Rückfallprävention bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit in den ersten 16 Wochen der Abstinenz. Wer die Liste der teilnehmenden Ärzte und Institutionen überfliegt, bleibt schnell an weiteren (verdächtigen) Namen hängen. So erklärt sich auch logisch die relativ große Zahl an Probanden (>200) sowie die Vorgehensweise. Qualifizierte Entgiftungsstationen machen's möglich. Ob es ethisch und moralisch vertretbar ist, mit Entgiftungspatienten eine Studie gegen Placebo zu machen, ist eine andere Frage, bei der ich zwischen Aggressionen und Depressionen schwanke.Alle weiteren Suchergebnisse mit Suchwort „Bschor Tom“, ergaben keine weiteren Treffer die ihn als Suchtexperten ausgewiesen hätten. Seine Majorkompetenzen liegen in der Behandlung von Depressionen und deren Behandlung mit Lithium.
Spontan fallen mir letzte Worte von Olivier Ameisen anlässlich des Kolloquiums vom 3. Juni 2013 in Bezug auf die RTU ein: „Der gesunde Menschenverstand wird sich immer durchsetzen.“ Womit ich wieder bei Wikipedia wäre. LG Federico Der Vollständigkeit halber, hier der Link zu Clinicaltrials.com
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praxx
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Betreff des Beitrags: Re: Wikipedia-Eintrag Baclofen Verfasst: Mittwoch 23. April 2014, 16:16 |
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Registriert: Montag 22. März 2010, 14:32 Beiträge: 485 Wohnort: Oberhausen
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Naja, immerhin ist Bschor Vortragsredner in Lundbeck-Diensten - guckst du hier http://www.akdae.de/Kommission/Organisation/Mitglieder/DoI/Bschor.pdfDie Liste hat schon was für ein "außerordentliches Mitglied der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft" - die beraten z.B. den G-BA bei seinen Stellungnahmen etwa zur Behandlung mit Nalmefene LG Praxx
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Wikipedia-Eintrag Baclofen Verfasst: Mittwoch 23. April 2014, 17:58 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Da ist es gut zu wissen, dass es bei Ärzten die für Baclofen eintreten, derartige „Schmutzeleien“ (O-Ton Horst Seehofer), aus naheliegenden Gründen nicht geben kann.
LG Federico
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lisa64
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Betreff des Beitrags: Re: Wikipedia-Eintrag Baclofen Verfasst: Donnerstag 24. April 2014, 07:20 |
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Registriert: Dienstag 19. November 2013, 14:31 Beiträge: 854 Wohnort: Schweiz
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Ich bin erstmal baff... denn man muss Herrn Bschorr mit der Teilnahme an dieser Studie einen unerwarteten Forscherdrang nach Rückfall-prophylaktisch wirksamen Medikamenten zugestehen. Federico hat geschrieben: Der erste Satz des Abstracts offenbart Erstaunliches: Antiepileptika haben gezeigt, dass sie Alkoholkonsum reduzieren oder Rückfälle bei Patienten mit Alkoholismus verhindern können. Baclofen wurde ursprünglich auch als Antiepileptikum konzipiert... Antiepileptika werden auch off-label bei Depressionen eingesetzt. Mir wird immer klarer, dass sich die strikte Ablehnung der Baclofen-Behandlung auf die "Baclofen-Bewegung" bezieht statt auf die Möglichkeit, dass es ein unterstützendes Medikament geben KÖNNTE. lg Lisa
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