Bild
Antwort erstellen

Re: Baclofen für meinen Bruder

Freitag 31. Januar 2014, 11:27

@ tom, das tut mehr als gut, das zu hören!!! …zu lesen…

@kuni und lisa. vielleicht ist das besuchsproblem eines, dass durch mangelnde Kommunikation entsteht. auch unsere Familie dachte, es sei einfacher und fairer, den Alkohol wegzulassen, wenn mein Bruder da ist…wir haben ihn aber nie danach befragt. irgendwie traut man sich auch nicht, das anzusprechen - heute trau' ich mich! das muss er aushalten können!

ha, und eben hat er ein schreiben vom Krankenhaus bekommen mit der Anamnese von Anfang letzter Woche…und er sagte spontan aufgebracht: und damit ist jetzt Schluss! wie klasse, dass er solche dinge von sich aus sagt. das ist ein schritt nach vorne.

mit gruss
betina

Re: Baclofen für meinen Bruder

Freitag 31. Januar 2014, 11:29

…und jetzt habe ich noch eine frage an Euch.

wie ist das eigentlich mit dem "fallenlassen". das ist ja die landläufige Empfehlung aller Therapeuten.
ist das wirklich so oder hilft es mehr, wenn Hilfe da ist?

Re: Baclofen für meinen Bruder

Freitag 31. Januar 2014, 11:46

Die Frage hast Du schon selbst "praktisch" beantwortet - wo würde Dein Bruder heute stehen (liegen), hättest Du ihn "fallen gelassen"? :- meint tom

Re: Baclofen für meinen Bruder

Freitag 31. Januar 2014, 11:57

da hast Du recht. ich hab' jetzt nur keine Ahnung, wo ich den flötenden smiley herbekommen soll….. :o)

Re: Baclofen für meinen Bruder

Freitag 31. Januar 2014, 11:58

ach, tom und moonriver. könnt Ihr mir mal sagen, welche Dosierung Ihr nehmt?

Re: Baclofen für meinen Bruder

Freitag 31. Januar 2014, 12:02

Den Therapeuten möchte ich sehen, der einem „fallengelassenen“
wieder von der Parkbank oder darunter auf die Beine hilft. :-??

Ansonsten schließe ich mich der Meinung von @tom an.

LG Federico

Re: Baclofen für meinen Bruder

Freitag 31. Januar 2014, 13:31

Die Theorie Fallenlassen geht von der Annahme aus, dass der Abhängige nur durch das Erreichen des persönlichen absoluten Tiefpunkts zur Einsicht kommt, dass er nicht mehr alleine klarkommt und Hilfe suchen und annehmen muss. Ich bezweifle, ob das „Rezept“ in dieser vereinfachten, pauschalen Form nützlich ist. Für die Angehörigen kann es zu einer ungeheuren Belastung werden, weil es mit ihrem Gewissen nicht zu vereinbaren ist, tatenlos zuzusehen. Für den Abhängigen bedeutet es, in seiner miserablen Situation allein gelassen zu werden. Und ausser acht zu lassen, dass es jede Menge mit Abhängigkeit in Verbindung stehende andere Erschwernisse gibt, bei denen jeder Mensch Hilfe brauchen kann.

Ich erreichte jedenfalls mehrere persönliche Tiefpunkte. Der erste beinhaltete das Eingeständnis, dass ich tatsächlich abhängig war und war wohl der, von dem man im Allgemeinen hypothetisch annimmt, dass er sein müsse. Das Problem kam auf den Tisch. Aber noch lange nicht die wirklich positive Veränderung, geschweige denn die Lösung. Es folgten wiederholte Noch-Tiefer-Punkte. Hätten meine Angehörigen mich fallenlassen: Ich glaube nicht, dass ich daraus irgendetwas anderes gelernt hätte als eine weitere Bestätigung dafür, dass ich als Person ablehnenswert bin. Der Mensch ist ein Beziehungswesen und entwickelt sich in Beziehung zum anderen. Warum sollte die Entwicklung aus der Abhängigkeit heraus davon ausgenommen werden?

Hilf soviel wie nötig und sowenig wie möglich. Es geht um Verhältnismässigkeiten, um gesunden Menschenverstand.

Wenn du Ameisen’s Buch liest, stösst du gleich zu Beginn auf eine Szene, in der er „dem Tode nah war“. Seine Freundin hatte ihm – gemäss den allseits herrschenden Ratschlägen – keinen Alkohol beschaffen wollen, als er keine Benzos für den Entzug auftreiben konnte.

Meine Nachbarin hingegen bot mir an, Bier kaufen zu gehen, bis ich in die Klinik eintreten könne. Ausdrücklich entgegen dem Ratschlag, keine „Beihilfe“ zu leisten, aber im Sinne von Schadensminderung war das für sie als Präventionsfachfrau vertretbar. Damit ich nicht betrunken Auto fahre.

lg
Lisa

Re: Baclofen für meinen Bruder

Freitag 31. Januar 2014, 14:00

das ist es, die verhältnismässigkeiten sind, glaube ich, wirklich der schlüssel…

das ist ja in jeder Beziehung auch so…

hier ist offenbar auch noch sehr viel aufklärungsarbeit zu leisten…

mit gruss
betina

Re: Baclofen für meinen Bruder

Freitag 31. Januar 2014, 14:57

Lieber Tom,

aus Deiner Perspektive betrachtet hast Du Recht. Ich habe es aus meiner Perspektive betrachtet - und die Flachmänner haben mich nie interessiert.

Liebe Lisa,

hinsichtlich der Verwandschaft: Dies war nicht auf Dich gemünzt, sondern ein (vielleicht hinkender) Vergleich zu den Flachmännern.

Liebe Betina,

wenn zwischenzeitlich ein Beitrag geschrieben wird und Du in der Zeit geschrieben hast, dann musst Du bei Deinem Beitrag immer nochmals "absenden" drücken. Dies ist wahrscheinlich (Vermutung) deshalb so, damit man auf diesen Beitrag gleich noch mit-reagieren kann.

Hinsichtlich des "Fallenlassen" hat -glaube ich- Federico mal sinngemäß geschrieben: "Wenn Dein Angehöriger Krebs hat, würde dies dann der Arzt auch raten?".

Was Du machst, ist Hilfe zur Selbsthilfe und dies finde ich gut. Diese ist am Anfang etwas umfangreicher.

LG
Kuni

Re: Baclofen für meinen Bruder

Freitag 31. Januar 2014, 16:15

Liebe Betina,

die lustigen Smileys findest Du im "vollständigen Editor" (Button unten).

Zur meiner Dosierung: Du hast sicher schon gelesen, dass die Dosierung individuell sehr, sehr unterschiedlich ausfallen kann. Ich bin insofern kein Maßstab, da Baclofen bei mir extrem stark anschlägt. Im Prinzip hatten 25 mg/d schon ausgereicht. Aufgrund meiner damaligen noch mangelhaften Stabilität bin ich bis 50 mg hoch. Am Tage hatte ich keine Beeinträchtigungen, nachts aber zunehmend Schlafstörungen in Verbindung mit extremer Traumtätigkeit - zum Schluss auch bei geringen Dosen. Die letzte Wochen hatte ich nur noch 12,5 bzw. 6 mg eingenommen, seit ca. 2 Wochen Baclofen ganz abgesetzt.
Aber bitte beachten: Ich bin da sicherlich eine seltene Ausnahme. Normalerweise sind deutlich höhere Dosen erforderlich.

Alles Liebe - tom
Antwort erstellen