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emelie
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Betreff des Beitrags: Outen Verfasst: Mittwoch 3. März 2010, 17:49 |
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Registriert: Dienstag 2. März 2010, 11:17 Beiträge: 575
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Hallo Elgarlopin
genau das ist der Punkt der Punkte..... sich outen. Davor haben die meisten Alkoholiker Angst und zum Teil mit Recht.
Die Toleranz gegenüber dieser Krankheit ist in der Gesellschaft zwar grösser geworden, aber leider gibt es immer noch das schleckliche Klischee des "Säufers" und noch Schlimmer... der "Trinkerin". Da muss sich noch viel verändern
 Emelie
uppsss......... hab irrtümlich ein neues Thema erstellt.... sollte als Antwort unter "meine Meinung" 
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nuggetsurfer
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Samstag 20. März 2010, 11:48 |
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Registriert: Samstag 9. Januar 2010, 12:21 Beiträge: 7 Wohnort: Karlsruhe
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Hallo emelie,
ich bin ganz deiner Meinung. In der Langzeit wurde uns gesagt wir sollen bei Bewerbungsgesprächen bzw. dem Arbeitgeber mitteilen, dass wir Alkoholkrank sind. Dies sei ein Schutz für uns selbst, denn so sei auch in den Betrieben ein "bseonderes Augenmerk" auf uns gerichtet. Ich habe es nicht getan und bin gut damit gefahren. Wir wurden in der Gruppe auch schon gefragt: warum warten bis es zu spät ist (Entgiftung) und nicht gleich etwas tun (z.B. Hausarzt). Wenn ich merke, dass ich es alleine nicht mehr schaffe gehe ich eher zur Entgiftung als zum Hausarzt. Im Wartezimmer des Hausarztes hat doch eher keiner Verständnis für die Krankheit und man wird automatisch dem Klischee des "Säufers und der Trinkerin" zugeordnet. Diesen Ruf wieder loszubekommen, naja dann will ich mich eher nicht outen.
Viele Grüße
nuggetsurfer
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anima
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Samstag 20. März 2010, 12:14 |
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Registriert: Freitag 19. März 2010, 12:20 Beiträge: 119
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Ja, ich sehe das auch so. Ich frage mich manchmal, ob es gerade bei diesem Thema um so eine Art "Getroffene-Hunde-bellen"-Schema handelt. Wenn die Statistiken über den Anteil alkoholmißbrauchender bzw. -abhängiger Menschen an der Gesamtbevölkerung stimmen und man sich dann mal hinsetzt und den Anteil der Bevölkerung von unter 12 abzieht und dann die Rechnung nochmal neu aufmacht...finde ich das schon nachdenkenswert. Es wäre für alle Betroffenen eine enorme Erleichterung, wenn sie frei von Schuldgefühlen und zusätzlichen Minderwertigkeitskomplexen, die sich durch die Stigmatisierung zwangsläufig fast allen einstellen, agieren könnten. Ich neige manchmal zu Trotzreaktionen, wenn ich bestimmte Umstände überhaupt nicht einsehen mag und ich habe beschlossen, mich wegen meiner Sucht nicht mehr selbst fertig zu machen. Ich habe mich per Mail bei ehemaligen Freunden, die mir nach meinem Outing eher mit einem leichten Ekelgefühl gegenübertraten, verabschiedet und schaue jetzt mal, wer damit umgehen kann. Gegenüber Menschen, bei denen ich von vornherein davon ausgehe, das ich da auf Ablehnung stoße, oute ich mich nicht, im Job schon gar nicht (siehe Existenzangst). Ich weiß jetzt, wer meine wahren Freunde sind, nämlich die, die ganz warmherzig und gerührt auf mein Outing reagiert haben und mir sagten, dass ich nicht in ihrem Ansehen gesunken bin, eher im Gegenteil und die mich emotional auf meinem Weg unterstützen, auch wenn es Rückschläge gibt.
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emelie
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Samstag 20. März 2010, 17:25 |
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Registriert: Dienstag 2. März 2010, 11:17 Beiträge: 575
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Hallo
Von meiner Alkoholkrankheit wissen nur wenige. Im Bekanntenkreis (Geschäftsbekannte/Mitarbeiter) weiss man mittlerweile, dass ich keinen Alkohol mehr trinke und respektiert das.
Ich bin einfach noch zu feige für ein grosses Outing. Einmal spielen immer noch Schamgefühle mit... wenn ich denke, welche Meinung ich früher, aus Unwissenheit, über Alkoholiker hatte  .
Und dann wiederum finde ich es sooo wichtig, dass man sich outen würde. Wenn die Leute mit ihren grossen Vorurteilen wüssten, wieviele wundervolle, hochsensible, liebenswerte und hochintelligente Menschen mit dieser Krankheit behaftet sind (zudem ist die Alkoholsucht gerade auch unter Aerzten sehr weit verbreitet), hätten sie vielleicht ein anderes Bild von dem/der "Alkoholiker/in".......
Naja, ein Thema, über das ich jetzt noch lange referieren könnte  .
LG
Emelie
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anima
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Samstag 20. März 2010, 17:38 |
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Registriert: Freitag 19. März 2010, 12:20 Beiträge: 119
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Hallo Emelie,
dem kann ich mich nur anschließen. Ich haben dennoch das Gefühl, dass die Zeit dafür noch nicht so ganz reif ist. Für mich ist das irgendwie paradox, gerade angesichts der Statistiken, aber offensichtlich brauchen Veränderungsprozesse allgemein und gerade in der Gesellschaft einfach ihre Zeit. Was mich jedoch hoffnungsvoll stimmt, ist die Betrachtung des Zeitrahmens von der Erscheinung des Ameisen-Buches bis zur Preiserhöhung von Baclofen...  Es müsste noch viel mehr in die Medien getragen werden. Wenn bei mir nicht auch die Angst vor dem Outing wäre, hätte ich mich für diesen NDR-Beitrag gemeldet, auf den federico hingewiesen hat. Stell Dir vor, Hr. Luck würde dort all die Leute hier aus dem Forum, die nach außen hin alle so wunderbar in ihren oft gut dotierten Jobs funktionieren, denen man ihre Sucht vermutlich auch nicht ansieht, im Interview mit ihrer Geschichte zeigen und solche Sendungen kämen vermehrt zur besten Sendezeit...
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emelie
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Samstag 20. März 2010, 17:46 |
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Registriert: Dienstag 2. März 2010, 11:17 Beiträge: 575
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anima hat geschrieben: Stell Dir vor, Hr. Luck würde dort all die Leute hier aus dem Forum, die nach außen hin alle so wunderbar in ihren oft gut dotierten Jobs funktionieren, denen man ihre Sucht vermutlich auch nicht ansieht, im Interview mit ihrer Geschichte zeigen und solche Sendungen kämen vermehrt zur besten Sendezeit...
Ja, da wäre wohl so mancher überrascht und hätte ein total anderes Bild von einem "Alkoholier".....
 Emelie
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Federico
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Samstag 20. März 2010, 20:13 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@alle,
ich denke schon, dass es unter den durch Baclofen gegebenen Vorzeichen möglich wäre, sich zu outen. Persönlich fasse ich es frühestens nach 12 Monaten ins Auge, schon um ein Mindestmaß an Sicherheit zu bekommen. Damit meine ich nicht nur meine Sicherheit sondern eine möglichst große Zahl von Forenmitgliedern die 1 Jahr Abstintenz oder MT vorweisen können und dies durch die Umfragen bestätigen. Anonymität ist für mich die Beibehaltung der Krankheit – Öffentlichkeit ist die Heilung der Krankheit.
LG
Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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invorio
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Betreff des Beitrags: Outen auf "Shutter Island" Verfasst: Sonntag 21. März 2010, 07:51 |
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Wenn Lance Armstrong seinen Hodenkrebs "besiegt" hat, ist das eine Nachricht über einen bewundernswürdigen Mann auf den Titelseiten der Yellow Press, wenn ein Alkoholiker beim heutigen Stand der öffentlichen Meinung behauptet, ich bin "geheilt" ist das nur ein Zeichen seiner Sucht. Willkommen auf "Shutter Island".
LG invorio
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Federico
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Sonntag 21. März 2010, 10:08 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@invorio,
ergo sollte das erste „coming out“ wohldurchdacht, logischerweise mit der Unterstützung eines professionellen PR-Beraters vorbereitet werden. Ohne meinem zukünftigen PR-Berater vorgreifen zu wollen, würde ich die Exclusivrechte an das „Goldene Blatt“ vergeben.
Bin gerade ernsthaft am Nachdenken ob ich Boris Becker oder Michael Schuhmacher nach den Kontaktdaten ihrer PR-Profis fragen soll, in Frage käme auch noch Ernst-August wegen der ähnlichen Problematik.
LG am Sonntag
Federico
nach einigem Nachdenken habe ich mich aus folgenden Gründen für einen Anruf in Monaco oder Hannover entschieden: Bobele ist Imagetechnisch immer noch der leicht dümmliche Tennisjunge, Schumi bleibt der arrogante Steuerflüchtling mit dem seltsamen Kinn. Nur Ernst-August ist als meistdiskutierter Alkoholiker aus dem Focus der Öffentlichkeit verschwunden. Den will ich haben.
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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anima
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Sonntag 21. März 2010, 10:12 |
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Registriert: Freitag 19. März 2010, 12:20 Beiträge: 119
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@Invorio, ja, so sehe ich das auch, leider ist das immer noch so und es ist bei der Anzahl der Menschen, die dieses Problem haben, einfach nur absurd. Vielleicht kommt ja einer im Zuge der aktuellen Aufdeckung der Mißbrauchsfälle auch mal auf die Idee, ganz konkret öffentlich darzustellen, was das für die Betroffenen tatsächlich bedeutet, wie und mit welchen Hilfsmitteln sie es geschafft haben und schaffen zu überleben und nicht nur so diffus darüber schwafeln, dass die Betroffenen mit lebenslangen Folgen zu kämpfen haben. Hier fängt es doch schon an! Sollen sie doch mal ganz konkret in Bild und Ton darstellen, was diese Folgen sind! Sollen sie bitte doch mal die Statistik aufmachen, wieviele dieser Betroffene in ihrem Leben Gäste in Psychatrien waren, wieviele Therapeutenstunden da drauf gegangen sind, welche Drogen alle so notwendig sind, um das auszuhalten, wieviele es nicht ausgehalten haben und Selbstmord begangen haben, wieviele selbst zu Tätern wurden! (sorry, hab mich ein wenig in Rage geschrieben, aber ist doch wahr...) Nur mit solchen Beiträgen und das immer wieder kann man es schaffen, die öffentliche Meinung über alkoholkranke Menschen zu ändern und insgesamt eventuell auch gleich an den Ursachen ansetzen.
Zum Beispiel würden die Macher dieser unsäglichen Supernanny"-Sendungen zumindest im Ansatz etwas Sinnvolles leisten, wenn sie im Anschluss daran auch in Bild und Ton zeigen würden, was aus Kindern wird, die unter den vorher dargestellten Bedingungen aufwachsen müssen. Vielleicht würde es dann auch mal irgendwann beim Letzen ankommen, dass jeder Säufer, bevor er zu trinken anfing, schon Sachen erlebt hat, die auf keine Kuhhaut gehen. Das meine ich jetzt NICHT als Entschuldigung. Mir geht es um die Ursachendarstellung. Denn die betrifft jeden Einzelnen. Erst dann beginnt m.E. ein langsames Umdenken und ein Paradigmenwechsel.
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