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Registriert: Freitag 6. April 2012, 14:01 Beiträge: 1457
Guten Abend liebe Forumsmitglieder,
morgen bin ich 5 Jahre Mitglied in diesem Forum und ich denke, es wird langsam Zeit für ein Update meiner Geschichte.
Nun, mein eigenes "Hochdosisprojekt" letztes Jahr ging deutlich schief. Leider habe ich kaum dokumentiert und ich weiß auch vieles nicht mehr genau, aber ich versuche hier mal kurz zusammenzufassen: Seit Mai letzten Jahres ging es mir zunehmend schlechter. Ich hatte über Monate sehr langsam bis auf 250 mg Baclofen am Tag hoch dosiert und anstatt daß das Verlangen nach Wein nachließ, wurde es immer schlimmer. Ab frühen Nachmittag hatte ich Schwierigkeiten, deutlich zu sprechen und konnte kaum gerade gehen, fühlte mich wie betrunken (obwohl noch nüchtern). Spätestens am frühen Abend besorgte ich mir dann die erste Flasche Roséwein. Das Verlangen war nicht wie früher, sondern fühlte sich eher an wie ein verzweifelter Schrei meines Körpers danach, gegen die Wirkung von Baclofen antrinken zu müssen. Seltsamerweise gingen o.g. Symptome mit den ersten Schlücken zurück und nach einer halben Flasche Wein fühlte ich mich geradezu nüchtern und gesund. So trank ich jeden Abend 1 bis 2 Flaschen Wein, nur hin und wieder unterbrochen von einem abstinenten Tag. Ich erinnere mich vor allem daran, daß ich zutiefst verzweifelt war. Ich blieb bei 250 mg, trank weiter meinen Roséwein, es war wie ein Zwang. Ende Juli kam es dann wie es kommen mußte: Ich erlebte eine Nacht, in der ich - ich drücke es mal so aus - nicht mehr ich selbst war. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, außer vielleicht: ich hatte Glück, daß ich mich noch soweit im Griff hatte, daß das außer mir niemand mit bekam. Es war klar, daß es so nicht weiter gehen konnte, und so entschied ich mich für ein radikales Vorgehen: Ich weihte zwei sehr gute Freundinnen ein, nahm mir den ganzen August frei, Kind und Hund waren für den August ohnehin bereits anderweitig untergebracht, füllte meinen Gefrierschrank und "sperrte mich ein". Heißt, ich verließ den ganzen August mein Haus nur zu Spaziergängen in Begleitung eine dieser beiden Freundinnen, die mich auch mit frischem Essen (Milch, Gemüse etc.) versorgten. Ich reduzierte Baclofen zunächst innerhalb von 5 Tagen auf 200 mg, was gut ging. Die nächsten 50 mg waren deutlich schwieriger, weil ich bei zu schnellem Reduzieren Panikattacken bekam (seither weiß ich, wie schrecklich das ist). Um auf 150 mg zu kommen brauchte ich zwei Wochen. Diese zwei Wochen waren schrecklich. Das Verlangen nach Wein war so schlimm, daß ich tagelang nur in meinem Bett lag, unfähig irgend etwas anderes zu tun, als mich zu zwingen, zu bleiben wo ich bin und keinen Alkohol zu besorgen. Unter 150 mg wurde das Verlangen dann besser - oder lag es daran, daß ich bereits fast drei Wochen nüchtern war? Wie auch immer, es ging mir besser. Bis Ende August reduzierte ich auf 125 mg, mit dieser Dosis war das Verlangen aushaltbar und ich kam, was die UAW anbetrifft, leidlich zurecht. Leidlich zurecht deswegen, weil ich eine sehr unangenehme UAW verspüre: ab Nachmittag kann ich meinen Kopf kaum noch halten, was dazu führt, daß ich meine Nackenmuskulatur stark anspanne, was wiederum sehr schmerzhaft ist. Als der Alltag mich dann wieder hatte, begann ich akriebisch aufzuschreiben, wann und wieviel Baclofen ich einnahm, wann und wie stark das Verlangen auftrat und was dazu geführt hatte. Ich begann, Dosis und Einnahme von Baclofen zu variieren um über Versuch und Irrtum und mit Hilfe des Baclofenrechners die für mich beste Dosierung und Verteilung herauszufinden. Ich fand heraus, daß das Verlangen am Schlimmsten zwischen 15 und 18 Uhr ist und auch, daß ich diese Zeit am besten abdecke, wenn ich um 10 Uhr mit der Einnahme beginne und alle 2,5 Stunden eine weiter Dosis einnehme (die aktuelle Dosis und Verteilung schreibe ich am Ende dieses Posts auf). Ganz nüchtern bleiben konnte ich leider nicht, aber es waren bis Ende des Jahres nie mehr als zwei Tage die Woche, an denen ich Wein trank. Dann allerdings verlor ich fast immer die Kontrolle und es waren dann immer 3 x 250 ml Flaschen Roséwein, allerdings auch nicht mehr. Aber schlimm: ich trank heimlich. Zwischen Weihnachten und Neujahr las ich dann den Carr „Endlich ohne Alkohol“. Und siehe da…sogar Sylvester hatte ich aber auch gar keine Lust auf Alkohol.
Mitte Januar fing ich dann an, sehr langsam und vorsichtig, Baclofen weiter zu reduzieren (wegen der schmerzenden Nackenmuskulatur). Ab Ende Februar war ich dann bei 60 mg. War – denn: ein Abend bei Freunden – und es gab meinen Lieblingsrotwein. Das Problem: Ich trinke sehr gerne Rotwein. Und da gelingt es mir einfach nicht, diesen nach Carr als „Ruin“ zu betrachten. Ist für mich ein Stück Lebensqualität. Und früher, vor 2008, ging es ja auch…und mit Rotwein habe ich mich noch nie betrunken…Leider blieb es nicht bei einem Glas an dem Abend… Am nächsten Tag war das Verlangen wieder da – und ich griff wieder zum Roséwein und fiel in alte Trinkgewohnheiten zurück. Zwei bis vier 250 ml Flaschen am Tag…Natürlich begann ich sofort, Baclofen hoch zu dosieren. Es dauerte trotzdem fast drei Wochen, bis ich die Finger wieder vom Wein lassen konnte. Seit 22. März bin ich wieder nüchtern und werde es jetzt auch lange bleiben, ein Jahr habe ich mir erst einmal vorgenommen. Denn: Ich habe verstanden: wenn ich weg will von alten Trinkgewohnheiten, dann geht das bei mir nicht ohne längere Abstinenz. Das Leben ist viel zu schön ohne Alkohol, es ist das Glas Rotwein nicht wert, zu riskieren, wieder dort zu landen, wo ich Mitte 2016 war. Denn da will ich niemals wieder hin.
Aktuelle Dosierung: 35-35-17,5-17,5 mg um 9:30 h, 12 h, 14:30 h und 17 h, insgesamt 105 mg.
Euch allen noch einen schönen Abend Fallada
_________________ Du willst etwas verändern - dann mach den ersten Schritt.
Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
Liebe Fallada Es war ein langer Tag für mich, aber es erscheint mir wichtig, auch zu später Stunde noch auf Deine Zeilen zu antworten.
Fallada hat geschrieben:
morgen bin ich 5 Jahre Mitglied in diesem Forum
Ein Jubiläum, dazu herzliche Gratulation!
Fallada hat geschrieben:
Ich hatte über Monate sehr langsam bis auf 250 mg Baclofen am Tag hoch dosiert und anstatt daß das Verlangen nach Wein nachließ, wurde es immer schlimmer.
Offenbar ein Phänomen, von dem wir hier im Forum schon des öfteren gelesen haben.
Fallada hat geschrieben:
Seltsamerweise gingen o.g. Symptome mit den ersten Schlücken zurück und nach einer halben Flasche Wein fühlte ich mich geradezu nüchtern und gesund.
Vermutlich hast Du damit die "Überdosis" von Bac kompensiert...
Fallada hat geschrieben:
Ende Juli kam es dann wie es kommen mußte: Ich erlebte eine Nacht, in der ich - ich drücke es mal so aus - nicht mehr ich selbst war. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, außer vielleicht: ich hatte Glück, daß ich mich noch soweit im Griff hatte, daß das außer mir niemand mit bekam.
Danke für Deine offene Kommunikation, es zeigt einmal mehr, dass hohe Dosen Bac in Kombination mit Alkohol zu sehr kritischen psychischen Zuständen führen können. Nehmen wir dies als Warnung wahr für alle anderen...
Fallada hat geschrieben:
Die nächsten 50 mg waren deutlich schwieriger, weil ich bei zu schnellem Reduzieren Panikattacken bekam (seither weiß ich, wie schrecklich das ist).
Du bestätigst meine Erfahrung beim abdosieren! Obschon meine Dosis niemals so hoch war.
Fallada hat geschrieben:
ab Nachmittag kann ich meinen Kopf kaum noch halten, was dazu führt, daß ich meine Nackenmuskulatur stark anspanne, was wiederum sehr schmerzhaft ist.
Spastiken habe ich beim Abdosieren ebenfalls erlebt!
Fallada hat geschrieben:
Seit 22. März bin ich wieder nüchtern und werde es jetzt auch lange bleiben, ein Jahr habe ich mir erst einmal vorgenommen.
Liebe Fallada, Du hast etwas Grosses vollbracht, diesem Dilemma zu entrinnen. Ich sage es einfach mal mit diesen Worten. Dein Bericht erscheint mir wie eine Wegmarke auf dem Baclofen-Weg zu sein.
Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute und bleibe so stark, wie es aus und zwischen den Zeilen zu lesen ist.
LG moon
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
Registriert: Donnerstag 3. Dezember 2009, 13:49 Beiträge: 1725 Wohnort: Hannover
moonriver hat geschrieben:
Fallada hat geschrieben:
Ich hatte über Monate sehr langsam bis auf 250 mg Baclofen am Tag hoch dosiert und anstatt daß das Verlangen nach Wein nachließ, wurde es immer schlimmer.
Offenbar ein Phänomen, von dem wir hier im Forum schon des öfteren gelesen haben.
Ist mir trotz längerer Trockenphase bei über 200 mg auch passiert. Shit happens. Ich bleibe bei 100 - 125 mg. Wein vertrage ich mittlerweile nicht mehr. Einige Biere am Abend tun es auch, wobei das kein Dauerzustand werden soll.
_________________ Aktuelle Baclofen-Dosis: 12,5, 12,5, 12,5 12,5 mg im Abstand von 4 Stunden = 50 mg/Tag, "Der Tod steht zwar nicht vor der Tür, sucht sich aber schonmal einen Parkplatz" Jochen Busse "Ihr habt mehr Angst als ich, weil Ihr mehr wisst." Meta Hiltebrand Forum, Blog, Verein (i.G.), Portal, Facebook
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
Hallo Fallada,
seit 22. März bist du nüchtern und willst es lange bleiben: Großartige Einstellung, daraus spricht viel Entschlossenheit! Am liebsten würde ich dir das zurufen, was mir ein guter Freund vor einiger Zeit geschrieben hat: "Das Thema ist durch bei dir, das spürt man einfach!"
Mit Wachsamkeit und Achtsamkeit von Tag zu Tag hast du jetzt sehr gute Voraussetzungen, dein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Dass hin und wieder ein oder zwei Gläser Rotwein für Lebensqualität stehen, glaube ich sofort. Aber eben nur, wenn man damit umgehen kann. Wer damit zu viel riskiert und eine altbekannte Spirale auslöst, sollte es eben lassen. Nach meinem Eindruck eine nur anfangs schmerzliche, bald schon aber befreiende Erfahrung .
Herzlich grüßt Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
Registriert: Mittwoch 13. Juli 2016, 14:49 Beiträge: 682
Hi Fallada, danke für deinen Bericht. Bei dir war es ja auch lange auf und ab..... das gibt mir Mut weiter zu machen, dabei zu bleiben. Was du geschrieben hast mit Überdosierung und "Entschärfen müẞen" hab ich auch schon durch.
"Ab frühen Nachmittag hatte ich Schwierigkeiten, deutlich zu sprechen und konnte kaum gerade gehen, fühlte mich wie betrunken (obwohl noch nüchtern). Spätestens am frühen Abend besorgte ich mir dann die erste Flasche Roséwein. Das Verlangen war nicht wie früher, sondern fühlte sich eher an wie ein verzweifelter Schrei meines Körpers danach, gegen die Wirkung von Baclofen antrinken zu müssen. Seltsamerweise gingen o.g. Symptome mit den ersten Schlücken zurück und nach einer halben Flasche Wein fühlte ich mich geradezu nüchtern und gesund."
Ich habe es allerdings schon bei 147,5mg gemerkt, genauso wie du, habe mich betrunken gefühlt, obwohl ich nüchtern war, und das ist gar nicht so ungewöhnlich, wie ich hier auch schon gelesen habe. Und diesen Zustand hatte ich auch irgendwann später bei 125mg, und bei 100mg, für mich irgendwie unverständlich erstmal.
moonriver hat geschrieben:
Fallada hat geschrieben:Seltsamerweise gingen o.g. Symptome mit den ersten Schlücken zurück und nach einer halben Flasche Wein fühlte ich mich geradezu nüchtern und gesund.
Ja wieder da, in der Welt und nicht nur daneben.
moonriver hat geschrieben:
Vermutlich hast Du damit die "Überdosis" von Bac kompensiert...
Ja man hat das Gefühl, was aber ja nicht Sinn der Sache ist. Da hat wohl die Geduld gefehlt, wie bei mir auch manchmal. Trotz allem, wir haben unsere Grenzen gefunden, ich auch nach oben, wie auch nach unten, so ist es nun mal. Ich für mich habe festgestellt 95mg und alles ist okay. Würde gerne weniger nehmen, aber geht zur Zeit nicht. Zu viele Trigger überall an jeder Front ! Dann bleib ich doch lieber dabei erstmal. Aber der Tag war heute schön. Ich habe mir vorgenommen auch mal was schönes zu schreiben. Und heute waren keine schlimmen Vorfälle, also war der Tag schön, kann man ja mal so sagen und sich drüber freuen
Fallada hat geschrieben:
Das Leben ist viel zu schön ohne Alkohol, es ist das Glas Rotwein nicht wert, zu riskieren, wieder dort zu landen, wo ich Mitte 2016 war. Denn da will ich niemals wieder hin.
Fallada du machst das sooo gut, ich gratuliere dir zu diesem Entschluẞ ! Das laẞ ich mal so stehen....... Gruss Bine
Registriert: Freitag 6. April 2012, 14:01 Beiträge: 1457
Hallo alle zusammen,
Beim Lesen einiger Eurer Threads, um diejenigen, von denen ich aufgrund meiner Abwesenheit im Forum noch nicht allzu viel weiß, besser kennen zu lernen, stieß ich bei Fleurisse " Ich möchte mich Euch vorstellen..auf der Suche nach Bac" auf einen Fehler meinerseits, den ich gerne berichtigen möchte:
Am 22. März schrieb ich:
Zitat:
Derzeit lebe ich mit 60 mg am Tag relativ frei von Verlangen.
Das ist falsch. Vertippt - oder der Wunsch als Vater des Gedanken - zu diesem Zeitpunkt war ich schon wieder bei 90 mg und damit frei von Verlangen. Bei 60 mg war dies eben nicht der Fall. Sorry. Danach habe ich noch auf 105 mg am Tag aufdosiert, weil absehbar ist, das ich in den nächsten Monaten noch einigen Triggern ausgesetzt sein werde und die Notfalltablette bei mir erst nach ca. 1,5 h ihre Wirkung entfaltet. Dabei wird es jetzt erst einmal bleiben.
@Bine, @Familymann: Vielen Dank für Eure Worte.Ihr habt verstanden, denn tatsächlich ist es - endlich - so, daß es bei mir "Klick" gemacht hat. Endlich ist es wieder so, daß ich keinen Alkohol mehr trinken WILL, und das mit jeder Faser meines Körpers und meiner Seele. Dies war, als ich mit Bac begann schon einmal so, änderte sich aber dann.
Warum? Nun, 2015 befand ich mich aufgrund privater Vorkommnisse emotional in der Situation, daß mir die vergangenen 20 Jahre meines Lebens als absolut sinnlos vorkamen, ich fühlte mich, als hätte ich meine Identität verloren. Daraus entstand tiefste Verzweiflung, die ich mir "wegsoff". Damit aufhören wollte ich nicht für mich, sondern ausschließlich für meine Tochter, ich selbst war mir vollkommen gleichgültig. Ich dosierte, wohl in der Hoffnung, es möge doch endlich wirken, zwar langsam (12,5 mg alle 5 Tage), aber doch stetig weiter auf. Dabei muß ich den Punkt verpasst haben, wo die sinnvolle oder "meine" Dosierung überging in eine Überdosierung mit zunehmenden Realitätsverlust. Den Rest kennt ihr.
Meine Geschichte ist ein gutes Beispiel, wie man es NICHT machen sollte. Nicht nur, daß ich nicht achtsam mit mir umgegangen bin, auch, daß ich einen ganz, ganz wichtigen Punkt nicht wahrgenommen habe: hier im Forum alles ehrlich zu kommunizieren. Geschwindelt habe ich nicht, aber ich habe bei jedem Rückfall mit Ausnahme des letzten immer aufgehört, das Forum zu besuchen und hier zu schreiben, aus Scham- und Schuldgefühlen. Erst Dieters Traum hat mir diesbezüglich die Augen geöffnet und ich merkte, daß Schamgefühle in diesem Forum nicht angebracht sind. Ich nehme mir das zu Herzen und werde zukünftig hier offen und ehrlich kommunizieren.
In den letzten Wochen wart ihr mir mit euren Geschichten eine große Hilfe auf meinem Weg Schritt für Schritt in ein nicht vom Alkohol bestimmtes Leben zu gehen. Vielen Dank dafür. Mittlerweile habe ich viele Hilfen an der Hand, wenn das Verlangen kommt, damit umzugehen. Von einem Notfallzettel in meiner Geldbörse bis zu einem Pillendöschen mit zwei Notfalltabletten 10 mg Baclofen, das ich immer dabei habe ist alles mögliche dabei. Auch Sunni's 10-Euro-pro-trockenen-Tag-Kasse, die sich auch bei mir seit 22. März täglich füllt. Mittlerweile bin sich so gut wie frei von Verlangen, habe meine Trigger im Blick und es gelingt mir zunehmend, rechtzeitig zu reagieren.
Und es passieren immer häufiger Momente, die ich sehr genieße: Neulich war ich im Supermarkt. Hier im Forum hatte jemand davon geschrieben, das es auch Tetrapacks Wein gibt, was ich bis dato nicht wußte. Ich fand mich vor dem Regal mit Wein wieder, wie ich interessiert ein solches Tetrapack betrachtete, ohne jegliches Verlangen oder gar die Absicht, Wein zu kaufen. Und es kam mir folgendes Lied in den Sinn:
Eines paßt hier wie angegossen auf mich: Verlangen - das Gefühl steht mir nicht...Ich schau mich nur um... Summend verließ ich den Supermarkt - ohne Wein und frei von Verlangen.
ganz liebe Grüße an Euch alle von einer sehr glücklichen Fallada
_________________ Du willst etwas verändern - dann mach den ersten Schritt.
Registriert: Montag 10. September 2012, 02:35 Beiträge: 1386
Fallada, da ist vieles in Bewegung gekommen, du bist auf der Überholspur aus der Abhängigkeit. Freut mich sehr. Es strahlt soviel Lebensfreude und Zuversicht aus deinem Beitrag. Ein Highlight an einem ohnehin schon sonnigen Tag.
Fallada hat geschrieben:
Geschwindelt habe ich nicht, aber ich habe bei jedem Rückfall mit Ausnahme des letzten immer aufgehört, das Forum zu besuchen und hier zu schreiben, aus Scham- und Schuldgefühlen.
Wunderbar, dass du das künftig anders hältst. Wir sitzen alle in einem Boot und können uns offen austauschen, auch oder auch gerade wenn es mal nicht rund läuft. Wo, wenn nicht hier? Ich kam immer schneller und mit weniger Blessuren aus einem Rückfall, wenn ich mich anvertraut habe. Scham- und Schuldgefühle sollen sich andere Sparringpartner suchen.
Ich freue mich auf weitere so lebensfrohe und kraftvolle Beiträge von dir.
_________________ VG
Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende
Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
Liebe Fallada
Wir sind ja nun schon längerer Zeit "gemeinsam" hier im Forum auf dem Weg. Grossen Dank für Deinen ausführlichen Bericht
Fallada hat geschrieben:
und ich merkte, daß Schamgefühle in diesem Forum nicht angebracht sind.
Dieses Forum ist und bleibt auch eine "Klagemauer", dies macht ja u.a. den Sinn aus...
Fallada hat geschrieben:
Von einem Notfallzettel in meiner Geldbörse bis zu einem Pillendöschen mit zwei Notfalltabletten 10 mg Baclofen, das ich immer dabei habe ist alles mögliche dabei.
Eine Notfallration führe ich auch nach 6 Jahren stets bei mir. Gerade in der letzten schwierigen Zeit griff ich öfters mal darauf zu. Wenn alle Stricke zu reissen drohen, bringen mich spätabends 25mg zumindest in einen tiefen Schlaf des Vergessens...
Fallada hat geschrieben:
habe meine Trigger im Blick und es gelingt mir zunehmend, rechtzeitig zu reagieren.
Dazu braucht es Erfahrung und diese hast Du offenbar gewonnen
Fallada hat geschrieben:
Summend verließ ich den Supermarkt
Die von Dir entdeckte Melodie; präge sie Dir im Gehörzentrum ein, sie könnte Dich noch manches mal in kritischen Situationen "retten", gewissermassen als Assoziation.
GLG moon
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
Registriert: Freitag 6. April 2012, 14:01 Beiträge: 1457
Hallo ihr Lieben,
Juli hat geschrieben:
Ich kam immer schneller und mit weniger Blessuren aus einem Rückfall, wenn ich mich anvertraut habe. Scham- und Schuldgefühle sollen sich andere Sparringpartner suchen.
Diesen Rat nehme ich mir zu Herzen, vielen Dank, Juli.
Moonriver hat geschrieben:
Fallada hat geschrieben:
Ich habe meine Trigger im Blick und es gelingt mir zunehmend, rechtzeitig zu reagieren.
Dazu braucht es Erfahrung und diese hast Du offenbar gewonnen
Ja. Nur bei mancher Art Trigger bin (war?)ich noch aufgeschmissen: Eigentlich wäre ich jetzt schon 5 Tage länger abstinent, also seit Freitag, den 17.3. Deswegen weiß ich auch, das 90 mg Bac bei mir wahrscheinlich reichen. Aber am Montag, den 20.3. passierte Folgendes: Ich kam - vollkommen frei von Craving - gegen 18 h nach Hause, als meine Anwältin mich anrief. Thema wieder mal mein Ex und seine Ansichten (die Scheidung ist leide immer noch nicht durch). Plötzlich waren all die unangenehmen Gefühle wieder da: Selbstzweifel (ist es richtig, was ich tue obwohl mir alle zustimmen), Schuldgefühle (was bist Du nur für eine Undankbare), Angst (was wird er nun jetzt wieder tun). Sofort setzte massives Craving ein. Ich hielt mich mit 10 mg Bac und einem Telefonat mit einer Freundin noch gerade so über Wasser bis kurz vor 20 h, dann hielt ich es nicht mehr aus und war kurz vor Ladenschluß noch im Supermarkt um die Ecke und kaufte zwei 250 ml Fläschchen Rosé. Diese waren gegen 21 Uhr weg, aber nun kam, was bei mir ja immer kommt: da es jetzt schon egal war, fuhr ich kurz vor 22 Uhr mit der S-Bahn zum Bahnhof, da gibt es jene Fläschchen auch und der Laden schließt um 22 Uhr, und kaufte noch 2 weitere Fläschchen. Ab 23 Uhr hätte ich auch noch weiter getrunken, nur komme ich da nicht mehr ohne Auto an Wein und Autofahren tue ich nur nüchtern, da krieg ich Gott sei Dank immer die Kurve. Am nächsten Abend kaufte ich dann gleich eine 750 ml Flasche jenes Rosé, hoffnungslos, daß ich es jemals schaffen werde.
Am Mittwoch, den 22.3. passierte Erstaunliches: Durch das, was mein Ex da angeleiert hatte, wurde mir klar, daß er derjenige ist, der hier unehrlich vorgeht. 5 Jahre hatte ich Zweifel, ob nicht ich diejenige bin... Selbstzweifel, Schuldgefühle und Angst wandelten sich in Wut - und ich sehe ihn seither in einem anderen Licht. Und es machte Klick... 5 Jahre konnte ich nicht loslasssen, jetzt erkannte ich das da noch eine andere Sucht war: die Sucht es diesem Mann recht zu machen. Vielleicht, ja vielleicht entstand die Alkoholsucht ja um diese andere Sucht zu bekämpfen. (keine Angst, ich suche nicht nach Anlässen wieder zu Wein greifen zu dürfen, das Jahr Abstinenz ist in jedem Fall mein erstes Ziel...)
Moonriver hat geschrieben:
Die von Dir entdeckte Melodie; präge sie Dir im Gehörzentrum ein, sie könnte Dich noch manches mal in kritischen Situationen "retten", gewissermassen als Assoziation.
Das ist ein sehr guter Rat ich werde ihn anwenden. Ich habe noch ein anderes Lied von Anett Louisan gefunden, die ich gerade wieder entdecke:
Das paßt sehr gut auf meine jetzige Einstellung zu meinem Ex, ich entziehe ihn jetzt, endlich! Und siehe da - der Trigger hat seine Kraft verloren.
Euch allen noch einen schönen Nachmitteg Fallada
_________________ Du willst etwas verändern - dann mach den ersten Schritt.
Registriert: Freitag 6. April 2012, 14:01 Beiträge: 1457
Guten Morgen,
Mit dem gestrigen Tag bin ich 21 Tage, drei Wochen, abstinent. Und das, obwohl Montag ein schlimmer Abend war… Mein Hund war in einer Schrecksituation weggelaufen und ich hab ihn erst 3 Stunden später sehr verängstigt wieder gefunden. In der Zeit, als ich ihn suchte, hatte ich durchaus Craving. Habe ihm aber nicht nachgeben müssen. Hätte auch früher nicht getrunken, während er noch weg war, aber wäre danach noch los gefahren (bei einer Tanke an der Autobahn gibt's die ganze Nacht durch Alkohol, eigentlich ziemlich daneben) und hätte mich dann zu Hause total besoffen. Diesmal war ich einfach nur froh, froh, dass er wieder da war, froh über das glückliche Gesicht meiner Tochter nach dem ich ihn gefunden hatte… Einfach nur froh. Und da hatte Craving keinen Platz mehr.
Gestern war ich dann zwar ziemlich durch den Wind, aber hatte kein Verlangen nach Alkohol.
Wünsche euch einen schönen Tag Fallada
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