Baclofen Forum vs Alkoholismus

Einen wunderschönen guten Morgen!
@Federico, sorry, ich musste so lachen, weil ich dachte, Du hast jetzt meiner inneren Stimme den Alias Jörg verpasst. Ich fand das ne gute Idee. Dabei fiel mir dann plötzlich ein, diese Stimme hatte vor Jahren schon mal einen Namen: Bukowski. Damit wird auch noch mal klar, was das für ein Kaliber ist. Meine damalige Gestalttherapeutin meinte zu mir: Sie werden mit Bukowski leben müssen, das ist ein Anteil von Ihnen, den Sie nicht einfach abschaffen können. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob das wirklich stimmt.
@Moonriver, ich werde das probieren. Warum nicht. Mein Gefühl dazu ist: das könnte klappen. Nur im Moment ist mir nicht danach. Ein kleiner Lauf am Rhein und etwas mehr Baclofen haben vorläufig gereicht, mich zu beruhigen.
Mir fiel gestern Abend dann noch ein, dass ich mal wieder begonnen hatte, meine Ziele und Anforderungen an mich selber recht schnell nach oben zu schrauben nach den ersten erfolgreichen Tagen. Anstatt mir wohlwollend zu sagen: Nicht-Trinken ist erst einmal genug "Leistung" für den Anfang... tauchen direkt die nächsten Ansprüche an mich auf. Ein riesen Paket ist das. Mein fürchterlicher Perfektionismus... Wenn ich da etwas runterschrauben würde, müsste diese Stimme vielleicht nicht so protestieren...
Liebe Grüße,
Marc

@Marc,

warum willst Du ihn abschaffen? Du kannst Dich ja mit ihm gelegentlich streiten. Ich denke es gibt schlimmeres als mit einem Anteil Bukowski leben zu müssen, er war einer von uns ohne je Anspruch darauf zu erheben. Insofern passt auch „halts Maul“, er würde es Dir ganz sicher nicht übelnehmen.

R.I.P. Hank and „don't try“.

LG Federico
PS „Jörg“ war ein Namendreher, ich korrespondiere grade mit so vielen Menschen und dabei passiert mir schon mal ein Fehler, sorry.

Hallo Marc
Wem sagst Du das... !

Baclofen hat mir da gute Dienste geleistet, es dauert einfach ein wenig. Zuerst litt ich fast darunter und heute nehme ich es schon mit einer zweckentsprechenden Gelassenheit entgegen. Baclofen hat bei mir einen als angenehm empfundenen Weichzeichner-Effekt entfaltet. Zudem lege ich öfters mal eine Pause ein...

Take it easy, but take it...

LG moonriver

@Federico: ich bin froh, dass durch Dein Versehen und meine Interpretation plötzlich die Erinnerung an Bukowski wach wurde. Ich werd mir den Kerl noch mal genauer anschauen. Vielleicht sollte ich mich mal so richtig mit ihm zoffen. Ich würd ihm gerne einiges an den Kopf knallen. Ja, das Schöne ist, er nimmt nichts übel. Das wird noch eine spannende Sache. Und: I won't try. ;-)

@Moonriver: ich kann mir nach den wenigen Baclofen-Tagen ganz gut vorstellen, was Du meinst und ich weiß noch nicht, ob ich diesen "Weichzeichnereffekt" gut finden soll oder nicht. Einerseits weiß ich, dass ich meinen Perfektionismus runterschrauben sollte, andererseits beunruhigt es mich, wenn ich merke, dass Baclofen auch in dieser Hinsicht wirkt. Aufgefallen ist mir das besonders beim Laufen. Ich gehe eigentlich gar nicht mehr "Laufen"… ich gehe einfach raus und gucke mal, was passiert. Ich laufe ein bisschen, gehe spazieren, laufe wieder was, wenn ich grad mag, mache mal einen Abstecher in diese Straße und jene, anstatt meine gewohnte Strecke nur abzuspulen. Ich bleibe stehen und betrachte in Ruhe das Wasser, das Siebengebirge, die Wolken und geniesse es, einfach unterwegs zu sein. Meine High-Tech-Uhr mit GPS-Empfänger natürlich und Auswertungs-Software zuhause ist mir plötzlich schnurz. Komisch, komisch… Ich hab im Moment eigentlich nur den Wunsch, diese Art des Unterwegs-Seins möglichst jeden Tag haben zu können.

Alles sehr spannend und neu,
LG, Marc

Hallo Marc
Glaube mir, es gäbe viele, die dafür fast Alles hergeben würden... Geniesse diese Momente, sie sind wesentlich effizienter für Deine Seele als es sich auf den ersten Eindruck für Dich anfühlt. Es ist ein Teil von Dir, welcher dies nun möchte...

Gib der Zeit eine Chance und gib einer Wahrheit in Deiner Seele die Möglichkeit sich zu zeigen. Auch sie möchte gelebt sein. Vielleicht ist sie im Alkohol immer wieder untergegangen, weil Du ihr Rufen nicht hören wolltest...

Vermutlich fühlt es sich nun für Dich auch anders an, wenn Du des Nachts in den Sternenhimmel schaust und trotz aller heutiger astronomischer Erkenntnisse erschüttert bist von diesem Anblick... er rückt bei mir jeweils manches wieder in die richtige Sicht der Dinge.

Ich sehe es so, Marc. Lass Dich nicht verunsichern durch neue Lebensgefühle, die scheinbar über Dich hereinbrechen. Bac produziert nichts, es offenbart höchstens das Bestehende, bisher nicht beachtete. Es ist ein Prozess, welchen Du in Dein Leben integrieren kannst und dabei höchstes gewinnst.

Und, die Initiative mal einfach zu Laufen wird sich auch wieder einstellen.

Der Weg mit Baclofen ist kein Sprint, es ist wie die Expedition in einem neuen Land mit bisher unbekannten Seiten.

LG moonriver

Hallo Moonriver,

wie immer, Du schreibst einfach wunderbar und bringst es fertig, mir mein eigenes Erleben so in anderen Worten zu spiegeln, dass mir erst vollständig bewußt wird, was da im Gange ist...



Und für diesen Satz bin ich dir unendlich dankbar, als ob Du geahnt hättest, welche Fragen mir durch den Kopf schwirren... ("werfe ich mir hier nicht einfach nur den nächsten "Trip" ein, auch wenn es viel gesünder ist und unbedenklich? was macht Baclofen mit mir?...")

Danke Dir! Und gute Nacht,
Marc

Auch Dir eine gute Nacht und Danke. Gibt auch mir Mut...

Bin soeben aus dem Spätdienst nach Hause gekommen und musste doch noch kurz ins Forum schauen...

LG moonriver

Hallo in die Runde,

am liebsten würde ich diesen Beitrag nicht schreiben müssen…
Nicht nur, dass ich felsenfest überzeugt war, "es" passiert mir nicht, auch würde ich am liebsten den Mantel des Schweigens über die letzten drei Tage legen…
Aber ich sollte vielleicht doch genauer hinschauen, was da passiert ist.
Letzte Woche Mittwoch kam es mir plötzlich in den Sinn, dass es mir jetzt genug ist mit dieser Schläfrigkeit. Ich sehnte mich nach einem Zustand ohne Baclofen. Gedacht, getan. Da ich nicht viel nehme brauchte ich auch nichts langsam ausschleichen… ich habs einfach weggelassen. Rückblickend fällt mir dazu nur das Sprichwort ein, das Federico hier irgendwo geschrieben hat: Wird es dem Esel zu wohl, geht er aufs Eis. Am Donnerstag war ich dann verabredet draussen und plötzlich war der Wunsch da, nur ein Glas zu trinken… naja.. daraus wurde am Ende doch die übliche Menge und die Tage danach auch, usw.
Was soll ich noch sagen? Ich bin ziemlich deprimiert, ich versteh mich nicht. Warum hab ich das getan, es ging mir doch so gut…
Ok, ich bin jetzt wieder dabei, beginne heute mit 3 x 5…

LG, Marc

Das ist jetzt mal passiert. Shit happens. Dass Du deprimiert bist gehört auch dazu. Bei mir jedenfalls folgt auf jeden Rückfall eine mehr oder weniger ausgeprägte depressive Phase. Was ich aber viel wichtiger finde: Deine Offenheit und dass Du direkt wieder mit der Einnahme von Baclofen durchgestartet bist. Das zählt viel mehr als der Ausrutscher.
Ich wünsch Dir, dass Du bald wieder optitmistisch in die Zukunft schaust und dass Du vielleicht eine Erklärung für das Warum findest, die Dir künftig hilft, nicht in die Falle zu tappen. Manchmal ist es aber einfach nur die schnöde Macht der Gewohnheit, die uns pokern lässt, Hauptsache die Sauf-Bremse ist jetzt wieder gezogen.

Hallo Marc

Ich würde einfach sagen: Weiterfahren... und sei ja nicht deprimiert deswegen.

Vielleicht ist es die wichtigste Erfahrung in Deiner Therapie. Du hast nun gewissermassen einen Beweis, wie gut Baclofen bei Dir wirkt. Nicht nur als Worte von anderen, sondern als selbst erlebtes. Dies ist viel zementierter.

Also, Marc, verloren ist da gar nichts. Don't worry, be happy! Lieber etwas Müdigkeit als "einen Morgen danach..."

Ich wünsche Dir alles Gute
LG moonriver