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rieben47
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Betreff des Beitrags: "Nur" Angehöriger, trotzdem neu hier Verfasst: Montag 23. August 2010, 16:16 |
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Registriert: Donnerstag 12. August 2010, 11:02 Beiträge: 5
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Hallo, ich bin auch dem Forum beigetreten, weil die Umstände der Alkoholabhängigkeit meiner Freundin besonders schwierig sind.
Ich komme häufig beruflich nach Sibirien und habe sie vor 10 Monaten dort kennengelernt. Seit etwa 3 Monaten ist mir der Umstand ihrer Alkoholsucht, hervorgerufen durch Angstneurosen, die wiederum in Erlebnissen von körperlicher Gewalt mit ihrem Expartner in Russland wurzeln,bekannt, sie hat zuhause mehrfach den kalten Entzug durchgezogen, einmal war ich dabei und konnte alle Symptome, inklusive Epilepsie miterleben.
Vor etwa 6 Wochen kam sie erstmals zu mir zu Besuch nach Deutschland, das Vorhaben, mit kontrollierten Mengen von Bier die Zeit bis zu einem im Herbst in Russland stattfindenden "qualifizierten" Entzug zu überbrücken, ist gescheitert. Sie hat offensichtlich alles, was ich aus früheren Zeiten noch im Keller versteckt hat, gefunden und teilweise konsumiert. Sie lag mehr oder weniger teilnahmslos im Bett, war durch nichts mehr zu motivieren und trank nur, vor ca. 2 Wochen war sie dann ständig volltrunken, so dass ich sie schliesslich am dritten Tag ihres Rausches, nachdem die lautstarke nächtliche Auseinandersetzung um weiteren Alkohol, den ich ihr nicht mehr geben wollte, nicht mehr unter Kontrolle zu bringen war, von der Polizei aus meinem Haus entfernen liess. Diese brachte sie dann mit einem Krankenwagen in die Entzugsklinik (die uns 5 Tage vorher wegen fehlender Deutschkenntnisse nicht aufnehmen wollte ) und wies sie dort ein, die Ärzte mussten sie also nehmen. Nach einwöchiger Entgiftung habe ich sie dann mit heimgenommen, in der Zwischenzeit hatte ich allerdings dieses Forum entdeckt und auch das Ameisenbuch gelesen. Sie ist jetzt den dritten Tag völlig frei von Diazepan und zeigt körperlich praktisch keine Entzugserscheinungen, der Tremor ist kaum mehr fühlbar und auch alle anderen Symptome, wie Schwindel etc. sind verschwunden. Gestern waren wir am Baggersee und sie schwamm alleine recht weit raus, etwas, was vor 2 Wochen undenkbar gewesen wäre. Sie hat keine Angst mehr und derzeit auch keinerlei Suchtdruck. Allerdings möchte sie gerne wegen des Geschmacks sogenanntes alkoholfreies Bier trinken, diesem Drängen habe ich am dritten Tag nachgegeben, auch wenn ich weiss, dass ich mich hier auf dünnem Eis bewege. Sie bekommt derzeit 3 x 15 mg täglich und hat nach eigener Aussage keine der im Beipackzettel erwähnten Nebenwirkungen, so dass ich die Dosis wohl recht bald erhöhen werde. Allerdings ist sie derart aktiv, hat heute morgen 1 Stunde Sport getrieben und ist irgendwie wieder ins Leben zurückgekehrt. Sie wird jetzt am Sonntag wieder heimfliegen, doch möchte ich versuchen, dass sie so bald wie möglich wieder herkommt, da wir hier auch eine russischsprachige Psychotherapeutin gefunden haben und ich hier auch eine bessere Kontrolle habe, zumal die allgemeinen, wie auch die speziellen Umstände in ihrer Heimat (sie hat einen 8jährigen Sohn, der beim Vater lebt) einer "Heilung" nicht unbedingt zuträglich sind. Baclofen scheint zu wirken, wollen wir hoffen, dass es so bleibt.
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invorio
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Montag 23. August 2010, 17:31 |
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hallo rieben47,
du hast alle Chancen, dank Baclofen. Du musst sie nutzen, das liegt alleine bei Dir.
LG invorio
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praxx
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Dienstag 24. August 2010, 00:21 |
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Registriert: Montag 22. März 2010, 14:32 Beiträge: 485 Wohnort: Oberhausen
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hallo Rieben47
erst mal auch von mir ein willkommen in diesem forum... allerdings lese ich als erfahrener suchtmediziner in deinem post ein paar dinge, die mich bedenklich stimmen, was deine rolle in dem ganzen spiel angeht...
"Sie bekommt derzeit 3 x 15 mg täglich und hat nach eigener Aussage keine der im Beipackzettel erwähnten Nebenwirkungen, so dass ich die Dosis wohl recht bald erhöhen werde"
" und ich hier auch eine bessere Kontrolle hab"
informiere dich bitte bei einer suchtberatungsstelle über die sogenannte co-Abhängigkeit, die schweizer nennen es "co-Verhalten"
du kannst auf keinen fall für deine partnerin entscheiden, ob und wenn wieviel sie trinkt oder ob und wie viel BAC sie nimmt...
kontrolle, kritik und fürsorge sind verhängnisvolle entmündigung, du nimmst ihr damit die verantwortung für ihr verhalten ab
nutze die zeit, bis ihr euch wiederseht, und mach dich schlau, wie du sie am besten unterstützen kannst...
alles gute
praxx
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Federico
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Dienstag 24. August 2010, 08:57 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@Rieben47,
auch von mir ein „Herzliches Willkommen“. Die Ausführungen von praxx möchte ich gerne in einem Punkt präzisieren. Ausschlaggebend für eine erfolgreiche Behandlung, ist die „Motivation der Patientin“. Jeder noch so gut gemeinte Versuch, unabhängig von der Methode, ist zum Scheitern verurteilt wenn diese fehlt und/oder von anderen gewünscht wird. Daran ändert auch Baclofen nichts.
Trotzdem wünsche ich der unbekannten Patientin „Viel Erfolg“
Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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rieben47
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Dienstag 24. August 2010, 11:51 |
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Registriert: Donnerstag 12. August 2010, 11:02 Beiträge: 5
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Wie ich ja eingangs schon sagte, ist das alles nicht so ganz einfach. Da sie kein Deutsch spricht, konnte sie natürlich auch das Buch nicht lesen und ich denke, in Russisch ist das noch nicht erschienen, obwohl das wahrscheinlich der weltgrösste Markt wäre.
Auch habe ich, während sie im Krankenhaus lag, nächtelang die diversen Foren durchforstet, um mich über die Krankheit zu informieren, etwas, was sie ebenfalls nicht tun konnte. Die Motivation, von der Flasche für immer loszukommen, ist definitiv da, auch wenn für die Zukunft der Wunsch nach "kontrolliertem Trinken" besteht, das war gerade gestern wieder Anlass zur heftigen Diskussion, aber aktuell hat sie mich noch nicht um etwas alkoholisches gebeten und zu sich genommen hat sie hundertprozentig auch noch nichts.
Sie bringt derzeit mit grosser Euphorie ihren über Jahre vernachlässigten Gesundheitszustand auf Vordermann, trainiert im Moment gerade wieder und ernährt sich ausreichend und äußerst gesund mit viel Obst, Gemüse und Wasser/Säften/Kefir.
Ich denke, dass diese monatelange Apathie wohl ein Ende hat, hoffentlich für immer, und ich ihr die Dosierung bald selbst überlassen kann. Ich hoffe auch, dass sie mental bald soweit ist, sich auch im Internet mit den Folgen ihrer Erkrankung selbständig auseinanderzusetzen und, das ist das Wichtigste, in ihrer Heimat bei ihren Freunden zu einem angebotenen Gläschen nein sagen zu können, das wird sicher in einer vom (harten) Alkohol dominierten Gesellschaft der härteste Brocken.
Die nächsten 6 Tage darf ich aber noch eine völlig verwandelte Person geniessen und hoffe, dass sie so bald als möglich wieder herkommt, da wir eine russischsprachige Therapeutin gefunden haben und sie so auch die Bekämpfung der Suchtauslöser in Angriff nehmen kann.
Ich denke, dass sie, so motiviert wie sie jetzt ist, wohl auch bald die deutsche Sprache in Angriff nehmen kann, dann hat sie auch wieder eine Aufgabe, die sie beansprucht, das hilft sicher auch.
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Federico
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Dienstag 24. August 2010, 13:51 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@rieben47,
okay, die Motivation ist also vorhanden. Wie stark sie wirklich ist, kannst Du testen. Nachfolgende Fragen müssten dazu alle mit Ja beantwortet werden.
Bist Du bereit 1 Jahr ausschließlich in Deutschland zu leben?
Bist Du zu einer endgültigen Trennung von deinem russischen Partner bereit?
Bist Du bereit eine regelmäßige Psycho-Therapie 1 Jahr durchzuhalten?
Alkohol habe ich bewusst nicht erwähnt. Wenn Sie alle Fragen mit Ja beantwortet könntest Du es versuchen. Alles andere ist sinnlos.
LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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rieben47
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Dienstag 24. August 2010, 15:18 |
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Registriert: Donnerstag 12. August 2010, 11:02 Beiträge: 5
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Zu Frage 2: Sie ist bereits seit eineinhalb Jahren von diesem Mann getrennt und hat sich auch durch seine Drohungen, ihr im Falle einer Abreise nach Deutschland nach dem Leben zu trachten, nicht einschüchtern lassen.
Zu Frage 3: Die Psychotherapie möchte sie solange durchführen, bis sie ihre Ängste soweit im Griff hat, obgleich Baclofen da offenbar tatsächlich, wie schon oben erwähnt, bereits Wunder bewirkt hat.
Frage 1 ist der Knackpunkt, denn in den Wochen, die sie jetzt hier ist, hat sie den Wunsch dauernd hier zu leben, entwickeln können, zumal es auch noch eine russische Infrastruktur gibt, die das Heimweh lindert. Leider ist aus der vorherigen Beziehung ein 8jähriger Sohn hervorgegangen, der aus Platzgründen (sie ist in Mutters Zweizimmerwohnung untergekommen) beim Vater lebt, da er sich auch die eigentlich gemeinsam erworbene Eigentumswohnung unter den Nagel gerissen hat und sich nun standhaft weigert, das Kind ausreisen zu lassen, insofern werden häufige, regelmässige Besuche in Russland unausweichlich sein, ein Problem, welches ich durch meine berufliche Tätigkeit recht gut lösen kann, aber klar, einfach wird das alles nicht.
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Federico
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Dienstag 24. August 2010, 15:47 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@rieben47,
Frage 1 ist natürlich die wichtigste. Wenn Du in der Lage sein solltest, trotz Verliebtheit, den notwendigen emotionalen Abstand halten zu können und wenn Du zeitgleich psychologische Unterstützung für Dich suchst, räume ich dem Projekt vorsichtige Erfolgschancen ein. Dich davon abbringen zu wollen hätte wahrscheinlich sowieso keinen Sinn.
Viel Erfolg
Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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rieben47
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Montag 6. September 2010, 23:26 |
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Registriert: Donnerstag 12. August 2010, 11:02 Beiträge: 5
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Nachdem sie jetzt eine Woche wieder in ihrer Heimat ist, einmal ein kurzes Update zum Zustand meiner Freundin, welcher mir schon wieder Sorgen macht.
Zunächst ist nach der Entlassung aus der Entgiftung alles vorbildlich gelaufen, sie war wie verwandelt, hatte wieder Interesse am Leben und schien auch mental weitgehend stabil gewesen zu sein, sofern man bei einem Alkoholiker davon sprechen kann.
Bereits am Entlassungstag begann sie mit ihrer Baclofen Therapie, zunächst mit dreimal 5 mg, da sie keine negativen Symptome zeigte und die Zeit bis zu ihrer Abreise drängte, hat sie unter meiner Anleitung recht rasch bis auf dreimal 25 mg gesteigert, weiterhin ohne negative Nebenwirkungen.
Trotz des mittlerweile ausgeschlichenen Diazepan hatte sie keine Entzugserscheinungen körperlicher Art, verspürte aber den Wunsch, alkoholfreies Bier und alkoholfreien Sekt trinken zu wollen. Bedauerlicherweise hatte ein Arzt, den sie dazu befragte, damit kein Problem und ich eine Argumentationsstrategie weniger, so gab ich dem nach.
Auch haben wir eine russischsprachige Therapeutin gefunden, die bei der ersten und leider bisher einzigen Sitzung einen guten und erfolgversprechenden Eindruck hinterlassen hat.
Zwei Tage vor ihrer Abreise hat sie erstmals eine halbe Flasche Bier getrunken, heimlich, was mich sehr wütend machte, mit dem Argument, sie wolle ein "Experiment" machen, es schmeckte ihr aber wohl gottseidank nicht wirklich.
Da sie am Flughafen etwa eine Stunde alleine warten musste und ihr dabei die Likörflasche für ihre Tante herunterfiel (das glaube ich ihr auch), war sie durch die Blicke der anderen Passagiere derart unter Stress, dass sie im Duty Free einen Whisky Mini erwarb, den sie etwa halb leer trank und danach auf mich auch einen recht angetrunkenen Zustand machte.
Dass sie aufgrund der schwierigen Umstände seit etwas mehr als einem Jahr in der Zweizimmerwohnung ihrer Mutter wohnt und sich regelmässig mit ihr streitet, ist der weiteren Genesung nicht dienlich und so hat sie am Freitag 100ml Wodka getrunken, der hat ihr aber auch nicht geschmeckt und sie wollte auch nicht mehr, am nächsten Tag blieb das ohne Folgen.
Ich habe mein Diensthandy bei ihr vergessen und so hat sie im SMS Speicher geschnüffelt (schon vom Alkoholismus hervorgerufene krankhafte Eifersucht?) und dabei SMSe gefunden, die ich mit einem holländischen Kollegen (diesem Vornamen hat sie dann wohl das falsche Geschlecht zugeordnet...) auf Deutsch ausgetauscht habe, in diesen erwähne ich auch ihren Namen, so dass sie glaubte, ich würde sie betrügen und schüttete sich erstmal etwas rein, wieviel weiß ich nicht, aber ich konnte sie telefonisch gestern nicht erreichen, erst heute sprach ich lange mit ihr, sie gestand mir ihren Exzess und ihren (unbegründeten, ich schwör's) Verdacht, schien aber heute ganz klar und sagte auch, sie hätte nichts mehr getrunken, litt aber an einer ungeheuren Schläfrigkeit, ich nehme an, durch die Wechselwirkung Alkohol - Baclofen.
Ich komme leider erst in einer Woche zu ihr, bis dahin kann noch viel Alkoholisches ihre Kehle herunterfliessen und dann ist eigentlich alles umsonst gewesen. Mir bleibt nur, sie täglich anzurufen, ihr Halt zu geben und zu hoffen, dass das Visum bis in 9 Tagen fertig ist, so dass ich sie wieder aus diesen widrigen Verhältnissen zu mir holen kann, wo sie in der Tat zur Ruhe zu kommen scheint.
Ich fühle derzeit eine ungeheure Machtlosigkeit und auch eine Wut auf ihr Umfeld, welches nicht in der Lage zu sein scheint, sie in dem Zustand, in dem ich sie "abgeliefert" habe, zu unterstützen und stattdessen alles wieder zerstört.
Da sich dies so langsam auch auf meinen Gemütszustand auswirkt, werde ich wohl den Rat eines Forumsmitglieds, psychologische Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen, befolgen.
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