Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: france inter - Muss man Angst vor Baclofen haben?
BeitragVerfasst: Freitag 7. April 2017, 08:51 
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Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10
Beiträge: 1683
france inter, 6.April 2017

Dr. Dominique Dupagneist ist ein Arzt und Blogger. Er berichtet über die 'übertriebene' Selbstmordgefahr, die mit Baclofen im Zusammenhang stehen soll (ab der zweiten Hälfte des Artikels).

(frei übersetzt von rog)

Es wurden Selbsttötungen im Zusammenhang mit dem Top-Medikament signalisiert.
Wird dadurch der Wert dieses Medikaments in Frage gestellt?


Dr. Dominique Dupagne hat Baclofen geprüft, das Medikament, das die medizinische Behandlung von Alkoholismus revolutionierte, als es für 40 Jahre verkauft wurde um Muskelspasmen zu behandeln.

Dies ist eine zufällige Entdeckung, dass man einem Kardiologen verdankt, der selber von Alkoholismus betroffen war. Er hatte gehört von Krankheiten, die mit Baclofen behandelt, das Craving nach Alkohol verringert hat. Er hatte das Medikament erfolgreich an sich getestet und hat seit 2004 gekämpft für die Erkennung dieses Medikaments im Kampf gegen den Alkoholismus.

Diese medizinische Entdeckung, ohne Zweifel die wichtigste Entdeckung dieses Jahrhunderts in Bezug auf der öffentlichen Gesundheit, stammt nicht aus der akademischen Forschung, sondern ein alkoholkranker, von der Gemeinschaft unterstützter Arzt hat das entdeckt. Und außerdem, wie zu oft in dieser Situation, die Universität und die Gesundheitsbehörde haben sich gegen diese revolutionäre Verwendung von Baclofen gewehrt. Sie wurden vielleicht beeinflusst von der Pharmaindustrie, die verärgert zusahen, wie ihre neulichen Medikamente [u.a. selincro, rog] von einem alten Molekül verspottet wurden.
Glücklicherweise haben sich die Verwaltungskontrollen vor kurzem aufgeweicht und Baclofen wird immer einfacher verschrieben. Für diejenigen, die immer noch an der Wirksamkeit zweifeln, antwortete Dominique Dupagne „Die Statistiken sind da für die Verlierer.“

Diese Aussage des Pharmakologen bedeutet, dass, wenn ein Medikament untersucht wird, das die Heilungsrate von einer schweren Krankheit von 0 bis 20% erhöht, es nicht nötig ist, komplizierte Studien und komplexe statistische Analysen zu machen, um seine Effizienz zu etablieren. Es brauchte auch keine statistischen Untersuchungen um den Wert von Penicillin zu beweisen.

Allerdings ist Baclofen kein harmloses Produkt, vor allem bei den hohen Dosen, die notwendig sind, um den Alkoholismus zu behandeln. Benommenheit und Übelkeit sind besonders häufig, und die Intensität dieser Nebenwirkungen erfordern oft das Abbrechen der Behandlung. Es wurde [in Le Monde] von medikamentösem Selbstmord mit hohen Dosen von Baclofen berichtet. In der Tat sind Alkoholiker leider einem hohen Selbstmordrisiko ausgesetzt, und es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass Baclofen dieses Risiko erhöht.

Für Dr. Dupagne ist der wahrscheinliche Nutzen in Bezug auf gerettete Leben derart, dass er nicht durch einige Todesfälle gegenüber jährlich 20.000 Franzosen, die jährlich an Alkohol sterben, in Frage gestellt werden sollte. Er erinnerte daran, dass der Kampf gegen die Sucht nach Alkohol sich nicht auf Medikamente beschränkt: Selbsthilfegruppen sind eine weitere effektive Möglichkeit, die Alkoholabhängigkeit zu meistern.

LG

Patrick


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 Betreff des Beitrags: Re: france inter - Muss man Angst vor Baclofen haben?
BeitragVerfasst: Freitag 7. April 2017, 23:24 
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Beiträge: 2608
Wohnort: Schweiz
rog hat geschrieben:
Allerdings ist Baclofen kein harmloses Produkt, vor allem bei den hohen Dosen, die notwendig sind, um den Alkoholismus zu behandeln. Benommenheit und Übelkeit sind besonders häufig, und die Intensität dieser Nebenwirkungen erfordern oft das Abbrechen der Behandlung. Es wurde [in Le Monde] von medikamentösem Selbstmord mit hohen Dosen von Baclofen berichtet.
Es ist mit frei erhältlichen Medikamenten ohne grossen Aufwand möglich dem Leben ein Ende zu bereiten.

Aspirin: Bei täglicher Einnahme kann es aufgrund der Blutverdünnung zu Magenblutungen oder Hirnblutungen führen. Eine kritische Magenblutung habe ich selber mal erlebt... Nottransport in die Intensivstation. Das Hämoglobin war aufgrund des Blutverlustes in einem kritischen Bereich. Eine Transfusion wäre angesagt gewesen. Wollte ich nicht und habe es nach ein paar Wochen wieder in den Griff bekommen.

Panadol: (Paracetamol) Eine einmalige Überdosis mit Suizidabsicht führt zu einem nicht reversiblen Leberversagen. Innert Tagen führt dies zu einem Tod, den ich nicht erleben möchte.

Dies nur 2 Beispiele von frei käuflichen Medikamenten, welche ich wesentlich gefährlicher einstufe als Baclofen...

LG
moon

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„Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“
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 Betreff des Beitrags: Re: france inter - Muss man Angst vor Baclofen haben?
BeitragVerfasst: Samstag 8. April 2017, 00:41 
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Beiträge: 256
Hallo Rog

Herzlichen Dank für das Fundstück. Ebenso übel haute „Le Monde“ am vergangenen Dienstag mit dieser Überschrift auf den Schlamm:


Leider ist der Artikel kostenpflichtig, aber Samuel Blaise, der Präsident der „Association Olivier Ameisen“, hat sich auf Twitter über diese unvollständige und tendenziöse Darstellung schon mal mächtig aufgeregt:

Bild

Bisher erschienen im Nachgang zur Verlängerung der RTU vom vergangenen 16. März Dutzende Französische Beiträge in Presse, Funk und Fernsehen, und bis auf die Ausnahme von „france inter“ und eben jener von „Le Monde“ waren alle sehr positiv.

Selbsttötungsversuche von Alkoholabhängigen mit Medikamenten kommen vor, Ja. Nur sind sie selten so erfolglos wie mit Baclofen. Bei allen bisher bekannten kritischen Fällen spielten auch Mischintoxikationen eine ganz erhebliche Rolle, dem Medikament Baclofen die Schuld in die Schuhe zu schieben ist unhaltbar und unredlich. Zudem widerspricht diese Art Panikmache allen bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Französischen Pharmakoviglianz, die ja mit der Untersuchung der „Gefährlichkeit“ von Baclofen in all diesen Jahren mehr als nur gründlich und pingelig war.

DonQ

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Zuletzt geändert von DonQ am Samstag 8. April 2017, 00:45, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: france inter - Muss man Angst vor Baclofen haben?
BeitragVerfasst: Samstag 8. April 2017, 00:45 
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DonQ hat geschrieben:
dem Medikament Baclofen die Schuld in die Schuhe zu schieben ist unhaltbar und unredlich.
Klare Aussage! Danke DonQ.

LG
moon

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 Betreff des Beitrags: Re: france inter - Muss man Angst vor Baclofen haben?
BeitragVerfasst: Samstag 8. April 2017, 07:25 
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Beiträge: 1457
Jetzt muss man sagen, dass Dr. Dominique Dupagneist sich in france inter eindeutig für die Verwendung von Baclofen zur Behandlung der Alkoholkrankheit ausgesprochen hat.

Dennoch ist es hanebüchen, dass dieses Thema in Bezug auf Baclofen jetzt und im Zusammenhang mit der Alkoholkrankheit diskutiert wird. Baclofen wird seit fast 50 Jahren zur Behandlung der Spastiken bei Multiple Sklerose eingesetzt, einer Erkrankung, die aufgrund ihrer Schwere und ihres Verlaufs sehr häufig mit Suizidalität verbunden ist, und hier taucht das Thema eben nicht auf. Und – bei schweren Verläufen wird auch hier Baclofen in hoher Dosierung (weit über der im Beipackzettel empfohlenen) angewendet.

@moonriver: vielen Dank, was deinen Kommentar über freiverkäufliche Medikamente anbetrifft. Dem stimme ich voll zu!

LG Fallada

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 Betreff des Beitrags: Re: france inter - Muss man Angst vor Baclofen haben?
BeitragVerfasst: Samstag 8. April 2017, 21:50 
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Beiträge: 256
Hallo Fallada

Fallada hat geschrieben:
Jetzt muss man sagen, dass Dr. Dominique Dupagneist sich in france inter eindeutig für die Verwendung von Baclofen zur Behandlung der Alkoholkrankheit ausgesprochen hat.

Ja, klar, das stimmt. Aber es geht halt um diese alarmistischen und fett gedruckten Artikelüberschriften. Viele Leute lesen eben nur das und blättern respektive klicken dann zur nächsten Seite.

Und wo ich da da grad so schön am Meckern bin: Die „Société française d'alcoologie (SFA)“, die größte und einflussreichste Suchtmedizinische Fachvereinigung Frankreichs, konnte den Verdacht auf Interessenkonflikte zu Gunsten der Firma Lundbeck und dessen Medikament Selincro nie wirklich ausräumen. Nach einem entsprechenden Hinweis aus der Ärzteschaft rief das jetzt sogar die „Direction générale de la santé (DGS)“ und die „Haute autorité de la santé (HAS)“ auf den Plan. Was die DGS und die HAS für eine genaue Bedeutung haben, kann ich jetzt nicht sagen, da stecke ich zu wenig drin. Jedenfalls klingen die Namen ziemlich wichtig Bild.

Wie auch immer: „La Tribune“ widmete der Sache am vergangenen 20. März einen eigenen Artikel:


Es geht um das alte leidige Thema, d.h. um die Frage, inwiefern dieser wichtige Fachverband das Medikament Selincro portiert und in ihren Anwendungsempfehlungen bevorzugt, während Baclofen links liegen gelassen, vernachlässigt und sogar insgeheim bekämpft wird. Tatsächlich konnte nachgewiesen werden, dass Personen in der Führungsebene der SFA von erheblichen Zuwendungen der Firma Lundbeck profitierten. Die SFA weist ihrerseits allen Verdacht von sich und betont, dass nach Analyse der Vorwürfe alle bisherigen Maßnahmen und Anwendungsempfehlungen des Verbandes den strengen internen Richtlinien bezüglich Interessenskonflikten entsprochen haben.

Wie gesagt: Die „Société française d'alcoologie (SFA)“ hat sehr großen Einfluss, und es wird immer mal wieder geunkt, das gewisse Funktionäre gewissen Journalisten gewisse Dinge in die Feder diktieren.

Die einfachen Mitglieder der SFA, welche an der „Front“ ihre Patienten behandeln, lässt das alles ziemlich unbeeindruckt, sie stimmen vielmehr mit ihren Füssen respektive mit ihren Rezeptblöcken ab und verschreiben ungeachtet der Empfehlungen ihrer Verbandsoberen viel lieber Baclofen als Selincro.

DonQ

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„Die Gerichtshöfe der Moral kennen keine Strafprozessordnung“ (Hermann Lübbe) Erklärung …


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 Betreff des Beitrags: Re: france inter - Muss man Angst vor Baclofen haben?
BeitragVerfasst: Sonntag 9. April 2017, 13:34 
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Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10
Beiträge: 1683
Hallo DonQ

Ja, den Artikel von Le Monde habe ich auch gelesen. Und es ist typisch der heutigen Zeit, dass negative News schneller und lieber konsumiert wird als positive Nachrichten, die dem 'kleinen Mann' leider nicht sensationell sind und daher langweilig. Die Presse weiss das, und bei der geringsten spektakulären Nachricht werfen sie sich wie Hyenas drauf, berichten unnuanziert, statistiklos, unfundiert. Viele renommierte Zeitungen übernehmen die Taktiken der Boulevard-Zeitungen; der Durchschnittsleser will nicht gelangweilt sein, er will kurz gefasste Sensation. Und weil er nie gelernt hat, kritisch zu lesen, wird der Wahrheitsgehalt als selbstverständlich angenommen.

Dennoch kein Grund zur Verzweiflung. Wir sind Idealisten und lassen uns keineswegs durch diese kontroversielle Benachrichtigung von unserer Richtung Vorwärts ablenken. Der Siegeszug Baclofens ist unaufhaltsam, der point of no return schon längst vorbei.

LG

Patrick


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