Hallo,
ich werde heute Nachmittag Baclofen aus der Apotheke abholen.
Ich bin 30 Jahre alt. Erstmalige, längere Alkoholphasen hatte ich vor rund 10 Jahren und bin seit 9 Jahren permanent am trinken.
Jahr 2002 (mit 20 Jahren) Damals habe ich mit Deutschrussen auf dem Bau gearbeitet und alles waren Alkoholiker. Um dazu zu gehen, wurde ich unter Druck gesetzt und habe mehrere Tage Alkohol getrunken und mich danach übergeben müssen. Danach pendelte sich der Konsum auf ein 6-Pack Bier + Wodka ein und das ging rund ein halber Jahr so weiter.
Jahr 2003 (mit 21 Jahren) Als ich dann meine Ausbildung begann, war ich rund 1/2 Jahr Abstinent und nur Partytrinker. Jedoch kam ich vom Land alleine in eine Großstadt und ich fand keinen neuen Freundeskreis, so dass ich mir angewöhnte, jeden Tag Bier zu trinken. Nach wenigen Wochen hatte ich immer 1-2 Kästen Bier im Haus und trank 2-3 Liter Bier täglich nach Feierabend, am Wochenende dann auch bis zu 5 Liter. Am Ende waren es in der Woche schon fast 4 Liter Bier täglich.
Jahr 2005 (mit 22 Jahren) lernte ich jemanden kennen, der innerhalb von kurzer Zeit zu meinen besten Kumpel wurde und hatte neben dem Alkohol durch das Rauchen aufhören mit ihm gemeinsam das Kiffen angefangen. Ich habe mir eingeredet, das im Joint ja kaum Nikotin ist und wurde so zum Dauerkiffer, also nach Feierabend Bier & Joint.
Ein paar Monate später boten mein damaliger Kumpel und seine Freundin mir Kokain an, was ich interessant fand. Das Teufelszeugs konsumierten wir Anfangs noch zu besonderen Anlässen und gemeinsam mit seiner Freundin, es stellt sich dann aber heraus, dass mein Kumpel alleine & heimlich kokste und später erfuhr ich durch Dritte von seiner extrem heftigen Drogenvergangenheit.
Durch Beschaffung der Drogen - in meinem Fall bis dato praktisch nur Gras, lernten wir auch welche aus der Drogenszene kennen und so ergab es sich, dass wir ein paar Deals als Zwischenhändler einfädelten. Da sich meine Ausbildung dem Ende neigte und ich auch schon wusste, dass ich nicht übernommen werde, außer ich mache einen auf devoten Bückling und akzeptiere einen Hungerlohn, sah ich das als gute Einnahmequelle.
Jahr 2006 (mit 23 Jahren) Neben Gras vermittelten wir nun auch fast täglich Kokain. Wir hatten nie großartig was auf Halde aber es war fast immer was da (haben wir vorher noch getreckt) und so kam es, dass ich und mein damals bester Kumpel täglich koksten, dabei ordentlich harten Alkohl pur soffen und zum runterkommen kifften. Teilweise lief das übers komplette Wochenende, zum aufstehen eine Nase Koks und dann auch recht bald harten Alkohol und das bis zur Erschöpfung, wodurch wir irgendwann weggenickt sind. Kaum wieder wach, die gleiche Prozedur.
Da ich keinen Job mehr hatte, war ich bald von morgens bis abends am koksen, saufen oder kiffen, je nachdem, was da war und schmiss vereinzelt, wenn nichts organisierbar war, auch Extasy, Speed und LSD ein.
Als dann mein Konsum so teuer wurde, dass ich die 3. Monatsmiete nicht mehr zahlen konnte und mir mit einer Pfändung gedroht wurde… da wurde mir bewusst, dass bald rausfliege, sollte ich so weiter machen und nicht zahlen.
Also beschloss ich auf eigene Faust einen Entzug zu machen… nur entwickelte sich mein bester Kumpel zu einem absoluten Psychopathen. Regelmäßige Anrufe mit Lines ziehen, habe ich nicht abgenommen hat er auf den Anrufbeantworter gekokst. Damit hat er mich dann auch 2x wieder rumgekriegt nur beim 3. Mal blieb ich standhaft. Aber dann: Drohungen, Versuche in meine Wohnung einzudringen, böse Anrufe und Gewaltdrohungen vom Dealer, weil mein "bester Kumpel" mittlerweile nicht unerhebliche Schulden bei dem hatte…
Da bin ich dann in einer Nacht und Nebel Aktion geflüchtet und habe mich meiner Familie gegenüber geöffnet. Die haben dann auch mit ein paar starken Jungs meine Wohnung geräumt. Ich wechselte die Handynummer und sorgte dafür, dass mich keiner finden kann (z.B. übers Telefonbuch, Interneteinträge etc.)
Jahr 2007 (mit 24 Jahren): Ich wog 48kg bei 182cm, mittlerweile sind es rund 80kg. Ich päppelte mich wieder auf und hatte 3 Monate später auch wieder einen Job. Der Alkohol blieb jedoch. Das waren nach dem Drogenentzug war "nur" 1-2 Bier, steigerte sich jedoch kontinuierlich.
Jahr 2008 (mit 26 Jahren): Im Job machte ich Karierte und verdiente bald monatlich im 5-stelligen Bereich. Ich kaufte mir einen Sportwagen, alles, was ich sonst so wollte, ballerte die Kohle auf Partys nur so raus und lief auch mit teurer Kleidung rum, sodass es auch mit den Frauen nicht schlecht lief und ich sehr viel Spaß mit meinen Partykollegen hatte. In der Woche war der Alkoholkonsum recht moderat… 1-1,5 Liter Bier, mehr nicht.
Jahr 2009 (mit 27 Jahren): Im Job kam dann ein Schicksalsschlag: Nicht rechtliche Gehaltskürzungen, Streit mit der Geschäftsführung, Kunden wurden mir weggenommen usw. Kurz darauf: Herzrhythmus- Störungen, Bluthochdruck, Magenschleimhautentzündung. Ich hasste es morgens aufzustehen und ab Sonntag nachmittag war das Wochenende schon gelaufen, da ich schon an den Montag gedacht habe. Die Feierei wurde am Wochenende exzessiver, ich hatte fast jedes Wochenende einen Blackout, in der Woche stieg der Alkoholkonsum auf 1/4 Flasche Whiskey oder Rum mit Cola.
Bedingt dadurch, wurde ich immer öfter krank und durch den Alkoholkonsum war ich auch nicht mehr so leistungsfähig. im letzten Jahr bei dem Arbeitgeber war ich rund 3 Wochen krank. Wir setzten uns zusammen, merkten, dass das nichts mehr wird zwischen uns: Aufhebungsvertrag mit außergerichtlicher Einigung: Eine nette Abfindung und Gehaltsrückzahlung, weil die nicht rechtens war. Das war
Jahr 2010 (mit 28 Jahren): Parallel dazu hatte ich auch schon ein Jobangebot im unteren Management und akzeptabler Bezahlung, allerdings in einem komplett anderen Bereich. Herzrhythmus- Störungen, Bluthochdruck, Magenschleimhautentzündung gingen zurück, die Betablocker habe ich einfach schlagartig abgesetzt und es ging mir super. Der Alkohl war "normal" geworden und half beim entspannen.
Jedoch dauerte es nicht lange, da merkte ich, dass dieser Job mir überhaupt nicht liegt. Ich war erfolgreich, ohne Frage, aber ich konnte meine Arbeit ethisch und menschlich nicht weiter vertreten. Also einigte ich mich mit der Geschäftsführung darauf, dass ich regulär gekündigt werde, sodass ich Anspruch auf Arbeitslosengeld habe.
Der Alkoholkonsum nahm dort im letzten 1/4 Jahr erheblich zu. Ich hatte die Gesundheitsprobleme nicht wie das mal davor, da ich meinen Schmerz und die Probleme gnadenlos wegsoff. Ich trank so 1/3 - 1/2 Flasche Whiskey täglich.
Jahr 2011 (mit 29 Jahren): Ich genoss rund 1,5 Monate meine Freizeit, ließ mich treiben, lebte in den Tag hinein und begann von Mittag an noch mehr zu trinken. Da waren dann auch bis zu einer Flasche Whiskey mit drin. Selbst damals habe ich im Zusammenhang mit Kokain nicht großartig mehr vertragen. Dazu rauchte ich kette.
Ich entschloss mich daraufhin selbstständig zu machen und bin dies bis dato seit rund 10 Monaten auch erfolgreich. Wenn alles nach Plan verläuft habe ich zum Spätherbst sogar meine ersten Angestellten. Nur das Alkoholproblem habe ich nicht im Griff. Ich muss nur aufstehen und mich ins Büro setzen, wenn ich mal eine Stunde später zu gebrauchen bin ist das relativ egal… dennoch arbeite ich so im Schnitt 60 Stunden/Woche.
Ich trank die letzten 3 Monate bis dato pro Tag rund 1/2 Flasche Whiskey, manchmal auch nur 1/3 Flasche, manchmal auch 2/3 Flasche. Am Wochenende ist es auch locker mal eine Flasche und wenn ich feiern gehe, dann schieße ich mich total ab und bin da sicherlich schon bei umgerechnet 1 1/2 Flaschen. Ich merke, wie das immer mehr auf die Gesundheit geht.
Dann bin ich über Baclofen gestoßen, habe mich intensiv eingelesen und war letzte Woche nach langer Zeit wieder bei meinem Hausarzt. Der wollte sich erst einlesen, bevor er es mir verschreibt und so Sachen wie Blutuntersuchung, Zucker, EKG, Atemtest. Blutdruck. Heute dann die erfreuliche Nachricht: Ich bekomme es verschrieben und kann es heute Nachmittag aus der Aphoteke abholen! Dazu gibt's noch eine 3- wöchige Medivitan Kur (Hochdosiertes Vitamin B mit Folsäure, wird gespritzt).
Bzgl. der Dosierung hatte mein Arzt keine Zeit, da nächste Woche für 1 Monat im Ausland und vertraut auf meine Vernunft und Intelligenz. Ich werde mit 2x 5mg Baclofen (1x Vormittags, 1x Abends) starten und rantasten. Ich freue mich auf ein alkoholfreies Leben nach rund 10 Jahren und bin gespannt auf die Wirkung! Ich muss mein Leben auf die Reihe bekommen, denn sonst ist meine Selbstständigkeit gefährdet und Mitarbeiter kann ich als Alki auch nur schlecht führen.
Ich werde hier im Forum täglich Tagebuch führen und euch auf dem laufenden halten!
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