Baclofen Forum vs Alkoholismus

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BeitragVerfasst: Samstag 28. August 2010, 15:27 
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Ich bin seit einigen Tagen dabei, arbeite als Nervenarzt und Suchtmediziner und deswegen mit vielen abhängigen Patienten. Bei aller Vorsicht: Meine Erfahrungen mit Baclofen sind gut und sehr gut. Mein Forenname ist Irving. Gerade schrieb ich einen Beitrag, den ich jetzt nicht wiederfinde.
In der Hoffnung, dass sich die Erwartungen an das Medikament erfüllen, wünsch ich uns ein GUTES GELINGEN
irving


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BeitragVerfasst: Samstag 28. August 2010, 15:56 
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Willkommen Irving,

der Nick erinnert mich an einen meiner Lieblingsschriftsteller. Bei aller gebotenen Vorsicht ist „gut und sehr gut“ aus der Feder eines Neurologen und Suchtmediziners, eine Aussage die wir als „Versuchskaninchen“ etwas höher hängen. Unsere Erfahrungen aus den Umfragen bestätigen dies. Die 5. Umfrage, gemeinsam mit Prof. Kiefer (ZI Mannheim) erstellt, befindet sich gerade in der Endphase der Auswertung. So wie es aussieht, ist das „Versuchskaninchen-Stadium“ bald überwunden, für nicht wenige Mitglieder des Forums wird in Kürze das zweite Jahr der Genesung durch Baclofen beginnen. An der Stelle möchte ich auf die Bedeutung einer begleitenden, angepassten Psychotherapie hinweisen. Nach unseren und externen Erfahrungen, ist eine PT nicht nur sinnvoll sondern in vielen Fällen der Schlüssel zum Therapieerfolg.

Deine Meinung hierzu würde mich interessieren.

LG Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Psychotherapie kann wichtig sein.
BeitragVerfasst: Samstag 28. August 2010, 20:47 
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Beiträge: 54
Wohnort: Leipzig
Lieber Federico!
Die erhoffte Wirkung des Baclofen besteht ja "nur" darin, das Craving zu lindern oder zu beseitigen. Dadurch erst wird PT im eigentlichen Sinne möglich. Bisher war es doch aber so, das die PT eines abhängigen Menschen sich weitgehend in Cravingbewältigung, Selbstwertaufbau nach einem Rückfall und hilflosem Suchen nach Möglichkeiten dem Craving zu entgehen bestand. Mit dem B. ist das anders und es können die Probleme so besprochen werden, wie es bei Patienten ist, die nicht unter solche einem spezifischem Dauerdruck stehen. Es muss dann der Hilfebedarf ermittelt werden. Reicht das Gespräch im Rahmen der Medikamentenverschreibung, oder wird eine "Richtlinienpsychoherapie" benötigt?
Mit einem freundlichem Gruß!
irving

der Nick erinnert mich an einen meiner Lieblingsschriftsteller. Bei aller gebotenen Vorsicht ist „gut und sehr gut“ aus der Feder eines Neurologen und Suchtmediziners, eine Aussage die wir als „Versuchskaninchen“ etwas höher hängen. Unsere Erfahrungen aus den Umfragen bestätigen dies. Die 5. Umfrage, gemeinsam mit Prof. Kiefer (ZI Mannheim) erstellt, befindet sich gerade in der Endphase der Auswertung. So wie es aussieht, ist das „Versuchskaninchen-Stadium“ bald überwunden, für nicht wenige Mitglieder des Forums wird in Kürze das zweite Jahr der Genesung durch Baclofen beginnen. An der Stelle möchte ich auf die Bedeutung einer begleitenden, angepassten Psychotherapie hinweisen. Nach unseren und externen Erfahrungen, ist eine PT nicht nur sinnvoll sondern in vielen Fällen der Schlüssel zum Therapieerfolg.

Deine Meinung hierzu würde mich interessieren.

LG Federico[/quote]


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 Betreff des Beitrags: Re: Neu
BeitragVerfasst: Montag 13. Februar 2012, 15:21 
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Registriert: Dienstag 24. August 2010, 13:23
Beiträge: 54
Wohnort: Leipzig
Ein eindrucksvoller Erfahrungsbericht einer Frau:
"Dies sind Aufzeichnungen aus meinem Leben bevor ich Baclofen nahm. Ich versuche das wichtigste zusammen zu fassen. Mit 13 Jahren fing ich langsam mit dem Rauchen an. Mal hier gezogen mal da probiert. Als ich Jugendweihe hatte habe ich mich richtig mit meiner Cousine betrunken. Ich bin dann noch einige Wochenenden zu meiner Cousine nach L. gefahren und schlief bei ihr von Samstag zu Sonntag, da sie allein zu Hause war. Da haben wir härtere Sachen. Ich war immer sehr betrunken. Drogen habe ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht genommen. Mit 18 Jahren, als ich aus der Schule raus war und mit meiner Lehre begann, habe ich das 1. Mal Crystall genommen und musste mich übergeben. Die folgenden Wochenenden habe ich dann immer Crystall genommen. Immer wieder an Wochenende und in der Woche versuchte ich die Ausbildung auf die Reihe zu bekommen. Mit dem Kiffen fing ich dann auch an. Auch habe ich andere Drogen wie LSD, Pilze, Kokain, Ecstasy, Alkohol, Tabletten, Lachgas, Speed genommen. Eigentliche alles was man auf dem freien illegalen Markt bekommen konnte. Doch Crystall habe ich die ganze Zeit genommen. Bis ich dann mit 21 Jahren aufhörte und nur noch kiffte. Dann bin ich nach Spanien ausgewandert. Fast 6 ½ Jahre. Dort gab es kein Crystall. Habe dort regelmäßig gekifft, ab und zu Kokain genommen und Diazepam und Alkohol getrunken. Dort bin ich auch an Heroin rangekommen. Es war sehr gut, besser als hier in .. Ich und mein guter Freund aus Barcelona konsumierten regelmäßig zusammen. Auch habe ich mal Mischkonsum gehabt. Zuerst Kokain, danach Heroin und dann war ich für ca. ½ Stunde bewusstlos. Das Heroin hat mir gefallen und nahm es jeden Tag. Auch trank ich Alkohol und nahm Diazepam. Ich hatte schlimme Aussetzer. Tat Dinge im Rauschzustand an die ich mich später nicht mehr erinnerte. Ab und zu habe ich von meinem Freund in Spanien Methadon genommen, da er es von einem Substitutionsarzt bekam. Mir ging es körperlich und physisch mit Heroin sehr schlecht. Da entschied ich mich wieder nach Deutschland zurück zu gehen. In Deutschland bin ich einmal zu Ihnen in die Praxis gekommen und habe Ihnen meine leeren Pillenpackungen gezeigt und Sie meinten das ich zur Entgiftung gehen sollte. Dach bevor ich bei Ihnen war, war ich für 4 Wochen auf Entgiftung. Dort habe ich jemanden kennengelernt und mit ihm gemeinsam abgebrochen. Ich war zur Entgiftung wegen Tabletten und Alkohol. Hat aber nichts gebracht. Draußen habe ich 1 Monat bei dieser Bekanntschaft gewohnt. Der hat mir das 1. Mal einen Heroinknaller gemacht. Es war unglaublich. Auch habe ich Doxepin, Benzos, Subutex und Alkohol zu mir genommen. Nach diesem Monat bin ich gegangen, da er auch handgreiflich wurde und er es nicht ernst meinte. Dann habe ich im Frauenhaus gewohnt. Habe dann aber schnell meine eigene Wohnung gefunden. In dieser Zeit habe ich jemanden kennengelernt Wir haben Heroin genommen und er hat mich regelmäßig gespritzt. Ich hatte Entzugserscheinungen und bin in die ....und habe mir Pola verschreiben lassen. Ein Mittel das die Entzugserscheinungen unterdrücken sollten. In dieser Zeit hörte ich mit Heroin auf und fing wieder mit Crystall an. Alkohol getrunken und gekifft habe ich auch ab und zu. Aber Crystall nahm ich jeden Tag und auch Doxepin, damit ich ein bisschen ruhiger wurde. Dann entgiftete ich von Pola bei mir zu Hause. Dann bin ich zu Ihnen in die Praxis gekommen und da haben Sie mir Baclofen gegeben. Da ich mit Crystall aufhören wollte. Ich war physisch und psychisch am Ende. Baclofen veränderte mein Leben. Er reduzierte mein Suchtverlangen. Noch heute bin ich in der Baclofenbehandlung. Seitdem hat sich einiges geändert. Gesundheitlich ging es mir besser, fühlte mich nicht mehr so matt und schlaff. Auch im sozialen Bereich tut sich einiges. Langsam arbeite ich meine Probleme ab. Im Großen und Ganzen bin ich froh, dass ich diesen Weg gegangen bin. Auch muss ich sagen, dass Baclofen mein Verlangen nach Alkohol und Drogen reduzierte. Doch bin ich nicht geheilt. Da ich trotzdem ab und zu das Verlangen verspüre etwas zu konsumieren. Alkohol, und Crystall habe ich in der Zeit mal genommen. Doch es hielt sich in Grenzen. Da Baclofen die Lust und das Verlangen mindert. Auf keinen Fall will ich, dass es wieder so wird wie vor Baclofen. Es liegt also an mir. Doch es ist schwer, da man überall damit konfrontiert wird. Mal sehen was die Zukunft noch bringen mag. Es ist Zeit für Veränderungen."
Es ist kein Wunder, aber....
irving


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 Betreff des Beitrags: Re: Neu
BeitragVerfasst: Montag 13. Februar 2012, 17:48 
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Beiträge: 8253
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@Irving,

beeindruckend. Polytoxikomanie in der Intensität hatten wir noch im Forum. Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist mit Baclofen dagegen anzugehen. Die Geschichte ist zwar noch nicht am Ende, wie die Patientin schreibt, dennoch steuert sie positiv motiviert auf eine deutlich bessere Zukunft zu. Blauäugig liest sich der letzte Satz auch nicht. Wie diese Vita ohne Begleitung verlaufen wäre, kann sich jeder ausmalen.

Wäre das vielleicht ein Beitrag für die Whitebox 2. Teil?

LG Federico

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