Es ist ein Segen, dass es endlich im deutschsprachigen Inet einen Raum gibt, wo man über alternative Wege sprechen kann ohne es erst wieder mit Dogmatikern zutun zu bekommen
Ich heiße Flor, bin 39 Jahre alt und hatte schon immer einen mitunter recht problematischen Alkoholkonsum.
Ich machte das, was auch andere taten, ich suchte mir vor 20 Jahren Hilfe bei der Suchtberatung und recht schnell war ich dann in Therapie.
Ich hörte von Kapitulation, wie süchtig ich doch sei - und überhaupt sei ich durch und durch süchtig......mein Verhalten sein süchtig und und und....ich glaubte das alles auch erst, aber dass ich in erster Linie einfach krank bin und nicht gesund.......darüber konnte ich mich nur definieren, wenn ich meine Gefühle als Sebstbetrug wahrnahm und das eben akzeptierte.
Ich machte auch mehrere Therapien, aber mit den Jahren konnte ich mich nicht mehr mit meiner Ursprungsdiagnose Alkoholabhängigkeit und Politoxikomanie in seiner Gänze identifizieren und galt als jemand, dem nicht zu helfen sei.
Ich glaubte leider sehr fest daran, wirklich nicht anderes als schwer konsumieren oder abstinent sein zu können und ich wurde durch Umstieg später schwerst medikamentenabhängig. "Selber schuld", hieß es in den SHG´s, ich hätte "wider besseren Wissens" gehandelt und das hing mir voll aus den Ohren heraus.
Ich war in Sachen Distra, Benzos und Opiaten eine Spiegelkonsumentin und dies hätte mich fast das Leben gekostet.
Diese Abhängigkeit hatte eine enorme Ausprägung und ich bin zum Glück ab davon. Beim Alkoholkonsum war das aber nie so (dieses Spiegelverhalten) und mein Wunsch war und ist, dass mit der Alkohol schlichtweg unwichtig werden würde - genauso, wie es auch heute z.B. Cannabis ist oder das Zocken am Spielautomaten. Es interessiert mich einfach nicht mehr
Dagegen ist meine Enthaltsamkeit von süchtigmachenden Dingen wie Distra, Benzos oder Opiate bis heute von Angst geprägt und ich vermeide weitestgehend Orte (z.B. fremde Länder) oder Situationen (bestimmte Ärzte oder den sog. Schwarzmarkt), damit ich nichts mehr mit dieser Hölle zutun habe oder erst gar nicht groß in Versuchung gerate......aber diese defensive Haltung fühlt sich sehr unfrei an und besser kann ich es auch nach 6 Jahren noch nicht.....
Meine letzte Langzeit war 2004. Ingesamt 8 Monate war ich weg und machte auch keinen Hehl daraus, dass ich sehr wohl an die Kräfte der Heilung glaube und mir da niemand was anderes erzählen braucht. Ich machte da auch mein ziemlich individuelles Ding. Mit gelang es später, die Behörden davon zu überzeugen, dass ich unter Arbeitsfähigkeit nicht das Gleiche verstehe, wie unter Gesundheit und heute bekomme ich eine mittelfristige Rente wg. Erwerbsminderung. Ich kann und will nicht mehr einfach nur funktionieren und gehe meinen Weg. Bald werde ich mit dem 2. Bildungsweg weitermachen und ich freue mich auch darauf! Ich habe eine Partnerin, die hinter mir steht und wir lehnen beide jede Therapie ab, die coabhängiges Verhalten fördert.
Ich hörte von Naltrotexon und nahm an einer Studie teil, aber dies war nicht das richtige für mich. Dann wehrte ich mich innerlich auch dagegen, überhaupt ausgerechnet ein Medikament als Hilfe für meinen Weg zu akzeptieren, aber mir gelang es, ein offeneres Unterscheidungsvermögen zu gewinnen.
Ich hörte von Ameisens Buch und bestellte es mir im verghangenen Herbst. Dann laß ich es ging ich zu meinem Doc der Suchtambulanz, der mich seid Jahren kennt und er verschrieb es mir. Ich habe auch Atosil zu Hause, die ich bei Bedarf nehme.
Die alkoholfreien Phasen werden mithilfe von Baclofen länger und es fällt mir auch leichter. Das gab es noch nie in meinem Leben und ich freue mich sehr darüber, darüber auch frei mit Euch reden zu dürfen, ohne gleich wieder abgestempelt zu werden oder was weiß ich. :roll:
Manchmal, wenn ich es gezielt bei Suchtdruck anwende, so wie Ameisen es tat, fühle ich mich sehr müde und versuche die Bedarfsdosis anzupassen. Ansonsten nehme ich morgens und abend immer etwas ein - aber wenn ich trinke nicht. Da habe ich Angst vor, also vor Wechselwirkungen.
Ich nehme Baclofen seid ca 2 Monaten , fing mit 10 mg pro Tag an und nehme inzwischen so um die 50-70 mg. Ich vertrage Baclofen im Großen und Ganzen gut und das beste ist - es macht nicht süchtig. Auch meine Partnerin hat dieses Buch gelesen und nun kann sie mich auch besser verstehen. Wir habe gemeinsam Paargespräche nutzen dürfen, die auf der Basis der CRA (=Community Reinforcement Approach, siehe auch
http://www.robertjmeyersphd.com/downloa ... _Lange.pdf )Therapie ist. Ein für meine Begriffe sehr gutes Therapiekonzept, welches den Patienten wirklich dort abholt, wo er ist und nicht etwa befürchten muss, sanktioniert zu werden, nur, weil er die Wahrheit sagt
Langfristig strebe ich ein Leben ganz ohne Medikamente an, aber mittelfristig möchte ich diese Hilfe nutzen.
Schön, hier sein zu dürfen!
Grüße, Flor