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Nordlicht
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Betreff des Beitrags: Grüße vom Nordlicht Verfasst: Samstag 9. April 2011, 12:36 |
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Registriert: Mittwoch 6. April 2011, 23:04 Beiträge: 236
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Hallo und einen Gruß an alle aus dem hohen Norden.Ich bin 40 Jahre, seit 20 Alkoholiker. Quartalssäufer, nur dass die Quartale mit der Zeit immer kürzer geworden sind...
Ich nehme seit 6 Tagen Baclofen. Bin jetzt bei 50 mg, habe den Königsweg also ein klein wenig abgekürzt. Ich setze sehr große Hoffnung in Baclofen, vor allem seit ich nun auch das Buch von Ameisen gelesen habe. Ich sehe da deutliche Paralellen zu meinem Trinkverhalten. Zur Zeit, nach drei etwas müden und unkonzentrierten Tagen, spüre ich einen leichten aber deutlichen Energieschub. Sehr angenehm..
Und ich rauche deutlich (!) weniger. Jetzt schon, kein scherz! Ich spüre also recht deutlich, dass Baclofen etwas in mir bewegt. Offensichtlich etwas sehr gutes, zumindest ist meine Panik, den Kreislauf meiner Exzesse womöglich nie mehr unterbrechen zu können, praktisch auf null gesunken. Ich will jetzt nicht zu euphorisch klingen, aber irgendwas in mir lässt mich das allerbeste hoffen.
Ich wünsche mir in diesem Forum eine schöne Zeit mit vielen anregenden und nachdenklich machenden Threads. Zeitgleich mit dem Rezept für Baclofen hat mein Arzt mir eine Überweisung für eine Psychotherapie verschrieben. Mir ist aufgefallen, dass meine Trinkexzesse immer mit etwas anderem zusammen kommen, dass man wohl auch als Sucht bezeichnen könnte, dagegen muss auch was unternommen werden. Die Zeit ist einfach reif dafür.
Zusätzlich werde ich meine Besuche bei den AAs (bisher eine Gruppe) weiterhin verstärken, weil mein vorrangiges Ziel die Abstinenz ist und ich irgendwann auch ohne Baclofen zurechtzukommen möchte. Alles andere wäre bei meiner Vorgeschichte und all den negativen Folgen, die ich durch den Alk erlebt habe, inkonsequent. -> Privat- bzw. Regelinsolvenz, Führerschein weg, Frau(en) weg bis auf meine aktuelle Freundin, Firma verloren, Wohnungsaufgabe/Umzug -> Das volle Programm halt...wie es sich über die Jahre hinweg ansammeln kann, wenn man diese wiederliche Alkoholkrankheit nicht in den Griff bekommt.
Die vielen Rückfälle im letzten Jahr, seit meinem ersten Besuch bei den AAs haben mir gezeigt, dass AA für mich, zur Zeit, alleine nicht ausreichend ist, trotz der tollen und liebenswerten Leute, die ich dort kennengelernt habe, trotz der Weisheiten und Tips, die ich dort vermittelt bekommen habe.
Ich sehe Baclofen auch als ein Abenteuer an, den Kreis von Heilung und Rückfall endlich wieder für lange oder länger oder immer zu durchbrechen. Ich habe es vor vor ca. 7 Jahren mit kurzzeitiger Einnahme von Antabus geschafft ein Jahr Abstinent zu bleiben. Das war eines der interessantesten und erfülltesten Jahre meines Leben. Leider hat es nicht ausgereicht um mein Suchtgedächtnis zu überschreiben...
Ach, ich hätte soviel zu erzählen, aber das werde ich mir für weitere Beiträge aufbewahren.
Bis dahin...
LG, Nordlicht.
_________________ Was ist eigentlich alt? Was ist jung? Jung, wo die Zukunft vorwaltet. Alt, wo die Vergangenheit die Übermacht hat. (Novalis , dt. Dichter)
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Elisa
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Betreff des Beitrags: Re: Grüße vom Nordlicht Verfasst: Samstag 9. April 2011, 13:16 |
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Registriert: Dienstag 29. März 2011, 15:30 Beiträge: 78
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Hallo Nordlicht, schön, dass Du auch hier gelandet bist. Ich nehme Baclofen seit gestern und mir geht es gut damit....heute ist mir etwas komisch im Kopf...kann aber nicht eindeutig sagen, ob das am Bac liegt. Meine Suchtkarriere hat sicher auch schon sehr früh angefangen....ich weiß nicht genau, wann bei mir aus "normalem" Trinken problematisches Trinken wurde....aber seit etwa 10 Jahren habe ich durch diverse Alkoholabstürze massive Probleme. Mit Selbshthilfegruppen habe ich keine Besonders gute Erfahrungen...aber da ist sicher jeder anders gestrickt. Auch ich setze große Hoffnungen in die Baclofen Therapie...ich habe mich aus Angst vor Besäufnissen zuletzt total zu Hause eingebunkert...nur so kann ich dem Craving entgehen, wenn ich Leute um mich herum trinken sehe. Mein Verhalten führt zwangsweise in immer tiefere Isolation mit der Folge, dass man seelisch total verkümmert und ich neige dann dazu, mich alleine zu Hause zu betrinken, um die Einsamkeit zu ertragen. Jedenfalls freue ich mich einen Mitstreiter zu haben, der wie ich auch noch relativ frisch dabei ist. Ich bin mir sicher, dass man durch Erfahrungsaustausch sehr profitieren kann. Weiterhin gutes Durchhaltevermögen, liebe Grüße von Elisa
_________________ Der Zweck heiligt das Mittel!
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Nordlicht
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Betreff des Beitrags: Re: Grüße vom Nordlicht Verfasst: Samstag 9. April 2011, 14:28 |
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Registriert: Mittwoch 6. April 2011, 23:04 Beiträge: 236
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Hallo Elisa,
freut mich ebenfalls hier eine noch frische Mitstreiterin gefunden zu haben. Dann lass uns mal losstreiten ...
Dieses seltsame Gefühl, "komisch im Kopf", hatte ich auch, hat sich ab dem dritten Tag aber schon wieder gegeben. Es ist halt tatsächlich ein - offensichtlich ziemlich machtvolles - Medikament, das darf man auch nicht vergessen.
Auch ich habe mich mit der Zeit mehr und mehr isoliert. Allerdings aus anderen Gründen, weil ich - alleine - trinken wollte. In Gegenwart anderer mag/mochte ich gar nicht so gerne trinken, mittlerweile eigentlich überhaupt nicht mehr. Angst vor Kontrollverlust, Angst davor mich nochmal lächerlich zu machen, ich habe da nämlich schon die dollsten Dinger gebracht.
Und auch wenn ich weg bin, unter Leuten, Party, Ausgehen motivieren mich die anderen nicht zum trinken, da bin ich wohl anders gelagert als die meisten hier.
Ich mache auch dann durchaus gerne den "Kaffeekasper" oder berausche mich an einem Redbull oder einen schönen Tonic und schau mir die ganzen Leute an, wie sie dann auf einmal kumpelhaft werden, dummes Zeug labern, ausfallend werden, die Kontrolle verlieren....nicht, dass ich das aus meiner Jugend nicht auch kenne, aber das hat sich bei mir schon vor ca. 10 Jahren geändert - zwischen dem Alkohol und mir herrschte eher eine ziemlich intime Beziehung vor, die meistens uns beiden vorbehalten war und unsere Rendez-vous dauerten dann auch immer so zwischen 4 und 9 Tagen, bis einfach nichts mehr ging.
Auch Dir alles gute!
LG, Nordlicht.
_________________ Was ist eigentlich alt? Was ist jung? Jung, wo die Zukunft vorwaltet. Alt, wo die Vergangenheit die Übermacht hat. (Novalis , dt. Dichter)
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Elisa
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Betreff des Beitrags: Re: Grüße vom Nordlicht Verfasst: Samstag 9. April 2011, 15:57 |
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Registriert: Dienstag 29. März 2011, 15:30 Beiträge: 78
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Hallo Nordlicht....die Signatur Deines Beitrags passt sehr gut:-)! Ich streite so ungern... lass mich aus der Mitstreiterin eine Mitgenesende machen  ! Hattest Du nach der Bac Einnahme auch Herzklopfen...im Frühling schlägt ja so manchem das Herz etwas schneller....aber meins pumperlt doch ziemlich ungewöhnlich...ich werde heute im Gegensatz zu gestern wohl nur 3x5mg einnehmen. Ich habe mich leider nie motivieren lassen in Gesellschaft anderer weniger zu trinken...das hat, als ich abhängig wurde nie funktioniert. Da ging nur Hopp oder Top...und seitdem zumindest meine Familie weiß, dass ich Alkoholikerin bin, traue ich mich nicht, in deren Gegenwart zu trinken...also traue ich mich wegen des Drucks auch zu keiner Familienfeier. Die intimen Rendezvous, wie Du es schreibst, sind mir seit einiger Zeit auch die Liebsten....aber leider auch die Gefährlichsten...letztes Jahr habe ich mir bei einem Sturz 2 Rippen gebrochen und diverse andere Verletzungen zugezogen. Jeder Normale Mensch hätte aufgehört sich um Kopf und Kragen zu trinken...ein halbes Jahr habe ich geschafft dem Alk abzuschwören....mir ging es in der Zeit unsagbar schlecht, die Ängste haben mich fast aufgefressen. Meine Tage waren geprägt von Schuldgefühlen wegen der Trinkerei und Selbstvorwürfen. Erst das Buch von Ameisen hat mir geholfen zu erkennen, dass ich als Mensch nicht schlecht bin und vor Allem, keine Versagerin bin, der es an Durchhaltevermögen fehlt. Die Sucht ist stärker als ich und durch Baclofen gelingt es mir hoffentlich, meine Gier nach Entspannung durch Alkohol zu besiegen. Ich wünsche Dir noch einen schönen Restsamstag, liebe Grüße von Elisa
_________________ Der Zweck heiligt das Mittel!
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Nordlicht
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Betreff des Beitrags: Re: Grüße vom Nordlicht Verfasst: Samstag 9. April 2011, 17:13 |
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Registriert: Mittwoch 6. April 2011, 23:04 Beiträge: 236
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Hi Elisa, -Mitgenesende- Ja, ich hatte in den ersten Tagen auch Herzklopfen. Aber allgemein sind im letzten Jahr bei jedem Entzug bei mir Herzrasen, Herzstolpern und extremes Herzklopfen dazugekommen, die bei mir schon fast Todesangst auslösten. Nächste Woche habe ich einen Termin beim Arzt, um mal ein Belastungs-EKG machen zu lassen. Ich glaube, wenn ich in meinen trockenen Zeiten keinen Sport getrieben hätte, sähe es jetzt um mich schon bedeutend schlimmer aus. Diese Anflüge von Todesangst bei meinen Entzügen waren auch einer der maßgeblichsten Gründe, um die Sache mit der Genesung vom Alk vorranzutreiben. Mein erster Schritt war halt der zu denn AAs. Obwohl auch wir einen "Griesgram" in der Gruppe haben, der, das sage ich schon jetzt, beim nächsten Treffen ein vorzügliches Plädoyer gegen Baclofen halten wird (ohne es zu kennen) habe ich mich in dieser Gruppe von anfang an ziemlich wohl gefühlt. Ich habe mir dir Rippen übrigens vor zwei Jahren gebrochen. Aber auch das hatte mich noch nicht dahin gebracht, die Kehrtwende einzuleiten. >Jeder Normale Mensch hätte aufgehört sich um Kopf und Kragen zu trinken...ein halbes Jahr habe ich geschafft dem Alk abzuschwören....< Ich nur solange bis die angeknacksten Rippen wieder verheilt waren...Danach gings dann lustig weiter, in meinen regelmäßigen Abständen von damals, ca. alle drei Wochen. >Meine Tage waren geprägt von Schuldgefühlen wegen der Trinkerei und Selbstvorwürfen.< Ja, das mit den Selbstvorwürfen kenne ich auch nur zu gut. Weniger Schuldgefühle, weil ich mich der Sache eher hilflos ausgeliefert sah, aber die Selbstvorwürfe waren schon recht massiv und sind damit natürlich auch enorm auf mein Selbstwertgefühl umgeschlagen. >Erst das Buch von Ameisen hat mir geholfen zu erkennen, dass ich als Mensch nicht schlecht bin und vor Allem, keine Versagerin bin, der es an Durchhaltevermögen fehlt.< Bei mir waren es die AAs, genauer gesagt, die letztendliche Einsicht, dass es sich bei Alkoholismus um eine RICHTIGE Krankheit handelt, der mit gutem Willen alleine kaum etwas entgegenzusetzen ist. Das hat ganz schön Druck von mir genommen. Also sozusagen der Erste der Zwölf Schritte. Mit den anderen hatte ich so meine Probleme, weil sie mir zuviel Demut abverlangen. Ich konnte mich erst wieder mit den AAs gefühlsmäßig arrangieren, als ich mir mal vor Augen geführt habe, wann diese Gruppierung entstanden ist und aus welchem Umfeld sie hervorgegangen ist (Erweckungsbewegung). Damals wußte man halt noch nichts über Neurophysiologie und zu dieser Zeit war der Glaube an Gott halt auch noch ziemlich ausgeprägt - insofern: ist entschuldigt.  Und mein Verständnis von Spiritualität (nicht Religion) steht der AA-Sache auch nicht im Weg. Aber das muss natürlich jeder für sich entscheiden. Ich kann jeden verstehen, der sagt, das eine SHG nichts für ihn ist. Geplant ist von meiner Seite aus ein Dreiergespann aus Baclofen, Psychotherapie und dem weiteren Besuch von Gruppen, um dieser menschenverachtenden Krankheit endlich Herr zu werden. Kapituliert habe ich vor dem Alkohol schon lange. Baclofen macht diese Sache etwas Rückgängig, indem er mir schlichtweg gleichgültig geworden ist. Diese neu aufgetretene Diskrepanz muss ich mir gedanklich jetzt erstmal neu zurechtlegen, da wartet noch eine Menge Arbeit auf mich. Aber ich bin mir sicher, wir können es schaffen!! >.und seitdem zumindest meine Familie weiß, dass ich Alkoholikerin bin, traue ich mich nicht, in deren Gegenwart zu trinken...also traue ich mich wegen des Drucks auch zu keiner Familienfeier.< Bei mir wissen es mittlerweile auch alle. Lange Jahre konnte ich es geheimhalten, aber durch ein Ereignis im letzten Jahr wissen es mittlerweile alle. Tolle Wurst. Da ist mir dann auch zum ersten mal aufgegangen, wie wenig man gegen Vorurteile machen kann und wie sehr man als Alkoholiker doch stigmatisiert wird. Der Alk hat mich zwar heftigst angeschlagen aber noch nicht besiegt. Zeitweise schon. Zeitweise auch sehr massiv, aber bezogen auf mein gesamtes Leben hat er es noch lange nicht geschafft. Lieben Gruß, Nordlicht.
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Elisa
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Betreff des Beitrags: Re: Grüße vom Nordlicht Verfasst: Sonntag 10. April 2011, 17:56 |
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Registriert: Dienstag 29. März 2011, 15:30 Beiträge: 78
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Hi Nordlicht, bin seit gestern Nachmittag nur mit dem Handy im Forum. Deshalb nur kurz: Mir geht es super, Herzklopfen fast weg...keinen Trinkdruck! Morgen mehr......ich hoffe, Dir geht es gut...liebe Grüße von Elisa
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Elisa
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Betreff des Beitrags: Re: Grüße vom Nordlicht Verfasst: Montag 11. April 2011, 09:09 |
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Registriert: Dienstag 29. März 2011, 15:30 Beiträge: 78
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Zitat: Bei mir wissen es mittlerweile auch alle. Lange Jahre konnte ich es geheimhalten, aber durch ein Ereignis im letzten Jahr wissen es mittlerweile alle. Tolle Wurst. Da ist mir dann auch zum ersten mal aufgegangen, wie wenig man gegen Vorurteile machen kann und wie sehr man als Alkoholiker doch stigmatisiert wird. Ja Nordlicht, Alkoholiker werden stigmatisiert....aber die Akzeptanz eines Alkoholikers setzt sehr viel Geduld, Liebe und vor allem Wissen um Suchterkrankungen voraus, besonders, wenn der Kranke immer wieder rückfällig wird. Ein Normalo, der sich nie mit dem Thema auseinandersetzen mußte kann sich nicht vorstellen, was es heißt Suchtdruck zu haben, oder was ein Suchtgedächtnis ist. Manche machen es sich sicher auch einfach weil sie sich nicht damit befassen wollen. Meine Familie hat mit mir schon die dollsten Stücke erlebt und mitlerweile bin ich das schwarze Schaf der Familie. Allerdings hat der, auf den es mir am Meisten ankommt noch immer zu mir gehalten und mich nicht in die Wüste geschickt...ich werde allerdings noch sehr viel Aufklärungsarbeit leisten müssen im Bezug auf (m)eine Alkoholkrankheit. Was alle anderen von mir denken, ist mir dank der Psychotherapie meistens egal....ich lebe weiter ungeniert Gruß aus dem Rheinland
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Nordlicht
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Betreff des Beitrags: Re: Grüße vom Nordlicht Verfasst: Montag 11. April 2011, 11:10 |
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Registriert: Mittwoch 6. April 2011, 23:04 Beiträge: 236
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Ich mag schwarze Schafe  Bin ja selbst eins! Darf ich mal fragen, was für eine Art Psychotherapie du machst? Muss und will mich mit dem Thema ja nun auch auseinandersetzen. Mir sind die verschiedenen Psychotherapien schon geläufig, nur weiß ich noch nicht, wie ich das angehen soll, die für mich passende und den oder die passende Psychotherapeut/in zu finden. Hinzukommt, dass mein Arzt meinte, Alkoholiker sind ein ungeliebtes Klientel, könnte schwer sein, da was zu finden. Überlege deshalb auch, ob ich wegen dem Alk oder der von mir vermuteten Sache hinter dem Alk, suchen soll. Und abgesehen davon, könnt ich mich eigentlich auch auf manische-depression hin therapieren lassen. Die Phasen von Manie und Depression sind zwar vorwiegend alkoholbedingt, aber irgendwie würde das auch passen. Noch vor einigen Jahren war ich dem Thema Psychotherapie äusserst kritisch gegenüber eingestellt. Erst eine Freundin, die selbst schon eine gemacht hatte, hat mich vom Gegenteil überzeugt. Sie meinte: Ich würde gar keinen Mann mehr haben wollen, der nicht schon eine gemacht hat, da könnte sie sich sicher sein, dass er schon mal an sich gearbeitet hat und in der Lage ist zu reflektieren. Mein Interesse an der neueren, ressourcenorientierten Psychologie tut ein übriges dazu, mich der Sache nun mal doch zu stellen. Gefühlsmäßig würde ich mich zur Psychosynthese hingezogen fühlen, die ist in D aber leider nicht von den Krankenkassen anerkannt. Auch Psychodrama wäre eine interessante Alternative, ebenfalls in D nicht von den Krankenkassen anerkannt. Meine große Sorge wäre allerdings, dass ich dem Therapeuten unter Umständen ständig verbessern bzw anweisen würde, wie er mich denn nun zu Therapieren hat  Andererseits weiß ich ja aber auch, dass es fast unmöglich ist ein System aus diesem System heraus zu verändern, insofern würde ich mich dann mal doch zurückhalten und den guten Mann seine Arbeit machen lassen.... Ich bin wohl tatsächlich ein "schwieriger" Fall, aber das macht die Sache für mich irgendwie auch ziemlich interessant...  Ich will doch auch nur, dass das Leid nun endlich mal ein Ende hat. LG, Nordlicht.
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Elisa
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Betreff des Beitrags: Re: Grüße vom Nordlicht Verfasst: Montag 11. April 2011, 12:09 |
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Registriert: Dienstag 29. März 2011, 15:30 Beiträge: 78
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Huhu Nordlicht,
so von Schaf zu Schaf teile ich Dir gerne etwas mehr über „meine“ Psychotherapie mit. Ich habe gerade seit ca. 4 Wochen eine 3 jährige Verhaltenstherapie hinter mir und bin da sehr ambivalent, was den Erfolg betrifft. Die seelischen Störungen, die bei mir eine handfeste Ursache haben, sind nicht behoben aber gebessert worden. Das Problem, dass ich den Therapeuten therapieren wollte hatte ich oft....auch, dass ich den Therapeuten davon überzeugen wollte, dass meine Sicht der Dinge, bezogen auf die Ursache meiner Erkrankung die Richtige ist. Bereichert hat mich die Tatsache, dass ich in meinem Therapeuten einen guten Gesprächspartner hatte, der mir in vielen Alltagsdingen echt weiter geholfen hat, in Ermangelung eines Freundeskreises nach einem Umzug durch halb Deutschland und dem Bruch mit meiner Familie war er oft der einzige Mensch, mit dem ich Probleme wälzen und an deren Lösungen arbeiten konnte. Das Thema Alkohol war echt ernüchternd....obwohl mein Therapeut in einer Suchtklinik arbeitet und dort hauptsächlich mit Alkoholikern, war die Stimmung kaputt, wenn wir mein Alkoholproblem besprachen.....Ameisen beschreibt diese Thematik ja auch in seinem Buch. Ich bin nicht unbedingt der Meinung, dass es einem nach einer Therapie besser geht als vorher, bestimmte Schubladen mit Seelenmüll zu verschließen und erst einmal wegzupacken ist für mich manchmal die bessere Lösung. Ich kann auch nicht gut mit den Problemen anderer Menschen umgehen, deshalb sind Selbsthilfegruppen und Gruppentherapie absolut nicht mein Ding. Wegen meiner Depressionen und Ängste war ich zusammen gerechnet schon einige Monate stationär oder in Tageskliniken und das hat mir, außer dass ich mich vom Alltag erholen konnte, nichts gebracht. Nach dem totalen Burn Out hat es mir richtig gut getan, mal keine Pflichten zu haben und Zeit für mich zu haben...durchzuschnaufen....aber besser wäre es gewesen, ich hätte mir fernab von daheim eine Auszeit nehmen können. Wandern, gute Gespräche mit lieben Menschen hätten sicher einen noch positiveren Effekt gehabt.
So einzigartig wie jeder Mensch ist, so speziell ist auch das, was ihm hilft.
Du hast Dir schon viele Gedanken gemacht, was für Dich in Frage kommen könnte...ich wünsche Dir, dass Du einen guten Therapeuten findest und die Chemie zwischen euch stimmt. Schwierige Fälle sollte es für einen Therapeuten eigentlich nicht geben...für sich betrachtet ist ja jeder Fall schwierig...sonst hätte es den Menschen nicht krank gemacht.
Ja, das Leid soll ein Ende haben...ich bin es auch Leid, mein Leid...und deshalb nehme ich Bac.
Liebe Grüße von Elisa
_________________ Der Zweck heiligt das Mittel!
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Grüße vom Nordlicht Verfasst: Montag 11. April 2011, 13:27 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@Willo, Zitat: wer in seinem ganzen Leben nie suchtkrank war, wird die innere Zerrissenheit, die Zwänge, die Ängste, die damit einhergehen, nie wirklich verstehen (im Sinne von mit - fühlen) können. Deshalb fordere ich ja schon seit langem den Selbsterfahrungsnachweis „Sucht“ für Suchttherapeuten. Aber auf mich hört ja keiner ... LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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