Sonntag 9. Mai 2010, 02:16
Der Switch per Definition bedeutet eigentlich nur weiter zu trinken und hochzudosieren bis man plötzlich kein Verlangen mehr nach Alkohol hat. Meiner Meinung nach ist das völliger Blödsinn.
Dein "Switch" ist viel besser, angenehmer und ungefährlicher. Ich freue mich ehrlich für dich.
Lange bevor ich Alkoholikerin wurde, habe ich ständig Schwierigkeiten gehabt (ohne Alkohol) mit Leuten zu reden. Ich war ständig nervös und angespannt und Entscheidungen konnten ich auch nicht treffen. Wenn mir mein Chef beim Arbeiten zuschaute, bin ich innerlich zusammengezuckt. Egal ob Kompliment oder negative Kritik ständig hatte ich das Gefühl des Misstrauens gegenüber meiner Umwelt. Ich habe mich ständig herumschubsen lassen, hab nie gesagt, wenn mich etwas störte, da ich ja Abends die Probleme zeitweise wegtrinken konnte.
Dies führte dazu, dass ich in meinem Leben (bin 28) nur eine einzige ernsthafte Beziehung hatte, obwohl mir oft genug gesagt wurde, dass ich nicht unattraktiv wäre. Meine ständige Selbstzweifel und mein Misstrauen gegenüber anderen führte dazu, dass ich nie wirklich auf Menschen einging. Ich wurde zwar immer als sehr gute Zuhörerin bezeichnet, aber nur wenn ich betrunken genug war, konnte ich von meinen eigenen Problemen reden und selbst dann auch nicht vollständig.
Ich hab ein Studium hinter mir, dass mir niemals gefallen hat (welche Frau will schon in der IT-Branche arbeiten?

), hab jedoch, obwohl ich 7 Jahre (!) lang dauerstudiert habe, nie die Entscheidung treffen können, es einfach abzubrechen und etwas anzufangen, was mir gefallen hätte.
Seitdem ich im Berufsleben eingestiegen bin, war ich mindestens 30 Prozent der Zeit krank geschrieben. Dies war nicht nur, weil ich ständig verkatert war, sondern weil ich mir andauernd Krankheiten eingebildet habe.
Das Schlimmste war im März vergangenen Jahres als bei mir ein Puls von 108 gemessen wurde und ein Blutdruck von 140. Die Ärzte rätselten, warum mein Herz so raste und konnten nichts finden. Heute weiß ich, dass es permanente Angst war.
Erst nachdem ich mit Baclofen angefangen und mit Alkohol aufgehört habe, hörte das alles auf. Ich finde es wichtig zu erwähnen, dass ein Großteil der positiven Nebenwirkungen auch der Abstinenz zu verdanken ist.